Patroziniumsfest St. Jakobus Haselbach 2020

2020 Patrozinium2020

Patrozinium 2020 in der renovierten Pfarrkirche St. Jakobus Haselbach (ft) - Vergrößern durch Klick ins Bild!

P. Dominik Daschner: Predigt an einem Festtag zur Corona-Pandemiezeit – Jakobimarkt entfiel

… mit Sonderpfarrbrief

Jeder kennt die gute Fee im Märchen: Drei Wünsche hast du frei! Dieses Motiv gibt's in tau­send Variationen. Und doch weiß man von vornherein, wie es ausgeht. Die Leute wünschen sich alle möglichen verrückten, sinnlosen und überflüssigen Sachen, so dass sie am Ende doch wieder mit leeren Händen dastehen.

Wenn Sie jetzt einen Wunsch frei hätten, der sicher in Erfüllung geht - was würden Sie wählen? Dass ich gesund bleibe, wird der eine sagen. Dass endlich ein Mittel gegen das Corona-Virus gefunden wird und die Krise ein Ende hat. Dass uns der Friede erhalten bleibt, jemand an­de­rer. Die ganz Pfiffigen vielleicht: Dass ich immer wieder einen Wunsch frei habe. Andere würden sich wohl ein langes Leben wünschen, Erfolg im Beruf, ein gutes, erträgliches Aus­kommen, eine glückliche Familie; dass aus den Kindern was Gescheites wird.


König Salomos Wunsch: Nicht Macht und Ruhm sondern Weisheit, das Richtige zu tun


Fast wie bei der guten Fee im Märchen klingt es auch in unserer heutigen Ersten Lesung. „Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll“, so fordert Gott den König Salomo auf. Der ist gerade König geworden. Er ist jung und unerfahren. Er fühlt sich seiner Aufgabe nicht recht gewachsen. Und was wünscht er sich? Nicht: Macht, Reichtum und Ruhm, untertänige Bürger oder den Tod seiner Feinde. Er erbittet sich ein „hörendes Herz“; die Fähigkeit, das Gute vom Bösen unterscheiden zu können. Das ist hier in einem sehr umfassenden Sinn zu ver­stehen: Salomo erbittet sich die Weisheit, das Richtige zu tun, die richtigen Entscheidun­gen treffen zu können, zum Wohl der ihm anvertrauten Menschen.

Salomo wird hier sehr sympathisch dargestellt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Der wirkli­che König Salomo hat diesem Idealbild keineswegs immer entsprochen! Unser Text zeichnet ein sehr idealisiertes Bild von ihm. Er sagt, wie ein König sein sollte. Aber solche Ideale und Leitbilder sind notwendig. Für das Volk, für die Menschen ist der König bestellt - ein Leitbild, an dem sich alle Regierenden und alle Mächtigen bis heute messen lassen müs­sen! Wahre Regierungskunst besteht darin, das Richtige für die Menschen zu tun.


Biblisches Bild. Ein auf Gott hörendes Herz


Salomo erbittet sich von Gott also ein hörendes Herz, ein sensibles Gewissen, die Fähigkeit zur richtigen Entscheidung. Dieses originelle Bild – ein hörendes Herz –, es meint die innere Fähig­keit, bei allen Entscheidungen vor allem auf Gott zu hören. In diesem biblischen Bild kommt die Überzeugung zur Sprache: Vieles mag uns in unserem Leben wichtig sein. Ent­scheidend ist, dass Gott die Mitte ist, dass er unser Handeln und unsere Lebensziele bestimmt.

Natürlich will Gott nicht in Konkurrenz zu unserer irdischen Lebensfreude treten. Weil Sa­lomo sich ganz bescheiden ein hörendes Herz wünscht, kriegt er das alles ja noch dazu: Reichtum und Ehre und ein langes Leben. Gott will nicht in Konkurrenz treten zu unserem irdischen Glück! Aber er will, dass wir irdischen Dingen und Zielen den richtigen Stellenwert geben.


… irdischen Zielen den richtigen Stellenwert geben


Denn wenn ich zum Beispiel mein ganzes Sinnen und Trachten darauf richte, beruflich voranzu­kom­men, Karriere zu machen, eine angesehene Stellung zu erlangen, wenn das zu meinem einzigen Lebensinhalt wird, was mache ich dann, wenn diese Träume platzen? Wie viele Menschen ha­ben gerade an diesem Problem zu knabbern! All das Unerreichte im Leben! Und wie damit um­gehen?

Und wenn ich meinen Traumjob zwar erreiche, aber auf dem Weg dahin habe ich kräftig die Ell­bogen gebrauchen müssen, musste anderen gegenüber brutal und hart sein, und nun bin ich am Ziel, habe eine angesehene Stellung, aber da sind nur noch wenige Freunde, ich bin auf dem Gipfel meines Erfolgs einsam geworden – wozu dann der Erfolg?

