Touren drenterhalb und herenterhalb der Grenz und viel Hintergründiges dazu

049 Seefoerster ein Hauseck als Mauerrest

"Seeförster" am Schwarzen See (Böhmerwald) - ein Hauseck hält die Erinnerung wach

… Bilder und Geschichte(n): Touren u. a.: Donnerwinkel und Schwarzer See - Waldweideflächen am Arber - (Frauenauer oder Poschinger) Alm, einst einziger Schachten mit Milchkühen - Drei unscheinbare Gipfel und ein geschichtsträchtiges Schachtenhaus ...

Wegen der großen Datenmenge haben wir unsere "Bilder und Geschichte(n)" geteilt.

Mitten im Herzen Europas befindet sich ...

 

... mit dem Bayerischem Wald und der Sumava jenseits der Grenze eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete unseres Kontinents. In großen Teilen darf Natur wieder Natur sein. Es ist faszinierend diese Entwicklung beobachten zu können, aber auch von den Geschichten dahinter zu hören oder bei Schriftstellern wie Karel Klostermann nachzulesen, wie die Menschen früher mit dieser Naturgewalt auszukommen versuchten.

Bilder, Hintergründiges und Gschichte(n) von

01 Urwald Boubin (Kubany) im heutigen Nationalpark Sumava (Fotos 001 - 008) - Fotos: Birgit Mühlbauer (bm)

02 Naturschutzgebiet Kleiner Arbersee (009 - 014) - Fotos: Franz Tosch (ft)

03 Mystischer Kaitersberg (015 - 021) - bm

04 Zerstörtes Dorf Haidl/Zhůří im Böhmerwald (022 - 027) - ft

05 Von Elisenthal (Alzbetin) nach der Hohen Seewand (029 - 038) bm

06 Hochmoore im Hochschachtengebiet: Latschenfilz und Zwieselter Filz (039 - 044) ft

07 Büscherl bei Wiesenfelden (045 - 046) bm

08 Donnerwinkel und Schwarzer See (047 - 052) bm

09 Waldweideflächen am Arber (053 - 059) ft

10 (Frauenauer) Alm, einst einziger Schachten mit Milchkühen (060 - 065) ft

11 Drei unscheinbare Gipfel und ein geschichtsträchtiges Schachtenhaus (066 - 074) ft

 

Vergrößern durch Klick auf das Bild, am rechten und linken Rand findet der Mauszeiger Hinweise zur Diaschau.

  • 001_Urwald_Boubin-Kubany
  • 002_Fuerst_Jan_von_Schwarzenberg_gruendete_schon_1858_dieses_Reservat
  • 003_Der_Mensch_greift_seitdem_nicht_mehr_in_die_Natur_ein
  • 004_Neues_Leben_aus_altem
  • 005_Der_Boubin_ist_fuer_seine_Stelzenbaeume_bekannt
  • 006_Baumehe_zwischen_Buche_und_Fichte_mit_verschlungenem_Wurzelgeflecht
  • 007_Der_Steig_erinnert_an_den_Gruender_des_Urwalds
  • 008_Leben_im_schuetzenden_Schoss
  • 009_Langsam_ruehrt_sich_der_Fruehling_am__Kleinen_Arbersee
  • 010_Schwimmende_Inseln_am_Kleinen_Arbersee
  • 011_Archivbild_April_2014_-_Schwimmende_Inseln_von_Felsgruppe_am_Grossen_Arber
  • 012_Spaetes_Fruehlingserwachen_am_Ufer
  • 013_Fruehlingsboten
  • 014_Idylle_am_Westufer
  • 015_Gasthaus_Koeppl_in_Reitenstein_am_Kaitersberg
  • 016_alte_Stadlbretter
  • 017_Schatztruhe
  • 018_mystischer_Kaitersberg
  • 019_Blick_aus_der_Heigl-Hoehle
  • 020_Fruehlingsgruene_Buchenblaetter
  • 021_mehr_als_ein_krummer_Pinken
  • 022_Wegkreuze_erinnern_in_Zhuri-Haidl_an_einstige_Besiedlung
  • 023_Zhuri-Haidl_Kreuz_am_Wanderweg
  • 024_ein_massiver_Granitstein_an_einer_Haustuer_die_es_nicht_mehr_gibt
  • 025_Grundmauern_eines_Hauses_mit_Blick_zum_Grenzkamm
  • 026_verfallenes_Haus_in_Zhuri-Haidl
  • 027_ein_fuer_damals_stattlicher_Hof_in_einer_wunderschoenen_Landschaft
  • 029_Alter_Promenadenweg_in_Alzbetin
  • 030_Buechelbach
  • 031_Reindlhof
  • 032_Weg_vom_Reindlhof_hinauf_zum_Zwercheck
  • 033_Damska_cesta_und_Zwercheck
  • 034_Fundament_des_Aussichtsturms_zwischen_Zwercheck_und_Seewandberg
  • 035_Gedenkstein_Adolf_Kaspar_hier_verstorben_-_bedeutender_Maler_und_Ilustrator
  • 036_Teufelsseewand
  • 037__Besitzer_des_Girglhofes_Josef_Fuchs_-_zum_Gut_gehrte_auch_der_Teufelssee
  • 038_Auf_dem_Weg_zurueck_nach_Alzbetin_-_Ausblick_zum_Lakaberg_und_Brenloch
  • 039_Bohlenweg_zum_Latschensee_-_gesaeumt_von_Hakenkiefern_die_im_Winter_flach_liegen
  • 040_Latschensee_-_das_groesste_Moorauge_im_Bereich_des_Hochschachtengebiets
  • 041_Hintere_Sulz_-_ein_allmaehlich_verlandendes_Moorauge
  • 042_Wuider_Woid_zwischen_Hinterer_Sulz_und_Kohlschachten
  • 043_Zwieselter_Filz
  • 044_Zwieselter_Filz
  • 045_Schutzhuette_am_Buescherl_bei_Wiesenfelden
  • 046_Vorwaldlandschaft_bei_Wiesenfelden
  • 047_Donnerwinkel_mit_Blick_zum_Spitzberg
  • 048_Schwarzer_See
  • 049_Seefoerster__ein_Hauseck_als__Mauerrest
  • 050_Seebach
  • 051_Spaet_hinauf_nach_HinterhaeuserI
  • 052_Hinterhaeuserl
  • 053_Arbersee_vom_Mittagsplatzl
  • 054_Kreuz_am_Mittagsplatzl-Seeblick
  • 055_Die_Vegetation_am_Mittagsplatzl_kurz_nach_der_Schneeschmelze
  • 056_An_schattigen_Stellen_gibts_immer_noch_Schnee_am_Mittagsplatzl_-Arberblick
  • 057_Postkartenmotiv_einer_Huette_-_sie_steht_am_Hochzellschachten
  • 058_Hochzellschachten
  • 059_Spagat_zwischen_Natur-Natur-sein-lassen_und_Nutzung
  • 060_Trinkwasserspeicher_Frauenau_am_Weg_zu_den_Grenzschachten
  • 061_Huette_am_Verlorenen_Schachten
  • 062_Ahorne_auf_der_Alm_waren_Schattenbaume_fuer_das_Vieh
  • 063_Reste_der_Mauer_um_die_Poschinger_Alm
  • 064_Ausblick_zu_den_Racheln
  • 065_Totholz_ist_wertvoller_Teil_der_Natur
  • 066_Grenzblick_vom__Scheuereckberg_am_Jaehrlingsschachten
  • 067_der_Rachel_lugt_grad_no_ueber_den_Kamm_vom_Fahnenriegel_zum_Kiesruck
  • 068_Unterstandshuette_am_Jaehrling
  • 069_Fahnenriegel_mit_Blick_zum_Jaehrling_und_Lackaberg
  • 070_Felsengruppe_Fahnenriegel_mit_Arberblick
  • 071_Kreuz_am_Kiesruck
  • 072_Jaehrling_vom_Kiesruck
  • 073_das_Felsenfenster_am_Kiesruck
  • 074_Schachtenhaus

