Mitterfels
Gut leben in Mitterfels (6) - Burgmuseum und Kampf um eine Wiese als Grund für eine Marktgemeinderatskandidatur
Apotheke, Gefängniszelle und viele Schätze: Ab Ostermontag ist Burgmuseum wieder geöffnet - Bischöfliches Weinfass als Attraktion
Kampf um eine Wiese als Auslöser: Warum Tierärztin Dr. Heidi Güldenhaupt für Marktgemeinderat kandidierte
Wir leben gerne in Mitterfels ... Studienrätin Regine Röhn und Tochter Helena
Die Originaleinrichtung der alten Dorfapotheke interessiert die Besucher.
Apotheke, Gefängniszelle und viele Schätze: Ab Ostermontag ist Burgmuseum wieder geöffnet - Bischöfliches Weinfass als Attraktion
Am Ostermontag öffnet das Burgmuseum wieder seine Pforten. Hier hat der verstorbene Josef Brembeck eine Unmenge interessanter historischer Schätze zusammengetragen und instand gesetzt, die es sonst in kaum einem anderen Museum gibt. In 30 Räumen ist eine reiche, vielseitige Sammlung entstanden.
Etwas versteckt ist der Eingang zum Burgmuseum.
So karg war die alte Gefängniszelle von Mitterfels eingerichtet. (Abb. unten rechts)
Da ist einmal der alte Gefängnistrakt aus dem 12. Jahrhundert mit seinen drei Meter dicken Zwingermauern, der original erhaltenen Gefängniszelle, karg ausgestattet mit Pritsche, Tisch, hölzernem Hocker und Toiletteneimer. Dazu gehören auch der kleine Gefangenenhof im Zwinger und das dunkle "Loch" im Keller, wo den Besucher eine unheimliche Überraschung erwartet.
Die zweite Besonderheit des Mitterfelser Burgmuseums ist ein Raum, in dem die Einrichtung der ehemaligen Dorfapotheke Sankt Georg untergebracht ist. Hohe Regale mit schönen, alten Apothekergläsern, eine Feinwaage aus Messing, zahlreiche tönerne Töpfe und die originale Apotheken-Ladentheke mit ihren zahlreichen Schubladen sind zu besichtigen. Schon 1840 erhielt Mitterfels eine Apotheke, zunächst als Filialapotheke von Bogen, denn Mitterfels war ein eigener Landgerichtsbezirk. Zunächst befand sich die Apotheke in einem Eckzimmer des Gräflich Bayrischen Gasthauses, heute Gasthaus zur Post. Nach dem Umzug 1852 in das eigene Haus im Dorfplatz, neben dem Gasthaus zur Friedenseiche, wechselte die Apotheke häufig den Besitzer. Apotheker Heribert Brands, der 1966 den Besitz erwarb, folgte der Ortsentwicklung und verlegte 1977 die Apotheke in das Haus Seebauer. Ihren Namen Sankt Georgs-Apotheke behielt sie bis heute. Dem verstorbenen Museumsleiter Josef Brembeck gelang es mit Unterstützung des Burgmuseumsvereins und seines Vorsitzenden Werner Lang, die alte Apothekeneinrichtung zu restaurieren, aufzubauen und auszustatten. Damit konnte ein Stück historisches Mitterfels gerettet werden.
Wie die Menschen lebten
Gleich am Eingang zum Museum erwartet den Besucher etwas Vergnügliches in einer Glasvitrine: Hier sind neben alten Jagdgebrauchsgegenständen naiv gemalte Tafeln mit "Jäger-Pannen" zu sehen: der "Schaafmord bei Michelsbuch", "das vergessene Gewehr" oder "das vergessene Pulverkorn" . Es lohnt sich, im Museum genau hinzusehen, denn hier wird in 30 Räumen gezeigt, wie und wovon die Menschen in früherer Zeit lebten, was sie bewegte und erfreute.
In Wohnstube, Speis', Schlaf- und Abstellkammer erlebt der Besucher bäuerliches Wohnen und Wirtschaften. Umfangreich dargestellt ist die Eigenversorgung mit Wasser, Licht, Backen, Mosten, Spinnen und Weben. Erinnerungen aus alter Schützen- und Soldatenzeit stehen neben Exponaten alter Volksfrömmigkeit. Die früheren Gefangenenzellen wurden zu kleinen Werkstätten des Dorfschmieds, Wagners, Schusters und Goldschmieds umgestaltet.
Zwei Uhrenräume zeigen wirkliche Raritäten, darunter eine fast 300 Jahre alte, handgeschmiedete Kirchturmuhr. Etwas Besonderes sind auch die Vitrinen mit verschiedenen historischen Musikinstrumenten und der große Raum mit schönen, alten Krippen.
Drehort für Räuberfilm
Im Flur steht eine alte Gespann-Feuerspritze, und Dachboden und Schuppen bergen eine Fülle bäuerlichen Geräts für die Feld- und Wiesenarbeit, für das Getreide, für das Gespann. Nicht zu vergessen ein 2000 Liter fassendes hölzernes Weinfass, das Sepp Brembeck von dem Hobbysammler Alois Kronfeldner aus Bogen erstand. Das Besondere an diesem Fass: Es stammt aus der bischöflichen Weinkellerei von Regensburg und zeigt auf der Vorderseite in kunstvoller Schnitzerei den Heiligen und Drachentöter Michael. Auch eine Widmung ist in das Eichenholz graviert und dokumentiert die Entstehung des Fasses zum 50-jährigen Priesterjubiläum von Erzbischof Michael Buchberger im Jahr 1950.
Im vergangenen Jahr wurde das Burgmuseum sogar zum Schauplatz von Dreharbeiten für einen Film über den gefürchteten niederbayerischen Räuber Matzeder.
