Kulturelles Leben
Johannesevangelium: Wirkmächtige „Zeichen“ (Wunder) unterstreichen die Gottheit Christi.
4. Adventssonntag in der Pfarreiengemeinschaft - Bild des Evangelisten Johannes und Adventskranz in der Pfarrkirche Haselbach - Vergrößern durch Anklicken!
Adventspredigten in der Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach von P. Dominik Daschner OPraem:
Vorstellung der Evangelisten in der Advent-Predigtreihe: 1. bis 4. Predigt:
4. Adventssonntag:
Wir haben vier Evangelien, aber es gibt nur drei Lesejahre: nach Matthäus, nach Markus und Lukas. Was ist dann mit dem vierten, dem Johannesevangelium? Wann kommt das dran? Es wird vor allem in der Osterzeit gelesen, an den Feiertagen und an einigen Sonntagen im Markusjahr.
Das jüngste der Evangelien mit einem längeren Entstehungsprozess: das Johannesevangelium
Das Johannesevangelium ist das jüngste der vier Evangelien. Erst an der Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert hat es seine jetzige Gestalt erhalten. Als Autor hat die Tradition jenen Lieblingsjünger Jesu ausgemacht, der mehrfach im Text erwähnt wird, und ihn mit dem Apostel Johannes identifiziert, was aber einer historischen Überprüfung nicht wirklich standhält. Manche Anzeichen weisen darauf hin, dass das Johannesevangelium einen längeren Entstehungsprozess durchlaufen hat.
Attribut „Adler“ für Johannes: Das Johannesevangelium hat den weiten Horizont des Adlers …
Adventskranz in der Pfarrkirche Mitterfels mit den Bildern der Evangelisten an der Wand.
Sein größerer zeitlicher Abstand zum Jesusgeschehen erklärt auch dessen Eigenart. Anders als die drei synoptischen Evangelien ist das Johannesevangelium weniger eine historische Abhandlung über Leben und Wirken Jesu, sondern zeichnet sich durch eine höhere Reflexionsstufe aus. Es überdenkt, versucht zu durchdringen und zu erfassen, was sich im Tiefsten in Person und Geschick Jesu ereignet hat. Das Johannesevangelium ist ein hochtheologisches und pneumatisches Evangelium. Die christliche Ikonographie – zurückgehend auf die Kirchenväter Irenäus und Hieronymus – sie weist dem Johannes deshalb als Symbol den Adler zu. So hoch wie der Adler in die Lüfte steigt, so hochfliegend sind die Gedanken des Johannesevangeliums, so weit reicht sein Horizont.
Denn mit seiner Evangelienschrift umgreift Johannes das ganze Weltgeschehen und versucht, die Ereignisse rund um Jesus darin einzuordnen und zu deuten.
… und umgreift das ganze Weltgeschehen bis vor den Anfang der Schöpfung …
Bis vor den Anfang aller Schöpfung greift das Johannesevangelium in seinem einleitenden Prolog aus: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott…“ Mit dem ewigen Sein Jesu beim Vater beginnt Johannes sein Evangelium. Jesus wird vorgestellt als der präexistente Sohn Gottes, vor aller Zeit aus dem Vater gezeugt. Jesus stammt „von oben“, wie er selbst im nächtlichen Gespräch mit Nikodemus erläutert; vor seinem Auftreten als Mensch war er „bei Gott“. Und darum kennt er Gott wie kein anderer und kann uns von ihm Kunde bringen. Er stammt „vom Himmel“ und ist in die Welt herabgestiegen. Dabei ist und bleibt er dennoch eins mit seinem Vater. Jesus ist „von Gott ausgegangen“ und wird „zu ihm zurückkehren“, um die ganze Schöpfung seinem himmlischen Vater entgegenzuführen.
Jesu‘ Weg als Gottes„sohn“ und Mensch: von Gott zur Erde, um die Menschen zu Gott zu führen.
Das Johannesevangelium ist deshalb wie eine Parabel aufgebaut. In seinen ersten vier Kapiteln schildert Johannes den Eintritt des göttlichen Wortes in die Welt. Von oben herab auf die Erde. Hier wirkt Jesus dann, macht die Menschen mit seinem himmlischen Vater vertraut, sammelt sie als seine Jünger, um sie zu Gott zu führen. Von der Erde nach oben, dem Himmelreich entgegen, so führt sein Weg.
