Museen
Kreismuseum Bogenberg: Sonderausstellung „Typisch Landleben?“ - Teil 1
Jakob Stettmer um 1910 mit seinem ersten Auto. Foto von Franz Stettmer.
Acht Fotografen werden vorgestellt
Im Kreismuseum Bogenberg läuft derzeit eine Sonderausstellung mit historischen und heutigen Fotografien: „Typisch Landleben?“, so fragt die Ausstellung, in der acht Fotografen seit der Zeit um 1900 vorgestellt werden. Es geht nicht um Landschafts- oder Architekturfotografie, sondern darum, wie gewerbliche und Amateurfotografen die Menschen der Region Straubing-Bogen im 20. Jahrhundert abgelichtet haben und wie die Fotografierten sich selbst sehen wollten. Zahlreiche unveröffentlichte Aufnahmen werden erstmals präsentiert und in Bezug zu den Werken bereits bekannter Fotografen gesetzt. Dadurch ergeben sich neue Blickwinkel auf die Bilder und auf das dargestellte Landleben. In lockerer Folge soll diese Ausstellung den Lesern vorgestellt werden und Interesse an einem Museumsbesuch wecken. Der erste Teil befasst sich mit der Fotografie um 1900.
Franz und Jakob Stettmer in Schwarzach
Abb. links: Kaspar, Melchior und Balthasar Venus als Metzger um 1900. Foto von Franz Stettmer.
Der Herrenschneider Franz Stettmer (1868 bis 1956) betrieb seit Ende des 19. Jahrhunderts ein professionelles Tageslicht-Fotoatelier in Birkenberg, einem Weiler bei Schwarzach und seit den 1920er Jahren dann in seinem neuen Anwesen im Ort selbst. Über seine Ausbildung zum Fotografen ist bislang nichts bekannt, allerdings lässt die Qualität seiner Fotos eine handwerkliche Ausbildung vermuten. Sein Cousin, der Kaufmann und Verleger Jakob Stettmer (1878 bis 1954), fungierte nicht nur als häufiges Fotomodell im Atelier von Franz Stettmer, sondern begann auch schon früh, selbst als Amateur zu fotografieren. Von ihm überliefert sind private Familienfotos mit Blick auf die Neuerungen der Moderne, auf das erste Auto der Familie und vermutlich von ganz Schwarzach, auf den angewachsenen Fahrzeugbestand in den 1920er Jahren, auf eine Kinderschar vor dem Geschäftseingang mit modernen Emailleschildern. Die Postkartenproduktion übernahm Jakob Stettmer, während sein Cousin Franz bis in die 1950er Jahre hinein im Fotoatelier Porträtaufnahmen der umliegenden Bevölkerung, besonders der örtlichen Gewerbetreibenden und Honoratioren anfertigte.
Ferdinand Pöschl in Haimelkofen
Abb. rechts: Foto wie im Atelier, Aufnahme von Ferdinand Pöschl
Auch Ferdinand Pöschl (1877 bis 1914), der seit 1908 in Haimelkofen lebte, lichtete die bürgerliche und die bäuerliche Bevölkerung seiner unter anderem in Ateliermanier allerdings ohne eigenes Fotoatelier ab. Seine fotografische Ausbildung hatte er wohl in München erhalten, konnte aber auf dem Land allein von Fotografie nicht leben. Er betrieb zusätzlich eine Krämerei und eine Versicherungsagentur. Von ihm erhalten haben sich 178 13x18 Glasplatten, die Richard Stadler und Johann Kirchinger bearbeitet haben. Pöschls Aufnahmen zeigen, dass sich auch die bäuerliche Bevölkerung am bürgerlichen Leitbild der Atelierfotografie orientierte. Zwar gibt es von Pöschl noch Aufnahmen, die in der älteren Tradition der Wanderfotografen stehen und die das gesamte bäuerliche "Sach" - den materiellen Besitz und alle Bewohner von Haus und Hof zeigen. Doch zahlenmäßig überwiegen die Porträtfotos wie im Fotoatelier: Ein Vordach seines Hauses, eine mobile bemalte Leinwand, ein weißes Laken dienten dem Fotografen als Art Atelierersatz.
Bitte nicht lächeln! Kriterien der Atelierfotografie
Hochzeitspaar vor weißem Laken, Foto von Ferdinand Pöschl.
Bitte nicht lächeln! Würdig und in Sonntagskleidung aufstellen! Haltung annehmen! Nicht bewegen! Das mögen die Aufforderungen eines Atelierfotografen um 1900 gewesen sein, der seine Kunden wie ein Regisseur auf der Bühne seines Fotoateliers inszenierte - als Brautpaar, als Familie, als feines Kommunionkind. Die Anlässe der Fotografie waren nicht so zahlreich wie heute, meist betrafen sie Übergänge im Leben. Ziel war die Dokumentation eines (neu) erreichten Status, ausgedrückt durch passende Kleidung, Accessoires, Gesten und Umgebung. Der letzte Übergang, der Tod, wurde ebenfalls im Foto festgehalten; die Person, aufgebahrt zu Hause, abgelichtet. Die einzelnen Schwarz-Weiß-Fotos verkaufte der Fotograf meist aufgezogen auf Karton, es gab Bilder im "Visit- oder "Cabinetformat" für Foto-Steckalben oder auch Wandbilder mit aufgedrucktem Rahmen. Eine Auswahl an alten Glasplatten und deren Abzüge, an retuschierten Aufnahmen und an fertigen Bildern - samt alten Kameras - aus dem Besitz von Richard Stadler und der Familie von Rudi Stettmer zeigt die Sonderausstellung für die Zeit um 1900.
Besucher können Altes selbst ausprobieren
Dazu gibt es ein nachgestelltes "historisches" Fotoatelier, in dem die Besucher ihre Inspirationen bezüglich Atelierfotografie praktisch umsetzen können. Es besteht die Möglichkeit, sich selbst zu verkleiden und im Atelier zu fotografieren. Auch ein "Leitobjekt" für diese fotografische Epoche - ein schwarzes Hochzeitskleid aus dem Besitz von Hannelore Paukner - ist ausgestellt.
Schüler des Veit-Höser-Gymnasiums im Fotoatelier
• Infos:
Öffnungszeiten des Museums: Mittwoch und Samstag 14 bis 16 Uhr, Sonn-und Feiertag 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Führungen auch außerhalb der Öffnungszeiten für Gruppen ab zehn Personen möglich nach telefonischer Anmeldung unter Telefon 09422/5785. Information auch unter www.landkreis-straubing-bogen.de.
Quelle: Barbara Michal, in: SR-Tagblatt vom 15. Juni 2013, Seite 22
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