Brauchtum
Wandern auf kurfürstlichen Spuren
1883 wurde der Mühlgrabenweg als Wanderweg eingerichtet.
Wenn im Spätherbst der Hochnebel aufs Gemüt schlägt, weil vielleicht die Webcam der Internetseite der Arberseilbahn oder gar schon die der Gemeinde Sankt Englmar Sonne pur verspricht, dann wäre - so man Zeit hat - der Mühlgrabenweg in Verbindung mit einem Schlenker zum Hirschenstein eine gute Lösung "aus der Krise"....
Da könnte ein Artikel des ehemaligen Forstdirektors Helmut Fritsch aus dem Mitterfelser Magazin 7/2001 "Wandern auf kurfürstlichen Spuren" in neuer Bearbeitung mit vielen herbstlichen Fotos (Franz Tosch) noch das passende Hintergrundwissen liefern...
Der Mühlgrabenweg am Hirschenstein
„Ohne Wasser kein Leben - ohne Wasser aber auch kein Malzmühlbetrieb und daher kein Bier.” Eine Wahrheit, aus der unsere Vorfahren schon vor Jahrhunderten ihren Nutzen zogen. So auch 1720 Kurfürst Max Emanuel von Bayern, der für seine Malzmühle in Schwarzach zusätzliches Wasser brauchte und sein dortiges Bräuhaus auf den Stand der damaligen Technik bringen wollte. Also nutzte er - sicher hat dies auch heute noch seine Gültigkeit - seine obrigkeitliche Macht, um an dieses Ziel zu kommen.
So wurde also 1720 von der Ödwies (Sölde) aus - nördlich des Hirschensteins gelegen - ein ca. 8 km langer Wassergraben quer durch den Schwarzacher Hochwald gezogen, um die herzogliche Malzmühle mit mehr Wasser zu versorgen. Da mehrere Hochmoore (z.B. das Stiermoos, das Kugelstattmoos mit dem Graben) angezapft wurden, war die Wasserversorgung auch zuverlässig und gleichmäßiger.
Bereits 1720 wurde der "Oedenwieser Wassergraben" errichtet
Mit den beschränkten Mitteln dieser Zeit diesen Bau zu erstellen, erforderte eine beachtliche Leistung. Schon damals wurden auch Sprengungen vorgenommen. Der Bau des Versorgungsgrabens stellte aber auch eine Rücksichtlosigkeit gegenüber der ländlichen Bevölkerung dar, der das Wasser abgegraben wurde. Noch heute liegen im Archiv in Landshut Protokolle über Strafen vor, die gegen frühere Wassernutzer (z.B. Müller) verhängt wurden, weil sie den „Ödwieser Wassergraben” wieder unterbrachen. Neben Muskelkraft war ja Wasser die einzige Energiequelle und so war Wasser damals ähnlich umkämpft wie heute Erdöl. Allmählich aber verlor der Graben an Bedeutung. Es gab noch einige Nachfolger als Nutznießer; bis Ende der 50er Jahre wurde damit von der Firma Sötz in Schwarzach noch ein kleines E-Werk betrieben, dann versandete er.
Zum Glück für Wanderer und heimatkundlich Interessierte konnte in 5-jähriger Bauzeit der Graben vom Forstamt Mitterfels mit einem Kostenaufwand von 110.000 Mark wiederhergestellt und 1983 von Umweltminister Dick freigegeben werden. Durch entsprechende Ausgestaltung gelang es, eine im Berghochwald gelegene, selten schöne und beliebte Wanderstrecke von etwa 4 Stunden Dauer zu schaffen.
Díe in der Karte eingezeichnete Wanderrunde kann in 3 Stunden durchwandert werden.
Um die gleiche Zeit wurde am Kugelstattmoos der Grimmeisenweiher als Löschwasserreserve und Blickfang angelegt. Der Naturfreund findet seltene Pflanzen wie Bärlappe, Siebenstern und Fingerhut, er kann Bachsaiblinge, den Moorfrosch oder die Moorlibelle beobachten. Als Kuriosum gilt der in seiner zerklüfteten Form interessante „Stein der Erkenntnis”.
>>> Eine Serie spätherbstlicher Bilder zur Einstimmung. [... zur Bildserie]
Quelle: "Wandern auf kurfürstlichen Spuren - Der Mühlgrabenweg am Hirschenstein" von Helmut Fritsch (Mitterfelser Magazin 7/2001, Seite 53 - Fotos: Franz Tosch
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