1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 47 Die Feuerwehr von 1868
Vorführung eines historischen Feuerlöschfahrzeuges mit Handpumpe bei der 800-Jahr-Feier von Mitterfels 1995. - Vergrößern durch Anklicken!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Die Feuerwehr von 1868
Der Feuerschutz war schon immer das Anliegen in Dorf und Stadt. Zur Gründung einer "Feuerwehr" kam es in Mitterfels 1868, ausgelöst durch die Gründungen auch anderwärts, vielleicht auch unter dem Eindruck des schrecklichen Brandes in Kötzting 1867.
"Brandversicherungsausschüsse" waren den Gemeinden durch das "Feuerversicherungsgesetz" vom 28. Mai 1852 aufgetragen. Alle drei Jahre war der Ausschuss zu besetzen. Aus den Gemeindeprotokollen von Mitterfels und Scheibelsgrub der Jahre 1870 und 1873 kennen wir die Namen der damals Berufenen: in Mitterfels der Krämer Anton Loibl, der Schreinermeister Ludwig Greil, der Georg Hankofer, der Söldner Hollermeier; in Scheibelsgrub der Wirt Joseph Pellkofer, der Söldner Xaver Wartner, der Häusler Joseph Kufner und der Maurer Joseph Vogl.
In Mitterfels gab es auch einen Kaminkehrer. Laut Gemeindebeschluss vom 4. Mai 1861 wurde dem Kaminkehrer Vanoni die Konzession erteilt, weil als notwendig bezeichnet und weil außerdem die Bedingungen erfüllt sind und der "Ernährungszustand" gesichert ist.
Zur Gründung der Feuerwehr Mitterfels hatten sich 30 Bürger zusammengefunden. Sie wählten den Färbermeister Tiberius Burger, den wir schon vom Wanderverein her kennen, zu ihrem Vorstand. Sie kauften aus eigenen Mitteln eine Feuerspritze; das war ein primitives Gerät; das Wasser musste mit Eimern herangetragen und in den Spritzbehälter geschüttet werden, von dort wurde es mit der Hand in die Schläuche gepumpt. Das Schlauchmaterial konnte immer nur in kleinen Posten angeschafft werden: 1874 wurden Schläuche für 100 Fuß (ca. 30 m) gekauft, 1875 für weitere 100 Fuß, diese schon mit den "sehr praktischen Verschraubungen". 1883 wurde der Kauf einer Saug- und Druckspritze beschlossen, eine "Magirus" aus Messing und mit der Leistung für einen 10 Meter-Strahl. Die Finanzierung war recht schwierig. Die Wehr selber hatte nur 150 Mark, die München-Aachener Versicherung gab in zwei Raten 280 Mark, die Gemeinde opferte die Einnahmen aus dem "Malzzuschlag" und gab 600 Mark; außerdem erhoffte man sich eine Einnahme aus dem Verkauf des Vordergestells des bisherigen Wagens.
Historisches Löschfahrzeug im Burgmuseum Mitterfels - Foto: Herwig Hoinkes - Vergrößern durch Anklicken!
1887 übergab dann Tiberius Burger die Führung der Feuerwehr an seinen Sohn Karl Burger. Der ergänzte 1894 die Ausrüstung mit dem Kauf einer Schubleiter. Zu diesem Zweck wurden die Einkäufer mit 400 Mark losgeschickt. Sie blieben 3 Tage aus, dann waren die 400 Mark versoffen. Der Bäckermeister Engl schoss dann der Wehr das Geld solange vor, bis es wieder zusammengestottert war. Schon im nächsten Jahr konnte man die Leiter brauchen: da brannte das Weißgerberhaus unterhalb der Burgmauer (Paulus-Haus), und 1901 schlug der Blitz in den hölzernen Anbau der Brauerei Moosmüller ein, wo aber dann ein heftiger Regen beim Löschen mithalf. Noch immer mit der gleichen Ausrüstung wurden auch die folgenden Brände bekämpft: 1910 im "Schall-Hafner-Haus" (heute Kleemann), 1914 beim "Käser-Schneider" (der bekam extra Fronturlaub zum Wiederaufbau). Das Gefährlichste war bei der damaligen Wassernot und den reichlichen Holz-Anbauten ein Übergreifen auf das übrige Dorf.
