Museen
Straubing-Bogen. Gemeinsames Depot für Kreis- archäologie und -museum
Auf der einen Seite stapeln sich Pappschachteln, auf der anderen Holzobjekte, in der Mitte der Lagerhalle stehen zwei glückliche Menschen: „Das ist die optimale Halle“, schwärmt Barbara Michal, Leiterin des Kreismuseums auf dem Bogenberg. Und Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty ergänzt: „Die Größe, die Lage, die Infrastruktur – es ist genau das, was wir uns gewünscht und nach dem wir monatelang gesucht haben.“ Bei der Halle handelt es sich um das neue gemeinsame Depot – das Objektarchiv des Landkreises.
Der Kreisbauhof hat Helfer abgestellt, seit Anfang Mai liefern sie die Schachteln mit den Scherben sowie Museumsobjekte von den bisherigen Depotstandorten an. Die Anlieferer können direkt in die ebenerdig liegende Halle fahren und erst dort die großen, sperrigen und schweren Objekte des Museums ausladen.
Funde wiegen Tonnen
Auch die Schachteln mit den Scherben sind alles andere als leicht. „Allein die Funde der Ausgrabung Riedling wiegen insgesamt 1,2 Tonnen“, sagt Husty, der an den diversen Orten, an denen seine Funde bis jetzt lagerten, immer an die Traglast denken musste.
Nicht alle bisherigen Depots werden vollständig aufgelöst, Textilien zum Beispiel benötigen eine noch speziellere Lagerung, „in säurefreien Schachteln, im Dunkeln, bei der genau richtigen Luftfeuchtigkeit und Temperatur“, wie Michal erwähnt, „die sind sehr empfindlich“. Husty wird unter anderem die restaurierten Stücke oder die jüngsten Funde in den Räumen der Kreisarchäologie in Oberalteich behalten.
Doch weite Teile von beiden Sammlungen werden künftig in der rund 700 Quadratmeter großen Halle in Straubing gelagert, in der auch noch Platz für Neues ist, „genug für die nächsten 20 Jahre“, wie die beiden Experten betonen. Derzeit angemietet ist sie vom Landkreis für 15 Jahre. Ein Drittel der Halle wird wohl die Archäologie belegen, zwei Drittel das Museum.
„Entwicklung aufzeigen“
In beiden Bereichen kommt ständig etwas hinzu. In der Archäologie sorgt die rege Bautätigkeit im Landkreis für den Nachschub, beim Museum die Tatsache, dass das Sammeln eine seiner wesentlichen Aufgaben ist. Nicht das ungeordnete Sammeln indes, „wir brauchen nicht alles fünffach“, so die Museumsleiterin, „aber zum Beispiel verschiedene Typen, die eine Entwicklung aufzeigen“.
Noch während sie das sagt, steigt sie über alte, bäuerliche Geräte hinweg, deren Sinn sich dem Laien heute ohne Erklärung nicht mehr erschließt, taucht hinter einem Stapel hölzerner Gerätschaften ab und reicht dann zwei Objekte zu ihrem Helfer Alois Feicht nach vorne. Zwei Sackkarren sind es – eine komplett aus Holz, die andere eine Kombination von Holz und Eisen. „Eine ganz aus Eisen haben wir auch, aber die ist noch nicht hier.“
Rund 500 Objekte sind es, die bislang in die Halle gebracht wurden, „vor allem aus der vorindustriellen Zeit“ stammen sie, insgesamt verfügt das Museum nach Michals Schätzung über etwa 10 000 Stücke. In den Sammlungen künftig noch stärker Berücksichtigung finden müssten „markante Objekte der jüngeren Vergangenheit“ als typische Repräsentanten ihrer Zeit. Eine solche Jeans etwa, wie sie gerade in der Kleiderausstellung hängt – die x-fach wieder zusammengeflickte erste Jeans eines Mannes, gewissermaßen eine Protest-Hose: „Die in der Ausstellung ist nur eine Leihgabe.“
Der Hintergrund der Stücke wird auf Erfassungsbögen mitnotiert. – Von „der Geschichte hinter den Objekten“ spricht auch der Archäologe. Warum hat sich beispielsweise eine neue Methode verbreitet und durchgesetzt? Und was ist gewandert: die Idee oder die Menschen? „Aber wir können keinen mehr fragen“, sagt er mit einem Seitenblick zur Museumsleiterin. Und sein Archiv ist groß. Rund 42 000 Datensätze umfasst es derzeit, jeder entspricht einer „Fundzettelnummer“, steht also, wie er es salopp ausdrückt, „für ein Loch, das archäologische Funde erbracht hat“.
Es darf nicht zu feucht sein
Das gemeinsame Objektarchiv habe große Vorteile, betonen Barbara Michal und Dr. Ludwig Husty. Unter anderem den, dass benötigte Technik nur einmal angeschafft zu werden braucht. Auch muss nicht in -zig verschiedenen Hallen das Klima kontrolliert werden. Die Messgeräte im neuen Depot überwacht Alois Feicht. Die Temperatur in der Halle, die beheizt werden kann, soll nicht unter zehn Grad Celsius fallen, im Sommer nicht mehr als 28 Grad betragen, die Luftfeuchtigkeit soll sich zwischen 35 und 55 Prozent bewegen und nicht darüber steigen, „sonst fängt es an zu schimmeln“, sagt Michal. Und auch der Holzwurm liebt es feucht. Trockene Wärme dagegen mag er nicht.
Husty schätzt, dass sein Umzug bis Ende Juni erledigt sein wird: die Regale eingebaut und bestückt und er selbst wieder in der Lage, zu sagen, was sich wo befindet. Auf der Museums-Depotseite wird der Einzug sich „bis Herbst hinziehen“, wie Michal vermutet. Für die großen Objekte müssen Spezialregale eingebaut werden, Michal denkt über Ordnungsstrukturen nach, vor der neuen Lagerung ist außerdem Reinigen angesagt. „Manche Inschriften oder Notizen auf Objekten entdeckt man dann erst“, erzählt Alois Feicht voller Begeisterung. Er ist gelernter Schreiner, hat dann als Software-Entwickler gearbeitet und kann heute Holz- wie Computerwissen im Dienst des Museums gut gebrauchen.
Unterm Joch
Barbara Michal späht unterdessen schon mit Adleraugen nach Objekten, die sie für eine Ausstellung verwenden kann. Das Thema „Mensch und Tier“ schwebt ihr für die nächste Saison vor, „da hinten ist zum Beispiel ein Vogelkäfig“. Auch das Geschirr von Zugtieren könne man zeigen oder den Göpel, eine Maschine, deren Zahnrad von Pferden angetrieben wird. Und was unter den Objekten nach Joch ausschaut, war keineswegs immer eines für Ochsen. Michal legt sich einen Balken mit Halsausschnitt um, an den Seiten hängen Ketten: „Das gab es auch für Menschen!“
>>> Bericht im pdf-Format [... hier]
Quelle: Andrea Prechtl, in: Bogener Zeitung vom 26. Mai 2016 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
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