01 Urwald Boubín (Kubany)

Der Urwald Boubín ist das bekannteste Naturschutzgebiet Tschechiens und gehört zugleich zu den ältesten Wald-Reservaten Europas. Die natürliche, über Jahrhunderte von Menschen unberührte Waldvegetation-Entwicklung in diesem Teil der Boubín-Wälder steht unter strengem Naturschutz. Der Urwald Boubín liegt allerdings nicht abseits der Zivilisation, sondern inmitten der mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Die Kulturgeschichte dieses Gebietes ist eng mit der Lage im Länderdreieck zwischen Böhmen, Österreich und Deutschland verbunden.

Schmugglersteige und Holzförderung

Die Wälder stellten für die Menschen (außer Einsiedlern und Jägern) immer einen unbewohnbaren Ort dar und waren mit Gespenstern, Geistern, Raubtieren und den verschiedensten Ängsten verbunden. In den Wäldern konnte man sich leicht verlaufen und ums Leben kommen, deswegen waren sie, außer um hier einer Arbeit nachzugehen, nicht so häufig besucht. Durch den Urwald Boubín führten zwei Schmugglersteige. Es wurde hier fast alles geschmuggelt: Salz, Schießpulver, Tiere, Getreide und das beliebte „Böhmerwald-Rauschgift“ Brizil (Schnupftabak). Der Brizil wurde aus Tabak, Schmalz, Backpflaumen und Pfeffer hergestellt und geschnupft. Im Böhmerwald prosperierte auch die Glasherstellung, wobei die Glashütten dazu Holz in unvorstellbaren Mengen verbrauchten. Obwohl die Glashütte in Kubova Huť nur ein paar Kilometer vom Urwald entfernt war, verarbeitete sie nur das Holz aus der engeren Umgebung und zum Glück für den Urwald machte sie auch bald bankrott. Der Urwald war für ähnliche Unternehmen und zur Holzförderung zum Glück auch viel zu schwer zugänglich. In seiner Nähe wurde der Schwarzenbergsche Schwemmkanal erbaut. Dank des Kanales konnte das Holz bis nach Wien oder Prag transportiert werden, ohne den Urwald zu tangieren. 

Fürst Jan von Schwarzenberg erklärte das Gebiet "für ewige Zeiten zum Urwald"

Die letzten menschlichen Aktivitäten im Wald wurden vom Forstmeister Josef John (1802-1871) verhindert, denn er beschwerte sich beim Waldbesitzer, dem Fürsten Jan von Schwarzenberg. Der traf 1858 die Entscheidung, dass er “...für ewige Zeiten diese Waldkulturen zum Urwald erklärt, wo man keine Bäume fällen und keinerlei andere Aktivitäten oder Arbeiten ausüben darf, und dass man den Urwald sich selbst überlassen sollte.” Die ursprüngliche Urwaldfläche nahm 144 ha ein, später wurde die Fläche des Urwald-Kern-Schutzgebiets noch ausgeweitet. Zum National-Naturreservat wurde der Urwald 1933 erklärt und 1958 wurde seine Fläche auf die heutigen 666 ha festgelegt. Manche Bäume sind hier bis 400 Jahre alt. Das heißt, dass sie vor dem Dreißigjährigen Krieg gekeimt haben, und zu Zeiten, als Comenius schrieb und Rembrandt malte, waren sie schon mehr als 10 m hoch. Der Fichtenkönig, der am 4. Dezember 1970 umfiel, wurde mehr als 440 Jahre alt und mit seiner Höhe von 57 m übertrumpfte er fast den bekannten Prager Aussichtsturm Petřín (60 m). Eine weitere Urwald-Besonderheit stellen die sog. Stelzenwurzeln dar.

