. . . drin im Woid
Touren drenterhalb und herenterhalb der Grenz und viel Hintergründiges dazu - Teil 2
Die untergehende Sonne erleuchtet den gläsernen Rosenkranz am Gipfelkreuz des Kiesruck
… Bilder und Geschichte(n): Die neuesten Touren: Nächtliches Lusenbachtal und Sonnenuntergang am Kiesruck - Warten auf die Sonne am Jährlingschachten und Steindlberg-Zdanidla - Schwalbenwurzenzian am Rindlschachten, Schwammerljagd mitm Radl und Reminiszenzen an Orkan Kyrill - Radtour nördlich des Lakaberges u. a.
>>> Mit den Bildern vom Sonnenuntergang am Kiesruck beenden wir unsere Sommer-Fotostrecke. (Wir basteln an einer mit herbstlichen Impressionen . . .)
Mitten im Herzen Europas befindet sich mit dem Bayerischem Wald und der Sumava jenseits der Grenze eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete unseres Kontinents. In großen Teilen darf Natur wieder Natur sein. Es ist faszinierend diese Entwicklung beobachten zu können, aber auch von den Geschichten dahinter zu hören oder bei Schriftstellern wie Karel Klostermann nachzulesen, wie die Menschen früher mit dieser Naturgewalt auszukommen versuchten.
Bilder, Hintergründiges und Gschichte(n) von
12 Runde um Schareben auf meist nicht markierten Wegen (075 - 082) bm
13 Zweiländer-Radtour durch Böhmen und Oberösterreich (083 - 092) bm
14 Wilde Kremelna im NP Sumava (093 - 098) bm
15 Das alte Schutzhaus am Falkenstein ist Geschichte (100 - 106) ft
16 Am Grenzsteig von den Blauen Säulen zum Plattenhausenriegel (107 - 111) bm
17 Oberlichtbuchet - ein verschwundenes Dorf uns seine Sonnwendsteine (112 - 120) ft
18 Radtour nördlich des Lakaberges (121 - 127) bm
19 Schwalbenwurzenzian am Rindlschachten, Schwammerljagd mitm Radl und Reminiszenzen an Orkan Kyrill (128 - 136) ft
20 Warten auf die Sonne am Jährlingschachten und am Steindlberg (Zdanidla) (137 - 146) ft
Vergrößern durch Klick auf das Bild, am rechten und linken Rand findet der Mauszeiger Hinweise zur Diaschau.
12 Runde um Schareben auf meist nicht markierten Wegen
Zur Berghütte Schareben kommt man mit einem Wanderbus von Arnbruck aus oder mit dem eigenen Fahrzeug aus dem Zellertal über Oberried oder von Bodenmais.
Infos zurm Berggasthaus: https://www.berghuette-schareben.de/
Vom Bergasthof Schareben führen markierte Wanderwege zur Heugstatt und weiter zum Enzian, nicht aber zum Bramersbacher Platz. Ein Ausschnitt aus dem Bayernatlas mag Ihnen bei einer Tourplanung behilflich sein: Klicken Sie [... hier].
Die nachfolgenden Beschreibungen stammen aus alten Wanderführern:
Schareben, Diensthütte des Reviers Drachselsried und Waldaufseherhaus mit Bierschenke. Von der Schareben aus kann man Wege nach verschiedenen Richtungen nehmen. Bei Fortsetzung der Hochtour direkt auf den Arber wendet sich der Weg aufwärts zur Heugnstatt, einem aussichtsreichen Bergplateau (1269m), hinter welchem fast fortwährend horizontal ein schnurgerader Waldgrenzgraben bis zum kleinen Arber den Pfad weist., welcher bald hinter der Heugnstatt durch eine ganz kurze, sumpfige Strecke (auf Steinen leicht überschreitbar), dann durch eine breite Waldschneise über die nicht beträchtliche Enziankuppe führt.
