Landkreis Straubing-Bogen - Kreismuseum und Kreisarchäologie: Das geschichtliche Erbe hat ein Platzproblem

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Sie brauchen ein neues Depot für ihre Sammlungen

 

Straubing-Bogen. Immer wieder stößt Barbara Michal, die Leiterin des Kreismuseums auf dem Bogenberg, auf Objekte, die die bestehende Sammlung ergänzen und Wissenslücken schließen helfen. Wertvolle Neuzugänge hat sie etwa jüngst anlässlich der derzeit laufenden Sonderausstellung über Kleidung auf dem Land bekommen. Das Forscherinnenherz freut sich – das der Archivarin freilich ist bedrückt: Die Museumsdepots sind voll bis übervoll. Da auch bei jeder Ausgrabung im Landkreis geschichtlich Wertvolles zutage tritt, sieht die Situation bei der Kreisarchäologie ähnlich aus. Wie und vor allem wo also wird man das historische Erbe des Landkreises künftig bewahren?

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Dass in der derzeit laufenden Ausstellung auf dem Bogenberg gleich zwei wertvolle Frauentrachten bestaunt werden können, ist einer jüngst erfolgten Spende zu verdanken. Museumsleiterin Barbara Michal (im Bild rechts während der Planungsphase mit dem Plakatentwurf für die Ausstellung) war darüber hoch erfreut. Die unersetzlichen Sammlerstücke, die das Museum sein Eigen nennt, brauchen aber auch für sie geeignete Depots. (Fotos: map)

Derzeit beschäftigen sich die Kreistagsfraktionen mit dem Problem, nachdem es Anfang Mai in einer Kulturausschusssitzung bereits zur Sprache kam. Die Situation ist angespannt. So lagern etwa die Schätze des Kreismuseums derzeit in drei Depots an unterschiedlichen Orten. „Alle drei sind sehr voll“, sagt Barbara Michal, „und eines davon ist zudem ungeeignet“. Dort komme es beispielsweise zu Holzwurmbefall und anderen Problemen. Noch ist das dort gelagerte Kulturgut für die Nachwelt nicht verloren, „wenn man aber nichts unternimmt, dann gehen die Sachen in absehbarer Zeit kaputt“.

Lücken schließen

Barbara Michal träumt von einem Depot, das richtig temperiert, gesichert, gut erreichbar, hochwassersicher und schädlingsfrei ist – und noch Platz für künftige Objekte bietet. „Seit Museumsgründung 1909 sollen historische Objekte ,vor Ort‘ erhalten und gesammelt werden“, sagt sie und weist darauf hin, dass Sammeln immer eine der wesentlichen Aufgaben eines Museums darstellt. Freilich nicht das willkürliche, ungeordnete Sammeln: „Hundert gleiche Objekte brauchen wir nicht.“ Wichtig sei es, Lücken zu schließen – und auch die jüngere Vergangenheit mit aufzunehmen.

So hat Michal anlässlich der jetzt laufenden Sonderausstellung zum Thema Kleidung unter anderem Seidenstrümpfe aus den 50er Jahren geschenkt bekommen. Auch Babykleidung, „die hatten wir bisher noch nicht“. Und einer der ganz wertvollen Neuzugänge hat sogleich seinen Weg in die Vitrine neben die schon vorher im Museum vorhandene, alte Frauentracht gefunden: eine Gäubodentracht aus der Zeit um 1900. Die Nachfahren einer Bogener Bürgerfamilie haben sie dem Museum geschenkt, wie Barbara Michal berichtet.

Was ein Museum sammelt, muss es bewahren, also „sachgerecht lagern und konservatorisch behandeln lassen vom Restaurator, nötig sind Klimakontrolle, das Prüfen auf Schädlingsbefall und so weiter“. Aufgabe ist ferner das Erforschen der Objekte – „sie wissenschaftlich inventarisieren, sie kunst- beziehungsweise kulturhistorisch einordnen, den Bezug zu Personen, Vorbesitzern etwa, erfassen, Kontext erforschen“ – und nicht zuletzt die gewonnenen Erkenntnisse zu vermitteln, etwa in Ausstellungen.