Das ganze Leben und Wirken Jesu steht bei Johannes unter diesem Aspekt. Es ist Aufstieg zum Vater. Auch die Passion Jesu reiht sich hier ein. Sie ist bei Johannes nicht ein schmachvolles Erleiden, sondern Erhöhung. In der Passion nach Johannes wird Jesus als selbstbestimmt, ja geradezu herrscherlich Handelnder dargestellt. Er erleidet Kreuz und Tod nicht passiv, sondern er ist der aktiv Handelnde. Jesus wird nicht zum Opfer gemacht, sondern er selbst gibt sein Leben hin für das Heil der Welt.
Bevor die Passion Jesu beginnt, überliefert Johannes im Rahmen des Abschiedsmahls mit der Fußwaschung lange Abschiedsreden Jesu an seinen Jüngerkreis sowie sein großes Gebet zum Vater. Für diese fünf Kapitel gibt es keine direkte Entsprechung bei Markus, Matthäus und Lukas. Sie sind Eigengut des Johannes. Sie dienen der Unterweisung der Gemeinde für die Zeit nach Jesu Tod, in der der Erhöhte durch den verheißenen Heiligen Geist in der Gemeinde weiterwirkt.
Stilmittel: Das „johannäische Missverständnis“
Insgesamt fast 60 % des Stoffes des Johannesevangeliums entfallen auf große Dialogszenen – ein typisches Merkmal des vierten Evangeliums. Denn in ihm wird ein Lernprozess der Jünger dargestellt. Sie sind diejenigen, die „vom Vater gehört und gelernt haben“ und zu Jesus kommen. Schon von Johannes dem Täufer hatten sie Entscheidendes gelernt, aber noch sind sie auf dem Weg zur wahren Erkenntnis, die ihnen Jesus vermittelt. Ein Stilmittel in der Erzählkunst des Johannesevangeliums ist dabei das sogenannte „johannäische Missverständnis“. Immer wieder verstehen die Jünger Jesu seine Worte zunächst nicht oder verstehen sie falsch – auf diese Weise kommen Einwände seiner Hörer gegenüber der Botschaft Jesu ins Wort -, was Jesus dann die Gelegenheit gibt, sie über die wahre Bedeutung seiner Worte aufzuklären und seine Jünger - in einem um die Sache kreisenden, bisweilen scheinbar auf der Stelle tretenden Redestil – um sie noch tiefer darin zu unterweisen.
Dabei ist im Johannesevangelium immer wieder pauschal von „den Juden“ als den Gegnern Jesu die Rede. Man hat das vierte Evangelium deshalb gelegentlich als antijüdische Kampfschrift empfunden und es für einen kirchlich unterstützten Antisemitismus verantwortlich machen wollen. Aber keineswegs alle Juden erscheinen im Johannesevangelium als erklärte Feinde Jesu. Es gibt unter ihnen auch zahlreiche, die die Zeichen Jesu sehen und zumindest einen ersten Schritt zu seiner Anerkennung tun. Der Ausdruck „die Juden“ ist daher eher als Stilmittel zu verstehen, mit dem die gottfeindliche Welt und Gesellschaft gemeint ist und als Kontrast- oder Negativfolie gegenüber den Jüngern Jesu dient.
Selbstoffenbarung Jesu in Wort und Zeichen ist die Hauptbotschaft
Denn die zentrale Botschaft des Johannesevangeliums ist die Selbstoffenbarung Jesu in Wort und Zeichen, mit der er sich als der von Gott gesandte Sohn erweist, als Licht und Leben der Menschen, durch den die Gläubigen ewiges Leben gewinnen.
