Brauchtum
Palmbuschen ja - Prozession und gemeinsamer Gottesdienst nein
Der Palmsonntag, der letzte Sonntag vor Ostern, eröffnet die Karwoche und somit die wichtigste Woche des katholischen Kirchenjahres. Zu den Besonderheiten des Palmsonntags gehört die Palmprozession. Erfreulich, wie viele Mitglieder der kath. Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach-Herrnfehlburg wieder den Brauch aufleben lassen, an der Prozession mit Palmbüscherl teilzunehmen. ... (Foto von der Weihe der Palmbuschen 2017 © ft)
Deswegen hier ein Rückblick: Predigt vom Palmsonntag 2017 und Fotos von 2017 und 2014 in der kath. Pfarrei Mitterfels
Zweige von allerlei Grün, geschmückt mit bunten Bändern und Eiern: Palmbuschen, Palmbüscherl, Palmbesen, Palmstange oder auch Palmstock heißen diese Gebinde und gehören zu einem Brauch, der vom Einzug Jesu nach Jerusalem erzählt.
Feierlicher Einzug
"Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen und riefen: Hosanna. Gesegnet sei der, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels! " So berichtet der Evangelist Johannes über das Geschehen des Palmsonntags, den wir noch heute am Beginn der Karwoche feiern. An diesem Tag gedenken die Christen auf der ganzen Welt des Einzugs Jesu in Jerusalem. Auf dem Rücken eines jungen Esels ist der Sohn Gottes in die heilige Stadt eingezogen. Und die Bewohner schnitten Palmzweige und Olivenäste von den Bäumen um Jesus zu begrüßen.
Foto rechts: Palmbuschenweihe am Palmsonntag 2014
Palmen galten schon im Altertum als heilige Bäume, denn sie stehen als Symbol für die Königswürde. Die Prozession an Palmsonntag ist geschichtlich schon lange belegt, früher wurde bei Palmprozessionen oft ein Esel mit Christusfigur mitgeführt. Eine Tradition, die auch heute noch in einigen Regionen lebendig ist. Und auch das Palmbuschen binden wird in vielen bayerischen Gemeinden als Brauchtum gepflegt.
Palmbuschen binden
Echte Palmen- und Ölbaumzweige gibt es in Bayern meist nur in Botanischen Gärten. Deshalb werden stellvertretend eher grünende und blühende Zweige anderer Bäume verwendet. Es eignen sich zum Beispiel Zweige von Buchsbaum, Fichten, Wacholder, Thuja, Eibe oder auch Weiden, die bereits "Kätzchen" tragen.
Je nach Region in Bayern werden die Palmbuschen als Handstrauß gebunden, bestehend aus einigen Zweigen der Weide mit den zarten Palmkätzchen, umgeben von einer grünen Manschette aus Buchs oder Eibe oder auch als aufwendiges Gebinde.
Im Allgäu fertigt man häufig große Palmboschen. Sind diese rund gebunden, spricht man von barocker Form, die gotische Form ist länglich-oval. Bei diesen großen Gebinden werden gleichmäßig zurechtgeschnittene Zweige auf Haselnussstecken gebunden, die in der Mitte durch ein Holzkreuz fixiert werden. Das Immergrün von Buchs, Eibe und Wacholder steht dabei als Zeichen für ein Leben nach dem Tod, für die Wiederauferstehung. Auch die Stechpalme, Ilex aquifolium, gehört zu den immergrünen Pflanzen, die gerne zum Palmboschen binden verwendet werden.
Palmbuschen im Volksglauben
Mit den Palmkätzchen und den Palmbuschen ist so mancher Volksglaube verbunden. Mancherorts trägt man den "Palmbuschen" nach der Weihe dreimal ums Haus, um - so der Volksglaube - Schutz vor Blitz, Feuer, Krankheit und Unglück zu erbitten. Gesegnete Palmzweige werden auch in den Acker gesteckt, für eine gute Ernte. Einzelne Zweige der Palmkätzchen werden zudem an das Vieh verfüttert, um auch für sie den Segen für das kommende Jahr zu erbitten.
