Meteorologie
Wetter-Monatsrückblick Februar 2020
Köglkreuz. Wintereinbruch am 28. Februar (Vergrößern durch Klick ins Bild!) - Foto: Franz Tosch
Mess- und Beobachtungsort Mitterfels-Scheibelsgrub, Auf der Höhe 24
geografische Lage: 425 m über Normal Null (NN), Südhang
Mit dem 1. Februar 2020, 0:00 MEZ wird in Europa ein neues geschichtsträchtiges Kapitel aufgeschlagen. Großbritannien verlässt mit dem lange umstrittenen Brexit die Europäische Union. Eine Stellungnahme verbiete ich mir mangels Sachkenntnis, ich bin kein Politiker. Das Straubinger Tagblatt titelte am Tag des Austritts: „Ein Abschied, aber noch kein Ende“; Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Es ist ein tiefer Einschnitt für uns alle.“ Zu wünschen bleibt, dass die Europäische Gemeinschaft in jeder Hinsicht stabil bleibt und ihre Werte und Grundsätze lebt.
Übrigens: Mit dem Brexit Großbritanniens ändert sich die geografische Mitte der Europäischen Union. „Auf einem Acker bei Gandheim, ein Ortsteil von Veitshöchheim, bekannt durch die Kultsendung ‚Fastnacht in Franken‘, im Landkreis Würzburg, liegt nach dem Brexit der geografische Mittelpunkt der EU.“ Quelle: Evangelisches Sonntagsblatt, Nr. 5, 2. Februar 2020.
Ein Rückblick
In der vierjährigen Dokumentation ist unter Februar 2016 nachzulesen, dass es keinen einzigen Eistag (Dauerfrost) mehr gab und die Nachtfröste nur gering waren. Von einem Winterwetter konnte man im Raum Mitterfels nicht sprechen.
Auch der Februar 2017 machte nach einem strengen, frostigen Januar nicht viel her. Eistage gab es nicht zu verzeichnen. „Der Winter hatte seinen Kampf offensichtlich (früh) aufgegeben“, ist in der Dokumentation zu lesen.
Wie sah es beim Februar 2018 aus? Immerhin wurden in die Übersicht 21 Frosttage und vier Eistage eingetragen. „Ab dem 13.02. fielen die nächtlichen Temperaturen durchwegs in den Minusbereich, ab 25.02. auch tagsüber; es herrschte Dauerfrost mit dem Kältegipfel des Winters 2017/18 von -11,9 °C am 26.02.“ Die Kälte zog sich bis in den Märzanfang, 06.03., hinein. Fünf frostige Nächte wurden auch noch vom 17. bis 22.03. verbucht.
Abschließend der Februar 2019, für den in der tabellarischen Übersicht zehn Frosttage und ein Eistag eingetragen sind, es war das Minimum des Monats mit -7,7 °C am 15.02. Die Schneelage im Bergland war sehr gut, Skifahren auf dem Großen Arber (1456 m) bis Ende März möglich.
Welche Schlussfolgerungen können aus diesem kurzen Rückblick für den Februar 2020 gezogen werden?... Ich bleibe bei der Faktenlage und lasse mich überraschen. Man muss es hinnehmen, wie es kommt. Dem Geoengineering, technische Eingriffe in die Atmosphäre und die Meere, kann ich nichts Positives abgewinnen – eine Büchse der Pandora. Auch von Fachleuten habe ich nichts zu hören bekommen, wie das Wetter im Februar 2020 werden könnte. Je länger man glaubt vorausschauen zu müssen, wie das Winterwetter wird, um so dünner wird das Eis, auf das man sich begeben hat.
Wie lange wir am Anfang des Monats vom ozeanischen Einfluss mit milden Temperaturen und wenig Schnee in den Bergen, zum Leidwesen der Wintersportbegeisterten, noch profitieren werden (kein Schneeräumen, Einsparung an Heizmaterial, sichere Verkehrslage, …), ist aktuell nicht auszumachen. Am 1. Februar betrug das Maximum 13,4 °C, die Nacht mit 8,9 °C für einen Wintermonat mild. Einen guten Weitblick, den man auch Politikern wünschen mag, gab es am Morgen des 1. Februar; ganz deutlich waren bei Föhnlage die „Nördlichen Kalkalpen“ zu sehen.