(aus: sumavanet.cz – Karte: https://www.sumavanet.cz/ki/ku/tur_mp.asp?lng=de)

02 Naturschutzgebiet Kleiner Arbersee

An der westlichen Flanke des Großen Arbers, dem höchsten Berg im Bayerischen Wald, liegt der Kleine Arbersee. Der See ist ein Relikt aus der Eiszeit. Seine Bildung verdankt er dem Kleinen Arberseegletscher, der sogar der zweitlängste aller Böhmerwaldgletscher war. Die Seewand des Kleinen Arbersees ist mit ihren über 100 m steil über dem Seeloch aufsteigenden Felswänden noch sehr ursprünglich erhalten. In diesem stark vom Verlauf des Gletschers geprägten Gebiet finden sich Quell- und Niedermoore neben farn-, moos- und flechtenreichen Aufichtenwäldern.

In älterer Literatur werden der Große und der Kleine Abersee stets als dunkle, trübe Moorseen geschildert. Die Aufklarung des Wassers erfolgte erst in den letzten Jahrzehnten und ist eine Folge der Luftverschmutzung: Die starke Versauerung des Seewassers hat eine Verarmung der Pflanzen- und Tierwelt zur Folge. So sind beispielsweise die Fische in diesen Gewässern bereits ausgestorben. [Sie waren es. Inzwischen sieht man – v. a. an der Mündung des Seebachs - schon wieder vereinzelt Bachsaiblinge. Red.] Die Zwiebelbinse bildet dichte Teppiche bis in zwei Meter Tiefe.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Kleine Arbersee zum Triften von Holz aufgestaut und vergrößerte sich dabei um mehr als ein Dreifaches. Es lösten sich im Randbereich des damaligen Sees intensiv verwurzelte Moorfilze, die mit ihrem Torfanteil leichter als Wasser sind. Diese haben sich bis heute als 'schwimmende Inseln' erhalten. Wie ihr Name schon verrät, sind sie ohne feste Verbindung zum Untergrund und heben und senken sich mit den Schwankungen des Wasserspiegels. Im Laufe der Jahrtausende haben die Filze eine Dicke von 1,5 bis 3,5 Metern erreicht, sodass sogar 40- bis 60-jährige Fichten auf ihnen wachsen. Die größte Insel hat eine Ausdehnung von ca. 4.500 m². [Seit einigen Jahren ist ihre Position aber mehr oder weniger stabil. Red.]

Am Nordostufer befand sich zwischen 1714 und 1742 und dann noch einmal zwischen 1783 und etwa 1800 eine Glashütte, die Seehütte. Die Fundamente der ehemaligen Glashütten sind als Bodendenkmal  ausgewiesen. Heute liegt am Westufer das Gasthaus Seehäusl.

Das Naturschutzgebiet Kleiner Arbersee wurde am 28.11.1959 geschaffen. Es ist 307,5 ha groß und umfasst - neben dem See selbst - die den See umgebenden Moore und Waldgebiete. Die Schutzverordnung von 1984 sieht vor, dass die Inseln nicht betreten werden dürfen. Wegen einer befristeten Befreiung davon wurden jedoch bis Ende 1998 Ruderboote verliehen. Fischotter und Biber konnten sich wieder hier ansiedeln. Auch das scheue Auerhuhn hat hier ein Zufluchtsgebiet.

Für die malerische Seeumrundung benötigt man ca. 30 bis 45 Minuten. Der Seerundweg ist bei trockenem Wetter bedingt auch für Kinderwägen und Rollstuhlfahrer geeignet. Bei einer deftigen Brotzeit im großzügigen Biergarten vom Gasthaus 'Seehäusl' kann man sich am fantastischen Blick auf den See erfreuen.

Der Kleine Arbersee in Stichpunkten:

Alter

ca. 10.000 Jahre

Größte Tiefe

12 m

Wasserfläche

6,36 ha

Höhenlage

918 m über NN

Einzugsgebiet

2,79 km²

Gesamte Fläche

8,56 ha

pH-Werte (im Schnitt)

4,5

Quelle: https://www.kleine-arberseebahn.de/index.php/kleiner-arbersee (mit Ergänzungen)

 

04 Mystischer Kaitersberg

Schwere Wetter, raue Zeiten. Grau, behäbig, nicht fortzurücken steht die alt ehrwürdige Gastwirtschaft Köppl in Reitenstein; alte Stadlbretter sind wie Buchumschläge, Lebenstitel drauf geschrieben, beim Blättern in alten Skripten fällt manche Kostbarkeit in unsere Hände. Musst nur lesen, zwischen Bretter lugen, Steine berühren, horchen, fühlen, tasten, brüchiges Gemäuer und die Stimmen, lachen und erzählen, kurze Blicke durchs Fenster, klapprig, Vergänglichkeit lauert, Erinnerung bröselt, vergessen und doch nicht irgendwie.