(Führer durch den Bayerischen Wald 1896)
Der Weg zur Schareben von Lam über Hinter Waldeck, hier wendet er sich links und führt auf die Wasserscheide, wobei zu beachten: stets den stärker befahrnen oder betretenen Weg einzuhalten und in zweifelhaften Fällen links zu gehen. Auf der Wasserscheide angekommen, geht man längst derselben fort und schlägt in der Nähe des Marksteines Nr. 11 einen rechtsabgehenden, anfangs nur schlecht ausgetretenen Fußweg ein. (Der erste Gangsteig, welcher bei dem Marksteine Nr. 97 nach dieser Seite abgeht und gut ausgetreten ist, führt nach Arnbruck. Nach ungefähr 1/1 Stunde kömmt man auf einen schönen und breiten Begangsweg (Jägersteig), welcher auf eine Forststraße ausmündet und nach der Scharreben führt. Erst auf dieser Wasserscheid betritt man den eigentlichen Wald, welcher hier in seiner schauerlichen Großartigkeit begleitet von dem tiefsten Schweigen einer unbelegten Felsen und Waldnatur, die Seele in eine wohlthuende Ruhe versetzt. Man fühlt sich in eine andere Welt übersiedelt, in der man gerne länger weilen möchte, als eben die nur kurz zugemessene Zeit gestattet.
Wer eine gute Stunde Umweg nicht scheut, kann auch, statt über die Scharreben, auf der Wasserscheide fortgehen, über das Schwarzeck und die Kohlstatt (von wo eine herrliche Aussicht) den Enzian und zwischen dem großen Arber, dem Schobereck und dem Ahornet nach Oberlohwies und Bodenmais. Von Bodenmais bis Zwiesel, Cariolpost täglich morgens 7.00h oder mit dem Einspänner, 2fl. Ohne Trinkgeld, Fahrzeit 1 ½ Stunden.
Führer durch den bayerischen Wald - Handbuch für Reisende von Carl Hoffmann, Passau 1872
Karte von 1939, in der die Wanderung der Autorin <bm> eingezeichnet ist. Zum Vergrößern klicken Sie auf die Karte!
13 Zweiländer-Radtour durch Böhmen und Oberösterreich
Radtour von der deutschen Grenze bei Haidmühle nördlich des Hauptkamms durch Böhmen am Fuß des Plöckensteins, auf Teilen des Schwarzenberger Schwemmkanals zum Grenzübergang zwischen Plöckenstein/Plechy und Hochficht/Smrcina nach Oberösterreich – südlich des Hochfichts zum Grenzübergang bei Schöneben – weiter nach Nova Pec am Lipno-Stausee und zurück nach Haidmühle: eine Strecke von 67 km
14 Wilde Kremelna im NP Sumava
... Nachfolgend bildet die Křemelná ein tiefes Tal und fließt vorbei an den Wüstungen Weberhäusel, Filzhäusel und Frantoly (Frauenthal). Im Unterlauf nimmt sie bei Stodůlky (Stadln) den Charakter eines Wildbachs („Strum“) mit vielen Stromschnellen, Felsblöcken und unregelmäßigen Schwellen im Flussbett an. Sie umfließt das Bergmassiv des Křemelná (Kiesleiten, 1125 m) südlich in einem engen Durchbruchstal und nimmt dabei von rechts den Chinitz-Tettauer Schwemmkanal auf. Beiderseits über dieser Schlucht liegen die Wüstungen Velký Bor (Großhaid), Přední Paště (Vorderwaid), Horky u Srní (Seckerberg), Sedlo (Sattelberg) und Prostřední Paště (Mitterwaid). Gegenüber der Čeňkova pila (Vinzenzsäge), vier Kilometer südlich von Rejštejn, vereinigt sich die Křemelná nach 30,3 Kilometern mit der Vydra zur Otava. (Auszug aus Wikipedia)
>>> Die Gesamtinformation über die Kremelna bei Wikipedia [... hier]
15 Das alte Schutzhaus am Falkenstein ist Geschichte
Das (alte) Falkenstein-Schutzhaus wurde ab Herbst 1932 nach den Plänen des Straubinger Stadtbaumeisters Oskar Schmidt erbaut, am 7. Januar 1933 der Öffentlichkeit übergeben und am 15. und 16. Juni 1933 im Rahmen einer Feldmesse durch den Ludwigsthaler Pfarrer Maier eingeweiht. Es bot damals bereits 30 Übernachtungsplätze.
Am 12. September 1975 wurde das Schutzhaus nach zwei Jahren Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten vor 2000 Teilnehmern erneut eröffnet. Es bietet seitdem 60 Übernachtungsmöglichkeiten.
Im Januar 2018 stimmten die Mitglieder des Bayerischen Wald-Vereins einstimmig für den Abriss und den Neubau des Schutzhauses (darüber mehr in den Videos). Am 22. Juni 2018 erfolgte der Spatenstich zum Baubeginn. Mitte Juli 2019 war das alte Schutzhaus Geschichte - es wurde abgerissen.