Mariä Lichtmess, 02.02., „Darstellung Christi, Fest zum Gedächtnis des Besuchs Marias mit dem Jesukind im Tempel.“ Quelle: Meyers großes Handlexikon, S. 532. Das ist die christliche Sicht. Für die weltliche Seite war Lichtmess ein bedeutender Tag, an dem die Arbeit ruhte. Es war das Ende des Bauernjahres und ein wichtiger Lostag für die Wettervorhersage. Eine Bauernweisheit aus früheren Tagen: „Der Februar muss stürmen und blasen, soll das Vieh im Frühjahr grasen.“ Straubinger Tagblatt, 01.02.2020. Die Dienstboten, Knechte und Mägde (Ehhoiden) wechselten ihre Stellung oder verlängerten ihren Arbeitsvertrag um ein weiteres Jahr per Handschlag mit dem Bauern. Sie erhielten ihren Restlohn des Jahres und Sachgüter (Kleidung, Schuhe, Bettwäsche etc.). Für die moderne Landwirtschaft heutzutage hat Lichtmess keine Bedeutung mehr. In der Nacht auf Lichtmess stürmte, blitzte, donnerte und regnete es heftig; der Regen hielt auch tagsüber bei trübem Wetter an. Die Temperatur vor dem Gewitter gegen Mitternacht betrug noch milde 11,1 °C, ein bemerkenswerter Sachverhalt. Auf den Bergen des Bayerischen Waldes war um diese Zeit nur in Hochlagen wie Großer Arber Wintersport möglich.
Wetterlage zum Beginn der neuen Woche: „Ein weiteres Frontensystem zieht über uns hinweg. Es bestimmt bis morgen den weiteren Wetterverlauf.“ Straubinger Tagblatt, 03.02. Dieser könnte durch das Orkantief „Petra“ im Süden Bayerns recht heftig werden, auch hohe Pegelstände der Flüsse sind durch Dauerregen angesagt. Was tut sich in den Bergen? „Im Skigebiet Sankt Englmar sind derzeit keine Lifte in Betrieb, wegen Naturschneemangels auch noch kein Loipenbetrieb möglich.“ Aus: Schneebericht in der Region Sankt Englmar.
Straubinger Tagblatt, 4. Februar. Das Orkantief „Petra“ berührte uns nur noch am Rande und zog zügig durch. Im Süden und Südwesten führte es zu Hochwasserlagen, Flüsse traten wegen des vielen Regens über die Ufer, genannt wurden: Saar, Mosel, Neckar und Donau. Stürmisches Wetter ließ vielerorts außerdem Bäume umknicken. Wie ging es wettermäßig weiter? „Hinter einem kleinen, sehr wetterwirksamen Tief hat sich von Norden deutlich kältere Luft durchgesetzt.“ Straubinger Tagblatt vom 5. Februar.
Christrosen im Vorgarten wachsen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt; Auf der Höhe 24, Mitterfels
Kurz notiert: Fortsetzung der schneelosen Landschaft. Nach elf Nächten ohne Frost betrug das Minimum am 06.02. -2,1 °C. Die Meisen im Garten waren um diese Zeit schon ganz schön wepsig. Nach Einschätzung der Meteorologen wird das nordatlantische Orkantief „Ruth“ das kleinräumige mitteleuropäische Hoch am Montag, den 10.02. hinwegpusten. Es war dann das Tief „Sabine“, das diese Aufgabe übernehmen sollte. „In der zweiten Nachthälfte zum Montag wird das Orkantief ‚Sabine‘ schließlich auch in Bayern ankommen. (…) Mit bis zu 150 Stundenkilometer wird es sich über den Bergen austoben“, hieß es. Straubinger Tagblatt, 08.02. Das Orkantief „Sabine“ hat sich im Laufe des Sonntags durch stark fallenden Luftdruck von 1022 hPa am Morgen auf 1008 hPa am nächsten Abend schon angekündigt. Die Wetterlage war derweil noch völlig unauffällig. Sprichwörtlich „die Stille vor dem Sturm“. Die ersten heftigen Böen erreichten unseren Raum kurz nach 6 Uhr am Morgen des 10.02. als Warmfront. Die Temperatur betrug milde 13,4 °C. „Sabine“ ist laut DWD ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. Im Straubinger Tagblatt lautete eine Überschrift am Montag, den 10.02.: „‘Sabine‘ stürmt und lähmt den Verkehr.“ Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler lief es prächtig. Der Grund: Der Unterricht fiel an öffentlichen Schulen in ganz Bayern aus. Am Vormittag war das Orkantief durchgezogen, im Raum Straubing-Bogen hatte sich danach alles schnell wieder beruhigt. Am frühen Nachmittag lebte die Dynamik des Windes nochmal kurzfristig auf. Welche Wetterprognose gab es nach diesem Ereignis? „Das Orkantief ‚Sabine‘ liegt an den Alpen. Es folgt eine stürmische Westwetterlage mit kühlerer Meeresluft.“ Straubinger Tagblatt, 11.02.2020.
