Mitterfels
Die ersten 100 Jahre Verkehrs- und Verschönerungsverein Mitterfels
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Festvortrag am 10. Mai 1996
... von Aktionen des Vereins und infrastrukturellen Verbesserungen der Gemeinde
Behörden als Wegbereiter
Fast 600 Jahre lang war Mitterfels ein großes Landgericht, eines der größten in Bayern, genauer gesagt von 1280 bis 1879. Die Auflösung geschah schrittweise: 1838 wurde das neue Landgericht Bogen gegründet, an das Mitterfels seine südlichen Gemeinden abtreten musste. An das Landgericht Deggendorf mussten weitere sieben Gemeinden abgetreten werden. 1861 wurde Rechtspflege (daher auch der Name Pfleggericht) und Verwaltung getrennt, die gesamte Verwaltung als Bezirksamt Bogen zusammengefasst. 1879 kam das Ende. Aus dem Landgericht Mitterfels wurde ein Amtsgericht, das dann noch bis 1973 bestand.
Aus der umfassenden Zuständigkeit des Land- und Pfleggerichtes Mitterfels wurden schon frühzeitig neue Behörden ausgegliedert, wie 1803 das Rentamt (früher Taxamt), 1862 das Notariat, später entstand auch noch ein Messungsamt (1890) und schon ab 1852 gab es eine Postexpedition, eine Gendarmeriestation. Außerdem bestanden seit 1857 eine Sparkassenanstalt des Königlichen Landgerichtsbezirk Mitterfels, die erste im Bezirk und auch eine Landkrankenkasse war schon eingerichtet. Nicht vergessen dürfen wir das Krankenhaus, das von 1895 bis 1936 existierte (heute Berufsfachschule).
Hat das alles mit dem Fremdenverkehr zu tun? Man muss diese Frage bejahen. Für die vielen Beamten, Angestellten, Freiberuflichen gab es im damaligen Mitterfels nicht sehr viel Abwechslung. Man musste also selbst etwas zuwege bringen. Als angemessene Freizeitgestaltung betrachteten die „gebildeten” Damen und Herren das Wandern. Ein Wanderverein war deshalb auch der erste Verein in Mitterfels, gegründet 1863. Der wanderte aber nicht nur, in ihm wurden Musik, Tanz, Gesang, Theaterspiel und vieles mehr gepflegt. Selbst die Dichtkunst wurde nicht vergessen. Langsam bildeten sich Interessengruppen heraus, und so gab es ab 1878 eine Schützengesellschaft, ab 1881 eine Liedertafel.
Die Bahn brachte erste „Fremde”
1893 aber gab es erste Regungen in Sachen Ortsverschönerung, wie Franz Wartner bei der Überarbeitung und Erweiterung der Mitterfelser Chronik aus alten Gemeindeprotokollen „herausfieselte”. Auch 1896 ist von einem Verschönerungsverein die Rede. Und der wollte auch etwas bewirken, so zum Beispiel forderte er die Aufstellung von Lampen im Ortsbereich, aber auch an der neuen Bahnhofstraße, denn bekanntlich dampfte der erste Zug auf der neuen Eisenbahnstrecke am 5. Dezember 1896 von Steinburg nach Mitterfels herauf und fuhr bis nach Konzell. Mit den Lampen wurde es aber nicht gleich etwas, denn die damaligen Gemeindeväter stellten fest, dass nicht einmal die Geschäftsleute im Ort ihre Laternen vor ihren Türen anzündeten. Es waren wahrscheinlich Karbidlampen. Der Straubinger Bierbrauer Leser erkannte die Zeichen der Zeit, denn er stellte schon 1896 einen Antrag, eine „Gast- und Schankwirtschaft nebst Fremdenbeherbergung” errichten zu dürfen. Der damalige Bürgermeister Bachmeier wollte das zwar verhindern und wollte selbst bauen, aber gegen Leser kam er nicht auf und schon 1897 zog der erste Pächter Xaver Kroiß auf.
Die Möglichkeit, mit dem „Bayerwaldbockerl” Wanderziele im Vorwald zu erreichen, steigerte binnen kurzer Zeit den Ausflugstourismus. Mitterfels war bald begehrtes Ziel: Anfahrt mit dem Zug, Wandern in schöner Landschaft, Einkehr im großen schattigen Garten und Park der Bahnhofsrestauration, eventuell ein Bad im nahen Bach bei der „Goaßreibn”, am Abend wieder Heimfahrt mit dem Zug, das war angenehme Wochenendbeschäftigung für viele Straubinger.
