Museen
Kreismuseum Bogenberg. Siegerbilder des Jugendwettbewerbs „Typisch Landleben?“ gekürt
Fotomotive von Hühnerhof bis Haltestelle
Die meisten Preise mussten an Stellvertreter übergeben werden, vier Siegerinnen waren selbst da: Maria Detterbeck (2. Platz), Nadine Mayer (7. Platz), Christina Praml (1. Platz) und Elena Bräu (3. Platz, vorne, von links). Von rechts Landrat Josef Laumer, die Wettbewerbinitiatoren Museumsleiterin Barbara Michal und ALE-Leiter Roland Spiller sowie Bogens Bürgermeister Franz Schedlbauer. (Foto: map)
„Ja, gibt's denn des wirklich?" Landrat Josef Laumer und Bogens Bürgermeister Franz Schedlbauer staunten gleichermaßen, als sie am Freitag das Siegerbild des niederbayerischen Schüler-Fotowettbewerbs „Typisch Landleben?" zu Gesicht bekamen. Christina Praml aus Freyung hat den Heischebrauch des „Wasservögel-Singens" zu Pfingsten, bei dem eine Gruppe Männer während des „Wasservogel"-Liedes von der Dorfjugend nassgespritzt wird, mit der Kamera eingefangen.
Mit dem Bild von dem nur im unteren Bayerischen Wald verbreiteten Brauch hat die Gymnasiastin aus der neunten Klasse den mit 500 Euro dotierten ersten Platz im Wettbewerb gemacht. Hinter ihr folgten die 15-jährige Maria Detterbeck aus Bayerbach im Landkreis Landshut, Schülerin in der achten Klasse an der Nardini-Realschule Mallersdorf-Pfaffenberg, und die 17 Jahre alte Elena Bräu aus Hofdorf im Landkreis Regensburg, die das Johannes-Turmair-Gymnasium in Straubing besucht.
Rapsfeld und Bauernhof
Maria Detterbeck hat für ihr Foto ihre Freundinnen zusammengetrommelt. Die Mädchen posieren vor einem blühenden Rapsfeld auf einem alten Eicher, um so zu zeigen, dass Bauernleben und Natur auch heute noch zum Aufwachsen auf dem Land gehören. Das Bild hat sie so bearbeitet, dass Gruppe und Traktor schwarz-weiß dargestellt werden, das Feld aber gelb leuchtet.
Das Schwarzweißfoto von Elena Bräu heißt „Hinter der Hausecke" und bezieht seine besondere Spannung daraus, dass sowohl ein Kind als auch Hühner zu einer schmalen Lücke zwischen zwei Gebäuden eines Hofes streben, durch die verheißungsvoll die Sonne scheint, ohne dass der Betrachter sehen kann, was dort – eben hinter der Hausecke – liegen mag.
Viele Motive schwarz-weiß
Wie Barbara Michal, die Leiterin des Kreismuseums auf dem Bogenberg, bei der Vorstellung der Siegerfotos mitteilte, haben sehr viele der Schüler und Jugendlichen mit dem Stilmittel des Farbverzichts gearbeitet. Auch unter den zehn prämierten Bildern waren die weitaus meisten schwarz-weiß. Es beteiligten sich etwa 65 Schüler mit rund 120 Fotos, bestärkt von ihren Kunsterziehern und Schulleitern.
Viertplatzierte wurde Una Steinleitner, 16 Jahre, vom Gymnasium Untergriesbach, die in „Kontrast" einem alten, naturverbundenen Bauern einen jungen Geschäftsmann gegenüberstellt, der den Blick nicht von seinem Smartphone lösen mag. Lens Ahlert aus der neunten Klasse des Gymnasiums Freyung hat mit seinem Bild eines einsam an einer Bushaltestelle wartenden Buben auf die Probleme im ländlichen Alltag von Jugendlichen hingewiesen, die noch nicht selbst motorisiert mobil sind.