Blick in die Innen- und Parteipolitik: „Kramp-Karrenbauer kündigt Rückzug von CDU-Spitze an; Parteichefin will Suche nach Kanzlerkandidaten noch moderieren, aber selbst nicht mehr antreten.“ Straubinger Tagblatt, 11.02.2020. Verteidigungsministerin werde sie auf Wunsch der Kanzlerin bleiben. Die Kugel ins Rollen hat der desaströse Ausgang der Wahl in Thüringen und das Gschmäckle mit der AfD gebracht. AKK geriet in der eigenen Partei immer mehr in die Defensive. Der Traum von einer Kanzlerschaft war geplatzt.
Hamamelis mollis „Feuerzauber“ ist eine lebhaft rotblühende Form, die besonders gut wirkt, wenn sie mit der Art zusammengepflanzt wird. (John Brookes, Der eigene Garten)
Ein Blick auf das Kalenderblatt mit dem „Hundertjährigen Kalender“: „17. bis 23.02. Schnee mit großer Kälte.“ am Valentinstag und am folgenden Wochenende 15./16.02. sah es nicht danach aus. Wetterlage vom 15.02.: „Leichter Zwischenhocheinfluss. Bei sonnigem, mildem Wetter und bei Temperaturen bis zu 18 Grad Celsius wird es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) frühlingshaft in der Region.“ Straubinger Tagblatt, 15.02. Das Wetter nach der Monatsmitte ähnelte nicht den Aussagen des „Hundertjährigen Kalenders“ für die Tage vom 17. bis zum 23.02. So stiegen die Temperaturen an einem sonnigen Wintertag, den 15.02., bis auf 10 °C maximal. Bei all dem frühlingshaften Gebimmel lassen sich die Fakten vom späten Februar 2018, als es nochmal richtig frostig wurde, auch einige Eistage (Dauerfrost) waren darunter, nicht ganz verdrängen. Am Sonntag, den 16.02. kletterten die Werte bis auf 11,5 °C maximal. Aufschlussreich ist auch stets die Wetterkarte für Europa des Straubinger Tagblatts, da fand sich für die vorhergesagten Temperaturen zum Mittag, 16.02., kein einziger Minuswert; für Moskau wurden zwei Grad plus genannt. Auch im südlichen Skandinavien fanden sich nur Plusgrade. Ein kontinentales Kältehoch, das über die atlantische Strömung Herr würde, war um diese Zeit weit und breit nicht in Sicht, auch kein subpolarer Einfluss. Warten wir die nächste Woche ab, da zeigt die Temperaturgrafik fallende Tendenz.
Die Werte vom Großen Arber sind auch aufschlussreich, sie sagen für den Sonntag, 16.02., -5 °C an. Der letzte leichte Nachtfrost vor Ort wurde mit -0,8 °C am 08.02. verbucht. In den Abendnachrichten des 16.02. war von einem Sturmtief „Dennis“ bei Island die Rede, das aber den Süden Deutschlands nicht mehr erreichen sollte. Dazu etwas aus der Zeitung vom 17.02.: Gefährlicher Sturm in England. Der Sturm „Dennis“ hat mit etwa „600 Hochwasser-Warnungen“ an einem Tag am Sonntag (16.02.) in England einen traurigen Rekord gebrochen.
Gleich etwas Positives aus der Welt der Vögel. Der „unwinterliche Winter“ führte auch dazu, dass manche Störche nach Deutschland schon Anfang Februar aus dem Süden
zurückgekehrt sind. Stare, Kiebitze und andere Kurzstreckenzieher seien bereits auf dem Weg zu ihren Brutstätten und häufig in großen Schwärmen am bayerischen Himmel zu beobachten. Die „Kurzstreckler“ kommen vor allem aus dem Mittelmeerraum. Straubinger Tagblatt, 17. und 19.02.