In diesem Zusammenhang sind die sieben Ich-bin-Worte Jesu von besonderer Bedeutung, die das Evangelium nach Johannes durchziehen. Gewichtige Selbstaussagen Jesu, die indirekt sein messianisches Selbstbewusstsein offenbaren. „Ich bin das Brot des Lebens“, sagt Jesus, weil er den Menschen gibt, was sie zum Leben brauchen, wovon sie im Letzten leben. „Ich bin das Licht der Welt“, weil er Licht ins Leben von Menschen bringt, ihr manchmal düsteres Leben hell macht. „Ich bin die Tür“, weil man durch ihn ins Himmelreich gelangt. „Ich bin der gute Hirt“, sagt Jesus, der die Seinen kennt, für die er sein Leben hingibt, um sie auf die Weide des ewigen Lebens zu führen. „Ich bin der wahre Weinstock“ – weil nur aus der Verbindung mit ihm seine Jünger Frucht bringen können. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ – denn Jesus legt Zeugnis ab für die Wahrheit Gottes und zeigt uns damit den Weg zum wahren Leben. Und zuletzt, als Höhepunkt dieser Selbstaussagen Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ In ihm, in Jesus, ist Auferstehung und Leben zu finden.
Wirkmächtige „Zeichen“ (Wunder) unterstreichen bei Johannes die Gottheit Christi.
Neben diesen einprägsamen, inhaltsschweren Ich-bin-Worten Jesu dienen im Johannesevangelium sieben wirkmächtige Zeichen der Selbstoffenbarung Jesu. Sie unterstreichen die Gottheit Christi – dass er vollmächtig im Namen Gottes handelt - und offenbaren seine Herrlichkeit. „Zeichen“, so nennt das Johannesevangelium die Wunder, die Jesus wirkt. Denn sie wollen nicht einfach wie Zauberkunststücke als spektakuläre, äußere Taten die Menschen verblüffen, sondern sie zeigen, wer Jesus im Innersten ist, was er für uns Menschen bedeutet, was wir von ihm erwarten dürfen.
Mit seinem ersten Zeichen – dem Weinwunder zu Kana – bezeugt Johannes, dass Jesus göttliche Fülle in diese Welt bringt, dass er die Fülle des Lebens schenkt. Das ist das verbindende Motiv der sieben Zeichen Jesu: Er schenkt Heil und Leben. Als weitere Zeichen, die das belegen, erwähnt Johannes die Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten, die Heilung eines Mannes am Teich Betesda, der schon 38 Jahre lang krank war, die Speisung der 5000, den Seewandel Jesu und die Heilung des Blindgeborenen. Mit seinem siebten und letzten Zeichen schließlich – der Auferweckung des Lazarus – zeigt Jesus, dass er Macht hat sogar über den Tod, und kündigt damit zugleich seine eigene Auferstehung an.
Sie ist das alles überbietende, achte Zeichen, mit dem sich Jesus als der von Gott gesandte Heilsbringer zu erkennen gibt, durch den die Glaubenden zum Leben finden, ewiges Leben gewinnen.
Denn dies ist das Ziel, das der Verfasser des Johannesevangeliums mit seinem literarischen Werk beabsichtigt, wie er selbst am ursprünglichen Schluss seines Evangeliums schreibt. Er will Zeugnis ablegen für Jesus als den Christus, den Messias Gottes. Eine spätere Redaktion hat dann noch das Nachtragskapitel 21 mit weiteren Erscheinungen des Auferstandenen angefügt. Aber so beschließt der unbekannte, ursprüngliche Verfasser selbst sein Evangelium: „Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Dazu soll das Johannesevangelium dienen: Dass wir zum Glauben an Jesus Christus finden und durch ihn das Leben gewinnen.
3. Adventssonntag:
In unserer adventlichen Predigtreihe über die Evangelisten wollen wir uns heute dem Lukasevangelium widmen. Auch Lukas greift für seine Jesus-Erzählung – genauso wie Matthäus – auf das ältere Markusevangelium zurück und reichert dieses durch Informationen aus weiteren Quellen an. Fast die Hälfte seines Stoffes ist Sondergut des Lukas. Während Markus zu einer christologischen Lektüre einlädt – wer Jesus im Tiefsten ist – und Matthäus vor allem die Praxis der Nachfolge als Jünger Jesu akzentuiert, arbeitet Lukas den inneren Zusammenhang zwischen der Zeit Jesu und der Zeit der Kirche heraus.
Lukas‘ Konzeption: Doppelwerk aus Evangelium und Apostelgeschichte
Deshalb legt Lukas nicht nur ein Evangelium über das Leben und Wirken Jesu vor, sondern stellt diesem mit der Apostelgeschichte einen Bericht über die Anfänge der Kirche Jesu Christi an die Seite.
