Interview mit dem Falkenfelser Bürgermeister Ludwig Ettl

 

Falkenfelser Burg wieder ein schöner Anblick - Kinderhaus nicht ausgelastet – Erfolgsgeschichte Verwaltungsgemeinschaft

 

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Bürgermeister Ludwig Ettl vor dem Pfarr- und Jugendheim der Gemeinde Falkenfels. Auch der angrenzende Bereich des Dorfplatzes um das alte Schulhaus, in dem die Gemeindekanzlei untergebracht ist, soll im Rahmen der Dorferneuerung noch neu gestaltet werden.

 

Diese Entwicklung wäre auch in den europäischen Krisenstaaten wünschenswert: Die Gemeinde Falkenfels hat in zehn Jahren ihren Schuldenberg von damals über 600.000 Euro auf nicht mal ein Zehntel davon gesenkt. Daraus ergibt sich für die 1014 Einwohner zählende Kommune momentan eine Pro-Kopf-Verschuldung von gerade noch 59 Euro, erzählt Bürgermeister Ludwig Ettl. Und das trotz der hohen Ausgaben in die Dorferneuerung und in das Kinderhaus. In Letzterem werden bereits seit 1. November 2012 auch Kinderkrippenplätze angeboten. Zusammen mit den sechs freien Bauplätzen eigentlich einladend für jede junge Familie, die auf das Land ziehen will.

„A Schloß hamma aa do, is net schöner z' maln, drum mechd i den kenna, dems do dad ne gfalln." So lautet eine Strophe im Falkenfelser Lied über das frühere Schloss. Wie würden Sie den momentanen Zustand der Falkenfelser Burg beschreiben?

Ettl: Die Burg hat seit 2001 einen neuen Besitzer. Dieser hat sie zum Teil saniert. Vom Turm, dem Wahrzeichen der Gemeinde Falkenfels, ging stellenweise schon eine Gefahr aus. Die marode Bausubstanz bedrohte den anliegenden Kirchenaufgang. Aber es ist einiges gemacht worden: Turm und Dach sind wieder hergerichtet. Wenn man jetzt hinaufschaut, bietet die Burg wieder einen schönen Anblick. Ein Ende der Arbeiten lässt sich aber nicht abschätzen, denn sobald man vorne fertig ist, muss man hinten wieder anfangen. Trotzdem sind wir froh über den momentanen Sachstand.

Nicht nur im Schloss wurde saniert. Im Rahmen der Dorferneuerung kam es auch an vielen anderen Stellen in Falkenfels zu Bauarbeiten. Welche Projekte sind bereits abgeschlossen, welche kommen noch?

Ettl: Angefangen haben wir mit der Dorfstraße und dem BMW-Parkplatz, dieser ist neu gestaltet worden. Den Dorfweiher haben wir saniert und zu einem Badeweiher umfunktioniert. Er ist in Privatbesitz, die Gemeinde hat sich allerdings daran beteiligt. Vor zwei Jahren wurde die Bergstraße neu gemacht. Dann wurde die denkmalgeschützte Mauer entlang der Burgstraße renoviert, der Ausbau der Straße selbst wird ab Herbst in Angriff genommen, ebenso das nähere Umfeld unseres Schul- und Rathauses. Bislang summierten sich die kompletten Kosten für die Gemeinde auf 570.000 Euro, weitere 600.000 Euro sind noch veranschlagt, wobei davon die Hälfte durch Fördermittel finanziert werden wird.

Wie ist es Ihnen gelungen, trotz solch hoher Ausgaben, die Verschuldung in den letzten Jahren stetig zu senken?

Ettl: Zum einen werden die freien finanziellen Mittel, die in der Gemeinde zur Verfügung stehen, nach Wichtigkeit und Notwendigkeit eingesetzt. Das heißt, wir bemühen uns, die Fremdfinanzierung grundsätzlich gering zu halten. Viele haben noch mehr Wünsche, davon muss man dann halt auch manche zurückstellen. Momentan ist die Situation zwar wieder einfacher, wenn ich mich jedoch an vor sieben oder acht Jahren zurückerinnere, war das Zinsniveau noch bedeutend höher. Und diese zusätzlichen Ausgaben würden dann den Spielraum an freien Mitteln auffressen. Außerdem wurde der Erlös aus den 40 Parzellen des Baugebiets "Hochleiten" hauptsächlich zur Tilgung von Darlehen verwendet. Somit konnte die Verschuldung aus 2002 in Höhe von 636.000 Euro auf 59.000 Euro Ende 2012 heruntergeschraubt werden. Das entspricht einer Pro-Kopfverschuldung von 59 Euro.

Die Ausgaben für das Kinderhaus zählen sicher zu diesen "wichtigen" und "notwendigen". Die Investitionen in die Angebotserweiterung waren nötig, da der demografische Wandel auch vor Falkenfels nicht haltmacht. Wie wird nun das Angebot in Anspruch genommen?

Ettl: Der Kindergarten wurde 1994 erbaut und war für 50 Kinder ausgelegt. Die Geburtenzahlen sind zwar rückläufig, jedoch haben seit dem 1. August 2013 Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Dafür haben wir letztes Jahr für 150.000 Euro einen Gruppenraum kleinkindergerecht umgebaut. Dieses Jahr hatten wir 30 Kinder im Kindergarten, davon sind 17 Vorschulkinder. Wegen des geburtenschwachen Jahrgangs vor drei Jahren sind es ab September leider nur noch 15 Kindergarten- und sechs Krippenkinder.

Gibt es für potenzielle Neu-Falkenfelser momentan freie Bauplätze?

