Museen
Ein Schatz wird sichtbar: Sonderausstellung über Bajuwaren im Gäubodenmuseum Straubing
Museumsleiter Prof. Dr. Günther Moosbauer (rechts) berichtete bei seiner Eröffnungsrede von einigen Hausaufgaben, die noch zu erledigen sind, zum Beispiel sollen die Funde aus dem Hochwegfeld so restauriert werden, dass sie langfristig erhalten bleiben.
Die eine Frau trug gerne bunte Steinketten und besaß eine Perle aus Bergkristall, hatte einen kleinen Kamm bei sich und eine Scheibe mit Vogelsilhouetten zierte ihr langes Gewand. Die andere Frau führte dagegen einen Speer, eine Lanze mit Spitze aus Eisen und eine schlichte Pferdekopffibel mit sich. Was diese unterschiedlichen Frauen gemeinsam haben? Sie waren Bajuwarinnen und wurden vor über 1 300 Jahren auf dem Gräberfeld an der heutigen Bajuwarenstraße bestattet. Ausgrabungen aus dieser Straße, aus Alburg, der Altstadt um St. Peter und Straßkirchen werden bis 4. Oktober in der Sonderausstellung „Bajuwarische Gräberfelder in Straubing mit Straßkirchen. Aus den Anfängen Bayerns“ im Gäubodenmuseum gezeigt.
Zahlreiche Besucher waren zur Ausstellungseröffnung am Mittwochabend ins Museum gekommen – unter ihnen auch elf „echte“ Bajuwaren. Der Schild und der Speer des rechten Bajuwaren ist Funden aus der Bajuwarenstraße nachgebildet. Wie schwer so ein Schild aus Rohhaut ist, davon konnte sich Oberbürgermeister Markus Pannermayr (2.v.r.) überzeugen.
Ein lückenloser Blick auf die Zeit des fünften bis achten Jahrhunderts in Straubing und Straßkirchen sei durch die Ausgrabungen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit ermöglicht worden, sagte Oberbürgermeister Markus Pannermayr bei der Eröffnung der Sonderausstellung am Mittwochabend. Fibeln und Glasgefäße der Bajuwaren würden einen faszinierenden Einblick in die hohe Qualität deren Kunsthandwerks geben. „Diese Gräberfelder spielen eine wichtige Rolle bei der Interpretation der bayerischen Frühgeschichte“, betonte er.
Edle Bajuwarin versus bajuwarische Kriegerin: die Grabbeigaben zweier Frauen, gefunden vor über 30 Jahren in der heutigen Bajuwarenstraße. – Über 2000 frühmittelalterliche Gräber befinden sich im Depot des Gäubodenmuseums.
Dieses Projekt sei unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Bajuwareninitiative Straßkirchen, der Archäologischen Staatssammlung München, dem bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der LMU München, dem Historischen Verein und der Stadtarchäologie unterstützt worden: „Dieses Netzwerk ist sehr wichtig“, sagte der Oberbürgermeister. Gleichzeitig bat er diese Partner, den Weg auch in Zukunft gemeinsam zu gehen: „Diese Sonderausstellung soll in eine Dauerausstellung münden. Der Schatz soll sichtbar gemacht werden.“ Als zukünftiges Projekt stehe die Sanierung des Amtmann-Hauses gleich neben dem Museum an, damit könne für die Exponate Platz gewonnen werden. Denn in den Depots des Museums liegen über 2 000 frühmittelalterliche Gräber, die für die Geschichte Bayerns eine entscheidende Rolle spielen. Daher hoffe man auch auf eine Unterstützung des Freistaats.
Den Anfang der Ausstellung bilden die Funde in der Altstadt um St. Peter, darunter Adelsgräber und ein Reitergrab. Die Funde aus der Bajuwarenstraße, die im nächsten Raum folgen, seien seine Sorgenkinder, erläuterte Museumsleiter Prof. Dr. Günther Moosbauer: „Denn die ganz große Auswertung fehlt hier noch.“ Ein weiteres Problem seien die massenhaften Funde des Hochwegfelds: Denn Salze greifen die Metalle an, der Restaurierungsaufwand sei daher enorm. Ebenso müssen die rund 2 000 Gräber noch ausgewertet werden.
Einzelgräber aus dem fünften bis achten Jahrhundert sind ein weiterer Teil der Ausstellung. Daraus rekonstruierten die Mitarbeiter des Museums die Frauen- und Männertracht in der damaligen Zeit. Die bajuwarische Frau habe zum Beispiel ein langes Gewand und einen Schulterumhang getragen, erklärte Prof. Moosbauer. Geschlossen wurden die Kleidungsstücke mit verzierten Fibeln. „An den Fibeln hingen wiederum ein Kamm oder Perlen.“ Unter den bajuwarischen Männern, die an der Bajuwarenstraße bestattet wurden, war auch ein Handwerker: er hatte einen Schreinerhobel aus Hirschgeweih als Grabbeigabe.
Neben Funden aus Straßkirchen, der Straubinger Neustadt, dem Arco-Block (das heutige Theresien-Center) und dem Alburger Hochwegfeld wird in der Ausstellung auch gezeigt, wie beispielsweise ein über 1 300 Jahre altes Schwert hergerichtet und konserviert wird, und mit welchen Tücken Restauratoren dabei zu kämpfen haben.
Quelle: - phi - in: Bogener Zeitung vom 8. Mai 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
Öffnungszeiten:
Die Ausstellung „Bajuwarische Gräberfelder in Straubing. Aus den Anfängen Bayerns“ ist noch bis zum 4. Oktober zu sehen. Das Gäubodenmuseum an der Fraunhoferstraße hat dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
>>> Willi Goetz hat im Mitterfelser Magazin 19/2013 des AK Heimatgeschichte Mitterfels e. V. einen Aufsatz über das Reihengräberfeld Straßkirchen veröffentlicht. (Das MM 19/2013 ist bei Schreibwaren Stolz, Mitterfels - Burgstraße, erhältlich.)
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