Musik, Theater
Burgtheater Mitterfels. „Das Gespenst von Canterville“ ist noch bis Juli im Burghof zu sehen
>>> Wiederholungsveranstaltung am Samstag, 9. Juli
Selfies, Zumba und Schmieröl
„Oh Schreck ein Fleck und der muss weg!“ – mit den Amerikanern ist auch das Chaos auf Schloss Canterville eingezogen. Mit dem „Gespenst von Canterville“ hat am Freitag das neue Stück des Burgtheatervereins Mitterfels Premiere gefeiert.
Sir Simon de Canterville (Daniel Edenhofer) greift tief in seine Gespenstertrickkiste, um die unliebsamen Gäste loszuwerden. Nicht einmal der Malkasten der ältesten Tochter von Familie Otis ist sicher. Doch weder ein sich ständig erneuernder Blutfleck, noch Blitz und Donner mitten im Schloss können die Amerikaner aus dem englischen Schloss vertreiben.
Die Familie ist sichtlich unbeeindruckt. Anstatt sich vor dem nächtlichen Spuken zu fürchten, bangt Mr. Otis, neuer Schlossherr (Manfred Schudy) um den leichten Schlaf seiner Frau und legt Sir Simon nahe, seine Ketten zu ölen. Auch die Kinder der Otis kennen keine Gnade: Mit Laserschwert und Gespensteratrappe stellen sie Sir Simon zur Schau. Als wäre das nicht genug, machen sich auch noch die anderen Schlossgespenster über Sir Simon lustig (Kathrin Kattinger, Katharina Krikler, Sara Schambeck). Alle Bemühungen scheitern in einem ungewollt lustigen Spuk.
Zuletzt ist es die älteste Tochter Virginia (Simone Steininger), die sich ein Herz nimmt, um Sir Simon besser kennenzulernen. Ihr plötzliches Verschwinden stellt das Polizisten-Trio (Heribert Schambeck, Lukas Butterworth, Josef Simmel) vor ein Rätsel, dessen Aufklärung in einem chaotischen Slapstick endet. Und auch tänzerisch war am Freitag einiges geboten: Neben Mrs. Otis (Tatjana Schmeißl), die die ganze Familie samt Schlosspersonal zum morgendlichen Zumba verdonnert, zeigt die Straubinger Showtanzgruppe Flip Flops, unter Leitung von Trixi und Georg Seisenberger, ihr akrobatisches Können.
Mit Oscar Wilde’s Erzählung aus dem Jahr 1887 wurde die Geschichte des Gespenstes, das das Fürchten lernen muss, in einer eigens dafür umgeschriebenen Mitterfelser Fassung inszeniert. Das Bühnenstück spielt nicht im 19. Jahrhundert, sondern im Hier und Jetzt. Mit dem Dauereinsatz von Smartphones, Selfies und Co. treiben die Kinder der Familie Otis (Anna Zollner, Ramona Schweizer, Dominic Mantzke) alle Schlossbewohner in den Wahnsinn.
Teamarbeit vor und hinter der Bühne haben dem Luftkurort Mitterfels eine weitere sehenswerte Produktion auf der Freilichtbühne eingebracht. Weitere Aufführungen finden statt am 30. Juni, gefolgt von 1./2./3./8. Juli, jeweils um 20 Uhr. Die Gäste werden jeweils ab 18.30 Uhr durch das Team vom Gasthof Waldhof und dem Mitterfelser Frauenbund bewirtet.
Karten gibt es noch im Vorverkauf unter www.burgtheaterverein-mitterfels.de, in der VG Mitterfels, Telefon 09961/94000, beim Leserservice im Straubinger Tagblatt, Telefon 09421/940-6700 und an der Abendkasse. Bilder und Aktuelles auch unter www.facebook.de/burgtheatervereinmitterfels.
Mit einem Klick auf das PDF-Symbol gelangen Sie zum Beitrag von ts/Bogener Zeitung vom 25. Juni 2016 mit weiteren Fotos. – Fotos: mad (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
>>> Frühere Berichte:
Familie Otis zeigt sich wenig beeindruckt von den Gruselkünsten des Schlossgespenstes. Einzig Mrs. Umney, die Hausherrin (Elke Schmeißl), ist zu Tode erschrocken. Die Darsteller (von links): Anna Lummer, Ben Gröschl, Elke Schmeißl, Anna Zollner, Ramona Schweizer, Manfred Schudy, Tatjana Schmeißl, Simone Steininger; Mitte Dominic Mantzke, Daniel Edenhofer. (Foto: Mathias Adam)
Am Freitag, 24. Juni, ist es soweit – mit der Premiere von „Das Gespenst von Canterville“ feiern die Mitterfelser auch das 15-jährige Bestehen ihres Burgtheatervereins. „Um die Theatertradition in Mitterfels aufleben zu lassen, wurde 2001 der Verein gegründet, Singspiele und Musicals als Freilichttheater in der Burganlage aufzuführen“ so der Vorsitzende Josef Simmel.