Interessant ist die Regelung der Alarmierung und auch des Fahrdienstes für die Feuerspritze. In einem Gemeindebeschluss vom 4. März 1883 ist dies festgelegt. Für die Alarmierung der Nachbargemeinden und -wehren gab es den Feuerreiterdienst; der war aber auch zuständig, der eigenen Wehr zu melden, wenn er im Nachbarbereich ein Feuer bemerkte oder von dort die Feuerglocke hörte. Bei der Auswahl der Feuerreiter wurde somit auch Rücksicht genommen auf Lage und Sicht- und Hörweite. Der Scheibelsgruber Wirt Joseph Pellkofer war zuständig für Oberalteich, der Bierbrauer Xaver Groß von "Eigenstück" (Moosmüller) für Agendorf und Steinach, der Bauer Jakob Hollmer von Miething für Ascha, der Bauer Joseph Bornschlegel von Unterholzen für Haselbach, der Bauer Peter Baier von Vorderbuchberg für Hunderdorf und Steinburg.
Mit dieser Regelung waren die auswärtigen Pferdebesitzer zum Dienst an der "Pflichtfeuerwehr dahier" herangezogen. Zum Transport der "Löschmaschine" waren die am Ort wohnenden Pferdebesitzer eingeteilt: Wer zwei Pferde hatte, war dann allein zuständig; von denen „mit nur ein Pferd“ waren immer zwei Nachbarn zusammengefasst. Wer gerade turnusmäßig eingeteilt war, zeigte dies mit dem gut sichtbaren "Fahrverordnungstäfelchen" an. Das Entgelt für einen Fahrkilometer betrug im Jahr 1900 eine Mark.
In Mitterfels standen 14 Pferde, das ergab sieben Gespanne. Sie waren:
1. Der Wirt Xaver Amberger mit zwei Pferden (heute "Zur Friedenseiche")
2. Der Wirt Medardus Meier mit zwei Pferden (heute "Zur Post")
3. Die Posthalterin Anna Schlecht mit zwei Pferden (Feldmaier, Lindenstraße )
4. Der Söldner Johann Straßmeier mit zwei Pferden (Xaver Hafner/Lang, Lindenstraße)
5. Der Metzger Georg Bachmeier mit zwei Pferden (Burgstraße/Bachmeier)
6. Mit je einem Pferd der Bote Joseph Ziegler und der Krämer Ludwig Hopfensberger (Burgstraße/ehem. Lichtinger)
7. Mit je einem Pferd der Bäcker Johann Kandler und der Krämer Jakob Bachmeier (Burgstraße).
Um die Jahrhundertwende waren folgende Männer die Kommandanten: Auf Karl Burger folgten der Metzger Bachmeier, der Schuster Haimerl (heute Haus Neidl), der Schlosser Eduard Schneider, der Gastwirt und Krämer Xaver Pellkofer (1902-1905), der Söldner Johann Wartner von Scheibelsgrub (1906), dann wieder jener "Haimerl Schuster"; der immer nur mit schiefem Helm erschien und darin so "schneidig" aussah, dass man ihn mit "Von der Tann" titulierte (nach einem bayerischen General im 70er-Krieg).
Der später zugeschüttete "Gemeindeweiher" am unteren Ende der Point, unterhalb des Gasthauses zur Post, war einer der Löschweiher in Mitterfels. Ansichtskarte um 1940, Slg. E. Aumer - Vergrößern durch Anklicken!
Als Löschweiher gab es am untersten Ende der "Point" den "Gemeindeweiher", am Platz der Sparkasse den "Baumeisterweiher". Als 1895 im Gemeinderat die Herstellung einer Reserve an diesem Weiher angesprochen wurde, wurden die Kosten dazu zweimal abgelehnt, "da kein Bedürfnis besteht" (gemeint war die Nichtzuständigkeit der "Ortsgemeinde" Mitterfels).