Lukas legt besonderen Wert auf die heilsgeschichtlichen Zusammenhänge, in denen Jesus steht. Einerseits blickt er zurück in die Geschichte Israels, um von dort her zu verstehen, wer Jesus ist, wozu er gesandt ist und wie Gott durch ihn den Menschen das Heil bringt. Andererseits blickt er voraus in die Geschichte der Kirche, um so zu zeigen, welche Wirkung Jesus ausgelöst hat und woran sich die Jüngergemeinschaft für alle Zeit grundsätzlich halten soll. Das ist die Konzeption seines Doppelwerkes aus Evangelium und Apostelgeschichte. Dass er seiner Jesusgeschichte eine erste Kirchengeschichte zur Seite stellt, das ist die ureigene Idee des Lukas.
Sein Evangelistensymbol ist ein Stier oder Ochse – ein Opfertier also. Dies hat seinen Grund in der Kindheitsgeschichte Jesu, in der von Zacharias, dem Vater Johannes des Täufers, erzählt wird, wie er als Priester am Tempel die täglichen Opfer darbringt, ihm dabei ein Engel erscheint und ihm die Geburt eines Sohnes ankündigt. Damit beginnt nämlich das Lukasevangelium.
… mit wissenschaftlichem und theologischem Anspruch
Sein Verfasser verfügt über eine umfangreiche Bildung sowohl in der jüdischen als auch in der griechischen Kultur. Er bedient sich – im Unterschied zum eher einfachen, dörflichen Stil des Markus – eines gehobenen, ja: wissenschaftlich anmutenden Schreibstils. Lukas stellt seinem Werk zudem ein Vorwort voran, in dem er für sich die Tugenden eines Historikers in Anspruch nimmt und sich als sachkundiger Biograph ausweist. Er erhebt darin einen doppelten Anspruch. Zum einen will er Geschichte schreiben, indem er alles „von Anfang an“ und „der Reihe nach“ aufschreibt – wie es im Vorwort heißt -, die Überlieferung von Augenzeugen nutzt, eigene Nachforschungen anstellt und so seine Glaubwürdigkeit belegt. Zum anderen erhebt er einen theologischen Anspruch, indem er die Geschichte Jesu als Neubeginn der Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel deutet und als heilsgeschichtliche Wende in der Weltgeschichte.
Genaueres über die Identität des Verfassers ist nicht bekannt. Die Tradition der Kirche sieht in ihm den Paulusbegleiter und Arzt namens Lukas, der in mehreren Paulusbriefen erwähnt wird. Entstanden ist das Lukasevangelium wahrscheinlich in den Jahren 80 bis 90. Gewidmet hat er sein Doppelwerk aus Evangelium und Apostelgeschichte dem „hochverehrten Theophilus“. Es ist unsicher, ob es sich dabei um eine konkrete Person dieses Namens handelt oder um eine literarische Fiktion. Denn Theophilus bedeutet übersetzt „Gottesfreund“. Seine Schrift könnte damit einfach allen gewidmet sein, die sich als Freunde Gottes verstehen und die erfahren wollen, wie sich Gott mit der Frohen Botschaft Jesu den Menschen freundschaftlich zuwendet.
Ausführliche Kindheitsgeschichte Jesu im Lukas-Evangelium …
Das Lukasevangelium beginnt dazu mit einer ausführlichen Kindheitsgeschichte Jesu. Indem Lukas die Geburtsgeschichten von Johannes dem Täufer und Jesus verbindet, gelingt ihm eine erzählerische Verschränkung der Zeit Israels mit dem endzeitlichen Heil in Jesus: Die endzeitliche Königsherrschaft Gottes wächst aus der Geschichte Israels hervor. Das macht Lukas damit deutlich. Durch die Jungfrauengeburt Jesu wird dieser radikal als Gottessohn vorgestellt. Die ausführliche Kindheitsgeschichte Jesu – von den anderen Evangelisten bietet nur Matthäus ein paar wenige Hinweise dazu –, sie ist ein Proprium des Lukasevangeliums. Fast alles, was wir über die Anfänge Jesu wissen und an den Hochfesten des weihnachtlichen Festkreises gläubig feiern – die Verkündigung an Maria, ihr Besuch bei Elisabeth, die Geburt Jesu, die Hirten an der Krippe, die Darstellung Jesu im Tempel, der Zwölfjährige im Tempel -, alles das verdanken wir ausschließlich dem Lukasevangelium. Ohne Lukas wüssten wir nichts darüber.
