Haselbach
Gold für Haselbach beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
Abschlussveranstaltung in Oberalteich - Foto: Isabella Rutherford – Vergrößern durch Anklicken!
Wettbewerb auf Bezirksebene: Über die Zukunft der Dörfer
Oberalteich. „Die Dorfgemeinschaft, das sind wir“, sagte Rainer Haselbeck, Regierungspräsident von Niederbayern, am Freitagabend im Kulturforum Oberalteich. Dort fand die Abschlussveranstaltung ...
... des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Bezirksebene mit Vertretern der Dorfgemeinschaften statt.
Die Moderation übernahm Traudi Siferlinger, die mit humorvollen Überleitungen einige Lacher verursachte: „Für das Foto sollten Sie nicht zu weit auseinanderstehen. Ach so, damit verbildlichen Sie, dass Perasdorf so zersiedelt ist“, sagte sie beim Porträt der Zweitplatzierten. Die Gäste freuten sich über einen 300-Euro-Scheck. Perasdorf hat eine moderne Dorfmitte mit Bürgerhaus inklusive Archiv geschaffen.
Der Gold-Gewinner Haselbach (Bild) kann sogar mit einer First-Responder-Einheit und einem Inklusionskonzept aufwarten. Mit solchen Zukunftsaussichten könnten „Probleme gemeinsam ganz unabhängig gelöst werden“, führte Dr. Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident von Niederbayern, an.
Acht Gemeinden aus Ober- und Niederbayern sind geehrt worden. Die Gold-Gewinner Haselbach und Kottgeisering (Oberbayern) werden 2025 am Landesentscheid teilnehmen.
Isabella Rutherford/BOG Zeitung vom 26. Oktober 2024 (Gen. der Lokalredaktion)
„Die Zukunft ist ein Dorf“ – Haselbach Gold-Gewinner
Haselbach wird als Gold-Gewinner im kommenden Jahr beim Landesentscheid des Wettbewerbs Niederbayern vertreten. Die Geld-Schecks haben primär symbolische Bedeutung, beim Wettbewerb geht es vor allem um das gemeinsame „An-einem-Strang-Ziehen“. Fotos: Isabella Rutherford – Vergrößern durch Anklicken!
Zum Abschluss des Bezirksentscheids sind alle am Wettbewerb teilnehmenden Dörfer ausgezeichnet worden – Gold und Silber gingen in den Landkreis
„Zu diesem Anlass widmen wir das nächste Stück ‚Deife du dürrer‘ unserem Bürgermeister“, hieß es am Freitagabend im Kulturforum in Oberalteich aus den Reihen der „Echtn Hoslbecka“-Musikkapelle. Auf der Bühne stand Haselbachs Bürgermeister Simon Haas bei der Abschlussveranstaltung zum Bezirkswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Er ließ sich kleine Sticheleien gern gefallen, durfte er doch für seine Kommune einen Scheck über 500 Euro und eine Gold-Auszeichnung entgegennehmen.
„Wir haben zum Glück reich geerbt mit unserer Kulturlandschaft“, sagte Haas bei der Preisverleihung, „dieses Kapital müssen wir bewahren. Wir haben versucht, es für die Zukunft zu übersetzen.“ Es gebe nicht die eine Antwort auf alle Fragen, aber sein Dorf habe viele kleine gefunden. Landrat Josef Laumer stimmte zu: Man werde regelrecht zum Mitmachen „infiziert“.
Gold für ein ganzheitliches Konzept
Unter der Moderation von Traudi Siferlinger wurden, wie am Samstag bereits kurz berichtet, sechs teilnehmende Dorfgemeinschaften aus Nieder- und zwei aus Oberbayern ausgezeichnet. Aus dem Landkreis Straubing-Bogen nahm neben Haselbach auch Perasdorf teil, das Silber gewann und mit einem 300-Euro-Scheck nach Hause ging. Dr. Konrad Schober, Regierungspräsident von Oberbayern, beglückwünschte auch Kottgeisering zu Gold, das oberbayerische Dorf wird im Landesentscheid im kommenden Jahr mitunter gegen Haselbach antreten.
