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Begegnung mit Menschen (7). Josef Eggersdorfer
Ein Leben für die Musik
Der Musiker und Komponist Josef Eggersdorfer lebte von 1948 bis zu seinem Tod im Jahre 1970 in Mitterfels und prägte durch seine musikalische Tätigkeit das kulturelle Leben unserer Heimat.
Josef Eggersdorfer (1896 - 1970)
Am 04. 11. 1896 wurde Josef Eggersdorfer in Grafenau geboren, seine Kindheit verbrachte er in Schönberg. Über seine schulische Ausbildung ist nichts bekannt, beruflich hat er aber wohl eine Ausbldung als Gendarm vollzogen, denn am 01. 06. 1921 wird er als Gendarmerie-Wachtmeister nach Haidmühle versetzt.
In seiner musikalischen Laufbahn datieren die ersten Aufzeichnungen aus dem Jahr 1919 mit dem Vermerk “erstmals Operette Zigeunerliebe im Theater in Bamberg” (16.09.) und “erstmals im Liederkranz in Bamberg” (28.03.). Durch seine Versetzung nach Haidmühle wurde der am 08. 04. 1923 aktives Mitglied der dortigen Liedertafel und übernimmt ab dem 12. 04. 1924 sogar das Dirigentenamt. In den folgenden Jahren war Josef Eggersdorfer musikalisch überaus aktiv - er besuchte mehrere Sängertreffen in der Umgebung und am 12. 06. 1926 sogar eines in Linz. Auf seine Initiative geht auch die Gründung des Sängerbundes Landshut-Dingolfing im Jahr 1930 zurück. Desweiteren war er Chorleiter der Gendarmen für ganz Niederbayern. Doch nicht nur dem Gesang gehörte seine Leidenschaft, was der Kauf des ersten eigenen Harmoniums am 31. 10. 1927 zum damaligen Preisvon 440 DM beweist. Dem eigenen Spiel und der Kirchenmusik widmete sich Josef Eggersdorfer ebenso freudig wie dem Gesang.
Durch ein weiteres Hobby kam Eggersdorfer für die damaligen Verhältnisse weit herum. Als Sportschütze besuchte er viele Preisschießen, unter anderem in Nürnberg und in München das Oktoberfestschießen.
Bei einem Urlaub in Mitterfels im Februar 1925 lernte er Frl. Resl (Therese) Zacherl kennen, die er knapp ein Jahr später heiratete. Ab diesem Zeitpunkt verbrachte er jeden Urlaub in Mitterfels.
In den darauffolgenden Jahren bis 1948 finden sich aufgrund einer Versetzung nach Salzburg und später nach Klagenfurt keine Hinweise auf seine musikalischen Aktivitäten.
Im Sommer 1948 schließlich zog Josef Eggersdorfer mit seiner Frau nach Mitterfels in das Zacherl-Haus an der Straubinger Straße.
Schon bald war Josef Eggersdorfer aus dem musikalischen Leben in Mitterfels nicht mehr wegzudenken. Er sang im Kirchenchor Mitterfels, den er kurze Zeit später auch dirigierte, und versah den Orgeldienst. Besonders hervorzuheben ist der Unterricht in Klavier, Akkordeon, Geige, Gitarre und Zither, den er den jungen Mitterfelsern in seinem Haus gab. Seinen damaligen Schülerinnen und Schülern ist er noch heute in guter Erinnerung, denn er verstand es, seine Begeisterung für die Musik an seine Zöglinge weiterzugeben.
Musikschüler, die sich sehr oft zum gemeinsamen Musizieren bei Eggersdorfer trafen: Christl Lang, Ida Haimerl, Hermann Schwarz - Vergrößern durch Anklicken!
Josef Eggersdorfer mit einem Teil seiner Musikschüler bei einem Auftritt am 19. 03. 1956 im Gasthaus Kernbichl (von links, vorne: Ida Haimerl (verh. Großkopf), Wilfried Gramm, Amalie Stapf (verh. Strohalm), Christl Lang (verh. Jakob); hinten: Hubert Lehner, Hermann Flohr - Vergrößern durch Anklicken!
Die Noten für seine Schüler vervielfältigte er, indem er diese eigenhändig und in mühevoller, zeitaufwendiger Arbeit in sehr exakter Notenschrift abschrieb - es gab ja noch keine Kopiergeräte. Jeder, der bei ihm lernte, hat mindestens ein dickes gebundes Buch mit handgeschriebenen Noten. Für seine Lieblingsschülerinnen und -schüler komponierte er eigene Lieder als Klavier- oder Akkordeonausgabe gesetzt, die er mit Widmung versah, so z. B. die Titel “Blondköpfchen” für Ida Haimerl, “Christl-Walzer” für Christl Lang (verh. Jakob), “An der Tankstelle” für Amalie Stapf (verh. Strohalm), “Auf der Windschnur” für Rudi Hagnbuchner und “Waldesrauschen” für Siegfried Dietl aus Elisabethszell. Für alle seine lieben Akkordeonschüler komponierte er die Polka “Immer lustig”. Den Walzer “Am Bogenbach” widmete er seiner lieben Frau Anna.