… mit einem Lobpreis Marias
Sein Evangelium erhält dadurch auch einen starken marianischen Akzent. Die Legende erklärt es sich so, dass Lukas die Gottesmutter Maria noch persönlich gekannt und diese vielen Details über die Anfänge Jesu direkt aus ihrem Mund erfahren habe. Lukas wird deshalb auch als der Ikonenmaler unter den Evangelisten bezeichnet. Direkt von Maria habe er auch die poetischen, lobpreisenden Texte, die seine Kindheitsgeschichte durchziehen, und die er deshalb im Wortlaut zitieren kann, die auch Eingang in die Liturgie der Kirche gefunden haben: den Lobpreis Marias (das Magnificat also), das Benedictus aus dem Mund des Zacharias, das Gloria, das die Engel bei der Geburt Jesu angestimmt haben, und das Nunc dimittis des greisen Simeon mit dem Jesuskind im Arm. Einer historischen Überprüfung hält diese Annahme aber natürlich nicht stand.
Jesu‘ Weg als Beispiel für die Eigenart christlicher Lebensführung
Im Aufbau seines Evangeliums folgt Lukas seiner Vorlage aus dem Markusevangelium und skizziert das Wirken Jesu als einen langen Weg, beginnend in Galiläa, hinauf nach Jerusalem. Anhand dieses Weges Jesu verdeutlicht Lukas die Eigenart einer christlichen Lebensführung. Die Voraussetzung für sie schafft Gott selbst, indem er den sündigen, verlorenen Menschen bedingungslos annimmt. Ein Spitzentext und Eigengut des Lukasevangeliums dazu ist sein Gleichnis vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater. Die Suche nach den Verlorenen durch Jesus stellt Lukas in den Mittelpunkt seines Evangeliums. Und wer solches Erbarmen Gottes erfährt, ist selbst zu Barmherzigkeit und zur Liebestat an anderen verpflichtet – und zwar ohne Ansehen der Person oder Rücksichten auf religiöse oder nationale Grenzen -, wie Lukas mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter unterstreicht – auch das ein Gleichnis Jesu, das wir ausschließlich bei Lukas finden.
Der Heilige Geist – treibende, schöpferische, führende Kraft
Das Lukasevangelium kennzeichnet darüber hinaus eine starke Theologie des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist ist die treibende Kraft, in der Gott seinen Plan verwirklicht, durch die Sendung Jesu die Verheißungen, die an Israel ergangen waren, im Reich Gottes zu vollenden. Der Heilige Geist ist der bestimmende Faktor der Jesusgeschichte. Jesus wird skizziert als vom Geist Gottes erfüllt. Der schöpferischen Kraft des Gottesgeistes verdankt sich seine Empfängnis und Geburt. Der Heilige Geist ist es, der Elisabeth, Zacharias, Simeon und besonders Maria anspornt, in ihren poetischen Gesängen, die Größe der Gnade Gottes im Jesusgeschehen zu preisen. Der Heilige Geist ist auch die Heilkraft, aus der heraus Jesus Menschen heilt. Er ist die Führungskraft, der Jesus an jene Orte führt, an denen die Entscheidung für Gott und seine Herrschaft fällt. Er ist nicht zuletzt die Kraft der Liebe Gottes, die vor allem den Notleidenden gilt und unseren Umgang miteinander prägen soll.
Lukas – Evangelist der Armen, Schwachen und Benachteiligten
Immer wieder im Verlauf seines Evangeliums macht Lukas die soziale Spannung zwischen Reichen und Armen bewusst. Wiederholt warnt er vor den Gefahren des vergänglichen Reichtums, der leicht zum Verfehlen des Lebenssinns führen kann. Er fordert einen gerechten Umgang mit dem Besitz. Gezielt lenkt Lukas den Blick dabei auf Bedürftige und Arme, denen sich Jesus bevorzugt zugewandt hat. Und er kündigt eine endzeitliche Umkehrung der ungerechten irdischen Sozialverhältnisse im Jenseits an. Siehe das Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus – auch das ein Eigengut des Lukas. Man hat Lukas wegen dieses Zuges in seiner Jesuserzählung auch den Evangelisten der Armen, Schwachen und Kleinen genannt.