Verein erhält Namen und Satzung
Auch der Verein erhielt Auftrieb, beschloss dann 1910 eine Satzung und taufte sich „Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein Mitterfels”. Als solcher ließ er sich 1913 unter der Vorstandschaft des Amtsrichters Josef Zotz ins Vereinsregister aufnehmen. In der Satzung von 1910 stehen die Ziele, die heute noch Gültigkeit haben: Verschönerung des Ortes und seiner Umgebung, Erschließung der Naturschönheiten durch Wege, Stege, Markierungen und Anpflanzungen und schon damals Hebung des Fremdenverkehrs.
Erster Mitterfelser Prospekt
Ab 1928 bis zur „Machtübernahme” führte Amtsrichter Dr. Poiger den Verein. Als in der Nazizeit alles gleichgeschaltet wurde, wollten die meisten Vereinsmitglieder anscheinend nicht mehr mitmachen, denn 16 von ihnen, das waren genau vier Fünftel, beantragten und beschlossen die Auflösung, das geschah am 25. Juli 1933. Die meisten Mitglieder des Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereins schlossen sich der noch 1933 gegründeten Sektion Mitterfels des Bayerischen Waldvereins an. Dessen Mitgliederzahl betrug bald 56, die meisten davon waren auch Mitglieder der Unterabteilung „Verkehrs- und Verschönerungsverein”.
Ein besonderer Anziehungspunkt auch für die Fremden: das Waldbad (1936) - Vergrößern durch Anklicken!
1936 kam dann wieder Leben in die Sparte Fremdenverkehr. Ein erster Mitterfelser Prospekt entstand unter dem Titel: „Mitterfels im Gau Bayerische Ostmark”. Die Bayerische Ostmark bestand aus den ehemaligen Regierungsbezirken Niederbayern und Oberpfalz, die in der Hitlerzeit ja alle aufgelöst waren.
Der zweite Weltkrieg unterband alle Möglichkeiten, Fremdenverkehrspolitik ernsthaft zu betreiben. Auch schon vorher hatte die Partei mit ihrem Programm „Kraft durch Freude” alles in Eigenregie übernommen.
Neue Bemühungen nach dem Krieg
Aber bald nach dem Krieg, nämlich 1948, regten sich die selbständigen Geister der Mitterfelser wieder, die am Fremdenverkehr interessiert waren, und schon 1950 brachten sie einen ersten Nachkriegsprospekt in Schwarzweiß heraus. Der Name Franz Stolz tauchte von da an immer häufiger auf, 1951 wurde er zum Vorstand des kombinierten Vereins (Bayerwald und Verkehr) gewählt und er entfaltete eine großartige Tätigkeit für den Ort Mitterfels. Was er alles in Bewegung setzte, kann man hier gar nicht alles beschreiben, es sei ein Telegrammstil erlaubt: Säuberungsaktionen am Schlossberg und im Perlbachtal, Gestaltung von Ruheplätzen mit Bänken, Ausweisung von Rundwegen, Orientierungshilfen durch Übersichtstafeln, Wegebeschriftung und -markierung, Orts- und Wanderplan, Gästebetreuung, Heimatabende, und so weiter. Natürlich war er nicht allein. Vereinsmitglieder und der neue Bürgermeister Albert Dietl (1948 bis 1956) unterstützten ihn. Der sorgte dafür, dass der Ort zunächst eine Verbesserung der Infrastruktur erhielt, um dann gleich ein neues Ziel anzusteuern: Mitterfels muss Luftkurort werden. Schon 1955 erfolgten erste Messungen, aber es zog sich noch zwei Jahre hin. Erst am 16.12.1957 erfuhren die Mitterfelser, dass ihnen die Bezeichnung Luftkurort zuerkannt worden war. Albert Dietl konnte das nicht mehr miterleben, denn er war aus beruflichen und persönlichen Gründen 1956 nach München verzogen.
Die Liedertafel Mitterfels führte das niederbayerische Singspiel "Der Holledauer Fidel" dreimal seit 1945 mit großem Erfolg auf. - Vergrößern durch Anklicken!
