Kulturelles Leben
Mitterfels. Wirkung zwischen Tradition und Moderne
Beim 1. Kunstsymposium auf der Burg stellten namhafte Künstler aus.
Ein Kunstsymposium in Mitterfels – nicht in einer der Metropolen, sondern auf dem Land, am Rand des Bayerischen Waldes. Sigrun Baumann, seit mehr als 25 Jahren Vorsitzende des 1896 gegründeten Verkehrs- und Kulturvereins Mitterfels, hat es möglich gemacht.
Mit unermüdlichem Engagement und mit Charme überzeugte sie namhafte Künstler und Förderer, dass der Ort Mitterfels, genauer dessen Burganlage, es wert sei, als Platz des Aufeinandertreffens von Moderne und Tradition, von Laien und Profis, von Kunstschaffenden und Zuschauern auserkoren zu werden. Unter dem Motto „Tradition als Moderne – Moderne als Tradition" konnte man eintauchen in die Welt des Klanges, in die Musik und in die zeitgenössische Art der bildenden Kunst. Während die Abende den Konzerten mit Professor Siegfried Mauser, regionalen Künstlern wie der Sopranistin Corina Stapf, Stefan Mutz auf der Querflöte, dem Chor der Hl.-Geist-Kirche Mitterfels und dem Aitracher Singkreis unter Leitung von Markus Becker, der Percussion von Georg Charamsa, dem Saxophon von Professor Florian Trübsbach oder dem Gesang von Amelie Sandmann gehörte, stand an den Vor- beziehungsweise Nachmittagen die bildende Kunst im Mittelpunkt.
Selten hatte man die Gegenstände aus dem ländlichen Leben in der Vergangenheit, wie sie im Burgmuseum zusammengetragen sind, in einer derartigen Ausstrahlung betrachtet. Bildende Künstler wie die Münchner Schwestern Daria und Vero Wendland, wie Iris Schaarschmidt aus Straubing, Maria Thurner aus Straßkirchen oder Hildegard Klepper-Paar und Hildegard Hien hatten ihre großflächigen Ölgemälde, Traumbilder und Keramikobjekte neben der mittelalterlichen Ritterrüstung, in der Reihe von Votivgemälden aus der Vergangenheit oder neben dem hölzernen Heiland am Kreuz platziert. Beides befruchtete sich. Der Kontrast aus Vergangenem, aus Kunstwerken des ländlichen Lebens und aus Objekten der Moderne begeisterte.
Viele Besucher dieses für sie kostenlosen Symposiums wünschen sich einen dauernden Verbleib der eindrucksstarken modernen Kunstwerke. Da ist der Raum des Bogener Künstlers Georg Fuchssteiner, der einfach nur die jahrhundertealten Bilder in einem Raum mit bäuerlicher Einrichtung abhängte und dafür seine einzigartigen Gemälde, Schnittobjekte, Collagen oder Fotobearbeitungen dazu arrangierte. Auf dem marmornen Waschtisch wurde ein Miniaturspielplatz aus alten Murmeln, Glasscherben, Hölzchen oder Spiralen angelegt. Harmonie ohne Ende.
Dr. Brigitte Deus-Neumann aus Moosburg begeisterte mit ihrer Fotoinstallation „Like Mondrian", der Regensburger Rudolf Flügel mit Kunstfilmen und Lesungen, Johannes Rieser mit Skulpturen, der künstlerische Leiter des Symposiums, Alexander Stern, mit Malerei und Lichtinstallation sowie Manfred Neumann aus Landau mit digitaler Kunst. Um Installationen und Bilder ging es auch bei Ulrich Tyroller. Leonie Schäfer sowie Julia Finkenzeller präsentierten interessante Videos. Das Video „Die Ewigkeit der Dinge" des Puchheimers Hariet Paschke fasste zusammen, was Maxim Gorki, der in der Eröffnungsrede des Schirmherrn der Veranstaltung, des Vizepräsidenten des Bezirkstags von Niederbayern, Franz Schedlbauer, zitiert wurde, der Kunst zuschrieb. „Die Wissenschaft ist der Verstand der Kultur, die Kunst deren Seele." Die Seele ist auf die Ewigkeit hin ausgerichtet, was die Harmonie zwischen Moderne und Tradition erklärt.
Während es im Burgmuseum angenehm kühl war, hatte man es im Freien auf dem Gelände der Burg schwer angesichts der heißen Temperaturen. Dort aber lag ein weiterer Schwerpunkt dieses 1. Kunstsymposiums in Mitterfels. Jung traf Alt. Schüler des Anton-Bruckner-Gymnasiums und des Johannes-Turmair-Gymnasiums Straubing arbeiteten zusammen mit dem Holzkünstler Josef Paleczek aus Landau, mit der Altpapier- und Recyclingkünstlerin Martha Schuberl oder mit Günther Nömeier aus Mitterfels.
Gerade dieser jungen Gruppe an Kunstinteressierten galt das Interesse der Veranstalter. Man wollte die Kunst „an den Mann, an die Jugend" bringen, Berührungsängste abbauen und so dem Kontakt zwischen Schaffenden und Betrachtenden eine Natürlichkeit geben.
Dies stand auch im Mittelpunkt der Begrüßungsreden der Vertreter der fördernden Institutionen wie des Mitterfelser Bürgermeisters Heinrich Stenzel, des Schirmherrn, des Vizepräsidenten des Bezirkstages, Franz Schedlbauer, des MdL Josef Zellmeier und des Landrats Josef Laumer. Deutlich machten diese Absicht auch die Organisatoren Sigrun Baumann sowie Professor Siegfried Mauser und Alexander Stern, die sich für diese Veranstaltung eine inspirierende Wirkung erhofften und von Sigrun Baumann, dem für die Organisation von allen Seiten viel Dank ausgesprochen wurde. Diese Resonanz gibt Kraft, um aus dem erfolgreichen 1. Kunstsymposium eine feste kulturelle Einrichtung in Mitterfels für die Zukunft zu machen.
Quelle: Irene Haberl (Text und Fotos), in: Bogener Zeitung vom 22. Juli 2014, Seite 16
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