Ein Vergelt’s Gott

Sagen Vergelts Gott w

Sagen aus der Region (5)

Ein Bauer aus der Haibacher Gegend fuhr einmal mit einem schwer beladenen Wagen Holz nach Straubing. Es war Nacht geworden, eine raue und kalte Nacht, und ...

... der Sturmwind fegte über die Felder hinweg durch die Bäume, dass die Äste krachten.

Bei Haselbach, auf der Distriktsstraße, die von Kötzting nach Straubing führt, setzte sich ein unbekannter Mann, in einen weiten langen Mantel gehüllt, ohne ein Wort zu sagen, auf die Langwid (den Holzteil, der das vordere Wagengestell mit dem hinteren verbindet). Der Bauer war zum Reden eben nicht aufgelegt; ihm wäre es lieber gewesen, wenn er bei diesem Wetter bald eine warme Stube bekommen hätte und zudem kam ihm der Fremde nicht sonderlich geheuer vor. Die Rosse zogen schnaubend an dem Wagen; es schien, als ob die Last immer und immer schwerer würde.

Zu allem Unglück fiel dann (nach dem Vorhergehenden etwa im Ortsbereich Mitterfels) auch noch der Lahna (ein langer eiserner Nagel an der Achse) aus dem vorderen Rad, und gerade noch zur rechten Zeit sah der Bauer das nahende Unheil. Gottlob blieben die Pferde sogleich stehen, sonst hätte sich das Rad losgemacht und die schwere Holzfuhr wäre zusammengesunken. In seiner Not fasste der Bauer sich nun ein Herz und rief dem fremden Manne zu: “Geh ein bisschen zu mir vor, sei so gut, und hilf den Lahna suchen.” In demselben Augenblick löschte ein Windstoß dem armen Bauern auch das Licht aus, das er in seiner Laterne hatte. Es war jetzt stockfinstere Nacht. Da richtete sich der Fremde auf, schüttelte sich in seinem Mantel und dessen weißer leuchtender Schein fiel auf die Straße, so dass sie weithin erhellt war. Ohne Mühe konnte der erschrockene Bauer den Nagel aufheben und steckte ihn mit einem „Vergelts Gott für die Armen Seelen” in die Achse. „Segne es Gott”, murmelte der Fremde, „das ist mir noch abgegangen, jetzt bin ich erlöst.” Mit diesen Worten verschwand der Fremde.

Der Bauer aber, zu Tode erschrocken, fuhr mit seinem Wagen weiter gen Straubing zu und es kam ihm vor, als ob die Pferde nur die halbe Last zu ziehen hätten.

Aus:Mitterfelser Heimatbüchlein Nr. 2, hgb. von Dr. Josef Rußwurm, veröffentlicht im Mitterfelser Magazin 11/2005

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