Zum Abschluss noch drei Fotos von der Vorführung bei der 800-Jahr-Feier 1995. Foto: L. Eiglsperger - Vergrößern durch Anklicken!
Feuerwehr anno dazumal - Vergrößern durch Anklicken!
Das "Feuer" ist erfolgreich bekämpft - Vergrößern durch Anklicken!
Hiendl Schorsch - vom Einsatz schwer gezeichnet - Vergrößern durch Anklicken!
Neueste Nachrichten
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (69)
- Vortrag über „Das Neue Schloss“ Steinach bei der Jahresversammlung des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfelser Magazin. Jubiläumsausgabe 2024
- Benno und die Räuber vom Perlbachtal
- Eine „Dipferlscheißerin“ in Haselbach
- Windberg. Kultur- und Festspielverein mit Videofilmabend
- Mitterfels/Scheibelsgrub. „Jeder soll Chance bekommen“
- Haselbach: Adventliches Singen
- St. Johann/Falkenfels. Konzert am ersten Adventssonntag
- 27. Mitterfelser Christkindlmarkt um die Burg 2024
- Gold für Haselbach beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
- Falkenfels. Holzspiel läuft wieder
- Mitterfels/Haselbach. Ein neues Wandererlebnis
- Filmteam zu Gast in Mitterfels
- Waldleben ...
- Renovierung von St. Thomas, Herrnfehlburg
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins ab MM 11
- MM 11/2005. A bißl wach wern in da Wiagn … a bißl Hoamaterdn wern.
- MM 11/2005. Aus über 2000 Metern Höhe runterschau’n
- MM 11/2005. A so gengan de Gang – und viele andere Ausdrücke der Mundart
- MM 11/2005. Ein Pestkreuz – zum Dengelstein umfunktioniert
- MM 11/2005. Von Josef Fuchs, Bauer von Hagenzell, 1899 errichtet
- Schwarzach. 33 Jahre KIS - Jahresprogramm
- Neues aus unseren Gemeinden
- Spende an das Burgmuseum Mitterfels
Meist gelesen
- Unser "Bayerwald-Bockerl" erlebte seinen 100. Geburtstag nicht
- Vor 27 Jahren: Restaurierung der einstigen Kastensölde in Mitterfels abgeschlossen
- Markterhebung - 50 Jahre Markt Mitterfels
- Mühlen an der Menach (08): Wasserkraftnutzung in Kleinmenach und an den Nebenflüssen (in Groß- und Kleinwieden und Aign)
- Menschen aus unserem Raum, die Geschichte schrieben (1): Johann Kaspar Thürriegel
- Mühlen an der Menach (21): Die Höllmühl
- Begegnung mit Menschen (6). Drei Wandgemälde in der Volksschule Mitterfels von Willi Ulfig
- Dakemma, Bäxn, Moar ....
- Mühlen an der Menach (05): So wurde in Frommried (und auch in anderen Mühlen) aus Getreide Mehl
- Erinnerungen an einen "Bahnhof" besonderer Art: Haltepunkt Wiespoint
- Mühlen an der Menach (04): Frommried, eine der ältesten Mühlen
- Impressum
- Mühlen an der Menach (11): Die Mühle in Recksberg
- Das alte Dorf im Wandel
- Mühlen an der Menach (03): Ein Perlbach namens Menach
- Ortskernsanierung in Mitterfels (Stand 1995)
- Die Kettenreaktion
- Sparkasse Mitterfels - 10 Jahre älter als bisher bekannt
- Mühlen an der Menach (07): Die Hadermühl
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Datenschutzerklärung
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Es begann in Kreuzkirchen
- 2021: VG Mitterfels wurde 44
- Eine Bücherei entsteht
- Begegnung mit Menschen (1). Erinnerungen an Balbina Gall - Hebamme von Mitterfels
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Das ehemalige Benediktinerkloster Oberaltaich - seine Bedeutung für unseren Raum
- Wandern auf kurfürstlichen Spuren
- Schloss Falkenfels als Flüchtlingslager
- Mühlen an der Menach (01) - Vorstellung der Themenreihe
- Ergebnis der Bundestagswahl 2017 in der VG Mitterfels
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Kirchengrabung in Haselbach mit Fund romanischer Wandziegelplatten im Jahre 1990
- Hausnummern - Spiegelbild für Dorf und Gemeinde
- Widder an den Thurmloch-Wassern
- Mühlen an der Menach (02): Wasserkraftnutzung an der Menach
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Jahreshauptversammlung 2017 mit Exkursion
- Sind wirklich die Falken die Namensgeber von Falkenfels?