Christsein ist – nach Lukas – Weggemeinschaft mit Christus
Lukas zeigt den Christen mit seinem Evangelium aber auch, dass sie ihren Weg nicht allein gehen. In der Erzählung von den Emmausjüngern – ein weiterer Spitzentext des Lukasevangeliums - können sie ihren eigenen Lebensweg mit Christus entdecken: Im Hören auf die Schrift und im gemeinsam gefeierten Brotbrechen – in der Eucharistie also – findet persönliche Begegnung mit Christus statt. Christsein ist nach Lukas lebendige Weggemeinschaft mit dem Auferstandenen. Aus diesem Grund heißt das Christentum in der Apostelgeschichte auch einfach: „der Weg“.
Und diese Weggemeinschaft mit Christus endet nicht mit der Himmelfahrt des irdischen Jesus, sie setzt sich fort in der Gemeinschaft der Kirche, wie Lukas mit der Fortführung seiner Jesusgeschichte in der Apostelgeschichte deutlich macht. In der Kirche lebt Christus fort. Die Weggemeinschaft mit ihm geht weiter – bis heute.
2. Adventssonntag:
Bild des Evangelisten Lukas, das mit den Bildern der anderen Evangelisten den Altarraum der Pfarrkirche in Mitterfels schmückt. - Vergrößern durch Anklicken!
In meiner adventlichen Predigtreihe über die vier Evangelisten wollen wir heute auf Markus schauen. Sein Symbol ist der Löwe. Der Kirchenvater Hieronymus, durch den die Zuordnung der vier Gestalten aus der Vision des Propheten Ezechiel zu den vier Evangelisten Allgemeingut geworden ist in der christlichen Ikonographie, er begründet dies so: weil im Evangelium des Markus die Stimme eines brüllenden Löwen hörbar wird. Denn mit dem kraftvollen Auftreten Johannes des Täufers, des Rufers in der Wüste, als Vorbote Jesu fängt das Markusevangelium an.
Markusevangelium, das älteste der vier Evangelien, hat das Bild von Jesus entscheidend geprägt.
Das Evangelium nach Markus ist das erste und älteste der vier Evangelien. Es dürfte wohl bald nach dem Jahr 70 verfasst worden sein, denn es schaut schon auf die Zerstörung des Jerusalemer Tempels zurück. Damit kommt ihm ein unvergleichlicher Rang in der Theologiegeschichte zu. Denn mit seiner Schrift hat der Evangelist Markus das Jesusbild der Kirche entscheidend geprägt. Was immer später von Jesus gesagt, gedacht, erzählt wird, ist entscheidend von ihm abhängig. Markus ist quasi der Erfinder der Literaturgattung „Evangelium“. Sein Evangelium bewahrt viele Erinnerungen an die Person, das Wirken und Sterben Jesu auf. Es erfüllt zwar nicht die Erwartungen, die ein heutiger Leser an eine historische Biographie richtet - das wäre ein Anachronismus – aber ohne Markus hätte man keine Chance, sich ein halbwegs verlässliches Gesamtbild von Jesus und seinem Wirken zu machen.
Seine Sprache: einfach, aber besonders aussagekräftig
Dabei ist das Markusevangelium das kürzeste. Seine Sprache ist meist einfach - und gerade deshalb besonders aussagekräftig und eindringlich. Eine Kindheitsgeschichte Jesu kennt es nicht. Es beginnt sofort mit der Taufe durch Johannes am Jordan. Matthäus und Lukas haben das Markusevangelium gekannt und es als Vorlage verwendet für ihren eigenen Bericht über das Leben und Wirken Jesu.
Matthäus und Lukas kannten und ergänzten das Markusevangelium
Sie übernehmen große Teile aus dem Textbestand des Markusevangeliums und ergänzen es durch weitere, eigene Quellen. Aber auch dort, wo sie Abschnitte von Markus übernehmen, tragen sie bisweilen eigene Nuancen darin ein, wie einzelne Begebenheiten geschildert werden. Es ist daher oftmals interessant, zu vergleichen, wie die drei synoptischen Evangelien dasselbe Gleichnis Jesu oder ein bestimmtes Jesuswort jeweils überliefern. Mitunter finden sich dabei markante Unterschiede, die mit der Aussageabsicht des jeweiligen Evangelisten zu tun haben.