Dass dies die richtige Entscheidung war, zeigte die erste Aufführung „Holledauer Fidel“ im Sommer 2001. Das Stück wurde aufgrund der großen Nachfrage im Jahr 2002 wiederholt. Auch mit Folgeprojekten wie „Der böse Geist Lumpazivagabundus“, „Die Donauliesl“, „Das Wirtshaus im Spessart“ und „Der fidele Bauer“ konnten sich die Mitterfelser einen Namen machen. 2009 traute sich die Theatertruppe an das erste Broadwaymusical: „Der Mann von La Mancha“. Stolz sind die Mitglieder auf ihre Liebe zum Detail: Bei „Sugar – Manche mögen’s heiß“ stand ein Segelschiff auf der Bühne, bei der „Dreigroschenoper“ war es das riesige Haifischmaul, das über der Bühne hing und in 2015, beim Musical „High Society“, war es ein selbst angelegter Teich, auf dem die „True Love“ hinwegsegelte. 2014 gab es dann eine kleine Abwechslung: „Der Sommernachtstraum“ von Shakespeare war das erste reine Schauspiel des Burgtheatervereins. Und auch in diesem Sommer wird mit Oscar Wilde’s „Das Gespenst von Canterville“ eine Erzählung auf die Freilichtbühne gebracht – in einer eigens dafür umgeschriebenen „Mitterfelser Fassung“. Karten gibt es im Vorverkauf unter www.burgtheaterverein-mitterfels.de, in der VG Mitterfels, Telefon 09961/94000 und beim Leserservice im Straubinger Tagblatt, Telefon 09421/9406700.
Selfies, Spuk und Schmieröl
Der Burgtheaterverein Mitterfels führt in diesem Jahr „Das Gespenst von Canterville“ auf
Das Gespenst Sir Simon (Daniel Edenhofer, links) will dem Schlossbesitzer Mr. Otis (Manfred Schudy) das Fürchten lehren.
Von Lampenfieber ist im Ensemble des Burgtheatervereins momentan noch nicht viel zu bemerken. Bei den Proben, die zurzeit in der Schulturnhalle Mitterfels stattfinden, ist bei aller Professionalität immer noch genügend Zeit für Scherze. Es wird viel gelacht, aber auch blitzschnell in den Konzentrationsmodus umgeschaltet, wenn es die Rolle erfordert.
Der Burgtheaterverein führt in diesem Sommer auf der Freilichtbühne in Mitterfels achtmal „Das Gespenst von Canterville“ von Oscar Wilde auf. Das Team um Vereinsvorsitzenden Josef Simmel hat sich die Ziele auch in diesem Jahr wieder hoch gesteckt und möchte an frühere Erfolge wie „Der Mann von La Mancha“, „My Fair Lady“ und „Die Dreigroschenoper“ anknüpfen.
Simmel, der den zweiten Polizisten spielt, erklärt, was das Laientheater für ihn so besonders macht: „Nach dem Krieg waren solche Theateraufführungen verboten. Erst nach und nach wurden Wohltätigkeitsaufführungen erlaubt. Seitdem hat sich viel getan. 2001 gründeten wir den Burgtheaterverein hier in Mitterfels und mittlerweile haben wir rund 100 Mitglieder, die uns fördern und zum Teil auch aktiv mit anpacken.“
Der Verein verkauft jedes Jahr rund 2000 Eintrittskarten. Der Gewinn aus diesem Verkauf wird aber fast komplett wieder investiert. Auch Fördermittel vom Staat habe der Verein schon erhalten. „Für Geld spielt aber hier niemand. Es macht einfach Spaß, ein Theaterstück auf die Beine zu stellen. Und wir haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Werke generationsübergreifend zu inszenieren“, erklärt Simmel. Der 59-jährige Software-Ingenieur lebt und liebt sein Theater.
Liebe zum Werk ist auch notwendig. Denn das diesjährige Stück aus dem 19. Jahrhundert hat es in sich. Die Gruppe verlegte den historischen Stoff ins 21. Jahrhundert. Die Szenen verlangen den Schauspielern viel Einfühlungsvermögen und komödiantisches Talent ab. Die hypermoderne amerikanische Familie Otis startet samt Kind und Kegel eine regelrechte Invasion auf Schloss Canterville und zieht mit unzähligen Handy-Selfies und chemischer Keule ins verstaubte Anwesen ein.