Ein erster Zimmernachweis
Albert Dietl hatte auch die Anregung für eine erste verkehrsamtsähnliche Institution gegeben. Auf seine Bitten übernahm Paul Stahl die Aufgabe, einen ersten Zimmernachweis in Mitterfels zu führen und Gäste zu vermitteln. Das war 1954, eine teilweise schlimme Zeit. „Ich traute mich an den Wochenenden kaum von zu Hause fort, denn da kamen die meisten zimmersuchenden Gäste, saßen in meinem Wohnzimmer und ließen sich beraten”, erzählt Paul Stahl. Eine Verbesserung brachte dann aber die Einrichtung eines Telefonanschlusses auf Kosten der Gemeinde, wobei Privattelefonate aber extra abzurechnen waren. Als 1956 Josef Hafner zum Bürgermeister gewählt wurde, nahm der sich vor, eisern zu sparen, denn durch die Baumaßnahmen waren der Gemeinde ja Schulden entstanden. Eine Sparmaßnahme war, das Telefon für den Fremdenverkehr abzumelden.
Aufgabenteilung Gemeinde - Verein
Weil Stahl und später seine Nachfolgerin Franziska Sattler unter diesen Umständen, wozu das Fehlen eines eigenen Raumes gehörte, nicht weiterarbeiteten, gewann bei dem damaligen Vorstand Franz Schmatz und bei der Gemeindeverwaltung sowie dem Gemeinderat die Erkenntnis die Oberhand, dass es so nicht weitergehen konnte. Man wollte die Organisation des Fremdenverkehrs der Ge-meinde übertragen und dem Verein die Ortsverschönerung und die Gästebetreuung in Form von Veranstaltungen überlassen. Das Landratsamt empfahl daraufhin, die Verhältnisse in Lam und Bodenmais zu studieren.
Am 1. März 1963 wurde eine neue Vorstandschaft gewählt: 1. Vorstand Franz Schmatz, Schriftführerin Maria Klener, Kassier Otto Hirtreiter, Ausschussmitglieder Ludwig Lichtinger, Rechtsanwalt Hans Schmid, Otto Wartner, Ignaz Schlehuber, Paul Stahl. Noch im gleichen Monat machte sich der Bayerwaldverein unter Führung von Otto Wartner selbständig, nahm aber auch künftig Interessen des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und des Fremdenverkehrs wahr. Mit der Einweihung des neuen Sportplatzes veranstaltete der TSV Mitterfels das erste Sport- und Schützenfest. Es wurde von den Gästen begeistert in Anspruch genommen. Frau Späte leitete in der Saison 1963 das Verkehrsamt (in ihrem Geschäft), anschließend sollte es bis 1.4.1964 ruhen. Schreib- und Werbearbeiten erledigte die Gemeindeverwaltung. Warum im Februar 1964 die Kurabgabe (Bettenzehnerl) aufgehoben wurde, vermag ich nicht zu sagen.
Waldlehrpfad und Wanderführer
Bei der Jahreshauptversammlung im März 1964 zählte man 77 Mitglieder. Otto Wartner regte an, die Wanderwege und Spazierwege rund um Mitterfels zu markieren. Es dauerte aber noch fast zwei Jahre, bis diese Maßnahme durchgeführt wurde. Der Waldlehrpfad wurde im Juli 1964 eingeweiht, Revierförster Ignaz Schlehuber hatte ihn gestaltet. Das Luftgewehrschießen bereitete beim Sport- und Schützenfest besonders vielen Sommergästen großen Spaß, sie holten manche Preise. Im August 1964 stellte Franz Stolz voller „Stolz” den neuen Wanderführer vor. Er hatte ihn in Feierabendarbeit geschaffen, Franz Wartner und Adolf Neuhofer hatten mit Texten und übersichtlichen Karten geholfen.
Werbung...
1965 ließ sich Walter Uekermann zum Vorstand des Verkehrs- und Verschönerungsvereins wählen, Frau Späte übernahm das Fremdenverkehrsbüro. Es wurde festgestellt, dass 260 bis 270 Betten für Mitterfels zu wenig sind. Die Hochsaison ist da immer leicht ausgebucht, darum beschlossene Sache: Werbung für Vor- und Nachsaison. Eine Analyse der Urlauber ergab: Personen aus allen Bevölkerungsschichten, allen Altersstufen und aus allen Gegenden Deutschlands.