Markus, ein hellenistischer Judenchrist, trägt die Jesusbotschaft in die griechisch-römische Kulturwelt.
Der Verfasser des Markusevangeliums bleibt im Text selber ungenannt. Erst die altkirchliche Tradition hat ihm den Namen Markus gegeben, indem sie Elemente aus anderen Schriften des Neuen Testaments aufgreift. Demnach war Markus ein hellenistischer Judenchrist, der einerseits als Mitarbeiter des Paulus vorgestellt wird, und andererseits von Petrus als „mein Sohn“ bezeichnet wird. Markus schlägt damit eine Brücke zwischen Petrus, der aus der jüdischen Heimat Jesu stammt, und Paulus, der die Frohe Botschaft Jesu in die Heidenwelt getragen hat. Beide sind mittlerweile als Märtyrer gestorben, so dass die wichtigsten Gestalten der ersten Christengeneration, die noch unmittelbare Jesuszeugen waren, nicht mehr persönlich befragt werden können. Um die Authentizität des Jesus-Glaubens zu sichern und durch Verschriftlichung vor legendarischer Ausschmückung zu schützen, dazu trägt Markus die Jesus-Erinnerungen zusammen, die bisher mündlich oder schriftlich in Umlauf waren, und schreibt sie als ein Ganzes auf. Die Intention seines Evangeliums ist dabei die Übersetzung der Jesusbotschaft in den griechisch-römischen Kulturbereich – immer wieder muss Markus deshalb jüdische Bräuche eigens erklären – und zum Zweiten die Aktualisierung der Frohen Botschaft Jesu für eine große Umbruchssituation: dem Übergang von der Zeit der Apostel zur nachapostolischen Zeit.
Markus Intention: Durch Erzählen von Jesu irdischem Wirken zeigen, dass dieser Sohn Gottes ist.
Mit seinem Evangelium – indem er von Jesu irdischem Wirken erzählt: von seinen Wundern und seinen Streitgesprächen, seinen Jüngerbelehrungen und Nachfolgeworten – damit will Markus erweisen, dass Jesus der Messias und Sohn Gottes ist, den Gott gesandt, ihn hingegeben und von den Toten auferweckt und damit seine Worte und Werke, seine Gleichnisse und Lehren, seine Wunder und Zeichen bestätigt hat. Markus betreibt damit Christologie, aber nicht indem er dogmatische Formeln aufstellt oder theologische Argumente abwägt, sondern in der Form, dass er die Geschichte Jesu erzählt.
Alle Fäden laufen früh auf Jesu Erfüllung, auf sein Leiden, seinen Tod und die Auferstehung, zu.
Markus bezeugt dabei älteste Erinnerungen an die Auferweckung Jesu von den Toten, an das leere Grab und an Erscheinungen des Auferstandenen. Sehr früh laufen im Duktus seines Evangeliums alle Fäden auf die Leidensgeschichte Jesu zu. Schon zu Beginn von Kapitel drei heißt es am Ende der Erzählung von der Heilung eines Mannes mit gelähmter Hand: „Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.“ Mehrfach kündigt Jesus im Verlauf des Markusevangeliums selbst sein Leiden an.
Markus zeigt mit der Erzählform seines Evangeliums, dass und wie das Wirken Jesu und sein Leiden von innen heraus zusammengehören: nicht als Zufall, nicht als tragisches Schicksal, sondern als Ergebnis der Treue Jesu zu seiner Sendung. In Jesus hat die archetypische Figur des leidenden Gerechten aus der Glaubensgeschichte Israels – des „Gottesknechtes“ - seine Erfüllung gefunden. Er muss leiden, weil er in einer ungerechten Welt gerecht ist und sich für die Sache Gottes einsetzt. Und zugleich unterstreicht Markus damit, dass das Reden und Tun Jesu erst im Licht seiner Auferstehung voll und ganz zu verstehen ist.
Fünf Orte sind Eckpfeiler des Auftretens Jesu.
