Mitterfels. Wenn das Kind wütend wird

Vortrag im Kindergarten Don Bosco: Mit kindlicher Wut richtig umgehen

Das Kind bekommt an der Supermarktkasse einen Trotzanfall, weil die Gummibärchen nicht gekauft werden. Die Schuhe fliegen quer durchs Zimmer, weil das Kind es nicht geschafft hat, sie selbst anzuziehen. Diese oder ähnliche Situationen kennen die meisten Eltern aus ihrem Alltag. Doch wie richtig umgehen mit diesen Wutanfällen? Eine Antwort auf diese Frage ...

... bekamen am Mittwochabend die Teilnehmer am Vortragsabend des Kindergarten Don Bosco in Mitterfels. „Kindliche Wut liebevoll begleiten“, so das Motto des Abends, bei dem die Physiotherapeutin und Psychologin (B. sc.) Susanne Fuchs wichtige Tipps gab und auch viele Fragen klären konnte.

Um überhaupt verstehen zu können, was in einem wütenden Kind vorgeht, gab Susanne Fuchs – selbst Mutter zweier Kinder – zunächst einen Überblick darüber, wie Wut überhaupt entsteht, was dahintersteckt und was alles Wut bei kleinen Kindern auslösen kann. Wichtig laut Fuchs dabei: Immer genau hinschauen, welches Gefühl hinter der Wut des Kindes steckt. Das können Frustration, Wut, Hilflosigkeit, Trauer oder auch einfach eine Überreizung sein.

Erkennen, dass jedes Kind anders ist

„Dabei ist es wichtig, zu erkennen, dass jedes Kind anders ist – gerade, was den Grad der Überreizung anbelangt“, erklärte Fuchs. Manche Kinder seien wie große Eimer, in die viel hineingegossen werden kann. Da könne man nach dem Kindergarten noch zum Einkaufen gehen, ins Fußballtraining fahren oder auch in den Tierpark. Andere Kinder wiederum seien eher wie kleine Schnapsgläser. „Da ist das Maß dann nach dem Kindergarten schon voll.“ Ein nächster Schritt, um kindliche Wut richtig zu begleiten, sei, zu erkennen, welches Bedürfnis dahintersteckt. Denn Wut per se sei laut Fuchs nichts Schlechtes. „Das Kind zeigt uns mit seiner Wut auch, dass eine Grenze bei ihm überschritten wurde. Das ihm etwas zu viel war.“ Wird es sauer, wenn die Tante ihm ein Bussi gegeben hat, dann sei das dem Kind einfach zu viel. Das müsse man akzeptieren. Bekommt es einen Trotzanfall, weil es die Socke nicht selber anziehen kann, steckt dahinter das Bedürfnis nach Autonomie und der Wunsch, es selber machen zu können.

Eltern müssen Wut aushalten können

Kinder brauchen die liebevolle Begleitung ihrer Eltern. „Sie dürfen das Kind in seiner Wut nicht alleine lassen“, so der Appell von Susanne Fuchs. Eltern müssten da sein, diese Wut aushalten können und den Kindern Möglichkeiten aufzeigen, wie sie damit umgehen können. „Sie können dem Kind ein Kissen geben, in das es hineinboxen kann, oder es schwere Bälle werfen lassen“, so Fuchs. Auch Bewegung sei oft sehr hilfreich. Damit Eltern diese Begleitung aber auch wirklich leisten können, müssen diese auch erst auf sich schauen, in sich hineinhören und hineinspüren, ob sie gerade emotional überhaupt in der Lage sind und die Kraft haben, diese Wut wirklich zu begleiten. Wenn das gerade nicht so sei, dann gebe es immer noch die Exit-Strategie, rauszugehen aus der Situation. Und dann sei es auch in Ordnung, die Gummibärchen an der Kasse einfach mal zu kaufen.

Verena Lehner/BOG Zeitung vom 17. Mai 2024 (Gen. der Lokalredaktion)

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