>>> Zwei sehenswerte Videos dazu:
NiederbayernTV: Abschied und Neuanfang – das alte Falkenstein-Schutzhaus ist bald Geschichte [... hier]
BR: Ein Schutzhaus zieht um - Reminiszenzen [... hier]
Infos zum Falkenstein: Der Falkenstein ist ein 1315 m hoher Gipfel im Erweiterungsgebiet des Nationalparks. Er ist von vielen Seiten zu Fuß erreichbar - und sogar auf einer gut ausgebauten Straße mit dem Rad zu erklimmen. Darüber informieren die vielen Wanderbücher und Internetportale, mit denen wir nicht konkurrieren wollen. Hier ein Link zur Wanderkarte des Bayernatlasses [... zum Bayernatlas].
Seite des Baufördervereins [... hier]
16 Am Grenzsteig von den Blauen Säulen zum Plattenhausenriegel
Fünf Bilder aus einer anderen Welt, vom Weg zwischen zwei Ländern, die noch vor einigen Jahren zu zwei unversöhnlich gegenüberstehenden politischen Systemen gehörten. Eine Welt, die aus der Luft und vom Boden aus bewacht war. Knapp hinter dem Grenzweg befand sich der „Eiserne Vorhang“. Heute gibt es vielerlei Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien, gibt es Wanderübergänge. Möglicherweise wird auch der Weg über die „Blauen Säulen“ nach Pürstling bald wieder geöffnet.
Aber auch die Landschaft selbst hat sich – manche werden die Aussage nicht verstehen - dank des Orkans Kyrill und des Borkenkäfers verändert, ist befreit worden vom nichtssagenden, anfälligen Fichtenhochwald, hat Ausblicke geschaffen – hinüber in die Moor- und Filzlandschaft im Böhmischen und auf bayerischer Seite bei Föhn bis zu den Alpen. Und: es entsteht ein neuer, gesünderer Wald!
Der Grenzweg zwischen den „Blauen Säulen“ über den Plattenhausenriegel zum Zirkelfilz (mit Abstieg zur Racheldiensthütte und Igelbusverbindung zurück zum Ausgangspunkt am Lusenparkplatz) ist nicht markiert, ist lang und nur zwischen dem 15. Juli und 15. November erlaubt, weil er im Kerngebiet des Nationalparks liegt.
>>> Kartenausschnitt des Bayernatlas zur Orientierung [… hier]
17 Oberlichtbuchet - ein verschwundenes Dorf und seine Sonnwendsteine
Šumava, die Rauschende, nennt man den Böhmerwald in unserem Nachbarland Tschechien - nach dem Rauschen des Windes in den schier endlosen Wäldern. Fast menschenleer ist diese unberührte Natur heute. Doch das war nicht immer so. Hunderte große und kleine Ortschaften waren einst Heimat für Tausende. Erst Krieg, Vertreibung und der Eiserne Vorhang machten aus dem Böhmerwald ein Niemandsland. Der Nationalpark Šumava erinnert mit insgesamt 30 in der Landschaft aufgestellten historischen Alben sehr objektiv an die bewegte Geschichte, die verschwundenen Orte und ihre Bewohner. Ein Album steht dort, wo einst die Schule des Dorfes Oberlichtbuchet/Horní Světlé Hory stand.
Dieses Holzhauerdorf wurde am Ende des 18. Jahrhunderts gegründet. Nach und nach wurden 95 Häuser errichtet, in denen zu besten Zeiten 600 Menschen wohnten. Es gab 3 Gasthäuser und 3 Geschäfte, einen Tischler, einen Wagner, zwei Mühlen und zwei Sägewerke. In Oberlichtbuchet standen auch drei Kapellen, von denen die 1895 im Ortsteil Farmhäuser am Ludwigen Haus erbaute die schönste war. Oberhalb des Dorfes stehen bis heute aufrecht gestellte und sagenumwobene „Heidensteine“ (Sonnwendsteine) aus Granit. Nach 1930 gründete Otto Spitzenberger (Hausname Irglbauer) eine Käserei am Weg dort hinauf. Den vollfetten Irgl-Kas, in glänzendes Stanniol gepackt und mit drei Tannen bedruckt, kauften Läden und Gasthäuser in der ganzen Umgebung.
Zum Vergrößern in die Karte klicken!
Vom Dorf blieben nur noch die Überreste der Grundmauern und und eine ungewöhnliche Stein-Terrassenlandschaft, in mühsamer Arbeit von den Bewohnern angelegt, um auf dem steilen, südwärts mit Blick auf Mitterfirmiansreut jenseits der Grenze ausgerichteten Hang ebene landwirtschaftliche Flächen zu schaffen. Heute wird ein großer Teil dieser Terrassenlandschaft als Viehweide genutzt.