Ettl: In den Baugebieten Hochleiten, Kienbachring und in Hirschberg stehen ingesamt noch sechs freie Plätze zum Verkauf. Bald sollen aber noch weitere dazukommen.

Schnelles Internet und eine gute Verkehrsanbindung sind Argumente, um neue Einwohner zu gewinnen. Wie ist Falkenfels in diesen Bereichen aufgestellt?

Ettl: Wenn man die Lage von Falkenfels genauer betrachtet, wird man feststellen, dass wir gar nicht so schlecht liegen. In zehn Minuten Richtung Südwesten sind Sie an der A3 bei Kirchroth beziehungsweise über Wolferszell an der Autobahnauffahrt Straubing. Und trotzdem liegt Falkenfels ruhig, weil der ganze Verkehr an uns vorbeigeht. Nichtsdestoweniger bemühen wir uns weiterhin beim Straßenbauamt sowie bei Landtags- und Bundestagsabgeordneten um eine separate Anbindung an die B20. Die Firma Deg-Net versorgt uns über eine Richtfunkverbindung mit DSL-Internet. Damit können, trotz der hügeligen Landschaft, 95 Prozent der Anwohner erreicht werden.

Auch die Arbeitsaussichten müssen stimmen. Welche möglichen Arbeitgeber gibt es im Gemeindebereich? Wovon leben die Falkenfelser?

Ettl: Falkenfels ist eine Wohngemeinde, zum Arbeiten müssen die Anwohner auspendeln, das muss man einfach sagen. Wir haben zwar kleinere Handwerksbetriebe, teilweise Einmannbetriebe, die meisten zieht es aber nach Straubing und vor allem in die BMW-Werke nach Dingolfing und Regensburg. Zum Ausgleich dafür bemühen wir uns, die Bauplätze möglichst günstig anzubieten. Man kann halt einfach nicht alles haben. Die, die hier wohnen, akzeptieren das.

Zu einem Teil entschädigt dafür aber sicher auch die herrliche Aussicht. Gibt es noch weitere Anreize, für die sich ein Abstecher der Touristen vielleicht lohnt?

Ettl: Der Tourismus ist leider stark zurückgegangen. Früher kamen viele Busse zur Burg. Davon hatten die vier Pensionen im Ort profitiert. Heute sind dort häufig Montagearbeiter untergebracht, die die preiswerte und ruhige Lage schätzen. Von den 1.100 Hektar Gemeindegebiet sind rund 40 Prozent mit Wald bedeckt. In diesen ausgedehnten Waldstücken haben wir einige, teils prämierte Wanderwege. Viele Mountainbiker aus Straubing nutzen auch die Waldstrecke von Münster nach Sankt Johann. Und wo wir halt punkten können, ist die angesprochene tolle Aussicht.

Gibt es einen Ort in der Gemeinde, von dem aus sich ein besonderes Panorama eröffnet?

Ettl: Da gibt es gleich mehrere, wo man einen schönen Ausblick hat. Bei gutem Wetter kann man dann zum Beispiel bis nach Landshut schauen. Vor allem in Hirschberg gibt es ein paar gute Stellen. Wer dort zum Wandern geht, wird die schon finden.

Falkenfels ist eingegliedert in die erste Verwaltungsgemeinschaft Niederbayerns. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in der Zusammenarbeit mit den drei anderen Gemeinden?

Ettl: Nachteile sehe ich keine. In der Verwaltungsgemeinschaft sind die Gemeinden Ascha, Haselbach und Mitterfels dabei. Wenn ich den ganzen Bürokratieaufwand täglich miterlebe, stelle ich fest, dass eine Gemeinde mit 1.000 Einwohnern, wie wir es sind, so was gar nicht mehr schultern könnte. Man braucht ein Meldeamt, Passamt, Standesamt, Hauptamt und Bauamt und dafür auch geschultes Personal, Urlaubsvertretung und Krankheitsvertretung. Auch 3.000-Einwohner-Gemeinden haben da sicher schon zu kämpfen, das alleine zu stemmen. Hinzu kommen die Synergieeffekte, die aus der Zusammenarbeit entstehen. Bei regelmäßigen Treffen mit meinen Bürgermeisterkollegen tauscht man sich natürlich aus. Die Gemeinschaft ist seit ihrer Gründung 1977 zu einer echten Erfolgsgeschichte zusammengewachsen.

Nach elf Jahren im Amt können Sie sich an viele schöne und auch unschöne Momente zurückerinnern. Was war ihre schlechteste Erfahrung?

Ettl: Es gibt immer Höhen und Tiefen, in jeder Arbeit. Man muss aber speziell die Tiefpunkte auch wieder vergessen können. Viele Probleme, von denen man zunächst denkt, man kann sie nicht lösen, klären sich dann jedoch von selbst. Und gewisse Dinge brauchen einfach ihre Zeit. Einen wirklichen Tiefpunkt konnte ich mit dieser Herangehensweise immer vermeiden.

Na, dann gibt es aber hoffentlich einen schönsten Moment als Bürgermeister?

Ettl: Unser Kinderhaus ist ein Erfolg, der sich zu meiner Freude sogar nicht nur auf einen Moment beschränkt.

***
Ludwig Ettl (45) ist 2002 als Kandidat der Freien Wähler zum Bürgermeister gewählt worden. 2008 schaffte er die Wiederwahl. Der gelernte Landmaschinenmechaniker und Landwirt ist verheiratet und hat drei Kinder.



Quelle: Mathias Groß, in: SR-Tagblatt vom 24. August 2013, Seite 22

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