Neue Mühlräder zur Erinnerung an die Geschichte

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Links: Im September 2004 baute der Förderverein zur Erhaltung der Burgruine Haibach die Inneneinrichtung der Frommrieder Mühle ab. Wenig später wurde das Gebäude (beim damaligen Bericht auf dem rechten Bild zu sehen) abgerissen. - Rechts: Der AK Heimatgeschichte Mitterfels hat die Geschichte aller Mühlen an der Menach in seinem alljährlich erscheinenden "Mitterfelser Magazin" - angefangen im Band 4/1998 - lückenlos erforscht und beschrieben. Die betreffenden Nummern sind aber vergriffen. Deswegen werden die Beiträge sukzessiv hier auf der Internetseite des AK Heimatgeschichte Mitterfels bereit gestellt. (Red.)

 

Bauvorhaben in Ascha und Haibach - Sankt Englmarer Mühle Anziehungspunkt für Touristen

Kein Bach ohne Mühlen - so sah es noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts auch im Landkreis Straubing-Bogen aus. Heute sind sie so selten wie historisch interessant. ..

In Ascha soll bald an einem alten Standort ein Mühlrad mit angeschlossener Technik laufen, um die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Gleich eine gesamte, große Mühle als Museum wieder aufbauen will in Haibach der Förderverein zur Erhaltung der Burgruine. Ob aus dem ehrgeizigen Projekt wirklich etwas wird, entscheidet sich in diesem Monat, "wenn die Angebote für die Baumaßnahmen vorliegen", wie Vorsitzender Franz Rainer sagt.

Im Jahr 2004 haben die Vereinsmitglieder das Innenleben der Frommrieder Mühle, die danach abgerissen wurde, abgebaut. Fast alles war noch da, von der Spitz- und Schälmaschine bis zu den Walzenstühlen. Inzwischen hat der Verein, wie berichtet, an einem anderen Ort an der Menach Grund gekauft. Mit dem Wiederaufbau der Mühle - außen würde sie neu konstruiert, innen die alte Technik eingebaut - könnte bald begonnen werden, auch Fördermittel wären abrufbar.

Die Ausschreibung für die Baumaßnahmen habe sich etwas verzögert, berichtet Rainer. Mit einem Ergebnis rechnet er noch im Januar. Überstiegen die Summen jedoch die Kostenschätzung, sei das Mühlenmuseum nicht realisierbar. Unbedingt nötig für den Wiederaufbau ist auch die Fachkenntnis des ehemaligen Mühlenbauers Erwin Dachauer, der dem Verein seine Unterstützung versprochen hat - solange er sie geben kann. "Ich bin schon 74", sagt er, "und die Mühle braucht mindestens zwei Jahre."

Zwar gebe es Fachliteratur, lässt Rainer verlauten, mit Wissen helfen könnten auch Vereine wie eine Vereinigung für den Erhalt historischer Mühlen oder ein Zusammenschluss noch aktiver Mühlenbetreiber. "Aber wir könnten es uns nicht leisten, wenn wir für die komplette Bauzeit einen Mühlenbauer einstellen müssten."

 

Nach Müller noch Mühlenbauer gelernt

02 neue muehlenraeder_wDachauer, der selbst aus der Recksberger Mühle stammt, hat einst nach der Gesellenprüfung zum Müller noch Mühlenbauer gelernt und später für Großfirmen Mühlen, Getreidelagerhäuser und Kraftfuttermittelwerke gebaut, bevor er sich als Betriebsmonteur um die Straubinger Hackermühle kümmerte. "Als ich in den 50er Jahren gelernt habe, da liefen die kleinen Mühlen alle noch", betont er. Während seiner Lehrzeit habe sich die Mühlentechnik von Holz zu Metall geändert, "wir haben dann das Schweißen gelernt". Zum Ende der 50er Jahre kam der Niedergang der kleinen Mühlen. "Nach dem Krieg wollten die Leute alle helles Mehl."

In den kleinen Mühlen seien zudem in 24 Stunden nur "eine bis eineinhalb Tonnen durchgelaufen". Heutige Großmühlen hätten Tagesleistungen beispielsweise von 120 Tonnen. Kleinere Mühlen, die unter 50 Tonnen lägen, seien nur noch wenige in Betrieb. An der Laber hat der Verein, wie Rainer berichtet, zwecks Information eine besucht.