Vor der Zerstörung: Häuser auf den terrassierten Hängen
Links am Weg, der von Fürstenhut über die einstigen Dörfer Scheuereck und Josefsthal herkommenden Weg, steht die vom Wald überwucherte Ruine des 1798 erbauten und 1910 modernisierten Schulhauses (im Plan Nr. 70) – gut zu finden, weil am Weg das oben genannte „Album“ steht.
Das Schulhaus von Oberlichtbuchet
Hoch über dem Dorf findet man rechts des steilen Waldwegs eine Felsgruppe, auf der zwei Menhiren ähnelnde riesige Steine aufgestellt sind. Diese vermutlich aus der vorkeltischen Zeit stammende Felskonstellation wurde zu astronomischen Untersuchungen genutzt. Sie zeigten den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang am Tag der Sommersonnenwende. Die Form des Felsuntergrundes deutet darauf hin, dass der größere Stein näher am kleineren gestanden hat. Er war in den letzten 100 Jahren, so die Infotafel am Ort, zweimal umgestoßen und wieder aufgerichtet worden, zuletzt im Jahr 2003.
Ein sehr phantasievoll geschriebener Artikel aus der der Zeitschrift „Waldheimat 06/1925“ macht den Versuch, den Namen Heidensteine anschaulich zu belegen. [Hier der Link zu dem Artikel.]
18 Radtour nördlich des Lakaberges
Kapelle zum Heiligen Kreuz in Hurkental
Zum Vergrößern ins Bild klicken!
Die Kapelle ist das einzige Gebäude der ehemaligen Glasmachersiedlung Hůrka (Hurkental), in der Spiegelglas erzeugt wurde, das erhalten geblieben ist. Die Kapelle wurde 1820 als Familiengruft der Familien Abele und Hafenbrädel erbaut. Die zerstörte Kapelle wurde zum Gedenken an die Opfer des Kommunismus renoviert und erhielt eine „Glocke der Versöhnung“. In der Nähe der Kapelle wurden auch die Grundsteine der St. Vincenz-Kirche erneuert.
>>> Radio Prag (16.9.2003): Kapelle in Hurka/Hurkental wurde wieder eingeweiht [… zum Artikel]
>>> Zur Geschichte von Hurkental, der Glasmacher im Böhmerwald und der Glasmacherfamilie Abele, deren Gruft in Hurkental war [… gelangen Sie hier].
>>> Link zu einer interaktiven tschechischen Karte mit Radwegeintrag [... hier]
19 Schwalbenwurzenzian am Rindlschachten, Schwammerljagd mitm Radl und Reminiszenzen an Orkan Kyrill
Rindlschachten: Ideales Ziel einer kombinierten Rad- und Wandertour. Auffahrt von Scheuereck in Richtung Grenzübergang Gsenget, Abzweig zum Albrechtschachten – kurz vorm Albrechtschachten auf Wanderweg in einer Viertelstunde zum Rindlschachten, dem Schachten, den der Waldverein Mitterfels seit vielen Jahren betreut.
>>> Dazu ein Beitrag von Otmar Kernbichl im Mitterfelser Magazin 18/2012, Seite 68 f.
>>> … sowie ein Bericht von Elisabeth Röhn über die Schachtenpflege 2018 [… hier]
>>> Ein Bericht auf unserer Webseite zum Orkan Kyrill, den Schäden im Bayerischen Wald und in Mitterfels [... hier]
>>> Termin für die Schachtenpflege 2019: 21. September (verlegt wegen der Einweihung des neuen Falkenstein-Schutzhauses!) – Organisation: Otmar Kernbichl
Im westlichen Teil des Rindlschachtens gibt es einen wunderschönen Bestand des Schwalbenwurzenzians, der in den Alpen häufiger, im Bayerischen Wald eher selten anzutreffen ist.
Schwammerlsucher verraten ungern ihre Plätze, auch wir nicht. Aber so viel sei verraten: Auf der Höhenlage der Schachten (bis 1200 m), aber natürlich auch schon in Tallagen konnte man in den letzten Tagen prächtige Steinpilzernten einfahren. Man begegnete vielen Wanderern, die „Wegschwammerl“ in Brotzeittüten mitschleppten – und deren Lippen blau waren von den Heidelbeeren am Wegesrand. Ein bemerkenswerter Sommer 2019, der auch noch als einer der heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in der Statistik geführt werden wird.
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