Frühere Mühle Frommried: Förderverein bereitet Mühlenmuseum in Haibach vor

 

"Wir sind mutig und ziehen das durch" - Mühlenmuseum in Haibach muss bis 2015 fertig sein - Förderverein bereitet Bau vor

 

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Noch wuchern auf dem etwas abgelegenen Grundstück an der Bahnhofstraße in Haibach wadenhoch Brennnesseln und Springkraut. Bald jedoch könnte dort, am Perlbach Menach und dem Donau-Regen-Radweg, eine kleine Getreidemühle klappern - umgeben von einem idyllischen Mühlengarten. Denn nach fast sieben Jahren ungewisser Wartezeit auf Fördermittel und der Suche nach einem geeigneten Platz kann die Vorstandschaft des "Fördervereins zur Erhaltung der Burgruine und Heimatpflege" in Haibach ihren Wunschtraum endlich realisieren und ihr lang geplantes Mühlenmuseum bauen.

Ein wenig außerhalb von Haibach berechnen Franz Rainer, Vorsitzender des Fördervereins, und Erwin Dachauer, der vor seiner Rente noch als Mühlenbauer tätig war und dem Verein nun mit Rat und Tat zur Seite steht, schon einmal, wie viele Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Menach fließen. Dazu werden Breite, Länge und Tiefe des Baches multipliziert. Das Ergebnis wird anschließend durch die Fließgeschwindigkeit des Wassers geteilt. Benötigt werden die Daten, wenn später das Mühlenrad zusammengebaut wird, erläutert Dachauer. "Das werden wir wohl im Winter in Angriff nehmen." Nachdem das Projekt fast sieben Jahre lang darauf gewartet hat, verwirklicht zu werden, sieht es nun so aus, als ob das Haibacher Mühlenmuseum endlich Gestalt annimmt.

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Auf die Idee gekommen, das fast vergessene Müllerhandwerk in der Region wieder lebendig werden zu lassen, ist der Verein im Jahr 2005, als die Frommrieder Wassermühle zwischen Haselbach und Haibach abgerissen werden sollte. "Wir haben davon gehört und wollten die Mühle natürlich erhalten", erzählt Rainer. Also hat der Förderverein das gesamte Innenleben der Mühle abgebaut und anschließend bei verschiedenen Menschen eingelagert. Mit dem Hintergedanken, das etwa 100 Jahre alte Mühlwerk irgendwann einmal wieder an anderer Stelle aufzubauen und zum Laufen zu bringen.

 

Für die Nachwelt erhalten

Die Frommrieder Roggen- und Weizenmühle - zum ersten Mal 1301 urkundlich erwähnt - war eine der letzten im Landkreis. "Obwohl das Haus total baufällig war, existierten in dieser Mühle aber noch so gut wie alle Geräte und Maschinen", erinnert sich Rainer. Das sei einmalig gewesen. "So etwas muss natürlich für die Nachwelt erhalten bleiben." Und wo, wenn nicht in einem Museum. Die konkreten Pläne dafür stehen bereits. Im Juni hat der Verein das Grundstück an der Menach gekauft.

Untergebracht werden soll das alte Mühlwerk in einem Neubau, der sich im Grundriss an die historische Mühle anlehnt, erklärt Rainer. Im Untergeschoss sollen das Wasserrad, der Antrieb und eine Werkstatt beherbergt werden. Im Erdgeschoss ist ein museumspädagogischer Raum vorgesehen und im ersten Obergeschoss und dem Dachgeschoss sollen Sonder-und Dauerausstellungen ihren Platz finden. Dokumentiert werden soll beispielsweise der Weg vom Korn zum Brot oder die Geschichte des Mühlenwesens an der Menach. "Das Mühlenhandwerk hatte im ausgehenden Mittelalter maßgeblichen Einfluss auf die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung in den Randgebieten des Bayerischen Waldes", sagt Rainer. Vor allem wegen seiner großen Bedeutung für die Ernährung und den zivilisatorischen Fortschritt im ostbayerischen und südböhmischen Mittelgebirge. "Allein an der 24 Kilometer langen Menach standen einmal 17 Wassermühlen." Nach dem zweiten Weltkrieg allerdings wurden die kleinen Mühlen eine nach der anderen stillgelegt. "Als nach dem Krieg der Wohlstand ausbrach, wurden die Menschen immer wählerischer und wollten vermehrt nur noch weißes Brot essen", erklärt der pensionierte Mühlenbauer Dachauer. Das dafür benötigte schneeweiße Mehl habe nur mit einem chemischen Verfahren hergestellt werden können. "Da konnten die kleinen Mühlen natürlich nicht mehr mithalten." Die zunehmende Technisierung habe den Mühlen den Rest gegeben.

"Wir wollen mit dem Museum der Nachwelt zeigen, wie früher gearbeitet wurde", sagt Rainer. Zudem soll das Mühlenmuseum auch ein Schaubetrieb werden, in dem sich Schulklassen über das alte Handwerk informieren können.

Allerdings kostet so ein Vorhaben Geld und kann von einem kleinen Verein kaum alleine finanziert werden. Derzeit wird die komplette Bausumme auf 430.000 Euro geschätzt. "Wir wollten das Projekt zunächst über Leader-Mittel finanzieren, hätten so aber nur 50 Prozent gefördert bekommen", sagt Rainer. Nun wird die Maßnahme mit Mitteln aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung bezuschusst und zwar zu 70 Prozent. Allerdings muss der Verein einige Auflagen erfüllen. Erforderlich war die Partnerschaft mit einem ähnlichen Museum aus einem Nachbarland. Einen Partner haben die Haibacher mit dem Muzeum stredniho Pootavi im tschechischen Strakonice gefunden. Auch muss das Mühlenmuseum bis zum 28. Februar 2015 fertig sein und danach mindestens 15 Jahre betrieben werden. Klappt das nicht, muss der komplette Zuschuss zurückgezahlt werden, sagt Rainer. "Noch haben wir von dem Fördergeld noch nichts angerührt und könnten aufhören, aber wir sind mutig und ziehen das durch."

 

Holzteile erneuern

Bis die Mühle aufgebaut ist, muss noch einiges gemacht werden. "Heuer wollen wir auf jeden Fall den Auslauf des Baches ausbauen, im Frühjahr soll der Baukörper fertiggestellt werden" , sagt Rainer. Auch müssen noch einige Geräte und Holzteile des alten Mühlwerks erneuert werden. "Vor allem das Holz ist sehr wurmstichig."

Gesucht werden noch ein paar junge Helfer und ein Müller, der die Mühle später ehrenamtlich betreiben wird. Auch versucht der Verein gerade Spenden von Stiftungen einzutreiben. "Leicht wird es nicht, das Projekt bis 2015 zu verwirklichen, weil die Meisten von uns nur nach der Arbeit mitarbeiten können, aber wir schaffen das." - fis

 

SR-Tagblatt vom 3. September 2012, Seite 13

 

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