Steinige Wege. Mystisch kreucht Nebel über den Kaitersberg, fallen Tropfen, klatschen leise. Wetterhexen bringen dich fort, schweben durch die Wipfel, leises Raunen und Kichern in alten Buchen, geheimnisvoller Stein, zerklüfteter Wald, Schlupfwinkel, Verstecke und so vieles an Geschichte.

Frühlingsgrüne Buchenblätter, kalte nasse Felswände. Diese Stille fängt dich ein. Mächtige Baumgestalten wie Fabelwesen in grau verhangenem Licht. Träumst dich hinein, Jahrhunderte zurück, der Heigl und seine Höhle: seltsamer Ort. Der Wind haucht über Felsvorsprünge, ein letzter Atem, kalt und düster – was wissen wir schon aus längst vergangener Zeit? Schwingt er sich davon, der Sauhund, wie Nebelfetzen, nur hin und wieder ein Augenblick, ein Gedanke huscht zwischen Felsen hin, ein Seelenstupser! Geliebt, verehrt, unvergessen bis in unsere Zeit.

Grau und regnerisch, kühl weit weg und doch so nah, so unheimlich herzzerreißend. „Du spinnst doch, glaub ich fast und doch nicht, hoff ich, irgendwie!“ Hock da alleine, blättere in meinem alten Wanderführer, halte den kleinen Schatz in meinen Händen, - wachrütteln möchte ich sie alle, dort unten in den Tälern, eine Lektion erteilen, wie schon der Heigl mir! Schon damals waren sie sich sicher und einig, Recht und Ordnung zu verkünden und nur das Richtige zu tun! So seltsam, ist er immer noch da, der Heigl? Wie ein Schatten an der Felswand? So unrecht war er nicht, wie vieles andere von Damals.

Birgit Mühlbauer

Der Keitersberg, ein wild zerklüfteter, wegen seiner großartigen Felsbildungen und schroff abfallenden Felswände höchst interessanter Berg, wird von Kötzting aus über Reitenstein und Reitenberg erstiegen. Im obersten Hause Reitenbergs bei Köppl besteht eine Waldvereinsschenke, in welcher gutes Flaschenbier, Käse, Eier, Kaffee und Wein verabreicht werden. (Vorzügl. Quellwasser) Auch bengalische Kerzchen, das Schächtelchen 10 Pfg. und Fackeln zu 15 Pfg. zur Beleuchtung der Heigl-Höhle versäume man nicht hier mitzunehmen.

Der Besitzer der Waldvereinsschenke hat unmittelbar am Walde einen stattlichen Neubau mit geräumigen Zimmern aufgeführt, der im Jahre 1895 auch zur inneren Vollendung gelangt und bei seiner reizenden Aussicht, seiner hohen Lage von 800m und der unmittelbaren Nähe schöner Waldungen zu einem Sommeraufenthalte sich besonders eignen dürfte.

Quelle: „Führer durch den Bayerischen Wald von Mayenberg aus dem Jahr 1896“

 

03 Zerstörtes Dorf Haidl/Zhůří im Böhmerwald

Wenzel Kapelle

Die Geschichte dieses heute verschwundenen Ortes begann schon im 14. Jahrhundert, als der Bergreichensteiner Goldene Steig diese Hochfläche durchquerte. Am Hang des Haidl-Bergs stand damals ein Wachturm zum Schutz des Handelswegs. Fast auf dem Gipfel des Haidl-Bergs (1187 m ü. M.) wurde um 1720 eine Ortschaft gegründet. Ihre Bewohner arbeiteten in der nahen Glashütte, der sog. Althütte. 1900 wohnten da 168 Menschen in 20 Häusern. Sie bewirtschafteten 30 ha Felder, 101 ha Wiesen, 12 ha Weiden und 156 ha Wald. Im nahen Haidl-Filz wurde Torf gestochen. Am Nordrand der Gemeinde befand sich eine Kapelle, die dem hl. Wenzel geweiht war.

vor dem Gasthaus  Haeuser entlang der Strae

Nach der Ausweisung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1947) kamen rumänische und slowakische Remigranten hierher, die aber schon 1952 durch tschechoslowakisches Militär ersetzt wurden. Neue Kasernen wurden gebaut. Das Dorf wurde – wie viele andere in dem grenznahen Sperrgebiet - vernichtet. Die Kapelle blieb noch ein paar Jahre stehen, sie diente als Stall für die Schweine, die man für die Miltärküche hielt. Auf dem (kaum ausgeprägten) Haidl-Berg wurde eine Radaranlage sowjetischer Provenienz errichtet. 1986 war hier auch die 11. Hubschrauberstaffel zum Schutz der Staatsgrenze stationiert. Die Soldaten verließen Haidl nach 1989.

Das Gebiet der früheren Gemeinde Haidl wird heute nur extensiv landwirtschaftlich als Weide benutzt. Es ist durchsetzt mit Gruppen von Bäumen und wirkt wie ein naturbelassener Park. Ein Wanderweg durchzieht den leicht südwestwärts geneigten Hang. Von ihm aus hat man wunderschöne Ausblicke zum Hauptkamm des Bayerischen Waldes, zum Rachel, zum Falkenstein, dem Polednik (Mittagsberg). Wegkreuze und Reste von Grundmauern erinnern aber auf Schritt und Tritt an die frühere Siedlung. In der Nähe der Straße erinnert die Ruine eines Hauses an Menschen, die sich mit viel Liebe und handwerklichem Können ein Zuhause schufen.

