Nationalpark Bayerischer Wald
Ergebnis einer Studie zum Nationalpark Bayerischer Wald vorgestellt
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein Besuchermagnet und entscheidender Faktor für positive Urlaubs- und Erlebnisqualität in der Region. 96 % der Besucher sind laut Befragung mit dem Nationalpark als Erholungsgebiet zufrieden oder sehr zufrieden.
Sozioökonomisches Monitoring belegt: Schutzgebietsstatus und -ausstattung ist mitentscheidend für Besucherzufriedenheit
November 2012 startete im Nationalpark Bayerischer Wald ein gemeinsam von der Nationalparkverwaltung und der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien geplantes, langfristig angelegtes Forschungsprojekt zu sozioökonomischen Aspekten. Ziel ist die Erhebung einer umfangreichen Datenbasis, um darauf aufbauend das Besuchermanagement im Park nachhaltig zu optimieren. Neben der Erfassung von Besucheraufkommen, -struktur und -verteilung standen im ersten Erhebungsjahr die Wahrnehmung und Akzeptanz des Nationalparks, seiner Besucherinfrastruktur und seiner Angebote im Mittelpunkt umfangreicher Besucherbefragungen. Eine erste Auswertung von insgesamt knapp 1000 Fragebögen – davon rund ein Drittel von Einheimischen und zwei Drittel von Touristen – liegt nun vor.
Die Ergebnisse belegen, dass der Nationalpark mit seinem besonderen Schutzgebietsstatus und den daraus abgeleiteten Managementzielen nicht im Konflikt mit Besuchererwartungen und -wünschen steht. Im Gegenteil: Der Nationalpark Bayerischer Wald mit seiner besonderen Waldlandschaft, seiner Infrastruktur und seinen Besucherangeboten ist ein entscheidender Faktor für positive Urlaubs- und Erlebnisqualität in der Region.
So spielte für knapp 60 % aller Befragten der Status Nationalpark eine große bis sehr große Rolle für ihre Entscheidung, das Gebiet zu besuchen. Gut ein Fünftel (22 %) gab sogar an, dass sie ohne den Status Nationalpark gar nicht hier wären. Fast allen Besuchern (97 %) war dabei bewusst, dass sie sich in einem besonderen Schutzgebiet befinden; 84 % konnten bei offener Frage ohne Vorgaben sogar konkret den Nationalpark als Schutzstatus benennen.
„Kraft tanken" und „Naturerlebnis" zählen zu den wichtigsten Gründen, den Nationalpark zu besuchen. Die besonderen und zum Teil ungewohnten Waldlandschaften des Nationalparks stehen dabei nicht im Konflikt mit Besuchererwartungen und -wünschen.
Auch viele Einheimische suchen Erholung im Nationalpark
Der Nationalpark wird dabei nicht nur von Touristen geschätzt: Für knapp 90 % der Einheimischen ist das Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald etwas ganz Besonderes und fast alle (98 %) besuchen es gerne. Mehr als 60 % der Einheimischen können sich von allen Erholungsgebieten im Umkreis am besten hier erholen, knapp 40 % finden das von ihnen gesuchte Erholungserlebnis sogar nur im Nationalpark. Und so ist die weit überwiegende Mehrheit der Einheimischen der Auffassung, dass der Nationalpark Bayerischer Wald die Lebensqualität in der Region erhöht (81 %) und darüber hinaus positive Auswirkungen auf deren wirtschaftliche Entwicklung hat (76 %).
Die beiden Hauptgründe für den Besuch im Nationalpark sind „Kraft tanken/Erholung“ und „Landschafts-/Naturerlebnis“. Beide Punkte wurden von 95 % der Befragten als wichtig oder sogar sehr wichtig benannt. Dass diese Besuchsgründe sehr gut bedient werden, legt der sehr hohe Anteil (96 %) der Besucher nahe, die sowohl mit ihrem Besuch am Tag der Befragung als auch allgemein mit dem Nationalpark als Erholungsgebiet zufrieden oder sehr zufrieden waren.
Auf die Frage, was den Besuchern besonders gut im Nationalpark gefällt, wurde ohne vorgegebene Antworten 670 Mal Begriffe aus der Kategorie Natur/Wildnis/Unberührtheit genannt. Auf Platz zwei mit 230 Nennungen liegen Begriffe aus der Kategorie Ruhe/Erholung/Abgeschiedenheit (Mehrfachnennungen waren möglich). Auf die Frage, was den Besuchern am Nationalpark nicht gefällt, antworteten 50 %, dass es nichts gäbe, das ihnen nicht gefällt. Begriffe aus den Kategorien Totholz/Borkenkäfer wurden nur 68 Mal und Wegegebot/Verbote 52 Mal als Negativmerkmale benannt.
Die Menge und Qualität der Wanderwege im Nationalpark sowie ihre Beschilderung findet großen Anklang bei den Besuchern des Nationalparks.
Für über 90 % der Besucher ist die Menge an Besuchereinrichtungen und Wanderwegen im Nationalpark ideal (92 %) und sie sehen sich darüber hinaus auch nicht in ihren Erholungsmöglichkeiten durch den Status Nationalpark eingeschränkt (knapp 94 %). Besondere Zustimmung mit Werten zwischen 90 und 95 % finden die Qualität der Besucherzentren, die Infotafeln und die Wegebeschilderung sowie der Wegezustand. Nur eine sehr kleine Minderheit von 1,1% der Befragten fühlte sich bei der Erholung sehr stark durch den Status Nationalpark eingeschränkt. Einschränkungen wie beispielsweise das für besonders sensible Bereiche wie Auerhuhnlebensräume geltende Wegegebot im Nationalpark sind offensichtlich für die meisten Besucher als Schutzmaßnahme einsichtig: Nur ein sehr kleiner Teil der Befragten von knapp 5% glaubt nicht, dass Wandern abseits markierter Wege einen negativen Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks hat.