Das Burgmuseum ist ab Ostermontag, 1. April jeden Sonn- und Feiertag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen, auch von Gruppen, sind nach telefonischer Anmeldung bei der Marktgemeinde (Telefon 09961/94000) oder im Verkehrsamt (Telefon 09961/940025) möglich.
Quelle:Elisabeth Röhn, in: SR-Tagblatt vom 22. März 2013; Seite 20
Kampf um eine Wiese als Auslöser für Kanditatur im Gemeinderat: Warum Tierärztin Dr. Heidi Güldenhaupt für Marktgemeinderat kandidierte
"Als ich hier herkam, gab es im Perlbachtal noch Muscheln. Wir sollten unser Paradies vor der Haustüre mit seinem Biotop unbedingt als nicht mehr antastbares FFH-Gebiet ausweisen, dann wären Abholzungen durch Grundeigentümer, wie vor Jahren geschehen, nicht mehr möglich". Allein dieses Statement von Dr. Heidi Güldenhaupt sagt aus, worauf es der Marktgemeinderätin ankommt. Ihr sind die Natur und die Menschen und, - schon von Berufs wegen, - die Tiere sehr wichtig.
Auf der Bank im Herrgottswinkel zu Hause. Die evangelische Christin Dr. Heidi Güldenhaupt setzt sich für die Ökumene in Mitterfels ein.
Die in Regensburg aufgewachsene evangelische Christin studierte in Hannover Tiermedizin und lernte schon zu Beginn des Studiums ihren Mann Reiner kennen. "Wir wollten eigentlich nach Argentinien gehen und dort Großtiere pflegen, aber wegen der Kinder sind wir in Deutschland geblieben", gesteht die Mutter von zwei Söhnen und zwei Töchtern im Interview und schiebt nach: "Kinder sind überhaupt meine Leidenschaft".
Und so kamen die Güldenhaupts 1981 durch die Übernahme der Praxis von Dr. Leidl nach Mitterfels. "Schon am ersten Tag hat mich die Hien-Sölde fasziniert, ebenfalls das Perlbachtal mit seiner einmaligen Flora und Fauna", gesteht die Veterinärin, die täglich mit ihren drei Hunden durch die Gegend um Mitterfels streift, die sie als "Schatz ohne Ende" bezeichnet.
Das Reiten und die Pferdezucht war in den ersten Mitterfelser Jahren das große Hobby der Tierärztin, deren Kinder im Voltigieren niederbayerischer Meister wurden. Eine Tochter gewann sogar den Springreiter-Jugendcup.
Stark ausgeprägt ist die soziale Ader von Dr. Heidi Güldenhaupt. Christliche Werte in der Erziehung und im täglichen Miteinander gehören zum Lebensbild der 60-Jährigen, weshalb sie zu den Initiatorinnen der Ökumene-Bewegung zählt oder im Kleinen Weltladen zum Verkaufsteam gehört.
Wie kam Dr. Güldenhaupt zur Kommunalpolitik? "Hinter unserem Haus sollte eine Wiese zum Baugebiet mit problematischer Zufahrt über einen Radweg werden. Dagegen sammelte ich Unterschriften", erzählt die Tierärztin, die überzeugt davon ist, "dass Demokratie nur funktioniert, wenn alle mitmachen". Also ließ sie sich 1996 von der CWM nominieren und bekam das Vertrauen der Bürger.
"In der ersten Periode waren wir noch vier Frauen am Ratstisch, dann drei, jetzt nur noch zwei", bedauert die Marktgemeinderätin diese "Schwindsucht". Dabei wären Frauen in kommunalen Parlamenten ihrer Meinung nach vor allem für soziale und menschliche Fragen sehr wichtig, sagt das Mitglied im Tourismus-Ausschuss, das die gute Atmosphäre und Transparenz am Mitterfelser Ratstisch ausdrücklich lobt, was ein Verdienst von Bürgermeister Heinrich Stenzel sei.
"Das Baurecht und so manche Verordnung sind zwar nicht so meine Sache. Aber eines weiß ich: Ein Kanaldeckel ist weder rot noch grün", erteilt die Gemeinderätin jeglicher Parteipolitik in der lokalen Politik eine Absage. Ihre besonderen Einsätze als Gemeinderätin, etwa beim Erlass einer Hundeanleinverordnung oder beim Verhindern der Mero-Gasleitung durch die Ortschaft, fand Dr. Güldenhaupt parteiübergreifend Zustimmung.
"Manchmal bin ich auch lästig", gesteht die Tierliebhaberin, die sich gerne beim Wandern oder bei Reisen mit ihrem Mann vom beruflichen und ehrenamtlichen Stress erholt. Denn Dr. Heidi Güldenhaupt versucht mitunter durch klärende Nachfragen bei den Sitzungen den Dingen auf den Grund zu gehen. "Da bekommen dann manche einen roten Kopf", erzählt die eloquente Frau mit einem Lächeln.
Es kam auch schon vor, dass bei Anträgen, die aus Sicht der Akademikerin "vernünftig und wichtig" gewesen wären, aus allen möglichen Gründen eine Mehrheit dagegen gestimmt hat. "Fachwissen zählt nicht, wenn es um Vorurteile und Gefühle geht", kommentiert die Gemeinderätin ihre negative Erfahrung im Ehrenamt. Das sollte sie aber nicht davon abhalten, sich bei den Kommunalwahlen 2014 wieder zur Verfügung zu stellen. Dann, so kündigt sie an, "werde ich meine Vision von einem Autobahn-Hinweisschild auf die Hien-Sölde als ältestes Holzbauwerk Niederbayerns mit Nachdruck verfolgen" .
Quelle: Max Strasser, in: SR-Tagblatt vom 22. März 2013, Seite 20
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