Info: Haidl/Zhůří ist über die Straße 169 zwischen Horska Kvilda (Innergfield) und Rejštejn (Unterreichenstein) erreichbar. Ein gute interaktive Karte finden Sie [... hier]. In dem im Juli 2019 erscheinenden Mitterfelser Magazin führt im Beitrag "Im hohen Böhmerwald" Birgit Mühlbauer u. a. auch nach Haidl.

Quelle: Historisches Album NP Sumava (Zusammenstellung: ft)

 

05 Von Elisenthal (Alzbetin) nach der Hohen Seewand

In alten Wanderführern zu schmökern, einstige Wege zu suchen und neu zu erkunden, für einige Momente und Lebensaugenblicke auf steinigen, damals unter schwierigsten Bedingungen angelegten Pfaden unterwegs zu sein, heißt ein Stück Geschichte zu fühlen, sich hineinzuleben , die schwieligen Hände zu spüren, ein wenig alte Zeit zurückzuholen. Geschichten schreibt die Zeit, unbegreifliche Historie, Krieg und Frieden, Eiserner Vorhang, so vieles umsonst geschehen. Die Grenzöffnung ist ein Geschenk für unsere Lebenszeit, ist unsere Chance für ein Miteinander. Ich darf hier unterwegs sein und dafür bin ich von ganzem Herzen dankbar. Es sind herend und dreand meine Mitmenschen denen ich gerne ein Lächeln schenke und die Hand reiche, ein leises „ Dobry den“ öffnet manche zwischenmenschliche Tür. Nicht um irgendetwas vor Jahrzehnten Geschehenes vorzuhalten, verweise ich auf die alten Wanderführer: Es finden sich Besonderheiten, längst vergessene Edelstücke, auch meine wunderbaren Lebenswege in den irgendwo aufgestöberten, abgegriffenen Büchlein. Manche Notiz, filigran eingezeichnete Wegführung, der Hinweise auf ein Wirtshaus oder ein Alpenglöckchen, das vor vielen Jahrzehnten sorgsam getrocknet als Erinnerungsblümchen aufbewahrt wurde. Für mich Erinnerung an einen unbekannten Menschen, dessen Wanderführer ich heute wie Gold in Händen halte und ihn samt Blümchen sorgsam hüte. Dankbar auch für all das, was erhalten geblieben ist, sind es nur wenige Scherben vom Reindlhof, sie sind da, zusammengetragen, ein Häufchen Geschichte, Erinnerungen eben, die ein wenig erzählen. Es gibt auch diese Menschen die es möglich machen, dass wir noch sehen können und dürfen, Menschen, die versuchen, etwas Geschichte, etwas menschlichen Irrsinn zu verstehen, zu verarbeiten - und es gibt eben die Natur, die vieles übertüncht, gut werden lässt, unverwechselbar einzigartig werden lässt, wenn wir es zulassen und sehen lernen…!

Von Elisenthal nach der Hohen Seewand

Auf letzterem Wege prachtvolle Aussicht in das Thal des Büchlbaches, auf den Scheibensattel, und auf das majestätisch sich emporthürmende Arbergebirge. Der Weg nach der Seewand ist sehr vergrast und felsig, ein Verirren ist jedoch nicht möglich. Am oberen Hange des Seewandkammes passiert derselbe die Steinmeere, weithin sichtbare Gerölllehnen von ungeheurer Ausdehnung, deren zum Theil sehr große Gesteinstrümmer meist mit der gelb- und schwarz-marmorierten Landkartenflechte überzogen sind. Der Wald wird nun niedrig, lückig und struppig, bald zeigen sich einzelne Knieholzbüsche, worauf man auf den mit niedrigen flechtenbehängten Fichten und Kiefern bedeckten Kamm des Gebirges gelangt. Geradeaus führt der hier wieder schöne, gut erhaltene Weg zum Restaurationsgebäude am Schwarzen See hinab, während r. ein auf dem Kamme sich hinschlängelnder Fusspfad in 5 M. zu einer Felsmasse leitet, auf der das Seewandgloriett, ein hölzener Pavillon errichtet war. Dieser ist entweder vom Sturm oder absichtlich niederrissen worden, soll aber durch einen steinernen Aussichtsturm ersetzt werden. Rückkehr nach Elisenthal durch das Büchelbachthal. Der Weg zweigt sich unterhalb der Steinmeere ab und geht fast fortwährend durch Wald ins Büchelbachthal hinab, wo er mit der von Elisenthal längs des Baches nach der Kleinen Scheibe emporführenden Waldstrasse zusammenführt. Bei einer Mühle ein schön gebahnter Weg über eine Brücke und aufwärts durch den Wald nach dem schön gelegenen Reindlhof. Die Waldstr. läuft am r. Ufer des Büchlbaches durch das mit Wiesenmatten ausgekleidete Thal nach Elisenthal, wo sie, nachdem sie nochmals den Bach überschritten, beim österr. Zollhaus auf die Aerarialstr. einmündet. (Führer durch den Böhmerwald (Österreichische und Bayrische Antheile) und das südliche Deutschböhmen, Budweis 1903, Verlag des Deutschen Böhmerwaldbundes.)