Später Wintereinbruch; Sankt Englmar, 29.02.2020
Die atmosphärische Konstellation lässt derzeit keinen überraschenden Rückfall in den Winter erwarten; für Moskau wurde ein Mittagswert von fünf Grad gemeldet, für Stockholm waren es sieben. Die wettermäßigen Aussichten für das Faschingswochenende waren am 18.02. europaweit hinnehmbar. Das Tief „Julia“ war am Rosenmontag schon durchgezogen. Noch immer behielt der atlantische Einfluss die Oberhand, ein östliches Kältehoch war am 20.02. nicht auszumachen. Die Prognose des „Hundertjährigen Kalenders“ ging vollends daneben. Wetterlage: „In einer meist lebhaften westlichen Strömung ziehen Tiefausläufer über unsere Vorhersageregion hinweg.“ Straubinger Tagblatt, 20.02. Es war das Sturmtief „Julia“, das am Sonntag, den 23.02., von West nach Ost durch Deutschland wirbelte. Der Wetterdienst hatte rechtzeitig Warnhinweise herausgegeben. „Sturmböen haben am Sonntag zur Absage vieler Faschingsumzüge geführt – besonders betroffen vom Wetter waren Karnevalshochburgen im Rheinland.“ Straubinger Tagblatt, 24.02. In unserer Region machte sich „Julia“ mit einer Warmfront und böig auffrischenden Winden bemerkbar. Noch in den Abend hinein stiegen die Temperaturen bis auf einen Spitzenwert von 13,2 °C. Die wechselhafte Westwetterlage setzte sich zum Wochenanfang fort; deutlich fiel der Luftdruck innerhalb von 24 Stunden um 20 hPa auf 1003 hPa. Das sind schon große Veränderungen in der Atmosphäre. Das Sturmtief "Bianca" löste am 27./28.02. einen späten Wintereinbruch aus. Die Landschaft war vorübergehend weiß. Der letzte Tag des Monats begann mit hochnebelartiger Bewölkung trüb und nasskalt. Tagsüber stiegen die Temperaturen bis auf 9,5 °C.
Niederschlagsmenge: 145,6 l/m² (private Wetterstation Martin Bohmann), Eggerszell, 490 m über NN)
Fazit
Wie außergewöhnlich der Winter 2019/20 war, belegen die folgenden Fakten:
Maximum des Monats: 13,4 °C, 01. und 10.02.
Minimum des Monats: -2,1 °C, 06.02.
Mittelwert des Maximums: 8,2 °C
Mittelwert des Minimums: 2,9 °C
Frosttage: 11 + 14 + 3 = 28
Eistage: keine
Die Schneehöhe des späten Wintereinbruchs betrug am Morgen des 28.02. ca. 3 cm. Der kommunale Winterdienst fuhr nach nur zwei Einsätzen in diesem Winter seine letzte Runde. Ansonsten dominierte das Grün in der Landschaft. Im Vorderen Bayerischen Wald war im abgelaufenen Winter nur sehr eingeschränkt Wintersport auf Kunstschnee möglich. Am 28.02. meldete das Skigebiet Sankt Englmar nach Neuschnee eine Schneehöhe von 15 bis 30 cm. „Nach einem Sommer mit Hitzerekorden ist auch der Winter deutlich zu warm ausgefallen. Die nun zu Ende gehende Jahreszeit lag knapp vier Grad über dem Vergleichswert. Damit handelt es sich nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) um den zweitwärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. (…) Die Entwicklung zeige – wie auch die der vergangenen 10 bis 20 Jahren –, dass die Klimaerwärmung an Fahrt aufgenommen habe, sagte Friedrich (DWD). (…) In der Antarktis haben Wissenschaftler Rekordtemperaturen gleichauf mit Kaliforniens Metropole Los Angeles gemessen. Am 6. Februar seien im Norden der Antarktis 18,3 Grad Celsius gemessen worden, mehr als je zuvor seit Beginn der Messungen dort, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA mit.“ Straubinger Tagblatt, 29. Februar 2020.
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