Noten aus dem Jahre 1930 - komponiert und getextet von Josef Eggersdorfer für die „Sänger-Runde niederbayerischer Gendarmerie-Beamter” - Vergrößern durch Anklicken!
Die Verbundenheit zu Mitterfels und seiner Heimat brachte er in verschiedenen Kompositionen zum Ausdruck. In Originalschrift vorhanden sind: Mitterfelser Bürgermarsch (30. 03.52) - dieses Stück wurde am beim Frühjahrskonzert des Musikvereins Mitterfels aufgeführt und von Fred Grube, einem Aktiven umgeschrieben für Blaskapelle -, Perlbach-Rauschen (16. 05. 52), Die lustigen Waldler (12. 06. 56), Heil Mitterfels (12. 10. 56), Mitterfelser Heimatlied (15. 10. 56), Mitterfelser Jugend-Marsch (14. 08. 57), Mitterfelser Luft (18. 02. 58).
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Bei einem Besuch der Österreichischen Waldfreunde am 31. Mai 1956, bei dem damals der Heimat-dichter Max Karl als Gast dabei war, widmete dieser den Mitterfelsern den Text zu nebenstehendem Heimatlied. Eggersdorfer komponierte dazu die passende Melodie. - Vergrößern durch Anklicken!
Mitterfelser Heimatlied
- Du liebes Mitterfels am Bayerwalde,
- Mein Heimatdorf, gar lieblich, traut und schön,
- Ich grüße dich auf deiner Bergeshalde
- Mit deinen Fluren, deinen Waldeshöhn!
- Um dich, da rauschen Fichten auf und Tannen,
- Der Eichen Kronen wuchten in das Tal,
- Des Waldes grüne Speere dich umspannen,
- Sie schirmen dich gleich einem festen Wall!
- Des Forstmanns Pflicht umheget deine Wälder,
- Der grüne Rock krönt aller Mühe Preis,
- Die Wiesenspracht, das Ährengold der Felder,
- Verkündet allezeit des Landmanns Fleiß!
- Die Bürgershäuser dort auf Weg und Stegen,
- Umrahmt von Gärten, wo die Rosen blühn,
- Sie sind umhaucht von Fried’ und Gottes Segen,
- Weil drinn im Herz die Lieb’ und Treue glühn!
- Fest untermauert steht am Heimatboden
- Der deutsche Frohsinn durch Geselligkeit,
- In offnen Herzen hell die Feuer lohten,
- Musik und Sang geweiht für alle Zeit!
- Bleib du, mein Mitterfels, am Bayerwalde
- Ein liebes Schmuckkästchen im Heimatland,
- Viel Sonnengold leucht’ stets auf deiner Halde,
- Sei, Heimat mir, gegrüßt mit Herz und Hand!
Noch heute in guter Erinnerung ist das dreimal in Mitterfels aufgeführte Theaterstück “Der Holledauer Fidel”, bei dem Eggersdorfer zweimal in den Jahren 1957 und 1962 die musikalische Leitung übernahm. Die einzelnen Stimmen für das Stück schrieb er jeweils so um, daß sie für das vorhandene Orchester paßten.
Der „Holledauer Fidel” im Jahre 1957 - musikalische Leitung: Josef Eggersdorfer. Auf dem Bild von rechts: Hedi Schwinghammer (geb. Pronold), Josef Eggersdorfer - erste Reihe: Christl Lang, Hermann Schwarz, Ida Haimerl - zweite Reihe: Ernst Hetz, Hans Hirth jun., Werner Lang - dritte Reihe: Karl Pöschl, Adolf Pöschl - vierte Reihe: Hans Grimm jun., Xaver Hagn, Hans Grimm sen. - stehend: Hirth sen. - Vergrößern durch Anklicken!
Nach dem Tod seiner Frau Resl im Jahre 1958 heiratet Josef Eggersdorfer Frau Anna Wagner aus Bogen, bleibt jedoch wohnhaft in Mitterfels (Bayerwaldstraße 34 bei Gattung). Ab dieser Zeit lebt er sehr zurückgezogen und es lassen sich keine Aufzeichnungen über musikalische Aktivitäten mehr finden, außer daß er noch vereinzelt Musikunterricht an Kinder gab. Bis zu seinem Tod am 20. 03. 1970 lebte Josef Eggersdorfer in Mitterfels, und hinterließ ein umfangreiches musikalisches Erbe.
Herzlichen Dank an Herrn Georg Amann aus Straubing, der uns das Familienalbum und die Aufzeich- nungen sowie die Notenblätter von Josef Eggersdorfer zur Verfügung stellte.
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