Windberger Theater-Compagnie. „Lokalbahn“ - Rollen mit Herz und Seele gespielt

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Stolz berichtet der Bürgermeister von seinen scharfen Worten beim Minister. Doch dann erlebt der Zuschauer von „Die Lokalbahn“, wie das Duckmäusertum um sich greift. – Der Stoff von Ludwig Thoma ist keineswegs veraltet, sondern heute so aktuell wie einst. (Foto: Walter Schneider)

 

Aus unterschiedlichen Perspektiven lassen sich Leistungen sowohl von professionellen als auch von Laien-Theatergruppen betrachten . . .

>>> Weiter beim Bericht der Bogener Zeitung vom 20. Juni 2016 im PDF-Format [... hier].

 


 

(ws) Nach der geglückten und begeisterten Generalprobe des Festspiels „Die Lokalbahn“ musste die „Premiere“ am Donnerstag wegen eines Unwetters und anschließendem Dauerregen am Donnerstag nach kurzem Beginn vom Vorsitzenden des Kultur- und Festspielvereins, Martin Mühlbauer, abgesagt werden. Als Ersatztermin ist der Dienstag, 21. Juni, geplant. Die bereits erworbenen Eintrittskarten sind dafür gültig. Nun ist die Aufführung am heutigen Samstag die offizielle Premiere.

Das Spiel um den Streit einer Streckenführung der Eisenbahn, der seit 1894 die Stammtischthemen beherrschte, ist ein Theaterstück von Ludwig Thoma, das derzeit unter der Regie von Wolfgang Folger uraufgeführt wird. Mit der „Lokalbahn“ wurde bewusst ein Stück in bayerischer Mundart gewählt, eine Komödie, bei der Ludwig Thoma als kritischer Beobachter der Menschen und Verhältnisse seiner Zeit treu geblieben ist. Bedenkenloses Obrigkeitsdenken prangert er satirisch genauso an wie großsprecherisches Maulheldentum. Da werden Haltungen und Einstellungen von Menschen beschrieben: Charaktere und keine Typen wie im Bauerntheater. Thoma kannte seine Mitmenschen, schaute ihnen aufs Maul und ließ sie mit seinem Humor lebendig werden. Denn „Die Lokalbahn“ ist ein zeitloses Stück und fordert immer wieder aufs Neue zum Nachdenken heraus. Um das Stück auf die „Bühne“, die in Windberg die Freitreppe zur Pfarr- und Klosterkirche ist, bringen zu können, musste Wolfgang Folger erst den Text kürzen, ihn „entstauben“ und in eine heute verständliche Sprache „übersetzen“, gegebenenfalls umschreiben. Hinzu kommt, dass ein Freilichttheater andere Theatergesetze hat als ein Kammerspiel. Somit wurde die Inszenierung des Stückes dem Spielort, der Freitreppe mit ihrer natürlichen Kulisse vor der romanischen Kirche, angepasst. Bei der „Lokalbahn“ trifft alles zu: Thoma stellt darin das Maulheldentum bloß, entlarvt die Untertanengesinnung und enthüllt die politische Verhaltensweise der „prächtigen Spießbürger“. Und das alles in lockerer, humorvoller Verpackung. Die über 70 Mitwirkenden der Windberger Theater-Companie vor und hinter der Bühne beim Windberger Festspiel 2016 haben sich in diesem zeitlosen Stück in vielen Proben zur Aufgabe gemacht, die bürgerliche Welt in satirisch-entlarvender, aber auch humorvoller Weise darzustellen und „aus wahren Charakteren heraus die wirklichen Schäden unserer Zeit zu schildern“. Das inszenierte Festspiel ist eine unterhaltsame und humorvolle Aufführung an historischer Stelle mit anspruchsvollen Szenen.

Für die heutige Aufführung sowie die darauffolgenden am 19., 21. (Ersatztermin), 23., 24., 25. und 26. Juni gibt es noch Karten beim Straubinger Tagblatt (09421/940 6710), der Bogener Zeitung (09422/8585-0), im Klosterladen Windberg (09422/809-230). Eine Reservierung für Karten an der Abendkasse ist unter 09422/805040 möglich. Beginn des Freilichtspiels ist jeweils um 20 Uhr, Einlass 19 Uhr, ansonsten sind Restkarten an der Abendkasse zu erhalten.

