Kulturelles Leben
Mitterfels. Lesung des Autors Wolf Hamm
Interessiert verfolgen die Zuhörer die Autorenlesung von Wolfgang Hammer in Mitterfels. (Foto: erö)
„Wolfswelten“
Sechs Jahre hat er an dem Stoff gearbeitet und viel recherchiert. Im vorigen Jahr ist das Buch „Wolfswelten oder Hitlers Sohn und ich“ von Wolfgang Hammer, Historiker und Autor, erschienen und wurde jetzt von ihm im Landgasthof Fischer in Mitterfels vorgestellt. Martin Graf vom Mitterfelser Bayerischen Wald-Verein, der den Abend gemeinsam mit dem AK Heimatgeschichte und dem Museumsverein veranstaltete, kündigte „scharfen Toback“ an, und er hatte nicht übertrieben. Schon der Anfang des Buches mit den ersten Versen des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes ließ Kampf und Gewalt ahnen. In dem Politthriller „Wolfswelten“ wird der Lebensweg von Hitlers Sohn als Satire auf die Geschichte seit 1945 dargestellt. Unter dem Pseudonym Wolf Hamm erzählt Hammer in der Ich-Erzählerform von seiner Begegnung mit dem Sohn Hitlers, hier nur „der Sohn“ genannt. Gezeugt während der Olympischen Spiele 1936 flieht der Sohn nach Kriegsende nach Südamerika und wird dort zum Hoffnungsträger des, WOLF genannten, neuen „Wohltätigkeitsvereins langjähriger Freunde“. Mit 18 Jahren soll er „Führer“ werden, doch die Einweihungsfeier endet in einem Fiasko. Schließlich wird von den Anhängern WOLFs versucht, aus den Genen des Sohns einen neuen „Führer“ zu klonen. Die Handlung spielt auf verschiedenen Schauplätzen, beleuchtet einmal die Kindheit des Sohnes ohne Vater, ein anderes Mal den trostlosen Zustand des alten, schwerkranken Sohnes in seiner neuen Heimat, dem Wolfsheim. Belastendes Material gegen seine Bewacher schützen ihn davor, ermordet zu werden. Seine Lesung ergänzt Hammer mit Erläuterungen und Ereignissen aus der Zeitgeschichte, schafft eine Verbindung zwischen makaberer Fiktion und Wirklichkeit, und macht so den Text verständlicher. Wer Hammer kennt, kennt auch seine Doppeldeutigkeiten: Der Ich-Erzähler startet beispielsweise seine Umfrage zum Thema „wie man glücklich lebt“ ausgerechnet im Wolfsheim, wo die Altnazis ein vergnügliches Leben führen und wo er auf den vergreisten und todkranken Sohn stößt. Hammer scheut nicht die Darstellung grausamster Foltermethoden, unterstreicht seine Worte gelegentlich symbolhaft mit „Pauken und Trompeten“ und lässt auch ein wenig Humor zu. Doch da bleibt dem Zuhörer meist das Lachen im Halse stecken. Denn das Spinnennetz brauner Ideologie, das nach dem Krieg so eifrig neu gesponnen wurde, ist laut Hammer nach wie vor aktiv und versteckt sich heute hinter unmoralischer Gewinnsucht, fragwürdiger Militärhilfe in Afrika und üblen, illegalen Waffengeschäften überall auf der Welt. Die Lesung „Wolfswelten“ bewegt und lässt die Zuhörer betroffen zurück. In Verbindung mit dem Thema stellte Hammer die Ausschreibung des Mitterfelser-Junghistoriker-Preises zum Thema „Du entdeckst Geschichte“ vor, der im Sommer ausgelobt werden soll. „Um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und Gefahren abzuwenden, die auch der Demokratie drohen.“ (erö) Info zur Person Wolfgang Hammer wurde in Bayern geboren und arbeitete nach Abitur und Staatsexamen unter anderem in Norddeutschland als Gymnasiallehrer und Beratungslehrer. Er ist ausgebildeter Traumaberater und hat unter anderem zwei Kinderromane, einen Krimi, Satiren und ein Theaterstück geschrieben. Er lebt heute in Mitterfels.
Quelle: Elisabeth Röhn/BOG Zeitung (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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