„Totholz lebt!“ - Jahr des Waldnaturschutzes

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Klaus Stögbauer, Bereichsleiter Forsten beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Straubing, Peter Zach, Revierleiter Forstgebiet Konzell, Andreas Molz, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz Straubing, und Johann Hecht, Revierleiter für den Bereich Straubing, sehen sich die Karten mit den Standorten der Höhlenbäume an. (Fotos: sei)

Naturschutz in Forstwirtschaft integrieren

 

totholz3 013 bog ztg 00 160615-1 wStraubing-Bogen. „Schützen und Nutzen“ – das ist das Motto des Aktionsjahres „Waldnaturschutz“, das sich auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Straubing (AELF) auf die Fahne geschrieben hat. Um vor allem Waldbesitzern aufzuzeigen, wie man sowohl den Wald nutzen, als auch die Natur schützen kann, wurde jetzt das Waldnaturschutzgebiet auf dem Helmberg bei Steinach kartiert.

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Diese große Höhle könnte von Fledermäusen benutzt werden.

 

Dabei kam es Peter Zach, Revierleiter für das Forstgebiet Konzell, vor allem auf die Höhlenbäume an. Er hat die rund acht Hektar Wald also nach Bäumen abgesucht, die Höhlen im Stamm haben, und auf einer Karte eingetragen. Insgesamt 35 dieser Bäume hat er gefunden – und eine Artenvielfalt, wie sie nur selten vorkommt. Zach, der „Hausornithologe“, wie er sich selbst schmunzelnd bezeichnet, hat auch versucht, die Vogelarten, die die Höhlenbäume bewohnen, zu kartieren. „Das geht hauptsächlich über das Gehör. Ich gehe einen bestimmten Abschnitt durch den Wald und versuche, die Vogelstimmen zuzuordnen.“ Insgesamt 33 verschiedene Arten konnte er so ausmachen. „Das sind wirklich erstaunlich viele, für so einen kleinen Wald“, betont er. Davon sei ein hoher Anteil an sogenannten Höhlenbrütern, Vögel also, die kein normales Nest bauen, sondern Löcher in den Bäumen nutzen. In 16 Höhlen finden so verschiedene Vögel auf dem Helmberg Zuflucht.

 

Hier nutzte ein Vogel wohl ein Astloch und baute es weiter aus.

 

„Ebenfalls wirklich bemerkenswert ist, dass hier sechs verschiedene Spechtarten beheimatet sind“, erklärt Zach. Schließlich gebe es in ganz Bayern nur sieben Arten. Genau deshalb sei es auch so wichtig, die Forstwirtschaft nach dem Motto „Schützen und Nutzen“ zu betreiben, findet auch Andreas Molz, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz Straubing. „Es ist logisch, dass ein Wald bewirtschaftet werden muss – Holz ist ein wichtiger Rohstoff“, sagt Zach. Es wäre aber schön, wenn das Aktionsjahr dazu führte, dass der Dialog zwischen Förster und Naturschutz wieder verbessert werde. „Höhlenbäume einfach einmal stehen lassen ist da ein guter Schritt in die richtige Richtung.“ Und die gesunden Bäume könne der Waldbesitzer schließlich immer noch verkaufen.

Auch Johann Hecht, Revierleiter für das Forstgebiet Straubing, appelliert an die Waldbesitzer: „Totholz und Baumstümpfe einfach einmal stehen zu lassen, schadet niemandem.“ Das findet auch Klaus Stögbauer, Bereichsleiter Forsten beim AELF. „Wenn es die Sicherheit nicht gefährdet, kann beispielsweise Totholz ein enormer Lebensraum für unzählige verschiedene Lebensformen sein.“ Denn zahlreiche Pilze, Insekten und anderes Getier fühlten sich darin wohl.

Durch die integrative Forstwirtschaft – der Naturschutz wird in das Bewirtschaften integriert – verliere der Waldbesitzer nicht viel, erklärt Zach. Schließlich suche sich der Specht beispielsweise meist keine wirtschaftlich wertvollen Bäume aus. „Er macht quasi Probebohrungen. Er klopft an den Baum und erkennt dadurch die innere Beschaffenheit.“ Damit ihm das Lochmachen leichter falle, bevorzuge der Specht Bäume, die bereits angeschlagen sind.

Die Spechte sorgen ein Stück weit für die Artenvielfalt auf dem Helmberg. Denn sie verlassen nach ein paar Jahren ihre Höhlen. Die vorhandenen Löcher können dann von anderen Vögeln oder Tieren benutzt werden. „Dohlen sind oft die Nachmieter der Spechte“, sagt Zach. Wenn ein Loch aber groß genug ist, kann es sogar zur Heimat für Fledermäuse werden. Und so haben auch angeschlagene und kranke Bäume weiter einen Nutzen. Denn: „Totholz lebt“, bringt es Peter Zach auf den Punkt.

Quelle: – sei – in: Bogener Zeitung vom 16. Juni 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)

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