Mitterfels. Heimatkrimi-Lesung im Burgmuseum mit Autor Wolf Hamm

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Wolf Hamm (Wolfgang Hammer) las lebendig aus seinem „Grantinger-Krimi“ vor. (Foto: erö)

Grantiger Regionalermittler

 

Es ist Leben eingekehrt in das Mitterfelser Burgmuseum: Neben der laufenden Kunstausstellung hat jetzt im überfüllten Burgstüberl auch die zweite Krimilesung stattgefunden.

Wolf Hamm stellte seinen Heimatkrimi „Kommissar Grantinger und das Vierte Reich“ vor. Für die musikalische Begleitung sorgte der Musikant und Volkstänzer Leo Kreitmeier mit flotter Zithermusik.

Eingeladen hatten der Arbeitskreis Heimatgeschichte, der Bayerische-Wald-Verein, Sektion Mitterfels, und der Burgmuseumsverein. Wald-Vereinsvorsitzender Martin Graf stellte auf seine bekannt humorvolle Weise den Autor Wolfgang Hammer als neuen Mitterfelser Bürger vor, der sich bereits Verdienste um die Renovierung des Kreuzes in der Pröllerstraße erworben hat.

Hammer ist gebürtiger Oberbayer, in Straubing aufgewachsen und hat viele Jahre als Pädagoge im Norden Deutschlands gearbeitet. Er ist Autor von Romanen, Erzählungen, Satiren und Aufsätzen zu Geschichte und Politik. Herbert Becker, Journalist beim BR und ebenfalls Krimiautor, machte sich Gedanken über Wolfgang Hammer und seine „Spannungsliteratur“ und empfahl den Mitterfelsern – „was bringt schon die Idylle ?“ – scherzhaft ein neues Image als „Chicago im Bayerischen Wald“.

Als Moritatensänger kündigte Hamm seine Krimistunde an „habts keine Angst, s’ ist nur erdicht’“.

Ganz schön gruselig geht es zuerst um ein an die Kirchentür genageltes Menschenherz. Es gehört der hartherzigen, reichen Hecksterin, die heimtückisch ermordet wurde. Grantinger soll die näheren Umstände von Mord und Leichenschändung klären.

Eigentlich ist der Grantinger gar nicht grantig, aber seine Strafversetzung von Regensburg in den kleinen Ort Falkenburg wegen Übereifers im Dienst hat ihn bitter und mürrisch gemacht. Seine menschliche Seite zeigt Grantinger als Leiter seines Behindertentheaters.

Dass plötzlich bedrohlich wirkende Flugblätter auftauchen, die auf eine Gruppe von Rechtsradikalen hinweisen und dass der behinderte Johnny von Unbekannten grundlos verprügelt wird, wirft ein neues Licht auf die Idylle in Falkenburg. Und bis zuletzt ist nicht sicher, ob Ignatius wirklich der Mörder ist.

Wie beiläufig streut Hamm in die Lesung Erläuterungen ein über die Bedeutung eines Heimatkrimis, der als Komödie teils lustig, teils skurril, dem Leser einen Spiegel vorhält und ihm eine neue Sicht auf sich selbst und die Heimat ermöglicht. Deshalb fehlen auch im „Grantinger“ regionale Aspekte nicht: Die Burg mit Museum, der Waldzeltplatz, wo sich die Neo-Nazis treffen, viele Dialoge im Dialekt. Hamm spielt mit der Stimme, unterbricht die Lesung durch kleine Gstanzln oder durch Musik vom Zitherspieler und lässt auch Seitenhiebe auf den unsensiblen Staatsanwalt, auf die Obrigkeit, auf Kirche und Sensationspresse nicht aus.

Hamm spricht über die Faszination, die Berichte und Filme über Sterben und Tod auf Menschen ausüben. Obwohl es, laut Statistik, jährlich nur etwa 38 Mordfälle in Bayern gibt. Nachdenklich macht die Tatsache, dass die meisten Morde in der Familie oder im familiären Umfeld geschehen. „Eine Aufarbeitung von Gewaltpotenzial ?“, fragt Hamm. Er philosophiert über den Stammtisch als sozialen Treffpunkt mit Geborgenheitseffekt, über das Märchenhafte des Krimis, bei dem zuletzt alles gut ausgeht, und endet mit dem „Intermezzo amorosa“, einem wortkargen Heiratsantrag, bei dem sich beide einig sind: „packen wir’s“. Und natürlich hat der Kommissar trotz Grant und Frust die richtige Schuldige gefunden.

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