Die Sage vom Hüter von Gschwendt

Gschwendter Moos

Sagen aus der Region (7)

Wenn im einsamen Gschwendter Moos aus heimtückisch zottigen Grasland die Abendnebel steigen und die Nacht einzieht in das düster umrahmte abgelegene Tal, dann ...

... hört man, scheu und beunruhigend, wie ein Hilferuf aus tiefem Abgrund, den Hüter blasen – zwei-, dreimal, langgezogen, verhallend im Nebel wieder, von den Menschen schaudernd vernommen und doch ungehört auf ewige Zeit.

Der Hüter hatte, als er im Gschwendter Kircherl als Bub die hl. Kommunion empfangen hatte, in verstocktem Sinn die Hostie heimlich aus dem Mund genommen, sie daheim in seinen Hüterstecken gezwängt und damit nach seinem Vieh geworfen. Darum findet seine Seele keine Ruhe mehr, muss an düsteren Tagen im Moos umgehen und blasen, wie um einen Hilferuf zu den Menschen zu senden.

Mein Großvater hatte, als er zwölf Jahre in Höfling als Hütbub und Knecht diente, oft sein Blasen vernommen. Er wusste meinem Vater auch die Geschichte vom Schneider von Gschwendt zu erzählen, der am hl. Abend einen fertigen Anzug nach Wollersdorf brachte. Als er in der späten Dämmerung übers Moor ging, hörte er hinter sich den Hüter dreinlaufen. Der Schneider lief um sein irdisches und ewiges Heil, was er nur konnte; da, schon der Erschöpfung nahe, erklang von Gschendt her das Abendläuten und gleichzeitig ließ der Hüter von der Verfolgung ab.

Seit nun das Moos von den Menschen bis an den waldigen Hügel zurückgedrängt wurde, ist der Hüter verbannt in diese kleine Welt und selten nur noch hört man sein hilfesuchendes Blasen.

Aus:Mitterfelser Heimatbüchlein Nr. 2, hgb. von Dr. Josef Rußwurm - Aufgeschrieben von Franz Wartner, Scheibelsgrub

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