Sonderausstellung Kreismuseum. Beitrag der Vereine …

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… zum gesellschaftlichen Leben - Zwischen der Familie und dem Staat

Der Beitrag der Vereine zum gesellschaftlichen Leben im Dorf wird Thema der nächsten Sonderausstellung im Kreismuseum Bogenberg sein.

Dafür werden Leihgaben gesucht

„Die Vereine prägen das Leben auf dem Land, sie sind es, die das Dorf zusammenhalten.“ Der Satz, den so ähnlich Bürgermeister gern bei den verschiedensten Festen sprechen, stammt aktuell von Barbara Michal, Leiterin des Kreismuseums Bogenberg. Denn mit Vereinen – ihrer Entstehung, Entwicklung und heutigen Bedeutung – wird sich die nächste Sonderausstellung befassen, die Michal derzeit vorbereitet.

Obwohl „in den Vereinen das Leben tobt“ – und es im Landkreis davon rund 1300 gibt –, kämen diese thematisch in Museen kaum vor, sagt Michal. Oft würden sie ein wenig belächelt. Wer jedoch aufmerksam die Heimatzeitung liest, der bekomme eine Ahnung von der Bedeutung. Oder wer als Zaungast an einem dieser Feste von Dorfbewohnern für Dorfbewohner teilnimmt, wie Barbara Michal jüngst beim Maibaumaufstellen in Breitenweinzier.

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„Der ganze Ort war auf den Beinen“

„Vierzig bis fünfzig Leute, zumeist Männer, haben den Baum da in Handarbeit mit Stangen in die Höhe gebracht,“ erzählt sie, „Kinder schmückten Kranzl, Frauen brachten Kuchen. Der ganze Ort war auf den Beinen.“ Aufgestellt hat den Baum die FFW Bogenberg. Die Feuerwehren seien, obwohl sie das „Freiwillig“ im Namen tragen, einst nicht ganz freiwillig entstanden, wirft Michal einen Blick in die Geschichte: „Das Feuerlöschen zählt zu den hoheitlichen Aufgaben.“ Amtliche Verordnungen hätten klargemacht, dass jeder sich daran beteiligen müsse – es sei denn, es gab eine Freiwillige Feuerwehr.

Auch der Militärdienst sei verpflichtend gewesen, die Kriegsteilnahme führte zu „ortschaftsprägenden Denkmälern“. Jetzt, in einer Zeit, in der es immer weniger Veteranen gebe, lösten sich viele der einstigen Kriegervereine auf, es entstehe eine Diskussion über den Umgang mit den Denkmälern, die einst Heldenverehrung bedeutet hätten und heute als Friedensmahnmal gesehen würden.

Bestickte Fahnen und Chroniken in Sütterlin

Mit der Nationalbewegung verknüpft war das Ansinnen von „Turnvater Jahn“, es ging hier nicht nur um den Sport. Der Sport als solcher machte im Vereinswesen wiederum ebenfalls einen Wandel durch: Waren die Themen anfangs Kunstturnen und Radfahren, begann später der Fußball zu dominieren. Heute wird Sport oft auch im Zusammenhang mit Integration genannt.

Neu gegründet würden derzeit oft Vereine zur Bildungsförderung. Lieder- oder Kriegervereine gehörten hingegen zu denen, die sich auflösen, so Michals Beobachtung. Von manchen Vereinen, die es nicht mehr gibt, finden sich Chroniken, Fahnen und sonstige Erinnerungsstücke heute im Bestand des Museums, darunter etwa die noch eher schlicht bestickte Fahne der Liedertafel Bogen 1864 oder die 1901 in Sütterlin begonnene Chronik der FFW Grafling.

Ursprünglich, sagt die Museumsleiterin, sei das Vereinswesen eine bürgerliche Erfindung des 19. Jahrhunderts gewesen. In Städten hätten sich Vereine entwickelt, die bestimmte Ziele verfolgten oder der Geselligkeit frönten. Erst danach habe sich das Phänomen aufs Land ausgeweitet – wo die Bräuche heute verbreitet sind.