Dieses Dorf ist ein harter Gegner, denn dort gibt es nicht nur seit 112 Jahren einen Männergesangsverein: Laut Siferlinger hat sich Haselbach bis 2040 einem Gemeindeentwicklungsprozess verschrieben. Ziel sei eine ganzheitliche Entwicklung bezüglich leerstehender Gebäude, Infrastruktur und Inklusion. Mit dem Wohnheim St. Hildegard für Menschen mit psychischer oder geistiger Beeinträchtigung im ehemaligen Pfarrhof sei ein Grundstein gelegt. Die Ersthelfer vor Ort könnten nun mit einer First-Responder-Einheit aufwarten und auch die Jugendlichen beziehe man ein: „Sie erhalten einen Taxigutschein, wenn sie an Events teilnehmen wollen, die außerhalb des Dorfes stattfinden“, erläuterte die Moderatorin.
„Gemeinsam Dinge anzupacken, ist eine Chance zur Bewältigung von allem, was kommt“, sagte Rainer Haselbeck, Regierungspräsident von Niederbayern, im Hinblick auf politische wie auch klimabezogene Krisen. Dr. Olaf Heinrich, Bezirkstagspräsident von Niederbayern, fügte an, dass erkannt werden könne, dass manchmal keine Hilfe von außen notwendig sei, wenn der Zusammenhalt funktioniere. „Ihr habt geschaut, dass im Dorf was vorwärtsgeht, darauf könnt ihr alle stolz sein“, erklärte Siferling. Es sei ein „schönes Gefühl, dass alle zusammen solche Fortschritte erreicht haben“, sagte auch Kommissionsvorsitzende Stefanie Pahnke.
Es beweise, dass der Gedanke hinter dem Wettbewerb erfüllt werde: Ziel sei nicht, ein Dorf „zu verschönern“, sondern für bessere Lebensqualität zusammenzuarbeiten. Dabei müssten sowohl Klimaziele und Energieeffizienz wie auch die Zersiedelungsproblematik einiger Dörfer mitbedacht werden.
Die zweitplatzierten Perasdorfer haben trotz der Zersiedelung ihres Dorfes viel zusammen auf die Beine gestellt. – Vergrößern durch Anklicken!
Damit habe besonders Silber-Gewinner Perasdorf zu kämpfen, mitunter verursacht durch die „herausfordernde hügelige Landschaft“, stellte Siferling heraus. Dennoch habe die Gemeinschaft es geschafft, den Ortskern herausragend zu modernisieren. Das Dorf habe mit knapp 550 Einwohnern eine große Stemmkraft bewiesen, erklärte Bürgermeister Thomas Schuster.
Harte Arbeit für ein „Wir“-Gefühl
Der Dorfplatz wurde zu einem Zentrum kulturellen Lebens mit einem Bürgerhaus samt Dorfarchiv mit barrierefreien Zugängen. Dort ist unter anderem eine Mutter-Kind-Gruppe untergebracht. „Da könnten wir eh wieder ausbauen, weil es schon wieder zu klein wird“, so der Bürgermeister. Die drei Dorfvereine haben auch Platz im Wirtshaus gefunden, das als Stammtreff für den Schützenverein mit Schießstellen ausgestattet worden ist. Auf dem Dorfplatz befindet sich eine digitale Infotafel, Internet ist frei.
„Für das Verleihungsfoto sollten Sie nicht so weit auseinanderstehen – ach so, Sie wollen die Zersiedelung Ihres Dorfes verdeutlichen“, sagte Siferling und sorgte für Lacher. Ein besonderes Highlight war unter den zahlreichen Einlagen der Solo-Tanz der achtjährigen Charlotte aus Mitterfels. Die Hausaufgaben habe sie noch nicht fertig, „dafür hatte ich schließlich keine Zeit“, sagte sie beflissen auf ihre teils akrobatische Darbietung.
„Manchmal braucht es harte Maßnahmen, um zu einem einzigartigen Wir-Gefühl zu kommen“, erklärte Schuster ehrlich. In einem Dorf gebe es immer Streitereien und Konkurrenz. Aber am Ende sei das Ziel des Wettbewerbs eindeutig erreicht worden.
Isabella Rutherford/BOG Zeitung vom 28. Oktober 2024 (Gen. der Lokalredaktion)
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