Mittendrin spukt das mehr und mehr entsetzte Gespenst Sir Simon, gespielt vom zweiten Vereinsvorsitzenden Daniel Edenhofer, und versteht die Welt nicht mehr. „Da prallen Welten aufeinander“, erklärt er. „Ich versuche, die cholerische Ader des Schlossgespenstes rauszuarbeiten“, stellt Edenhofer lachend seine Rolle vor. „Sir Simon ist halt ein bisschen psychopathisch. Deshalb ist es schon eine Herausforderung für mich, mit Mitte 20 in die Rolle eines 300 Jahre alten toten Adeligen zu schlüpfen. Da müssen unter anderem die Bewegungen stimmen und authentisch sein.“
Wenn Edenhofer auf die Bühne tritt und mit seinem Spuk beginnt, wird das gruselige Treiben schnell skriptgerecht ausgebremst. Total überfordert ist das Gespenst mit den modernen Schlossbewohnern, als seine knarzenden Ketten vom Vater der Familie Otis, gespielt von Manfred Schudy, mit Schmiermittel behandelt werden. Seine Frau, dargestellt von Tatjana Schmeißl, habe einen sehr leichten Schlaf und wenn der durch allzu laute Geräusche gestört werde, dann müsse er wieder unter ihrer Migräne leiden. Also, spuken ja, aber bitte leise! Regisseur Sepp Fischer aus Regensburg arbeitet gerne mit dem engagierten Schauspiel-Ensemble und erklärt kurz und verständlich bei den Proben, was er auf der Bühne sehen möchte. Der erfahrene Theaterfachmann sorgt für den Feinschliff des Stücks. Er ist ein Multitalent und arbeitet nicht nur als Regisseur, sondern ist unter anderem auch in Akrobatik ausgebildet. Deshalb kann er die Schauspieler mit Tipps zum richtigen Timing unterstützen. So fliegt eine Flasche unter seiner Erklärung elegant von einem Darsteller zum anderen, wenn Vater Otis nach ihr verlangt. Ein Blick, ein kurzes Deuten und die Flasche liegt sprühbereit in den Händen des Darstellers.
Fischer legt Wert darauf, dass alle am Stück arbeitenden Personen vom Publikum gewürdigt werden. Wie beim Profitheater sei auch hier eine gute Besetzung notwendig, um das Theaterstück voll Humor, Romantik, Liebe und Vergebung auf die Bühne zu bringen. „Wir achten darauf, dass es unter den Schauspielern wenig Hierarchien gibt! Daneben muss alles andere aber auch stimmen. Es gibt die Produktionsleitung, die Finanzierung, die Dramaturgie, das Bühnenbild, die Technik, Fotografen und mehr: Alle müssen an einem Strang ziehen.“ Die eigentlichen Aufführungen seien etwa 20 Prozent der Arbeit an dem Stück. „Es hängt so viel dran, bis der erste Satz fällt“, gibt Regisseur Fischer zu bedenken.
Was wünscht sich Fischer für das Projekt? „Ich möchte, dass die Arbeit gut läuft und das Stück so gut wird, wie es sein kann“, schließt er seine Erklärungen und begibt sich wieder auf die Bühne, um die Anstrengungen seiner Schauspieler hautnah zu kontrollieren. Er kritisiert dabei nicht, er leitet an. Dabei schlüpft er zeitweise selbst in Rollen und bewegt sich wieder aus ihnen heraus, um erneut als Regisseur zu fungieren.
Noch sind die Schauspieler bei den Proben der ersten Szenen. In den nächsten Monaten arbeiten sie sich zum Finale des Stücks vor. Bis zum Ende der Probenzeit werden noch viele Teenie-Selfies im Stück geschossen werden, wird noch oft die Wasserflasche fliegen und viel Kettengerassel zu hören sein. Im Sommer wird es aber dann auf der Mitterfelser Freilichtbühne heißen: „Vorhang auf und Bühne frei für ,Das Gespenst von Canterville‘“.
Das Schauspiel
„Das Gespenst von Canterville“ ist am 24., 25., 26. und 30. Juni und am 1., 2., 3. und 8. Juli, jeweils ab 20 Uhr, auf der Mitterfelser Freilichtbühne zwischen den alten Burgmauern zu sehen. Der Kartenverkauf läuft bereits beim Leserservice des Straubinger Tagblatts unter der Telefonnummer 09421/9406700. Mehr Informationen und Kontaktadressen gibt es im Internet unter www.burgtheaterverein-mitterfels.de.
Quelle: Doris Emmer, in: Bogener Zeitung vom 23. April 2016 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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