Eine besondere Rarität - allerdings nicht mehr in Betrieb - befinde sich in Irlbach, verkündet Dachauer: "Da steht eine sehr schöne, alte Mühle mit unterschlächtigem Wasserrad, alles ist komplett erhalten, da könnte man so, wie sie ist, ein Museum draus machen..." Ein unterschlächtiges Wasserrad, bei dem das Wasser an der Unterseite des Rades fließt, ist die älteste Form, "so wurden die Mühlen Ende des 18. Jahrhunderts gebaut".

 

 

Wasser strömt aus einer Rinne auf das Rad

Beim oberschlächtigen Wasserrad strömt das Wasser aus einer Rinne von oben auf das Rad. Diesen Anblick kennen beispielsweise Besucher des Kurparks in Sankt Englmar. Als dort nach Möglichkeiten gesucht wurde, den 1990 eröffneten Park attraktiver zu machen, fiel den Verantwortlichen die "alte Mühle" wieder ein, die zu der Zeit bereits "eingefallen und einplaniert war", wie sich Altbürgermeister Hans Fuchs erinnert, der damals Gemeindechef war. Da man keine andere alte Mühle fand, die man in den Kurpark hätte versetzen können, baute man sie am alten Standort neu, berichtet Fuchs, angelehnt an das frühere Gebäude. Die technische Ausstattung sei aus dem Freilichtmuseum Massing gekommen: "Dort, in der Ebene, war dieses Wasserrad ein Fremdkörper."

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In Sankt Englmar sei diese Bauweise jedoch ortsüblich gewesen. Es gab die Mühlen "fürs Troad, aber vor allem, um Holz zu schneiden, Wasser war ja früher die einzige Kraft, die da war." Heute wecke die Mitte der 90er Jahre wieder aufgebaute Mühle bei den Alten die Erinnerungen, bei den Jungen die Neugier. Durch eine Gittertür können Besucher ins Innere der Mühle mit den Mühlsteinen sehen, in Betrieb ist sie jedoch nicht.

Der ursprüngliche Plan sei die Funktionstüchtigkeit gewesen, erzählt Fuchs. Nach gescheiterten Versuchen habe man diesen jedoch aufgegeben. "Die Technik war zu alt und nicht reaktivierbar." Vielen Touristen reiche ein kurzer Blick ohnehin. "Unser Schaubrotbacken dauert ihnen auch immer viel zu lang", berichtet Fuchs. Inzwischen, so fügt der geschäftsleitende Beamte Hans Amann noch hinzu, habe das Wasserrad einmal bereits erneuert werden müssen.

Ebenfalls erneut ein Wasserrad zu sehen sei mittlerweile an der Menach bei der Obermühle, berichten Franz Rainer und Erwin Dachauer. Ob auch dieses nur Schauelement sei oder genutzt werde, sei ihnen nicht bekannt. Ein neuer Besitzer des Hauses habe es anbringen lassen. Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf der alten Bahntrasse unterwegs sei, könne das Rad jedenfalls sehen. An anderen Stellen ist Rainer und Dachauer zufolge keine einzige der früher so vielen Menach-Mühlen mit Wasserrad mehr erhalten, "wir haben alle aufgesucht, von der Quelle bis zur Mündung", wie Rainer berichtet. Die Stegmühle wäre noch betriebsbereit, sagt Dachauer, aber auch sie ruhe. Das Rad fehle schon länger: Irgendwann übernahm eine Turbine. Deren Wirkungsgrad ist besser.

Nichts mehr von der Mühlen-Vergangenheit zu sehen ist derzeit auch in Ascha, wo die Kinsach fließt, die sich später mit der Menach vereinigt. Direkt im Ortskern drehte sich einst das Wasserrad eines großen Sägewerks mit Bau- und Zimmereibetrieb. Wie Berthold Mühlbauer, geschäftsleitender Beamter der VG Mitterfels, berichtet, "hat es den Strom für den gesamten Betrieb erzeugt, der in Ascha ein großer Arbeitgeber war".

 

Zeigen, wie früher Strom produziert wurde

Heute ist "nur das Stauwerk noch da", erzählt Mühlbauer. "Alles andere muss neu gebaut werden." Das Rad solle dem früheren ähnlich sein, die Technik entstehe in kleineren Dimensionen, "nicht primär zur Energieerzeugung,  sondern, damit man zeigen kann, wie früher Strom produziert worden ist". Vor allem für Schulkinder sei das interessant. Geplant sei das Projekt schon länger, nun sei die Förderung klar, gewartet werde noch auf den Wasserrechtsbescheid. "Wir gehen davon aus, dass alles für die Inwertsetzung des historischen Mühlrades, wie es korrekt heißt, dieses Jahr über die Bühne geht, auch baulich."

