Museen
Christus mit der Schulterwunde
Der Bogenberger Schulterwundenchristus im Kreismuseum - Foto: B. Michal (Vergrößern mit Klick in Grafik!)
Kreismuseum Bogenberg: Saisoneröffnung noch unklar – Neue Sonderausstellung verschoben
Eigentlich hätte das Kreismuseum Bogenberg am Ostersonntag seine diesjährige Saison eröffnen wollen. Aber ...
... das ist aufgrund der aktuellen Corona-Krise nicht möglich und das Museum bleibt bis mindestens 19. April geschlossen. Wie es danach weitergeht, ist derzeit noch offen.
In loser Folge werden daher Dinge und Themen aus der Dauer- und der nochmals verlängerten Sonderausstellung „Vom Reiz der alten Dinge“ vorgestellt. Die eigentlich für heuer geplante neue Sonderausstellung „Viecher. Über Mensch und Tier auf dem Land“ ist aufgrund der aktuellen Situation auf Ostern 2021 verschoben worden.
Erzählenswerte Geschichten
Aber auch die derzeitigen Ausstellungen und weitere Schätze aus dem Depot können interessante, erzählenswerte und manchmal auch aktuelle Geschichten liefern. Den Anfang soll hier – passend zur Karwoche – eine ungewöhnliche Skulptur machen, die ursprünglich im „Kerker“ bei der Bogenberger Einsiedlerklause stand und sich heute in der Dauerausstellung des Museums befindet: Es handelt sich um einen fast lebensgroßen „Christus mit der Schulterwunde“ aus der Zeit um 1730. Die farbig gefasste Holzfigur zeigt Jesus mit der Dornenkrone, seine Gestik mit gefesselten übereinandergelegten Händen deutet auf seine Gefangenschaft im Kerker, auf das Motiv des „Geiselheilands“ hin.
Markantestes Kennzeichen dieser Skulptur aber ist eine große Schulterwunde, die deutlich zu sehen ist und die von der Kreuztragung herrührt. Eine solche Wunde und auch der Kerkeraufenthalt sind der Bibel nicht überliefert, wohl aber in den sogenannten Apokryphen Schriften und vor allem auch in Zeugnissen mittelalterlicher Leidensmystik. In der Zeit des Barocks dann wurden daraus die sogenannten „15 geheimen Leiden Christi“: Möglichst drastische Darstellungen der Leiden sollten das „Mitleiden“ der Betrachter auslösen und zudem verstärken.
Das Thema war im 17. und 18. Jahrhundert höchst aktuell und so verwundert es nicht, dass es auch am Bogenberg einen Niederschlag gefunden hat: 1726 kaufte Frater Andreas Schindlbeck die Bogenberger Einsiedlerklause und ließ sie für „mehrere Eremiten“ „sehr accomodierlich (neu) erpauen“. Er wollte eine Eremitenkongregation errichten und schuf zu Gebetszwecken auch einen kleinen „Kerker“ neben der Klause.
Passend zur Hostienwallfahrt in der benachbarten spätmittelalterlichen Kapelle St. Salvator gab er für das neue Bethäuschen eine Christusdarstellung in Auftrag – eben jenen Schulterwundenchristus, der dann hinter Gittern und neben einem Opferstock im „Kerker“ Aufstellung fand. Das Geld aus dem Opferstock war für die Bogenberger Eremiten eine feste Einnahmequelle und wurde durch einen „Geistlichen Glückshafen“ ergänzt.
Rüge von oben
Ende des 18. Jahrhunderts erschloss dann der Bogenberger Einsiedler Frater Jakob Mühlbauer weitere Einnahmequellen mit einer „Bierschenke“ und einer „Kögl- und Schießstatt“, was ihm allerdings eine Rüge von oben einbrachte. Möglicherweise war dieser Einsiedler das historische Vorbild für den sogenannten „Oasiedl vo Bogn“, ein deftiges Volkslied, das im 19. Jahrhundert Eingang in Liederbücher gefunden hat. Auch nachdem 1804 das „Institut der Eremiten“ aufgelassen und 1832 das Ensemble St. Salvator an die Gemeinde Bogenberg verkauft worden war, lebten noch Einsiedler in der Klause, 1860 gibt es einen letzten Beleg.
In Vergessenheit geraten
Die Hostienwallfahrt war damals schon eingeschlafen, die Klause wurde Bogenberger Armenhaus, der Schulterwundenchristus war in Vergessenheit geraten und befand sich in maroder Umgebung. Deshalb ist er 1973 in das Kreismuseum übertragen worden. Um 2000 war das Klausen-Ensemble an einen Privatbesitzer verkauft worden. Dieser ließ eine Kopie des Original-Schulterwundenchristus anfertigen und stellte sie wieder im Gebetskerker auf. Bis heute ist dieser Schulterwundenchristus ein interessantes Beispiel für einen populären „Nischenkult“, der abseits der „großen“ Bogenberger Wallfahrt stattgefunden hat.
Auf Instagram ist das Museum zu finden unter: @museumbogenberg, #museumbogenbergdaheim.
Barbara Michal, Museumsleiterin, Pressemitteilung
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