Weit verbreitet ist der Brauch, einzelne Zweige zu Hause in der guten Stube hinter dem Kreuz im Herrgottswinkel oder an der Haustüre zu befestigen. Weiterhin sollte man beim Aufziehen schwerer Gewitter einen Zweig dieser geweihten Ästchen verbrennen, um so Gottes Schutz zu erbitten. Die geweihten Palmzweige vom Vorjahr können vielerorts in die Kirche gebracht werden, dort verbrennt man sie und hebt die entstehende Asche auf. Mit dieser zeichnet der Pfarrer den Gläubigen am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn.
Predigt am Palmsonntag 2017 von P. Dominik Daschner OPraem
Liebe Schwestern und Brüder!
Für den unbedarften Betrachter drängt sich am Palmsonntag wohl der Gedanke auf: Ein komischer König ist das! Er wehrt sich nicht. Er weicht nicht zurück, wenn man auf ihn einschlägt. Er hält den Rücken hin und lässt sich den Bart ausreißen. Er lässt sich anspucken.
Dabei war da doch eben noch die jubelnde Menge. Ein Fingerschnippen hätte gereicht und sie hätten ihm aus der Hand gefressen. Stattdessen lässt er alles mit sich machen. Die Soldaten dürfen mit ihm König spielen; ihn verhöhnen und demütigen. Alle körperlichen und seelischen Qualen lässt er an sich geschehen. Vom „Hosianna“ zum „Kreuzige ihn!“ Was für ein Stimmungswandel!
Wäre es für Jesus vielleicht doch besser gewesen, im Scheinwerferlicht zu bleiben, auf der Bühne der Wunder; oder zumindest am Ende – so wie von einigen gefordert – als Sensation vom Kreuz herabzusteigen; Eindruck zu schinden, statt sich lächerlich zu machen? Zweige hatten sie von den Bäumen geschnitten, um ihm zuzujubeln. Jetzt nehmen sie Dornen und drücken sie in seine Kopfhaut. Ihre Kleider hatten sie vor ihm auf der Straße ausgebreitet. Jetzt ziehen sie ihn aus und liefern ihn nackt den Gaffern aus.
Dieser König, der auf einem Esel in die Stadt geritten ist, er muss wohl selbst ein Esel sein, wenn er das mit sich machen lässt. Wenn er nicht merkt, wie ihm die Felle davonschwimmen, wenn er nicht rechtzeitig seine Schäfchen ins Trockene bringt. Da hätte es doch Möglichkeiten gegeben, seine Haut zu retten. Sich eine Weile zurückziehen, von der Bildfläche verschwinden, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Hat er denn gar kein diplomatisches Geschick, dieser König? Was sollen die Leute von so einem halten?
Der Evangelist gibt uns die Antwort darauf. Am Ende der Leidensgeschichte erkennen der römische Hauptmann und die, die bei ihm standen, in dem qualvoll Gemarterten den wahren König auf dem Kreuzesthron. Und der Hauptmann bekennt stellvertretend: „Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“
Einem geheimnisvollen „Muss“ folgend – „Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen“, so wird der Auferstandene später den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus erklären. – diesem geheimnisvollen göttlichen „Muss“ entsprechend, um unseretwillen, hat sich Jesus diesem Stimmungswandel mit all seinen Konsequenzen unterworfen.
In wenigen Tagen werden wir einen nochmaligen und noch viel grundlegenderen Wandel erleben: wie sich für ihn Tod und Grab in Leben und Auferstehung, wie sich Leid und Schmerz in Osterjubel wandeln – und durch ihn auch für uns. „Für uns und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen“, heißt es im Glaubensbekenntnis. Jesus Christus hat alles das auf sich genommen, um unseren Tod in Leben zu verwandeln. „Durch seine Wunden sind wir geheilt“, so fasst die Heilige Schrift dieses Mysterium zusammen. Ein Lebens-Wandel ganz eigener Art, der sich in Jesu Sterben und Auferstehen vollzogen hat. Von ihm erlitten und erkämpft, damit auch wir in diesem neuen Leben wandeln.
Fotos von der Weihe der Palmbuschen am Palmsonntag 2017
Fotos von der Weihe der Palmbuschen am Palmsonntag 2014
Textquelle: BR-online
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