. . . drin im Woid
Unser "Bayerwald-Bockerl" erlebte seinen 100. Geburtstag nicht - Umstrittene Mitterfelser Linienführung
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Umstrittene Mitterfelser Linienführung
Bevor der Gesetzentwurf über den Bau der Bahnstrecke dem Landtag vorgelegt wurde, war den Mitterfelsern aus Vorplanungen klar geworden, dass man ihren Ort aus Kostengründen „weiträumig umgehen” wollte. Dagegen wandten sich Bürgermeister Schneider und der Beigeordnete Hollmer auf einem Treffen der „Interessenten” mit einer hochrangigen Kommission. Sie stellten die Anfrage, „... ob nicht die Bahnlinie dem Orte Mitterfels in einer Weise gewährt werden könne, um in unmittelbarer Nähe derselben die Anlage einer Station zu ermöglichen.” Aus derselben Niederschrift: „Denselben wurden die technischen Verhältnisse, welche ein Näherrücken der Bahnlinie ohne unverhältnismäßige Kosten nicht zulassen, des näheren erörtert und eine Erklärung darüber gefordert, ob die Gemeinde Mitterfels für die projektierte Haltestelle (bei der Wenamühle!) die Verpflichtung zur Herstellung und Unterhaltung der Zufuhr- und Ladestraßen anerkenne.” 4)
Die Planungskarte aus der damaligen Zeit auf der übernächsten Seite zeigt die ursprünglich projektierte Bahnlinie, die nördlich von „Maisenthal” in einer Senke ins Menachtal hinabzieht, dort auf der rechten Seite (orographisch linken) der Menach verläuft und kurz vor der projektierten Haltestelle südlich der Wenamühle erst den Bach überqueren sollte. Die Haltestelle Mitterfels wäre also etwa 3 km vom Ort Mitterfels entfernt gewesen. Auf dem Luftbild (von Donatus Moosauer) ist die ursprünglich projektierte Linienführung eingezeichnet. Die tatsächlich gebaute ist gut als heutiger Radweg zu erkennen.
Auf dem eingelegten Luftbild ist die ursprünglich projektierte Linienführung an Maisenthal vorbei direkt nach Wenamühle eingezeichnet. Dort - 3 Kilometer entfernt vom Ort - wäre der Bahnhof von Mitterfels entstanden.
Da die Mitterfelser natürlich die Beteiligung an den Grunderwerbskosten und die Verpflichtung zur Herstellung und Unterhaltung der Zufahrtswege auch als Druckmittel sahen, deswegen sich auch nicht dazu verpflichten wollten, drohte man ihnen, ihre Haltestelle bei der Wenamühle zu einem reinen Personenhaltepunkt ohne Güterabfertigung zu degradieren.
Die Gemeindeverwaltung Mitterfels schreibt am 10.12.1894 einen gar nicht mehr so „unterthänig” wirkenden Brief an die königl. Eisenbahnbausektion Bogen (inzwischen hatte der Bayer. Staat die „Ostbahn” übernommen): „Die Grunderwerbskosten, bedingt durch die Variante Wiespoint - Reinbach - Roggendorf, wodurch der Bahnhof Mitterfels bis 1,5 km nahe an Mitterfels zu stehen kommt, sind von den Beteiligten übernommen worden und zwar trägt Mitterfels 20% und Straubing 80% (!) dieser Kosten. Zudem wir uns beehren, dies zu berichten, bitten wir primär mit der Detailprojektierung der genannten Variante gefälligst alsbald zu beginnen, evtl. aber mit der Detailprojektierung der alten Linie noch zu warten und zwar letzteren Falles bis zur definitiven Entscheidung der Sache durch das kgl. Staatsministerium und beziehungsweise durch die kgl. Generaldirektion der Verkehrsanstalten, an welch beide Stellen Eingaben gemacht wurden...” Falls das Schreiben keinen Erfolg bringen würde, „drohte“ der Unterzeichner Bürgermeister Bachmeier mit Petitionen bei allerhöchsten Stellen. 5)
Und in einer zehnseitigen Begründung vom selben Tag an die Generaldirketion der Verkehrsanstalten argumentiert man, „...dass nämlich die aufzuwendenden Mittel im offenbaren Missverhältnisse zu den erreichten Vortheilen stehen, hier in keiner Weise zutrifft...” Man bezweifelt in diesem Schreiben die errechneten Mehrkosten, argumentiert, man könne ja die Linienführung zwischen Ehren (Steinburg) und Hofstetten verkürzen und damit sparen. Es gäbe - und das würde die Eisenbahndirektion auch nicht in Abrede stellen - gar keine günstigere Menachüberquerung als bei der Variante, da hier keine Hochwassergefahr herrsche. Bei der Wenamühle müsste bei einem Brückenbau das Hochwasser und ein eventueller Rückstau zur Mühle einkalkuliert werden. Und ein ganz wichtiges Argument: „Die Einöde Wenamühl ist und bleibt ein thoter Punkt... müßte man von Mitterfels aus 3 - 4 km waldeinwärts (also in Gegenrichtung) zurückgehen, was aber Niemandem einfallen würde.” 6)
Dieser letzte Punkt war es auch, der das Kgl. Bayer. Staatsministerium des Kgl. Hauses und des Äußeren dazu brachte, die Generaldirektion der Bayer. Staatsbahnen anzuweisen, „...womöglich die Haltestelle Mitterfels in unmittelbarer Nähe der Distriktstraße Mitterfels - Konzell bei der Abzweigung der Distriktstraße nach Ascha in Aussicht genommen werde und falls deren Anlage da-selbst aus technischen Gründen nicht ausführbar sei, dieselbe westlich des Ortes Reinbach projektiert werde.” 7)
Schließlich wurde der Bahnhof auch westlich von Reinbach gebaut, weil bei dem ersteren Vorschlag eine Steigung von 25 Promille überwunden hätte werden müssen.
Welch gewaltige Leistung dann in etwa 1 1/2 Jahren mit der Planung der Variante, mit dem Bau der Menachbrücke, mit dem Durchstich beim Waldeck und den Dammbauten danach ohne die technischen Hilfen der heutigen Zeit vollbrachte wurde, verdient Bewunderung.
Über den Bau der Menachbrücke berichtet Franz Wartner in der „Chronik Markt Mitterfels”: „...die große Brücke an der Goaßreibn blieb anderen vorbehalten: hier bauten die gebirgserfahrenen Italiener. Überall in der Gemeinde waren sie verteilt, hatten dort eine billige Schlafstelle und bekamen wenigstens Milch und Brot. Das Mittagessen wurde ja in Kastenfeld in der Feldküche gekocht, Polenta zumeist. Gearbeitet wurde auch sonntags. Die Steine für die vier hohen Pfeiler kamen vom Steinbühl bei Wollersdorf. Die Bauleitung hatte sich im Haus Baumeister einquartiert.”
Foto: Die große Brücke an der "Goaßreibn" kurz vor dem Bahnhof Mitterfels über den Perlbach (Menach) - Mit Interesse und Neugier wurden die Fortschritte um Bahn- und Brückenbau begutachtet.
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