Weitere Preisträger waren Johanna Zimmerhackl, 17 Jahre, Gymnasium Untergriesbach, Nadine Mayer, 17 Jahre, aus Salching (Ludwigsgymnasium Straubing), Tobias Kerbl, 19 Jahre, aus Neukirchen (Veit-Höser-Gymnasium Bogen), Elena Kellner, 15 Jahre, Gymnasium Freyung, und Luisa Graml, 17 Jahre, Gymnasium Untergriesbach. – Die meisten der Preisträger mussten sich zu Michals Bedauern am Freitag von Angehörigen oder Lehrern vertreten lassen: Etliche Schüler befanden sich auf Klassenfahrt.
Ein durchaus etwas anderer Blickwinkel als bei den Erwachsenen – deren Bilder wurden eine Woche zuvor auf der Landesgartenschau in Deggendorf prämiert (wir berichteten) – habe sich in den Schülerarbeiten gezeigt, sagte Roland Spiller, der Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) in Landau an der Isar. Er sprach von einem Augenmerk auf Tradition, auf Gemeinschaftsgeist, Lebensfreude, aber auch auf Innovation. Das ALE hatte den Wettbewerb zusammen mit dem Kreismuseum ins Leben gerufen. Unterstützt wurde die Aktion von der ILE nord 23.
„Von großer, reflektierender Sympathie für das Landleben" zeugten die Werke der Jugendlichen, befand Landrat Josef Laumer. Landidylle werde ebenso gezeigt wie Landarbeit, das enge Zusammenleben von Mensch und Tier, es gebe Bilder, die Nähe und Freundschaft dokumentierten – während gleichzeitig Schattenseiten wie Busse, die auf sich warten ließen, nicht ausgeklammert seien.
Ausstellung erweitert
„Typisch Landleben?", das fragte schon die Fotoausstellung mit größtenteils historischen Fotos im vergangenen Jahr, die ins Jahr 2014 verlängert wurde. Über die Verlängerung zeigte sich Bogens Bürgermeister und Bezirkstagsvizepräsident Franz Schedlbauer ebenso erfreut wie über die jetzige Erweiterung der Ausstellung durch die Siegerfotos. Noch bis zum Ende der Museumssaison an Allerheiligen ist die Fotoausstellung einschließlich der Wettbewerbsbilder auf dem Bogenberg zu sehen. Alle Redner sprachen am Freitag davon, dass vielleicht auch noch ein Kalender aus Siegerfotos erstellt werden könnte.
Beurteilt hatte die Fotos eine siebenköpfige Jury, zusammengesetzt aus Fachleuten des Kunst- und Kulturlebens Niederbayerns. Diese Jury kürte je zehn Sieger in den Kategorien „Erwachsene" und „Schüler/Jugendliche". Von einer „sehr großen Bandbreite der eingesandten Fotos" sprach Barbara Michal und wies darauf hin, dass auf den Fotos der Jugendlichen noch stärker eigene Ideen umgesetzt worden seien als auf denen der Erwachsenen. Die Jugendlichen seien etwas kritischer an das Thema herangegangen und hätten die Darstellungen stärker „inszeniert", um ihre individuellen Sichtweisen auszudrücken.
Die Kür der Schüler-Siegerbilder war gleichzeitig die Ausstellungseröffnung. Im Foyer des Museums gezeigt werden die 20 Siegermotive. Außerdem kann man in dicken Ordnern alle eingesandten Fotos betrachten, in denen sie einschließlich Beschreibung abgeheftet sind. Insgesamt hatten 263 Amateur- und Profifotografen mit 574 Bildern am Wettbewerb teilgenommen. Sieger der Erwachsenen war Hans Daffner aus Niederaichbach im Landkreis Landshut mit einem Foto geworden, das rumänische Erntehelfer auf einem Feld zeigte.
Info
Das Kreismuseum Bogenberg hat geöffnet am Mittwoch und Samstag von 14 bis 16 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Zu diesen Öffnungszeiten ist auch die Fotoausstellung zu besichtigen. Für Gruppen ab zehn Personen gibt es außerhalb der Öffnungszeiten die Möglichkeit zu individuellen Führungen nach telefonischer Voranmeldung unter 09422/5786.
Quelle: Andrea Prechtl; in: Bogener Zeitung vom 26. Juli 2014, Seite 19
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