Nach der Sage schäumt die Flut wildbrausend auf, wenn man Steine oder Holzstücke in den See wirft und rächt sich an dem Frevler durch Nebel und Regen. (Führer durch den Bayerischen Wald, Mayenberg 1910)

Der Teufelssee bildet ein Dreieck und ist von einer felsigen schroff abfallenden, von Schluchten durchfurchten, aber malerisch bewaldeten Seewand eingefasst. Ein dem Besitzer gehöriger am Ufer angeketteter Kahn, welcher auf Ansuchen den Touristen überlassen wird, ermöglicht die Befahrung des Sees. Ein breiter Weg am Ufer des Sees führt zu Wegweisern nach den Rothen Gräben und Schwarzen See. Auf dem Weg durch die Teufelseewand erblickt man den in stiller Waldeinsamkeit ruhenden Teufelssee. Der Weg überschreitet mehrere Schluchten auf Brücken, fortwährend die imponierendste Aussicht auf den See und über die ihn umringende Waldmasse, hinaus auf das Eisenbachthal und den Panzer darbietend. (Führer durch den Böhmerwald (Österreichische und Bayrische Antheile) und das südliche Deutschböhmen, Budweis 1903, Verlag des Deutschen Böhmerwaldbundes.)

Elisenthal (böhmisch) 5 Minuten unterhalb des Bahnhofes, an der Einmündung des Pichelbaches in den Regenbach, mit einer großen Glashütte von Schrenk, nahe bei Elisenthal eine Badeanstalt mit Schwimmbassin, dem Schneidsägebesitzer Jahr gehörig, deren Benutzung jedem anständigen Fremden vom Besitzer gestattet wird. Gasthaus von Ferdinand Ascherl. (Führer durch den Bayerischen Wald, Mayenberg 1896)

 

Elisenthal - Alzbetin, der Name Elisenthal kommt von der Elisen-Glashütte. Elise (1758-1825) war die Tochter des berühmten Glasmachers Hans Georg Hafenbrädl nach ihr wurde die Glashütte und auch das Dorf benannt. 1779 ließ sie nicht weit von Elisenthal Schloss Deffernik – Debrnik erbauen, sie galt als wohltätige Schlossherrin und wurde liebevoll Fräulein Liesl genannt.

Der Reindlhof, war ein einsam gelegener Hof, zwischen Elisenthal und Teufelssee, einst Gastwirtschaft mit herrlicher Aussicht auf das Büchlbachtal, auf den Falkenstein und Arber.

Seewandberg –Jezerni hora, heute gehört er zum Naturschutzgebiet Schwarzer See und Teufelssee. Um 1880 gab es zwischen Seewandberg und Zwercheck einen Aussichtsturm, Wege führten von dort direkt zum Schwarzen See, oder zum Teufelssee und übers Büchelbachtal nach Elisenthal. Das Grundfest des Turms mit Steinplatten findet man noch heute.

Der Teufelssee wurde auch Girglsee genannt, er gehörte zum Girglhof, die Söhne des Besitzers Schreiner trugen alle den Namen Georg. Eine Hoferbin heiratete Josef Fuchs, aus der Zeit müsste auch die Inschrift auf einem Felsen am See stammen, „J. F. 1900“.

Denkmal für Adolf Kaspar, es findet sich auf dem Wanderweg von Böhmisch Eisenstein zum Teufelssee, Kaspar war ein bedeutender tschechischer Maler und Illustrator, während eines Spazierganges zum Teufelssee verstarb er hier am 29. Juni 1934.

Birgit Mühlbauer

 

06 Hochmoore im Hochschachtengebiet: Latschenfilz und Zwieselter Filz

Eine im tschechischen Nationalpark Sumava häufig anzutreffende typische Landschaftsform sind die Hochmoore. Sie kommen im Bayerischen Nationalpark deswegen nicht so oft vor, weil es hier weniger Hochflächen gibt, Sattelflächen oder Ebenen zwischen den Berggipfeln, als auf der böhmischen Seite.

Deswegen umgibt die Hochmoore im Bereich von Hoch- und Kohlschachten eine Aura des Besonderen. Hier beherrschen Moose, Gräser und Zwergsträucher im Wechsel mit Mooraugen und Latschenkiefern das Bild. Den Hochmoorpflanzen steht nur Regenwasser zur Verfügung, da mächtige Torfkörper sie von anderen Wasser- und Nährstoffquellen abschneiden.

Im überhöhten Südostteil, im sogenannten Latschenfilz treten Kolke auf, der größte ist der Latschensee (Einheimische sagen auch Kohlweiher). Zwei Meter ist er tief, am Grund befindet sich eine vier Meter tiefe Humus-Schlamm-Schicht. In diesem sehr sauren, kaffeebraunen Wasser können keine Fische oder Frösche leben. Und die hier lebenden Tiere und Pflanzen müssen mit extremen Lebensbedingungen zurechtkommen. Hochspezialisierte Arten wie die Moor-Libelle schaffen das. Oder bei der Flora der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze. Wer im Hochwinter über den Latschenfilz wandert, sieht auch von den „Hakenkiefern“ nichts, sie liegen flach unter der Schneedecke und richten sich nach der Schneeschmelze wieder auf.

Weil Moore eine sehr trittempfindliche Lebensgemeinschaft bilden, wurden Bohlenwege zum Latschensee angelegt. Der vom Hochschachten zum Kohlschachten führende Bohlenweg zieht an der Hinteren Sulz vorbei, einem weiteren - schon verlandenden - Moorauge, das im Laufe des Jahres fantastische Farbveränderungen erfährt. Acht Mooraugen gab es früher im Latschenfilz.

Bevor mit der Gründung des Nationalparks die Hochmoore unter besonderen Schutz gestellt wurden, hat man zur Waldeinteilung eine Schneise durch das Hochmoor gezogen, die „Schluttergasse“, mit der man die Vegetation arg beschädigte. Man versuchte (v. a. auch auf tschechischem Gebiet) Moore mit Wasserableitungen trocken zu legen.