- Mühlen an der Menach (19): Die Ziermühl
- Erinnerungen eines Landarztes
- Über den Mitterfelser Dorfbrunnen
- Qualifikation zur bayerischen Meisterschaft im Seifenkistenrennen 1950 in Mitterfels
- Sie waren Lehrbuben auf Schloss Falkenfels
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Das neue Mitterfelser Magazin 21/2015
- Mühlen an der Menach (25): Die "Wartnersäge" bei den Bachwiesen
- Zentrales Gemeindearchiv: Altes Kulturgut besser nutzen
- Zur Ortskernsanierung (1995): Begegnung mit Stuttgarter Studenten
- Neues Mitterfelser Magazin 19/2013 erschienen
Meist gelesen - Jahresliste
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Burgmuseumsverein Mitterfels. Objekt des Monats Oktober 2016 . . . und frühere Objekte
- History of Mitterfels
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins
- Der Haselbacher Totentanz
- Bayerische Landesausstellung 2016 in Aldersbach. Bier in Bayern
- Kalenderblatt
- Mitterfels. Theaterspiel und Menü im Gasthaus „Zur Post“
- Landesausstellung "Bier in Bayern" in Alders- bach
- Club Cervisia Bogen. Bogen: Startschuss für D‘Artagnans Tochter und die drei Musketiere
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Führung Friedhof St. Peter in Straubing
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
- Windberger Theater-Compagnie. „Lokalbahn“ - Rollen mit Herz und Seele gespielt
- Landkreis Straubing-Bogen. Hans Neueder gibt nach 25 Jahren sein Amt als Kreisheimatpfleger auf
- Jahresversammlung 2016 des AK Heimatgeschichte Mitterfels mit Exkursion nach Elisabethszell
- Schwarzach. KiS-Gründer Wolfgang Folger übergibt Amt des Vorsitzenden an Sascha Edenhofer
Meist gelesen - Monatsliste
- Neues aus unseren Gemeinden
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (69)
- Baugebiet Pimaisset Mitterfels. Mit Regenwasser die Toilette spülen
- MM 11/2005. Ein Pestkreuz – zum Dengelstein umfunktioniert
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins ab MM 11
- MM 11/2005. Von Josef Fuchs, Bauer von Hagenzell, 1899 errichtet
- MM 11/2005. A so gengan de Gang – und viele andere Ausdrücke der Mundart
- MM 11/2005. Aus über 2000 Metern Höhe runterschau’n
- MM 11/2005. A bißl wach wern in da Wiagn … a bißl Hoamaterdn wern.
- Kalenderblatt Allerseelen. Zwei Münchner Friedhöfe der besonderen Art
- Schwarzach. 33 Jahre KIS - Jahresprogramm
- Renovierung von St. Thomas, Herrnfehlburg
- Vortrag über „Das Neue Schloss“ Steinach bei der Jahresversammlung des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- „Kein kleiner Waidler-Adel“
- Waldleben ...
- Mitterfelser Magazin. Jubiläumsausgabe 2024
- Filmteam zu Gast in Mitterfels
- Der Ursprung liegt bei Van Gogh
- Falkenfels: Puppentheater Karotte spielt Ahorns Welt
- Mitterfels/Haselbach. Ein neues Wandererlebnis