Im März 1966 erhielt Mitterfels mit Walter Uekermann einen neuen Bürgermeister. Unter seiner Amtsführung führte der Gemeinderat die Kurabgabe wieder ein. Frau Späte konnte bei einer Mitgliederversammlung berichten, dass sie mit zwei Reisebüros in Berlin Abschlüsse habe machen können, für 2.000 Buchungen mit insgesamt 25.000 Übernachtungen. Der eingeladene Bodenmaiser Bürgermeister Weikl empfahl Werbung durch Prospekte, Inserate, Reisebüros, Presse, aber mindestens genauso wichtig sei die Innenwerbung durch Unterhaltungsabende, bodenständige Musikdarbietungen und anderes mehr. Ein Anliegen der Zimmervermieter wurde ab August 1966 Wirklichkeit, die staubfreie Müllabfuhr. Bei der Jahreshauptversammlung nannte Frau Späte für Mitterfels 25.000 Übernachtungen, für St. Englmar zum Vergleich 34.400.
Markt erhält neues Schwimmbad
1968 beantragte der Gemeinderat offiziell die Erhebung der Gemeinde Mitterfels zum Markt. Professor Lachner aus München, Germanist, ausgebombt und seit Jahren in Bogen lebend, erklärte sich bereit, rechtzeitig bis zu einem Markterhebungsfest eine Chronik zu schreiben. Bürgermeister Walter Uekermann sagte bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass der Neubau eines Freibades für Mitterfels eine Existenzfrage sei. Weil das aber eine Anlaufzeit von mehreren Jahren braucht, wurde 1968 das alte Waldschwimmbad nochmals auf Hochglanz getrimmt. Rund 28.000 Übernachtungen zählte man und jetzt schon 350 Betten sowie eine Verweildauer der Gäste von 15,6 Tagen. Circa 6.250 Tagesausflugsgäste berechnete man zusätzlich.
Am 4. August 1968 wurde die Markterhebung mit einem großen Rahmenprogramm gebührend gefeiert. Das schönste „Geburtstagsgeschenk” war die Chronik „800 Jahre Geschichte um Mitterfels” von Max Lachner. Landrat Hafner bezeichnete Bogen als Kopf, Mitterfels aber als Herz des Landkreises.
Anlässlich der 775-Jahrfeier im Mai 1969 wurde ein Mitterfelser Heimattreffen veranstaltet. Dr. Siegfried Färber, der damalige Direktor des Fremdenverkehrsverbandes Ostbayern sagte: Mitterfels ist einer der schönsten Ferienorte in ganz Ostbayern. Amtmann Bartsch vom Landratsamt Bogen empfahl die gemeinsame Werbung mit anderen Orten im nördlichen Landkreis.
Der Neubau eines beheizten Freibades war in der Zwischenzeit so vorangetrieben worden, dass 1971 schon das Richtfest gefeiert werden konnte. Am Muttertag 1972 wurde das Freibad eingeweiht.
Der Verein in ernster Krise
Im Oktober aber gab es nachdenkliche Gesichter. Ich zitiere aus meinem damaligen Zeitungsbericht: „Was sich im Vorjahr andeutete und mühsam gekittet wurde, kam bei der diesjährigen Hauptversammlung voll zum Tragen: Der Verein steckt in einer ernsthaften Krise. Die heile Mitterfelser Fremdenverkehrswelt scheint völlig durcheinandergeraten zu sein. Nach dem Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden Walter Uekermann und der Leiterin des Verkehrsbüros, Frau Späte, war niemand bereit, diese Aufgaben zu übernehmen. Die Unzufriedenheit der Anwesenden zeigte sich sogar bei Abstimmungen. Kaum eine Hand hob sich. Politische Aussagen, die mit den Anliegen des Vereins nichts zu tun haben, brachten keine Klärung, sondern vertieften die Verwirrung. Ein Ausschuss von sieben Personen soll in den nächsten Wochen versuchen, eine neue Vorstandschaft zu finden und eine neue Hauptversammlung einzuberufen.”