Nördlich des Kohlschachtens befindet sich ein tiefer gelegenes Hochmoor, Zwieselter Filz genannt. Hier ist zu sehen, dass sich das Moor zur Mitte zu etwas hochwölbt. Der Bohlenweg führt an einigen kleinen Mooraugen vorbei und bildet eine Weganlage, auf der man unbedingt eine „staade“ Rast einlegen sollte. Vielleicht kommt dann auch das Empfinden, dass die Natur sich in ihr eigenen Zeiträumen entwickelt und verändert.

Franz Tosch

07 Büscherl bei Wiesenfelden

Das Büscherl ist mit 740 m die höchste Erhebung der Gemeinde Wiesenfelden. 1904 lebten in drei Anwesen 12 Einwohner. Von den Anwesen Urban, Lösch und Altmann sind noch Mauerreste vorhanden. In den Jahren 1960 bis 1965 wurden die Anwesen vom Wittelsbacher Ausgleichs Fonds bzw. vom Bund Naturschutz erworben. Quelle: Unterstandshütte auf dem Büscherl

>>> Wanderbeschreibung mit Karte [hier].

Von Uttenzell aus soll man wo möglich das sogenannte Büschl bei Oberhof ersteigen, da der Gipfel dieser Anhöhe eine herrliche Fernsicht gewährt, welche bis München reicht. Die Wäldler behaupten, der König sehe aus den Fenstern des Königsbaues schnurgerade auf das Büschl. – In der Nähe bricht guter Granit. 1 ½ Stunden n. ö. liegt auf bedeutender Höhe das schöne Schloß Schönstein. Der Weg dahin führt auf guter Fahrstraße über Hötzelsdorf. (Führer durch den bayerischen Wald. Handbuch für Reisende von Carl Hoffmann, Passau 1872)

 

08 Donnerwinkel und Schwarzer See

Von Hamry zum Osser führte ein markierter Weg „durch fürstliche Gründe und Einschichten im Donnerwinkel (eigentlich Tannenwinkel). Dem Osserbach entlang, das schmale romantische Tal hinauf (bei der Brettsäge stürzt der Klammerbach in den Osserbach), in ½ Stunde in den durch mehrere Bauernhöfe belebten Donnerwinkel. (Führer durch den Böhmerwald)

Die Höfe im Donnerwinkel liegen versteckt im Wald, Grundfeste und Mauerreste lassen sich noch finden, die einstigen Wiesenflächen sind wild verwachsen oder wurden aufgeforstet. Ein romantisches Waldtal, abgeschieden und einsam, ein Ort der Ruhe ist es heute.

Der Schwarze See ist der größte See des Böhmerwaldes und des Bayerischen Waldes, sein Umfang beträgt 1809 m. Die durchschnittliche Tiefe 15,6 m. Die tiefste Stelle mit 40,5 m findet sich unter der 335 m hohen Karwand.

Der See wurde auch Pistrizer See, Bistrizer See oder Eisenstrasser See genannt und gehörte zum Besitz des Fürsten Hohenzollern, die Hohenzollernsche Forstverwaltung setzte Saiblinge und Seeforellen im See ein. 1902 ließ man an die Stelle der Gloriett, einer Herberge aus dem Jahr 1878, ein Restaurant erbauen. 1923 wurde für Touristen eine Hütte mit Gasthaus und Bootsverleih errichtet. Nach dem 2. Weltkrieg war das Restaurant Sitz einer Grenzschutz-Kompanie. Um 1950 brannte das Haus nieder und wurde nicht mehr erneuert. (Böhmerwald grenzenlos, Reiseführer)

Vom See führte ein Weg entlang des Seebaches steil hinunter zum Seeförster oder Seeforsthause, ¼ Stunde von der Straße nach Hammern entfernt. Beim Förster fand man Unterkunft und Bewirtung. „Der Reisende möge nicht vergessen, dass der Seeförster zwar die Berechtigung, nicht aber die Verpflichtung hat, Fremde bei sich aufzunehmen und zu bewirten, und dass daher der Empfang, den er dort findet, ganz von seinem Benehmen dem Förster und dessen Gattin gegenüber abhängen wird.“ (Führer durch den Böhmerwald 1903)

 

09 Waldweideflächen am Arber

Der Begriff Schachten findet sich seit dem Jahr 1574 und wird für Waldweideflächen im Bayerischen Wald zwischen Bodenmais und Grafenau verwendet. Er dürfte auf die Zeit der Rodung, des „Ausschachtens“ zurückgehen. Wurde gewöhnlich das Vieh von Georgi (23. April) bis Michaeli (29. September) auf die Schachten getrieben, war die Zeit des „Blumbesuchs“ auf den Bodenmaiser Schachten von 1. Juni bis 10. Oktober festgeschrieben. Im Jahr 1848 waren in Bodenmais 139 Rechtler und 1948 noch gut hundert Berechtigte, heutzutage sind es nur noch drei, die ihre Jungstiere und Ochsen auftreiben. Insgesamt stehen auf den sieben Schachten Hochzellschachten, Diensthüttenschachten, Buchhüttenschachten, Bürstling, Mittagsplatzl, Große Arberhütte den Rechtlern 17 ha „Lichtweide“, zuzüglich angrenzender Waldbereiche zur Verfügung.

Die Waldweide hat eine wichtige Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt hat. Viele heutige Tier- und Pflanzenarten wie das Auerhuhn oder der Ungarische Enzian sind auf die savannenartigen Landschaften und lichte, struktureiche Wälder angewiesen. So siedeln sich auf lichten, sonnigen Stellen Waldameisen an, die wiederum enorm wichtige Nahrungsquelle für die Küken des Auerhuhns sind.