Oder wenn ich alles daran gesetzt habe, um jung und sportlich und attraktiv zu bleiben, mei­nen ganzen Selbstwert und Lebenssinn daraus bezogen habe, aber irgendwann kommen eben doch die ersten Falten, und ich spüre, wie meine Leistungsfähigkeit nachlässt, muss dem ins Auge sehen, dass ich alt werde - wenn körperliche Attraktivität und Fitness mein ganzer Le­bensinhalt waren und keine anderen Werte daneben - was dann?

Der Glaube an Gott kann uns helfen, weise zu werden, den Dingen ihren angemessenen Stel­len­wert zu geben. Wenn Gott in der Mitte meines Lebens steht, wenn er es ist, auf den ich mich im Letzten verlasse, dann kann ich mich über Erfolge freuen, auch über Besitz und Reichtum, über meine Gesundheit oder sportliche Fitness, aber mir bricht nicht der Lebens­sinn weg, wenn ich das eine oder andere davon eines Tages lassen muss. Und ich werde es eines Tages lassen müs­sen.

Wenn Gott es ist, auf den ich mich im Letzten verlasse, dann kann man sich über die Kinder freuen, wie sie sich entwickeln, wie aus ihnen etwas wird. Aber man kann auch hinnehmen, wenn sie vielleicht ganz anders werden als erwartet, wenn sie nicht das erreichen, was man für sie gedacht oder ihnen zugetraut hätte.


Des Lebens freuen – mit Gott als Angelpunkt


Mit Gott als Angelpunkt kann ich mich meines Lebens freuen, kann die Schönheiten dieser Welt dankbar genießen, aber ich muss nicht völlig zusammenbrechen, wenn Krankheit und Tod sich anmelden und mir die Begrenztheit auch meines Lebens in Erinnerung rufen.

Es täte uns gut, liebe Schwestern und Brüder, würden wir uns wie König Salomo vor allem dieses eine für unser Leben wünschen: ein Herz, das auf Gott hört, das mit ihm in lebendiger Verbindung steht. Dann hätten wir einen festen Halt in gesunden und in bösen Tagen, in Er­folg und Misserfolg, im Leben und im Sterben. Wohl dem, der diesen Fixpunkt für sein Leben gefunden hat – ob zufällig darauf gestoßen der eine, wie mit dem Schatz im Acker, oder nach langem Suchen die andere, wie beim Perlenhändler aus dem Evangelium. So oder so - was für ein Schatz liegt doch darin verborgen, wer für sich diesen festen Halt in Gott gefunden hat!


Jakobus, unser Pfarrpatron, hat in der Begegnung mit Jesu diesen Dreh- und Angelpunkt gefunden


rieser jakobusDer Apostel Jakobus, unser Pfarrpatron, ein einfacher Fischer vom See Genesaret, hat in der Begegnung mit Jesus diesen Halt für sein Leben gefunden. Die Beziehung zu Christus ist für ihn zum Dreh- und Angelpunkt seines Lebens geworden, hat seinem Leben einen ganz neuen Sinn und eine Tiefe verliehen. Er hat im Glauben an ihn erfahren, was eine Liedzeile aus un­serem Gotteslob so auf den Punkt bringt: „Wer auf ihn sich ganz verlässt, dessen Glück steht felsenfest.“ Das bezeugt uns der Hl. Jakobus mit seinem ganzen Leben: was für einen Schatz wir im Glauben an Jesus Christus haben.

Sankt Jakobus im alten Friedhof von Haselbach von Bildhauer Hans Rieser

Was wäre unser Leben arm, ohne den Glauben an Gott!? Viele gleiten heute langsam vom Glauben weg. Aber was bleibt dann an Sinngebung, an Tiefe, an Lebensperspektive? Wenn es nur noch das vordergründige, banale, alltägliche Leben gäbe, was wäre unser Leben dann arm­selig! Nehmen wir deshalb unseren Glauben neu ernst! Lassen wir diese große Hoffnung nicht fahren, die uns sagt: Hinter unserem Leben steht ein Gott, der uns wohl will, der uns begleitet, der nach uns sucht und uns erwartet.