Im Januar 1973 wurde ein fünfköpfiges Vorstandsgremium gebildet: Cilli Bach, Franz Stolz, Heinz Döbereiner, Franz Lohbauer, Paul Stahl. Frau Sofie Meier erklärte sich bereit, das Verkehrsbüro zu übernehmen. Ein neuer Zimmernachweis erschien im März, und Otto Wartner, der in dieser Phase eine sehr wichtige Rolle spielte, regte Rundwanderwege an. Im Dezember stand endlich eine neue Vorstandschaft fest: 1. Vorsitzender Franz Stolz, 2. Vorsitzender Xaver Lehner, Schriftführer Heinz Döbereiner, Kassier Cilli Bach. Ausschuss: Paul Stahl, Werner Lang, Wolfgang Scherffig, Herr Welfonder, Rudi Grimm, Pfarrer Ludwig Prambs.
Franz Stolz konnte bei der Jahreshauptversammlung 1974 verkünden, dass der Verkehrs- und Verschönerungsverein im Vorjahr mehr an Kurabgabe an die Gemeinde abgeliefert habe, als man andererseits an Hilfen wieder bekommen habe. Im April konnte Stolz auch einen neuen Farbprospekt vorstellen.
1976 sammelte Frau Sofie Meier 2.250 DM für die Anschaffung neuer Ruhebänke. Sie stellte bei der Hauptversammlung fest, dass die Gäste anspruchsvoller geworden seien und dass es in Mitterfels an Zimmern mit Dusche und WC fehle. Das neue Bad sei eine Hauptattraktion für die Urlauber geworden.
Anstieg der Übernachtungszahlen
1978 wählten die Mitterfelser Werner Lang zum neuen Bürgermeister. Er vernahm bei der Hauptversammlung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins mit Freude vom Ansteigen der Übernachtungszahlen auf über 30.000. Damit betrug die Bettenauslastung rund 30 %. Was Sofie Meier bei jeder Gelegenheit sagte, sollte Wirklichkeit werden: Im Mai 1980 wurde mit dem Bau des Appartementhotels begonnen. Es wurde bei der Hauptversammlung beschlossen, dass ab nächster Wahl die Vorstandschaft für drei Jahre im Amt bleiben solle. Forstinspektor Dirscherl, der in der Zwischenzeit einige Jahre Vorsitzender gewesen war, wurde wegversetzt. An seiner Stelle übernahm Paul Stahl 1981 dieses Amt auf dringende Bitte von Bürgermeister Werner Lang. Das erfolgreiche Duo Stolz-Franz Wartner stellte wieder einen neuen Wanderplan vor.
Im Sommer 1981 konnten das Appartementhotel und die Tennisanlage eingeweiht werden, außerdem stellte der Marktgemeinderat durch einen entsprechenden Beschluss die Weichen für die Errichtung des Heimatmuseums. 1981 sah auch die Übernachtungsbilanz wieder besser aus, es waren 42.200.
Hallenbad und Heimatmuseum
Das neue Hallenbad wurde im September 1982 eröffnet, im Dezember das neue Heimatmuseum. Dr. Eichenseer: „Gott, schenke uns mehr Josef Brembecks!” Über 52.000 Übernachtungen waren der Lohn für alle Maßnahmen und alle Anstrengungen. Die schöne Krippenausstellung im Museum im November/Dezember 1983 wurde von vielen Gästen besucht. Über 61.000 Übernachtungen zählte man in diesem Jahr. Das Hotel machte sich dabei bemerkbar.
Bei vielen Heimatabenden wurde der junge Günther Zollner gefeiert.
Im Juli 1985 fuhr die Blaskapelle nach Regensburg, um Werbung für Naherholung und Wochenendurlaub in Mitterfels zu machen. Prospekte wurden ausgeteilt, Bert Schwinghammer hatte ein Fass Bier gestiftet, das kostenlos ausgeschenkt wurde. Die Liedertafel hatte ein Theaterensemble zusammengestellt. Es wurde ein lustiges Verwechslungsspiel geboten, das eigens für die Wintergäste zwischen Weihnachten und Neujahr nochmals aufgeführt wurde. Die Gäste waren begeistert.
Bei der Herbstversammlung 1985 verteilte der Verkehrs- und Verschönerungsverein Urkunden für schönen Blumenschmuck. Franz Stolz wurde zum Ehrenmitglied ernannt, weil er so viel für den Verein getan hatte. Als echter Idealist förderte er den Fremdenverkehr nach Kräften, ohne klingende Münze dafür zu nehmen. 1986 musste wieder die Staubfolienmessung durchgeführt werden wegen des Prädikats „Luftkurort”. Im November gab Frau Sofie Meier das Verkehrsbüro aus gesundheitlichen Gründen auf. Die Gemeinde stellte Christian Schiedermeier als Verkehrsamtsleiter ein.