Stets viele neue Funde

Zur Aufarbeitung des Themas Kleidung berichtet Michal beispielsweise: „Da hat man einen Fundus gehabt, der jetzt inventarisiert ist. Man hat Lücken zu schließen versucht, eine Restauratorin hat kleinere Problemchen behandelt. Die Objekte lagern nun in neuen, säurefreien Schachteln.“ Und es wurde die Ausstellung „Von Kopf bis Fuß“ konzipiert, die seit 15. Mai gezeigt wird. – Voll ist auch das Depot, in dem die archäologischen Fundstücke lagern. „Aufgrund der baubedingt zahlreichen Ausgrabungen im Landkreis Straubing-Bogen ist das archäologische Fundaufkommen sehr hoch“, betont Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty.

„Die bei den Ausgrabungen geborgenen Funde, die den Zeitraum von der Sesshaftwerdung im Landkreis vor über 7 300 Jahren bis zu den Relikten des hohen Mittelalters umfassen, sind Teile der ausgegrabenen Bodendenkmäler und sind nach dem Denkmalschutzgesetz dauerhaft zu erhalten. Die Einlagerung erfolgt in der Kreisarchäologie in Oberalteich, um die Funde zu erfassen und wissenschaftlich zu bearbeiten.“ Die derzeit im Kulturforum zur Verfügung stehende Depotfläche sei inzwischen an ihre Grenzen gestoßen, „Teile mussten bereits ausgelagert werden“.

Depots dringend nötig

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Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty (vorn, Mitte) bei einer der zahlreichen Ausgrabungen der letzten Jahre im Landkreis. Funde, die gemacht werden, sind Teile der ausgegrabenen Bodendenkmäler und „nach dem Denkmalschutzgesetz dauerhaft zu erhalten“, wie Husty betont. Auch da kommt so einiges zusammen, das Depotflächen benötigt.

Um das historisch-archäologische Archiv des Landkreises weiterführen zu können, sind also neue Flächen so dringend nötig wie für den Auftrag des Kreismuseums. Denkbar wäre, ein neues Depot zu bauen, das dann Objekte sowohl vom Kreismuseum als auch von der Kreisarchäologie aufnimmt. „Es muss anerkannt werden, dass bezüglich der Depotsituation des Kreismuseums und der Kreisarchäologie Handlungsbedarf besteht“, sagt zu dem Thema Landrat Josef Laumer. „Großartige und seltene Schätze schlummern dort und sind vom Verfall bedroht.“

Ein Neubau wäre freilich nicht billig. Die geschätzten Baukosten für eine rund 600 Quadratmeter große Lagerhalle – ohne Nebenkosten, Einrichtung und weiteres – belaufen sich auf etwa 480 000 Euro. Grundsätzlich ist eine Förderung über das Programm Leader von 50 Prozent bis höchstens 200 000 Euro möglich. Derzeit werde noch geklärt, ob zusätzliche Deckungsmittel durch andere Dachinstitutionen möglich sind, teilt Landratsamtspressesprecherin Christina Hafner mit.

Kommt ein Neubau?

Landrat Laumer verspricht, er werde sich um möglichst viele Fördergelder „und um eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung“ kümmern – im Sinne der „Bewahrung unserer Geschichte und Kultur“. Die Kreistagsfraktionen hat er darum gebeten, sich mit dem Thema zu befassen. Derzeit werden laut Hafner von den Sachgebieten Kultur, Zukunftsbüro und Hochbau noch weitere Informationen zum Neubau eines Depots – beispielsweise zu Folgekosten – gesammelt und an die Fraktionen gegeben.

Unklar ist derzeit nicht nur die Frage, ob neu gebaut werden soll, sondern auch, wo man das tun könnte. Eine möglicherweise geeignete Fläche in Landkreisbesitz könnte es beim Veit-Höser-Gymnasium Bogen geben, derzeit ist aber unklar, ob dieses Grundstück überhaupt zur Verfügung steht.

Der Ausschuss für Kultur und Sport wird zu gegebener Zeit erneut über die Depotsituation beraten und einen Beschluss dazu fassen; das Datum eines eventuellen Baubeginns steht noch in den Sternen. „Falls der Neubau einer Halle beschlossen wird und dazu gegebenenfalls Fördermittel beantragt werden, müssen die vorgegebenen Fördervoraussetzungen beachtet werden, zum Beispiel ist die Genehmigung zum vorzeitigen Baubeginn abzuwarten“, lautet die Auskunft von Christina Hafner.


 

Quelle: Monika Prechtl, in: Bogener Zeitung vom 30. Mai 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)

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