Ascha
Die „Rebellen“ von Gschwendt
„Ascha feiert – Der Spitalwald lebt“: Nach Ende des Kampfes gegen die Mülldeponie nahmen Männer aus Gschwendt in einem Cabaret-Stück die ehemaligen ZAW-Vorsitzenden auf die Schippe, darunter Josef Landstorfer, alias Landrat Ingo Weiß (Dritter von rechts). Foto: Kapellenförderverein – Vergrößern durch Anklicken!
Im Jahr 1988 wehren sich Bürger gegen eine Mülldeponie im Spitalwald – Teil 2
Sie waren „die Rebellen von Geschwendt“, die Bürger der Gemeinde Ascha, die sich im Jahr 1988 gegen die im Spitalwald in Gschwendt geplante Mülldeponie wehren. Erfolgreich.
Im Anschluss gründen sie einen Kapellenförderverein, der nach dem Bau der Kapelle in Förderverein „Gedenkkapelle Spitalwald“ umbenannt wird. Unter der Leitung des Vorsitzenden Josef Landstorfer wird zusätzlich noch ein Kapellenwanderweg geplant und umgesetzt. Alles in Erinnerung an den erfolgreichen Kampf gegen die Mülldeponie.
Die „Rebellen“ aus Gschwendt und Ascha waren die 20 ersten Mitglieder des Kapellenvereins „Gedenkkapelle Spitalwald“ mit Josef Landstorfer als Vorsitzendem. Sie hatten es gewagt, den Kampf gegen eine übermächtig scheinende Bürokratie aufzunehmen.
Kapelle am Waldrand ist weithin sichtbar
Seit der Gründung des Kapellenvereins am 22. September 2000 ist Josef Landstorfer dessen Gesicht und mitverantwortlich für das lebendige Vereinsleben. Anfänglich waren es 20, heute sind es sogar 63 Mitglieder. Aber was ist das Besondere an diesem „Kapellenverein“? Er ist dafür verantwortlich, dass es heute einen Kapellenwanderweg durch die Vorwald-Hügellandschaft in der Umgebung von Ascha gibt und dass am Waldrand zum Spitalwald an der Bundesstraße B20 bei Gschwendt eine Kapelle weithin sichtbar ist, an der jährlich am 3. Oktober ein Gedenkgottesdienst stattfindet.
Zur Geschichte: Im Jahr 1987 beginnt der Zweckverband Abfallentsorgung Straubing Stadt und Land mit der Planung für eine Großdeponie in einem Waldgebiet westlich von Gschwendt, dem sogenannten Spitalwald. Es kommt zu massiven Protesten und zum gerichtlichen Verbot der Abholzung vor der Genehmigung der Deponie. 1997 werden die Planungen endgültig aufgegeben und auch keine Deponie an einem anderen Standort errichtet, da es inzwischen durch Abfalltrennung und Recycling keinen Bedarf mehr dafür gibt.
Mit Zusammenhalt und Einsatz erfolgreich
Dass es einer Gemeinde durch Zusammenhalt und Einsatz gelungen war, zu bestehen, ist in der Gemeinde Ascha sicher einmalig und sucht seinesgleichen. Viele Bürger stellten ihre persönlichen Interessen hinten an und opferten Zeit und Geld beispielsweise in der Gründung der GERA, eine private Gesellschaft mit 74 Mitgliedern. Über den Ankauf des Grundstückes sollte die Mülldeponie keine Chance mehr haben. Bereits am Tag der GERA-Gründung verzeichnete man ein Vermögen von 59.000 Mark. Der Verkehrswert des 20 Hektar großen Erholungswaldes aber wurde inoffiziell auf 750.000 Mark geschätzt.
Aber Bürgermeister Wolfgang Zirngibl, der 1990 Josef Prommersberger im Amt als Bürgermeister abgelöst hatte, versprach: „Notfalls gehen wir so weit, bis wir pleite sind.“ Man musste aber nicht kaufen. Die Ausdauer der Deponiegegner zahlte sich aus. Auf Basis ihrer sachlichen Argumente entschied der Umweltausschuss des Bayerischen Landtags am 9. Dezember 1992, dass die Mülldeponie in Gschwendt eine Gefahr für Mensch und Natur darstellt.