 


 

Sonderpfarrbrief zum Patrozinium

Seit am 16. März aufgrund der Coronavirus-Pandemie der Katastrophenfall ausgerufen und nahezu das gesamte öffentliche Leben in unsrem Land heruntergefahren wurde, haben wir bis dahin nicht gekannte Zustände erleben müssen. Wir durchleben aktuell wahrhaft historische Zeitläufte. Dass Christen wochenlang sonntags nicht in die Kirche zur Messe gehen können; dass wir selbst Ostern, das höchste Fest unseres christlichen Glaubens, nicht als Gemeinde feiern konnten, die Gottesdienste an den Kar- und Ostertagen nur mit einer kleinen Gruppe stellvertretend für sie in einer menschenleeren Kirche stattfinden mussten; dass Veranstaltungen ausfallen müssen (zum Beispiel unser Pfarrausflug nach Speinshart und Parkstein oder die Jakobi-Kirchweih mit Bierzelt, Volksfest und Warendult), dass Erstkommunion und Firmung auf unbestimmte Zeit verschoben bzw. für den Rest des Jahres gestrichen sind; dass Hochzeiten abgesagt werden müssen, auf die sich Brautpaare vielleicht schon seit Jahren gefreut und ihre Feier intensiv geplant und vorbereitet haben; dass wir uns nicht wie gewohnt in unseren kirchlichen Gruppen treffen können (als Ministranten, beim Seniorenclub, zu Chorproben ... ) - und das alles nicht etwa aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen oder weil eine Christenverfolgung im Gange ist wie in den ersten Jahrhunderten des Christentums, sondern in Friedenszeiten, weil ein potentiell tödliches Virus Leib und Leben der Menschen weltweit bedroht. So etwas hat es in 2000 Jahren Kirchengeschichte noch nicht gegeben.

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Jakobimarkt 2013 - Vergrößern durch Klick ins Bild!

Der Ausfall des gewohnten kirchlichen Lebens hat viele Christen spüren lassen, wie sehr uns das alles doch fehlt - mehr als mancher vielleicht bisher gedacht hatte, mehr als uns das in der Normalität des Alltags bewusst wird, wenn die gewohnten kirchlichen Angebote wie selbstverständlich zur Verfügung stehen. Sie sind halt doch nicht selbstverständlich. Erst wenn sie wegbrechen, fällt uns auf, was uns dadurch abgeht. Vielleicht hat in dieser gottesdienstlosen Zeit mancher Gläubige ganz neu schätzen gelernt, welch hohen Wert doch der sonntägliche Gottesdienst darstellt, dass es dabei um weit mehr geht als um die Erfüllung einer lästigen Sonntagspflicht.  

In dieser Zeit des selbstverordneten Stillstands, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, um sich selbst und andere vor Ansteckung zu schützen, gab es freilich auch zahlreiche soziale Initiativen, sich gegenseitig zu unterstützen; zudem viele kreative Ideen, um auf andere Weise im geistlichen Austausch und in wechselseitigem Kontakt zu bleiben, um auf diese Weise ein wenig auszugleichen, was gottesdienstlich in dieser Zeit nicht möglich war. Auch dieser Sonderpfarrbrief, den Sie anlässlich des Patroziniums der Haselbacher Pfarrkirche St. Jakobus durch engagierte Pfarrangehörige in den Briefkasten gesteckt bekommen haben, ist ein kleiner solcher Baustein.

Die Zeit ohne öffentliche Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen hat uns vor Augen geführt, wie sehr unser Glaube vom Zusammenkommen lebt. Jeder für sich allein, glaubt es sich viel schwerer. „Ein Christ ist kein Christ", so hat anfangs des dritten Jahrhunderts der afrikanische Kirchenschriftsteller Tertullian geschrieben. Gegenseitig stützen wir einander im Glauben. Darum gehört zu unserem Glauben die Versammlung. Unser christlicher Glaube lebt von der Begegnung; von der Begegnung mit Christus in den Sakramenten und genauso von mitmenschlicher Begegnung mit den Schwestern und Brüdern im Glauben: von sozialen Kontakten, vom Gespräch miteinander, vom geistlichen und mitmenschlichen Austausch, von gemeinsamem Tun. Der Mensch ist ein soziales Wesen, angelegt auf ein Miteinander, auf ein Leben in Gemeinschaft hin.

Wir wollen hoffen, dass wir all dies - nach einem Abflauen der Corona-Pandemie - bald wieder in der liebgewonnenen Art und Weise werden erleben dürfen. Vielleicht mögen Sie sich dann in das kirchliche Leben unserer Gemeinde (wieder) einbringen: im Mitfeiern der Gottesdienste, indem Sie sich einer pfarrlichen Gruppe anschließen oder durch die Übernahme eines Dienstes in einer Gruppierung unserer Pfarrgemeinde. Der vorliegende Sonderpfarrbrief vermittelt Ihnen einen Eindruck, was es da bei uns in Haselbach und Herrnfehlburg - nach dieser Zeit der Krise hoffentlich weiterhin - alles gibt. In der Hoffnung, dass Sie und Ihre Familie gesund und behütet durch diese Krisenzeit kommen, grüßt sie herzlich

P. Dominik Daschner OPraem, Pfarrer

 


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