Nationalparkbesucher sind in der Regel Stammgäste, die das Schutzgebiet auch schon sehr lange kennen: 87 % aller Befragten waren am Tag der Befragung nicht das erste Mal im Nationalpark Bayerischer Wald und ihr erster Besuch lag im Schnitt 25 Jahre zurück. Einheimische und Tagesbesucher zusammengenommen besuchen den Nationalpark jährlich durchschnittlich 95 Mal; Übernachtungsgäste waren im Schnitt insgesamt schon 16 Mal im Nationalpark. Die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, mit der Touristen in den nächsten 5 Jahren den Nationalpark Bayerischer Wald wieder besuchen werden, ist mit 82 % sehr hoch. Mehr als die Hälfte (56 %) der Befragten wird sogar auf jeden Fall, also mit 100 %iger Wahrscheinlichkeit wiederkommen.
„Wir freuen uns natürlich sehr, dass uns unsere Besucher in vielen Kategorien so viele ‚gute Noten‘ gegeben haben. Das gibt uns einen deutlichen Hinweis, dass wir in den Aufgabenfeldern Erholung und regionale Strukturförderung in ganz vielen Bereichen auf einem guten Weg sind“, kommentiert Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl die ersten Ergebnisse der sozioökonomischen Studie. „Gleichzeitig leitet sich daraus aber auch die Verantwortung und umfangreiche Aufgabe ab, diesen hohen Standard zu erhalten. Wichtig sind außerdem weitere detaillierte Auswertungen und die Bearbeitung weiterer Fragestellungen, um die Bereiche zu identifizieren, in denen wir noch besser werden können.“
Nicht nur bei Touristen beliebt: Die weit überwiegende Mehrheit der Einheimischen ist der Auffassung, dass der Nationalpark Bayerischer Wald die Lebensqualität in der Region erhöht – und das zu jeder Jahreszeit.
Zur Methode und zur Zusammensetzung der Befragten:
Die BOKU Wien, unter deren Federführung die Studie im Nationalpark Bayerischer Wald durchgeführt wird, besitzt mit ihrem Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung eine umfangreiche, international gefragte Expertise im sozioökonomischen Besuchermonitoring in Schutzgebieten. Das Design der Untersuchung ist zunächst auf fünf Jahre angelegt, soll aber die Grundlage für ein Dauermonitoring legen. Weitere geplante Themenblöcke sind unter anderem die Erhebung regionalökonomischer Effekte, die Evaluation von Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Evaluation der Zusammenarbeit mit relevanten Akteursgruppen vor Ort.
Die Personenbefragungen im ersten Untersuchungsjahr wurden zwischen Mai 2013 und April 2014 an 12 statistisch relevanten Tagen durchgeführt. Über 100 Personen kamen an knapp 60 Standorten zum Einsatz, um von den Besuchern Antworten auf die insgesamt 34 Fragen des Fragebogens zu erhalten. Darüber hinaus waren durchgängig 15 automatische Zählgeräte an 14 Standorten zur Erfassung von Besucherzahlen im Einsatz, deren Auswertung aber erst Ende des Jahres vorliegen wird.
982 komplett ausgefüllte Fragebögen konnten ausgewertet werden. Etwas mehr als ein Drittel der Befragten, insgesamt 355 Personen, stammten aus den beiden Nationalpark-Landkreisen und werden als „Einheimische“ bezeichnet. 66 % davon leben im Landkreis Freyung-Grafenau und 34 % im Landkreis Regen. Von den 627 befragten Touristen waren 78 % Übernachtungsgäste und 22 % Tagesbesucher.
Die überwiegende Mehrzahl der Befragten, knapp 90 %, waren Fußgänger (Spaziergänger/Wanderer). Es wurden aber auch andere Nutzergruppen befragt, wie z. B. Radfahrer und Jogger. Durch den schneearmen Winter waren nur acht „Winterbefragungen“ von Langläufern und Schneeschuhwanderern möglich, hier werden ergänzende Befragungen im Winter 2014/2015 durchgeführt.
Zum Hintergrund: Was leistet ein sozioökonomisches Monitoring?
Großschutzgebiete wie Nationalparke sind beliebte Besucherzielgebiete. Die Erholungsnutzung stellt daher eine wesentliche Herausforderung für das Nationalparkmanagement dar. Mit der Erfassung von Besucherströmen und -strukturen werden Grundlagen für viele Entscheidungen und Maßnahmen im Rahmen des Gebietsmanagements geschaffen. Beispiele sind Personaleinsatzpläne, eine zielgerichtete Besucherinformation, die Angebotsplanung im Gelände und die Abstimmung von Marketingmaßnahmen auf die erwünschte Zielgruppe. Ebenso dienen die Daten der Gestaltung, Ausstattung und Dimensionierung der Erholungsinfrastruktur und der Weiterentwicklung des Wegekonzeptes. Außerdem werden Besuchertypen mit ihren spezifischen Ansprüchen identifiziert sowie ihre Wahrnehmung der Natur und die Zufriedenheit mit dem Besucherangebot erfasst. Daten, die in standardisierter Weise und regelmäßig erhoben werden, stellen die Basis für eine Qualitätssicherung der Angebote für Naturerlebnis und Erholung dar. Sie zeigen Trends in der Besucherzahlentwicklung und ermöglichen Vergleiche zwischen einzelnen Orten innerhalb eines Schutzgebietes, auch in zeitlicher Hinsicht. Vergleiche auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene führen zu einem besseren Verständnis der Erholungsnutzung.
Quelle: Pressemitteilung der Nationalpark-Verwaltung Bayerischer Wald vom 7. November 2014
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