Quelle: Naturpark Bayerischer Wald

 

10 (Frauenauer) Alm, einst einziger Schachten mit Milchkühen

Der Almschachten, auch Frauenauer oder Poschinger Alm genannt genannt, liegt östlich der Trinkwassersperre im Nationalpark Bayerischer Wald. Die Weidefläche wurde vom Glashüttengut Oberfrauenau angelegt. Er wurde als einziger Schachten des Bayerischen Waldes als Alm genutzt, d. h. es wurden dort über den Sommer Milchkühe gehalten und Butter und Käse zubereitet. Einst führte der „Buttermilch-Steig“ zum Glashüttengut nach Frauenau. Die Milchwirtschaft wurde, wie auch die Waldweide um 1920 eingestellt. Die ehemalige Weide und Wiese wird auch in Zukunft als offene Fläche in der Landschaft soweit notwendig durch Pflegemaßnahmen erhalten.

Die Zugangswege zu den Hochschachten an der Grenze sind weit. Es bietet sich an, von den Parkplätzen bei Oberfrauenau oder unterhalb des Trinkwasserspeichers mit dem Rad auf der Forstraße zum Radparkplatz am Hochschachten zu fahren und von hier zur Alm zu wandern – oder das Rad an der Abzweigung des Wanderweges zum Verlorenen Schachten abzustellen und über den Verlorenen Schachten zur Alm zu gehen.

>>> Zu Geschichte und Vegetation finden Sie [hier] Wissenswertes.

>>> Wanderkarte Bayern-Atlas [hier].

11 Drei unscheinbare Gipfel und ein geschichtsträchtiges Schachtenhaus

An den Eckpunkten eines trapezförmigen Gebiets liegen Scheuereckberg (Jährlingschachten), Fahnenriegel, Kiesruck und Schachtenhaus auf der grenznahen Hochfläche des Buchenauer Reviers. Heute hat man – dank „Waldsterben“ und Orkanschäden – von jedem der drei Gipfelkreuze am Scheuereckberg, Fahnenriegel und Kiesruck eine spezielle Sicht und kann auch von da aus die Wanderroute überblicken. Der Autor dieser Zeilen hat noch den einstigen Hochwald früherer Jahre im Kopf, als die Aussicht minimal war – und könnte stundenlang auf einem der unscheinbaren Gipfeln und beim Schachtenhaus sitzen und schauen und sinnieren …

Wir möchten hier nicht in Konkurrenz zu Wander- oder Radführern treten, sondern Ihnen nur ein wenig mit unseren Bildern die herbe Schönheit des Bayerischen Waldes in der Nähe der Grenze zeigen. Gleichzeitig haben wir die Befürchtung, dass mit jeder weiteren Veröffentlichung auch Gruppen von „Hikern und Bikern“ in diese schützenswerte Natur einfallen, die sie nur als Sportarena sehen. Wir verzichten auch aus diesem Grund auf genaue Wegbeschreibungen. Das Wandern auf den alten Schneisen oder Harvesterwegen zu Fahnenriegel und Kiesruck sind nach den Bestimmungen der Nationalparkverordnung erst Mitte Juli bis Mitte November erlaubt.

Zur Orientierung hilft ein Link zum Bayernatlas: [Hier klicken].

Es bietet sich an, von Buchenau oder Spiegelhütte mit dem Rad bis zur Unterstandshütte am Straßenstern zu fahren, bei dem die Zugänge zum Jährlingsschachten und Schachtenhaus markiert sind, und zu Fuß die vier Ziele zu erwandern.

Jährlingsschachten (mit Scheuereckberg am Südwestrand des Schachtens)

Der „Verborgene Schachten“ wie der Jährlingsschachten früher manchmal genannt wurde, als noch keine Forststraßen den Zugang erleichterten, wurde 1622 erstmals erwähnt und hat heute eine Größe von 3,9 ha. Um 1830 waren es noch über 10 ha. Jungrinder der Zwiesler Bauern, die "Jährlinge", waren hier den Sommer über auf der Waldweide. Eine Aufforstung im Jahre 1964 wurde später wieder entfernt, um den Charakter des Schachtens zu erhalten. Bei klarer Witterung, insbesondere im Spätherbst, ist ein Blick bis zu den Alpen möglich. Am oberen Rand kann man die unscheinbaren Gipfelfelsen des Fahnenriegels und Kiesrucks erkennen. Dazwischen lugt der Rachel über den Kamm. Im Nordosten sieht man den ehemaligen Überwachungsturm am tschechischen Polednik, dem Mittagsberg. Zu einer Rast laden der Felsen mit dem kleinen Gipfelkreuz oder die Unterstellhütte ein. Sie ist eine Rekonstruktion der ehemaligen Hirtenunterkunft und wurde 1974 errichtet.

Schachtenhaus

Der Wald in der Umgebung des Schachtenhauses wurde 1622 von Bauern aus Lindberg gerodet. 1830 wurde ein festes Wohngebäude errichtet. Es diente als Wohnstätte für Waldarbeiter des Glashüttengutes Buchenau. 1934 gelangte es mit den umliegenden Wäldern in Staatsbesitz. Nach dem 2. Weltkrieg fanden Heimatvertriebene aus Böhmen Unterschlupf. 1952 verließen die letzten ständigen Bewohner das Gebäude. Heute gehört das Schachtenhaus in die Zuständigkeit des Nationalparks Bayerischer Wald, es steht unter Denkmalschutz.

 

 

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