Quelle: Bogener Zeitung vom 18. Juni 2016


 

Ganz in der noch „jungen“ Theatertradition der „Windberger Festspiele“ steht die Komödie von Ludwig Thoma „Die Lokalbahn“ auf dem Spielplan. Die quirlige TheaterCompagnie um Regisseur Wolfgang Folger ist begeistert von der Kleinstadt-Posse. Denn auf den ersten Blick scheint es, als habe Thoma mit dem Stück in alter Lustspieltradition vor allem das Maulheldentum dem Gelächter des Publikums preisgeben wollen. Doch betreibt Thoma mit diesem Stück eine nachdenkliche satirische Entlarvung der großmäuligen Selbstdarstellung der Kleinstadtbürger. Denn die „mutigen Helden“ und deren Verehrer entpuppen sich mit ihren selbstbewussten Phrasen in Wirklichkeit als klägliche Versager. So werden auch nicht Typen dargestellt, sondern Charaktere gezeichnet, die sich in „brenzligen Situationen“ entscheiden müssen.

Der Bürgermeister der bayerischen Kleinstadt um 1900 hat zwar beim Minister in der Landeshauptstadt den gewünschten Streckenverlauf der neuen Eisenbahnstrecke nicht durchgesetzt, aber angeblich „scharfe Worte“ gefunden und „so richtig losgelegt“. Wegen dieser „mutigen Tat“ wird er als „Volksheld“ von seinen Mitbürgern, die sich an seiner vermeintlichen Opposition berauschen, mit einer „fulminanten Ovation“ gefeiert. Allerdings stecken die „braven Bürger“ zurück, sobald sie ernüchtert die möglichen Folgen ihrer Begeisterung bedenken. „Realpolitisch“ denkend veranlassen sie den Bürgermeister, den Minister gegebenenfalls um Entschuldigung zu bitten. Das kann dieser erleichtert versprechen, denn der „Auftritt“ beim Minister hat ja gar nicht stattgefunden. Zudem ist durch die ganze Aufregung das Glück der Bürgermeistertochter in beträchtliche Schieflage geraten. Doch der Bürgermeister findet erneut Gelegenheit, der Obrigkeit seine Ergebenheit zu beweisen, was seine Erhöhung zum „Volkshelden“ nur steigert.

Mit sprühender Theaterleidenschaft, Spielwitz, schauspielerischer Leistung und Originalität werden die Mitglieder der „Windberger TheaterCompagnie“ unter der Regie von Wolfgang Folger wieder ihr komödiantisches Talent beweisen. Die rund 70 Mitwirkenden – Schauspieler, Sänger, Musiker, Bühnenhelfer und Statisten – geben vor der imposanten Kulisse auf der Freitreppe zur Pfarr- und Klosterkirche Windberg ihr Bestes.

Der „Kultur- und Festspielverein Windberg“ mit Vorsitzendem Martin Mühlbauer und Stellvertreter Jürgen Prommesberger freut sich, dass sich Windberger Vereine wieder um das leibliche Wohl der Theaterbesucher und Akteure kümmern und den Erlös für soziale Zwecke zur Verfügung stellen.

Premiere des Windberger Festspiels 2016 mit Ludwig Thomas Komödie „Die Lokalbahn“ ist am 16. Juni 2016. Weitere Vorstellungen sind am 18., 19., 23., 24., 25. und 26. Juni 2016. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, Einlass bereits um 19 Uhr.

Kartenvorverkaufsstellen: Straubinger Tagblatt (09421/940-6710), Bogener Zeitung (09422/8585-0), Klosterladen Windberg (09422/809-230) bzw. online auf www.agentur-showtime.de oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder unter Telefon 09422/805040

Neben den sieben Festspielaufführungen findet auch ein für die Besucher sehr interessantes, anspruchsvolles Rahmenprogramm statt. An den Sonntagen, 19. und 26. Juni, von 10 bis 16 Uhr und an allen Aufführungstagen ab 18 Uhr ist eine Ausstellung „Windberg, ein Ort mit Theatertradition“ über die bisherigen Festspiele im Amtshaus zu besichtigen.

Quelle: ws, in: Bogener Zeitung vom 5. Mai 2016

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