Annäherung an das Licht der Weihnachtszeit

advent2015

Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach. Am 1. Adventssonntag hielt P. Dominik Daschner folgende Predigt:

 

Wenn am Ende eines Films im Kino plötzlich alle Lichter eingeschaltet werden, dann schließe ich unwillkürlich die Augen. Nach der Dunkelheit im Kinosaal plötzlich so viel Licht, das tut in den Augen weh. Ähnlich ist es, wenn man nach einer langen Fahrt im Tunnel unvermittelt wieder dem grellen Sonnenlicht ausgesetzt ist. Oder wenn mir nachts ein Wagen mit voll auf­geblendeten Scheinwerfern entgegenkommt, dann fällt es schwer, den Kurs zu halten. Unsere Augen brauchen Zeit, von Dunkel auf Hell umzuschalten, sie müssen sich langsam an das Licht gewöhnen.


Sich langsam dem göttlichen Licht nähern


So ähnlich ist das auch mit Weihnachten, mit dem göttlichen Licht, dem aufstrahlenden Licht aus der Höhe, das in der Geburt seines Sohnes in unserer Welt aufgeleuchtet ist. Unsere Augen und unser Geist können dieses grelle, überwältigende Licht Gottes nicht erfassen, sie wären geblendet, würden wir direkt in dieses göttliche Licht blicken. Auch das Licht des Weihnachtsfes­tes bedarf darum einer Gewöhnungszeit. Auch auf den, dessen Geburtstag wir an Weihnachten feiern und den wir Christen „das Licht der Welt“ nennen, muss ich mich ein­stellen und vorberei­ten. Darum gibt es vor dem Fest die Adventszeit als Vorbereitungszeit.

Langsam nähern wir uns dem hellen Schein des Festes. Wir stolpern nicht von jetzt auf gleich in die Festzeit hinein – zumindest kirchlich ist das so -, sondern gehen Schritt für Schritt da­rauf zu, damit uns Weihnachten mit der Wucht seiner festlichen Botschaft nicht überfährt. Es ist nur menschlich, dass wir uns der Größe dessen, was wir da an Weihnachten feiern, nur langsam annähern. Unsere Augen, mehr noch: unser Herz und Verstand, brauchen das.


Der Versuchung widerstehen, den Advent in ein Lichtermeer zu verwandeln


Der Adventskranz mit dem Woche für Woche sich steigernden Licht seiner vier Kerzen will das andeuten und unterstützen. Darum sollten wir auch der Versuchung widerstehen, schon den Advent in ein Lichtermeer zu verwandeln, wie das mit der vorweihnachtlichen Dekora­tion rund herum heutzutage so oft geschieht. Der Advent ist noch nicht Festzeit, er ist Zeit der Vorberei­tung und des Zugehens auf das Fest.


Welche Steigerungsmöglichkeit gäbe es sonst an Weihnachten?


An Weihnachten dann, zum Fest selbst, dann erstrahlt zu Recht der volle Lichterglanz an den Christbäumen, in Fenstern und Straßen als Ausdruck unserer festlichen Freude über die Geburt des Erlösers, dass Christus, das Licht der Welt, geboren ist. Wenn wir schon den Advent in vollen Lichterglanz tauchen, was bleibt dann noch für das Fest selber? Welche Steigerungsmög­lichkeit gibt es dann noch? Dann nehmen wir doch dem Fest seine ureigensten Ausdrucksmittel weg. Und dann sprechen und wirken sie auch nicht mehr. Und dann wundert es auch nicht, wenn Weihnachten spätestens am 26. Dezember abgehakt wird, weil wir dasselbe ja schon seit Wochen hatten.


Das Dunkel aushalten


Der Advent, liebe Gemeinde, das ist die Zeit des allmählichen Zugehens auf das Weihnachts­fest. Und in dieser Zeit der Vorbereitung heißt es eben auch, das Dunkel auszuhalten – das Dunkel der Jahreszeit um uns herum und auch manches Dunkel in uns Menschen selber -, in das Gott mit der Geburt seines Sohnes sein Licht leuchten lässt, um dieses Dunkel aufzuhel­len.

Es ist ganz und gar menschlich, dass wir dieses langsame Annähern an Weihnachten brau­chen, so wie sich unsere Augen erst nach und nach an helles Licht gewöhnen müssen. So ist das auch mit Weihnachten.


Licht, Wärme, Geborgenheit kann ich mir nicht selber machen


Denn es dauert seine Zeit, bis ich spüre und es zugeben kann, dass ich dieses Licht brauche, dass ich mich nach Gerechtigkeit und Frieden sehne, dass ich auf Orientierung, Wärme und Geborgen­heit angewiesen bin, dass ich mir das Entscheidende im Leben nicht selber sagen und es nicht machen kann, sondern mir nur schenken lassen kann.

Es dauert seine Zeit, bis ich mich mit dem Gedanken anfreunden kann, dass wir einen im wahrs­ten Sinn des Wortes „heruntergekommenen“ Gott haben - mit einer Vorliebe für die Armen und die Außenseiter.


Christus kommt auch durch mich zur Welt


Es dauert seine Zeit, bis ich mich über die Botschaft freuen kann, dass Gottes Macht verbor­gen ist in seiner scheinbaren Ohnmacht, und Gottes Größe in einem kleinen Kind.

Es dauert seine Zeit, bis mir klar wird, dass Weihnachten auch durch mich Wirklichkeit wer­den kann, dass Christus auch durch mich zur Welt kommt - wenn ich etwas von seinen Zielen und Idealen, von seinem Gottvertrauen und von seiner Mitmenschlichkeit in meine Um­gebung hineintrage.

Darum brauchen wir den Advent, liebe Schwestern und Brüder, den wir mit diesem Sonntag beginnen. Damit wir sehen lernen, wo und wie Gott in unserem Leben ankommen will. Wir brauchen den Advent als Vorbereitungszeit, um uns auf die Begegnung mit Jesus Christus einzustellen, damit wir an ihm ablesen können, wie Gott sich echtes und überzeugendes Le­ben vorstellt.


Advent . . . damit Weihnachten nicht blendet


Gönnen wir uns deshalb den Advent als allmähliches Zugehen auf Weihnachten. Machen wir den Advent nicht schon zur hell erleuchteten, vorweihnachtlichen Festzeit, sondern halten wir das Dunkel aus! Nutzen wir den vor uns liegenden Advent als eine Zeit der Vorbereitung, eine Zeit des langsam wachsenden Lichts - damit Weihnachten nicht blendet!

 

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