Vielfältige Aktivitäten
Im März 1987 fand das erste Volksmusikseminar in Mitterfels mit 24 Teilnehmern statt. Gäste aus einer Radiosendung mit Thomas Gottschalk kamen, um einen gewonnenen Urlaub im Hotel zu genießen. Im April trafen sich die Wander- und Wegewarte aus ganz Deutschland in Mitterfels; ihre Losung: „Wandern ist eine Lebensphilosophie.” Im Übrigen war 1987 das Jahr der Holländer. Ein Reisebüro aus Groningen brachte das ganze Jahr hindurch regelmäßig neue Urlauber. Diese feierten auch das Bürgerfest mit, das anlässlich des 10-jährigen Bestehens der VG Mitterfels veranstaltet wurde.
1988 war das Jahr der Verkehrsberuhigung in den Baugebieten, aber auch das Jahr für den Beginn einer Freundschaft zwischen der Blaskapelle Mitterfels und der Blaskapelle Oberrimsingen in Baden. Es war aber ebenso das Jahr des Wechsels in der Vorstandschaft des Verkehrs- und Verschönerungsvereins. Für Paul Stahl, der bei der Neuwahl nicht mehr kandidierte, kam Sigrun Baumann.
Die Blaskaelle Mitterfels warb mit Musik in Regensburg. - Vergrößern durch Anklicken!
Chronik erweitert und ergänzt
Im Dezember stellte Franz Wartner die neue Mitterfelser Chronik vor, die er in mühsamer Arbeit erweitert und überarbeitet hatte. Für seine vielfältigen, ehrenamtlichen Bemühungen wurde ihm die Bürgermedaille verliehen.
Die Blaskapelle fuhr 1989 nach Berlin-Spandau, direkt am Wannsee gelegen. Sie warb für Urlauber nach Mitterfels. Viele verlangten einen Prospekt, aber der Urlauberstrom blieb mäßig. Die Aktion zur Rettung des Natur- und Kulturerbes der Welt zeigte in einer Ausstellung im Museum Exponate aus aller Welt. Die Schirmherrschaft hatte Kultusminister Zehetmair übernommen - er selber kam aber nicht. Eine nepalesische Musikgruppe und eine indische Tänzerin traten bei der Eröffnungsfeier auf. Ein Verein Oldtimerfreunde Mitterfels wurde gegründet, der mit seinen Ausstellungen und Veranstaltungen alle Jahre ein großer Anziehungspunkt für Einheimische und Urlauber ist.
Aktion „Jahr des Mittelalters”
Die Aktion „Jahr des Mittelalters” des Fremdenverkehrsverbandes Ostbayern wurde auch in Mitterfels durchgeführt, mit großem Erfolg. Die „Dansery Landshut” kam zur Eröffnungsveranstaltung. Bei einem Burgstraßenfest (solche Veranstaltungen werden von Urlaubern immer gerne wahrgenommen) wurde der von Hans Rieser geschaffene Dorfbrunnen eingeweiht. Es ist ein Denkmal für die wassertragenden Frauen früherer Zeiten. 62.000 Übernachtungen konnte man verbuchen.
Die "Dansery Landshut" kam zum Jahr des Mittelalters. - Vergrößern durch Anklicken!
Ein großartiges Musikfest aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der Blaskapelle Mitterfels im Jahre 1990 werden viele Einheimische und Urlauber sicher nicht so schnell vergessen. Fast 1.000 Teilnehmer und 50 Kapellen und Vereine machten mit, und das Abschlussständchen aller Blaskapellen unter Leitung von Otto Kolmsee auf dem Kirchplatz war schon eine Schau und ein Genuss.
Peter Horton und Slava Kantcheff gastierten in Mitterfels. Ein Jahr darauf sollten sie ein Seminar halten, aber die Teilnehmerzahl war zu gering.