So mancher Städter wisse hingegen heute wohl nicht, was bei einem Patenbitten genau passiert oder was alles für ein Gründungsfest aufgeboten werden muss. Für die Ausstellung hat Michal vor, das Fest der FFW Geltolfing als Beispiel mitzuverfolgen – und in Breitenweinzier die Ereignisse im Vorfeld. Jüngst hat sie schon verschiedene Arten Maibaumaufstellen und Maibaum dokumentiert, etwa in Schambach, wo das Aufstellen ein Traktor unterstützte, oder in Aiterhofen, wo der Baum ein Zunftbaum ist. Auch Interviews wird sie führen, in denen Menschen etwa erläutern, was die Anziehungskraft „ihres“ Vereins ausmacht, für den sie ihre Freizeit opfern. Warum es in manchen Vereinen schwierig ist, jemanden für die Vorstandsposten zu finden, wird ebenso Thema sein.

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Objekte, mit denen eine Erzählung verbunden ist

Etliche Objekte, durch die eine spezielle Geschichte die allgemeine transportieren kann, fehlen Barbara Michal allerdings noch. Ein Museum ist eine Welt der Dinge. Und zum Thema Vereine besitzt das Museum nicht allzu viele. Daher ist die Chefin nun wieder auf der Suche nach möglichen Leihgebern von „Objekten, die etwas über einen Verein aussagen, Dinge, mit denen eine Erzählung, eine Erinnerung verbunden ist“.

Vereine stellten eine Ebene zwischen der Familie und der Nachbarschaft sowie dem Staat dar – und bildeten den gesellschaftlichen Wandel ab. „Wer in der Landwirtschaft hart körperlich arbeitet, der braucht keinen Sport.“ Auch nicht mit Verein. – Vorläufer des Wallfahrtsvereins Bogenberg seien übrigens die Rosenkranzbruderschaft oder die Isidor-Bauernbruderschaft gewesen, erzählt Michal weiter. Auch bei diesen schon im Fokus: das soziale Miteinander. 

Leihgaben gesucht

Wer hat besondere Erinnerungsstücke, die in der Ausstellung, die nächstes und übernächstes Jahr gezeigt werden soll, beispielhaft eine Geschichte des Vereinswesens erzählen könnten? Barbara Michal ist auf der Suche nach entsprechenden Objekten, auch nach alten Unterlagen. Wer glaubt, zum Thema etwas beisteuern zu können, soll eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! schreiben und möglichst ein Foto des Objekts mitschicken. Wer sich nur telefonisch melden kann, soll dafür die Nummer 0160/97215810 anrufen.

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Die Fußballschuhe und Stutzen des Rolf Berkner: Auf dem alten Bild trägt er sie als Vierjähriger (im Foto rechts). – Vergrößern durch Anklicken!

Die Schuhe des kleinen Fußballers

Im Besitz des Museums befinden sich etwa die handgefertigten Fußballschuhe des Rolf Berkner aus dem Jahr 1949, samt den dazu handgestrickten Stutzen. Vier Jahre alt war der Bub, als er sie – dokumentiert auf einem Foto, ebenfalls im Museum archiviert – bei einem Umzug des TSV Bogen trug.

Noch mehr herauszufinden hofft Michal hingegen über Rennradfahrer Ludwig Huber aus Geiselhöring, von dem es ein Foto aus den zwanziger Jahren gibt und dazu Trophäen, von denen eine früher mal ein Jagdpokal gewesen sein muss. Huber war Mitglied im Arbeiter-Fahrradbund „Solidarität“; mehr weiß die Museumsleiterin nicht.

Anschaulich macht Vereinsleben – und ein Leben für die Vereine – auch eine Schatulle wie die von Otto Wiesmeier senior und junior: Orden, Anstecker, Festabzeichen und Erinnerungsbänder aus hundert Jahren finden sich darin. „Ein Schmuckkistlein von Männern“, wie Michal schmunzelnd sagt. Auch Uniformen gehören oft zur Vereinsidentität, von der einstigen Krieger- und Soldatenkameradschaft Bogen zeigt Michal als Beispiel Mütze und Krawatte. – Und was war wohl die „Gesellschaft der Wanderer in Bogen“, gegründet in den 1830er Jahren? Kein Club, der auf Schusters Rappen die Natur durchstreifte: „Gewandert“ wurde von einem Wirtshaus zum anderen, um die „Gesellschaftstage“ dort zu besuchen.  

Andrea Prechtl/BOG Zeitung vom 11. Mai 2023 (Gen. der Lokalredaktion)

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