Die Haibacher haben schon Post vom Wasserwirtschaftsamt. "Wir dürfen zwar eine bestimmte Menge Wasser abzweigen", berichtet Franz Rainer, "aber es nicht anstauen." Das habe beispielsweise mit den Fischen zu tun, der alte Wasserlauf dürfe nicht trockenfallen. "Am alten Standort war das Wasser angestaut und hatte dadurch einen größeren Anfangsdruck. " Was bedeutet:  Selbst wenn es etwas wird, mit dem Museumsbau, ist ein zusätzlicher Motor nötig, um das komplette Mühlenwerk betreiben zu können, die Wasserkraft reicht dann nur für einzelne Komponenten.

 

 

Einst 17 Mühlen an der Menach

 

mm4Für Heft 4/1998 des "Mitterfelser Magazins", das der Arbeitskreis Heimatgeschichte herausgibt, haben Otto Wartner und Sigurd Gall Beiträge zur Geschichte der Mühlen an der Menach beziehungsweise zu jener der Frommrieder Mühle verfasst.

 

Von der Quelle bei Konzell bis zur Mündung bei Bogen in die Donau legt die Menach demnach 24 Kilometer bei 180 Metern Höhenunterschied zurück, was ein Durchschnittsgefälle von 0,75 Prozent bedeutet. Einst gab es auf den 24 Kilometern den Autoren zufolge 17 Mühlen.

Im Menachtal sei Getreide gemahlen worden, auch Sägewerke gab es, Stromerzeugung kam hinzu. "Andernorts übliche Hammerwerke oder Ölmühlen gab es an der Menach nicht", schreibt Otto Wartner. Über Jahrhunderte hinweg hätten die zwölf Getreidemüller an der Menach recht gut von ihrer Arbeit leben können, "dann aber, innerhalb von nur zwei Jahrzehnten, sind alle diese Mühlen gestorben". In seiner Bestandsaufnahme 1998 spricht Wartner an vier Orten von Stromerzeugung (Wenamühl, Höllmühl, Neumühle, Stegmühl), an zweien von einem Sägewerk (Pirkmühl und Obermühl). Ursprünglich wurde dem Bericht zufolge die Kraft des Wassers auch in Holzhaus, Hadermühl, Kleinmenach, der Recksberger Mühle, der Frommrieder Mühle, Ziermühl, Talmühle, Wartnersäge, Menachmühle, der Further Mühle und der Klostermühle Oberalteich genutzt.

Sternförmig seien die Landwirte aus der Umgebung zu den Mühlenstandorten gefahren, "um ihr Getreide und die Stämme anzuliefern und später die Mahl-und Sägeprodukte wieder abzuholen". Gemahlen und gesägt worden sei fast aus schließlich im Auftrag der Direktverbraucher, also der umliegenden Landwirte. Auch Futtergetreide habe früher der Müller geschrotet.

"Bis zu zehn Fuhrwerke kamen manchmal an einem Tag", erzählte Maria Jäger, die letzte Frommrieder Müllerin, für den Bericht von Sigurd Gall dem Magazin. "Sie kamen bis von Gossersdorf, Elisabethszell und Mitterfels. Die 'kleinen Bauern' brachten das Getreide mit dem Schubkarren." Die Mühle in Frommried war eine der ältesten an der Menach. Bereits im Jahr 1301 ist Galls Bericht zufolge eine Mühle bei "Framried" in Steuerlisten verzeichnet. Bis 1960 war die Mühle, der ein Sägewerk angeschlossen war, in Betrieb. Das Mühlrad war eine Weile vorher schon durch eine Turbine ersetzt worden. 1960 war Schluss. Das letzte - 1917 oder 1918 errichtete - Mühlengebäude stand am Ende leer und wurde 2004 abgerissen.

 

>>> Link zu zwei Beiträgen im MM 4/1998: [... "Frommried, eine der ältesten Mühlen"] und [... "So wurde in Frommried (und auch in anderen Mühlen) aus Getreide Mehl"]


 

Quelle: Andrea Prechtl, in: SR-Tagblatt vom 7. Januar 2013, Seite 19

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