Auf den Spuren eines „Orgellebens“: Orgel aus Herrnfehlburg ...

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Orgelbaumeister Andreas Hemmerlein mit einer noch originalen Orgelpfeife aus Holz. Fotos: Barbara Michal – Vergrößern durch Anklicken!

… im Kreismuseum am Bogenberg - Bei Begutachtung wurde Bleistiftnotiz von einem Straubinger Orgelbauer gefunden.

Vier Tage lang waren der Orgelbaumeister Andreas Hemmerlein aus Cadolzburg und die Orgelexperten Gertrud und Reinhard Böllmann aus München im Kreismuseum Bogenberg zu Gast, um die historische Orgel genauer zu untersuchen. Sie kam 1962 aus der Schlosskapelle in Herrnfehlburg (Gemeinde Rattiszell) in den Besitz des Museums.

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Reinhard Böllmann dokumentiert jedes historische Bauteil fotografisch, seine Frau Gertrud vermisst Orgelgehäuse und Innenleben, um es zu zeichnen. – Vergrößern durch Anklicken!

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Auf dieser Empore der Herrnfehlburger Kirche St. Thomas befand sich bis 1962 die damals ruinöse Orgel. – Vergrößern durch Anklicken!

Der frühere Museumsleiter Ernst Zeuner hat das damals ruinöse Instrument instandsetzen lassen und oft gespielt – als Bogenberger Volksschullehrer war er auch ausgebildeter Organist.

Anlass für die Untersuchung war die derzeit laufende Restaurierung der kleinen Orgel in Antenring, die Hemmerlein auf die Spur des Straubinger Orgelbauers Leonhard Veichtmayr (1704-1763) geführt hat. Zusammen mit dem dortigen Organisten Heinrich Reif fand er Belege dafür, dass Veichtmayr die Orgel 1748 für Pönning gebaut und beim Neubau der Kirche 1761 nach Antenring versetzt hatte, um in Pönning eine größere Orgel zu errichten. Von der besteht leider nur noch die Front, und auch die Antenringer Orgel wurde 1840 durchgreifend umgebaut.

Das ist kein Sonderfall, denn die meisten bayerischen Barockorgeln wurden zwischen 1830 und 1930 umgebaut oder durch ein neues Instrument hinter der alten Fassade ersetzt, oft auch beides. Von Leonhard Veichtmayr und seinem Werkstattnachfolger Johann Peter Plersch (1728-1791) ist deshalb nicht viel erhalten und wenig bekannt.

Wegen des Dekors Datierungen leichter

Einige Orgeln werden ihnen aufgrund ihres Standorts und ihrer kunstgeschichtlichen Datierung zugeschrieben, so auch die Orgel aus Herrnfehlburg, die aufgrund ihres Dekors um die Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut worden sein muss, also von Veichtmayr – und nicht, wie gelegentlich vermutet, von Plersch.

Die Orgelexperten wollten nun sehen, was sich im Inneren der Orgel des Kreismuseums noch an originalen Bauteilen verbirgt und wie das zu den Spuren in der Antenringer Orgel passt. Es zeigte sich, dass auch diese Orgel durchgreifend umgebaut wurde. Der Grund dafür wird – wie in Antenring – der Anbau eines Pedalwerks mit großen hölzernen Basspfeifen an der Rückseite gewesen sein. Ursprünglich stand die Orgel – ähnlich Antenring – an der Emporenbrüstung und der Organist saß erhöht hinter ihr. Beim Umbau wurde sie nach hinten verschoben und die Klaviatur an die Vorderseite versetzt, wobei die Mechanikteile zum großen Teil wiederverwendet werden konnten – anders als in Antenring, wo die Orgel in der Brüstungslücke belassen wurde.

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Einige der 288 Orgelpfeifen wurden bei der Begutachtung der beiden Experten ausgebaut. – Vergrößern durch Anklicken!

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So sieht die Originalbeschriftung aus dem 18. Jahrhundert aus. – Vergrößern durch Anklicken!

Metallpfeifen wurden modern ersetzt

Eine Bleistiftnotiz auf dem erneuerten Windkastenspund, dem Verschlussbrett des Ventilkastens, besagt, dass Anton Ehrlich, „bürgerlicher Orgelbauer in Straubing“ diese Orgel 1842 „das erste mahl reparirt, ausgebutzt u. gestimmt“ habe. Anton Ehrlich (1814-1881) hatte erst im Jahr zuvor die Meisterprüfung abgelegt und sich in Straubing niedergelassen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er es war, der den Umbau vorgenommen hat.1962 wurden die Windversorgung und die meisten Metallpfeifen modern ersetzt – sei es ihres damals schlechten Zustands, sei es wegen der unbekümmerten Restaurierungspraxis der 60er Jahre – und auch die marmorierte Gehäusefront wurde verändert. Inzwischen, nach über einem halben Jahrhundert, bedarf die Orgel wieder einer gewissenhaften Restaurierung. Allen Änderungen zum Trotz ist das Instrument noch immer ein gewichtiger Beleg für den Straubinger Orgelbau des 18. Jahrhunderts. Und dieser ist gewiss noch weitere Forschungsmühen wert.

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Das Schloss Herrnfehlburg – mit Wirtshaus und Kirche hier etwa Anfang des 20. Jahrhunderts – war der frühere Standort der Museumsorgel. Foto: BLFD – Vergrößern durch Anklicken!

Es gibt noch vieles zu entdecken

Als Resümee dieser ehrenamtlichen Orgelforschung zeigte sich wieder einmal: Es gibt noch viel zu entdecken, aber für jede gelöste Frage taucht eine neue auf und manche bleibt offen. Das Museum jedenfalls ist gespannt auf die kommenden Veröffentlichungen der Orgelexperten über die „Biografie“ der kleinen Barockorgel im Kreismuseum Bogenberg und ihren Erbauer.

Barbara Michal am 8. Mai 2024 (Veröffentlichung mit Gen. der Autorin)

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