Bei der Jahreshauptversammlung 1991 konnte für das Vorjahr eine Übernachtungszahl von 73.000 gemeldet werden. Der Zeltplatz am Gelände beim ehemaligen Waldbad wurde eingeweiht. Er ist seitdem alle Jahre gut belegt. Sigrun Baumann veranstaltete das erste internationale Klavierseminar. Franz Wartner, der Unermüdliche, schrieb einen Museumsführer, und nach der feierlichen Einweihung konnte die Kreismusikschule, bis dahin Gast in der Volksschule, den Unterricht in den eigenen Häusern aufnehmen. Bei einem Folkloreabend mit rumänischen Gästen zugunsten der Rumänienhilfe war der Saal bei Fischer voll bis auf den letzten Platz. Im Jahre 1991 hörte die Liedertafel Mitterfels mit ihren Aktivitäten auf, nachdem Chorleiter Paul Stahl den Dirigentenstab niedergelegt hatte. Die Liedertafel hatte, und das sagte die Verkehrsamtsleiterin, sehr viel für den Fremdenverkehr getan. Einen neuen Rekord konnte Sigrun Baumann verkünden: 80.200 Übernachtungen.
„Verkehrs- und Kulturverein”
Bei der Jahreshauptversammlung im Jahre 1993 tauften die Mitglieder auf Antrag des Bürgermeisters den Verein in „Verkehrs- und Kulturverein” um. Der Bürgermeister hatte als Grund genannt, dass dies finanzielle Vorteile bringe. Verkehrsamtsleiterin Baumann forderte die Erhöhung der Kurabgabe auf 1,50 DM, was ebenfalls beschlossen wurde. Die Übernachtungszahlen waren in diesem Jahr zu-rückgegangen, nach offizieller Statistik auf 64.100. Allerdings sind in dieser Statistik nur die gewerblichen Beherbergungsbetriebe erfasst. Probehalber wurde versucht, auf dem Metrogelände einen Bauernmarkt jeweils am Montag abzuhalten. Das ging nur eine Weile gut. Die Akkordeongruppe hörte zu bestehen auf. Auch sie war häufig bei der Gästebetreuung, meist zusammen mit der Liedertafel, eingesprungen. Im August feierte der Markt Mitterfels „25 Jahre Markt” mit Festabend, Musik und Volkstänzen im Burghof mit großer Beteiligung der Urlauber.
Eine neue Phase im Kulturleben des Marktes Mitterfels brach an, als Vertreter der UNESCO die Absicht äußerten, künftig alle Jahre internationale Musikseminare für Meisterschüler zu veranstalten, aufbauend auf den schon seit einigen Jahren abgehaltenen Musikseminaren, die von Sigrun Baumann organisiert worden waren. Executive Vize President Dr. Ladislav Mokry vom International Music Council der UNESCO sagte damals: „Wir haben schon lange nach so einem Ort gesucht mit diesen idealen Voraussetzungen.”
Die letzten 3 Jahre im „Zeitraffer”
1993: Werbung in Boston (USA) mit - noch - geringem Erfolg
1994:
- Neuer Ortsprospekt
- O. Zimmermann löst X. Geith (gesundheitl. Gründe) als 2. Vorsitzender ab
- Übernachtungszahlen wieder über 70.000
- Lammfest in Buchberg mit 5.000 Gästen
- “Kornblumenkönigin” der Steuben-Parade (New York) auf Initiative von S. Baumann zu Besuch
- Präsentation der Münze “800 Jahre Mitterfels”
- Krippenausstellung (J. Brembeck) in der Volksschule
1995:
- Instrumentalseminar für Volksmusik zum 10. Mal von S. Baumann veranstaltet
- Metro-Ferienclub erhält “Gold Crown”
- “Höfische Bauernmusik” im Turmzimmer
- Otto Kolmsee feiert 75. Geburtstag
- Ausstellung J. Brembeck: “Mitterfels - einst und jetzt”
- Neuer Wanderführer (F. Wartner)
- 800-Jahr-Feier mit vielen Veranstaltungen das Jahr hindurch
- UNESCO-Seminar mit Konzerten
- Gruppe von 45 Amerikanern in Mitterfels (mit Vizepräsidentin und Ehrenpräsident der Steuben-Parade)
1996:
- Rückläufige Übernachtungszahlen: die “fetten” Tourismusjahre sind vorbei; Trend zu Kurzurlaub
- Besuch amerik. Touristikdelagationen
Quelle: Mitterfelser Magazin 2/1996 - Fotos: Paul Stahl
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