Gutachter-Streit und Basisdemokratie
Auch wenn man vonseiten des Aktionskreises „Bürger gegen Müll im Spitalwald“ den anscheinenden Erfolg feiern konnte, blieb die Müllentsorgung ohne Deponie chaotisch. Der Zweckverband hatte eine bittere Pille zu schlucken. Erneute ZAW-Gutachten von 18 Standorten sprachen im März 1993 erneut für den Spitalwald als optimalen Standort. Drei Monate später wurde dieses Gutachten aber wieder als „höchst unzureichend und fehlerhaft“ bezeichnet. So ging der Gutachter-Streit im Spitalwald weiter. Die Gemeinde Ascha hatte bis dahin wegen der geplanten Deponie im Spitalwald für Gutachten, Anwaltskosten und Beratungen rund 180.000 Mark ausgegeben.
Als am 8. November 1993 erneut Grünes Licht für Gschwendt durch die Regierung von Niederbayern gegeben und die Deponie als „sicher für die Ewigkeit“ bezeichnet wurde, verließen etwa 100 Sympathisanten der Bürgerinitiative gegen die Mülldeponie in Begleitung der Stadträtin Luitgard Engel erst nach Androhung mit der Polizei durch Oberbürgermeister Fritz Geisberger den Rathaussaal in Straubing und lieferten mit 3000 Personen im Sitzungssaal des Landratsamtes ein „Lehrstück von Basisdemokratie“ unter dem Motto „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zu Pflicht“. Bürgermeister Wolfgang Zirngibl ging sogar bis vor den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, der tatsächlich kurz vor Beginn der Rodungen im Spitalwald aufgrund einer fehlenden Umweltverträglichkeit den Bau der Mülldeponie in Gschwendt am 12. August 1994 erneut stoppte.
Am 22. Januar 1997 war das endgültige Aus für Deponie
Donnerstag, 6. Februar 1997: Im Zeitungsartikel stoßen die einstigen Gegner miteinander an. – Vergrößern durch Anklicken!
Die Deponie wurde abwechselnd „beerdigt und wiederbelebt“. Nicht zuletzt aber schienen die Deponiegegner mit ihren Teilerfolgen eines erreicht zu haben: Einen Zeitaufschub, der am Ende Gschwendt überflüssig machte. Am 22. Januar 1997 kam per Fax das offizielle Aus für die Deponiepläne in Gschwendt. Jahrelange juristische Auseinandersetzungen – die Kosten für die Gemeinde waren auf 300.000 Mark gestiegen – zwischen Gemeindebürgern und ihrem Bürgermeister auf der einen Seite und dem Zweckverband Abfallwirtschaft mit dem Landkreis und der Stadt Straubing auf der anderen hatte aber für beide positive Seiten. Durch die ständige Diskussion um Müll war die Bevölkerung sensibilisiert worden. Abfallvermeidung und -trennung wurden vorangetrieben. Ascha hatte einen der ersten Wertstoffhöfe im Landkreis und eine Abfallfibel erstellt. Müllgebühren wurden nicht von Deponie-Kosten belastet.
Großes Fest der Bürger von Ascha und Geschwendt
Und die Bürger von Ascha und Gschwendt feierten das Ende der Mülldeponie mit einem großen Fest. Der Spitalwald sollte wertvolles Naherholungsgebiet werden. Mit einer Gedenkkapelle im Umfeld des Spitalwalds wollten die Aschinger ein Zeichen gegen das Vergessen setzen, um zu dokumentieren, was Menschen erreichen, wenn sie zusammenhalten und nicht aufgeben.
Donnerstag, 1. Mai 1997: Endgültiges Urteil und Neubeginn: Eine Gemeinde feiert ihre „Wiedergeburt“. – Vergrößern durch Anklicken!
Bürger sind nicht machtlos. Am 25. Mai 1997 fanden die 3102 Tage im Kampf um die Vermeidung der Mülldeponie ein Ende.
Mit einem Singspiel bei der Abschlussfeier stießen „drei ehemalige Deponiebefürworter unter dem Schutz ihrer Bodyguards“ zur Festgemeinschaft dazu. Männer aus Gschwendt nahmen in einem kleinen Cabaret-Stück die ehemaligen ZAW-Vorsitzenden auf die Schippe. Darunter Josef Landstorfer alias Landrat Ingo Weiß, der in der Folgezeit bis 2023 den Vorsitz im Kapellenverein „Gedenkkapelle Spitalwald“ innehatte. Er war auch dafür verantwortlich, dass später eine Kapelle gebaut wurde.
Irene Haberl/BOG Zeitung vom 23. Januar 2024 (Gen. der Lokalredaktion)
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