Die Jesus-Erzählung des Markusevangeliums vollzieht sich an fünf Orten. Sie beginnt in der Wüste und endet am Grab – an Orten des Todes also, die aber zu Orten des Lebens werden. Das sind die Eckpfeiler in der Darstellung des Markus. Zwischen diesen wird das öffentliche Auftreten Jesu erzählt als eine Karriere nach unten: der Beginn in Galiläa, wo Jesus wirkmächtig handelt, Menschen begeistert und um sich schart und als Wundertäter gefeiert wird; dann der Weg nach Jerusalem, der in die Entscheidung führt; und schließlich der Prozess und der Tod am Kreuz. Am Ende aber steht die Erhöhung und Bestätigung Jesu in seiner Auferweckung durch Gott.
Nicht zufällig spielt der Mittelteil des Markusevangeliums auf dem Weg. Denn hier - im Unterwegssein mit Jesus, im Gehen mit ihm auf seinem Weg – da wird Nachfolge gelernt. Jesus geht seinen Jüngern voraus und lehrt sie, was es heißt, sein Jünger zu sein; als einer, der sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellt, sondern anderen dienen will. Dies sollen seine Jünger lernen; dafür will Jesus ihnen die Augen öffnen.
Sein programmatischer Aufruf: „Kehrt um und glaubt an das Evanelium!“
Der Ruf Jesu in seine Nachfolge ist dabei bei Markus oftmals durch ein hartes Entweder-Oder gekennzeichnet. Es ist ein Ruf in die Umkehr. Am Anfang des Wirkens Jesu steht deshalb nach Markus der programmatische Aufruf: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Das Ziel solcher Umkehr ist die Hinwendung zu Gott, der uns durch Jesus als Retter und Erlöser nahekommt. Und Umkehr führt zum Glauben. In zahlreichen Heilungsgeschichten illustriert Markus, was Glauben bedeutet. Sie zeigen, dass man Jesus glauben, dass man ihm Vertrauen schenken kann.
Er will seinen Lesern die „Augen öffnen“…
Wer den Ruf Jesu – des Sohnes Gottes, des gottgesandten und in dessen Auferweckung von Gott bestätigten Messias – wer den Ruf Jesu annimmt und ihm folgt, wird auf diesem Weg zum wahren und erfüllten Leben finden, das will Markus mit seinem Evangelium bezeugen: zu einem Leben, das auch im Tod nicht endet, wie Markus andeutet mit dem offenen Schluss seines Evangeliums am leeren Grab; mit dem Hinweis, dass Jesus den Seinen vorausgeht, wo sie ihn sehen werden. Dafür will Markus seinen Lesern die Augen öffnen: ... für das Geheimnis Jesu, des Sohnes Gottes, der für Gottes Herrschaft lebt und stirbt und auf diese Weise Leben eröffnet.
1. Adventssonntag:
Evangelist Matthäus - Vergrößern durch Anklicken!
Die Verkündigung über Jesus - keine fromme Legende. Zum 1. Adventssonntag:
Jeweils mit dem ersten Adventssonntag beginnen wir ein neues Kirchenjahr und damit verbunden auch ein neues Lesejahr – diesmal ist es das Lesejahr A, durch das uns der Evangelist Matthäus begleiten wird. An den Sonntagen wird die Evangelienlesung jeweils seinem Evangelium entnommen sein. Das nächste Jahr ist dann Markus dran, im übernächsten Lukas. Das Johannesevangelium dagegen wird vor allem in der Osterzeit und an Feiertagen gelesen.
Dasselbe Jesusgeschehen – aber jeder Evangelist setzt andere Schwerpunkte.
Obwohl alle vier Evangelisten über dasselbe Jesusgeschehen berichten – seine Worte und Taten; sein Leben, Sterben und Auferstehen – und obwohl vor allem in den ersten drei, den sogenannten synoptischen Evangelien – Markus, Matthäus und Lukas – längere Textpassagen fast wörtlich identisch sind, weil Matthäus und Lukas sie aus dem schon vorliegenden, älteren Markusevangelium übernommen haben, obwohl sie alle das eine Evangelium, die frohe Botschaft, die gute Nachricht Jesu Christi verkünden, so tut das doch jeder Evangelist auf seine je eigene Weise, hat jedes der vier Evangelien seinen ganz eigenen Charakter, setzt es bestimmte theologische Schwerpunkte in seiner Verkündigung und in dem Bild, das es von Jesus zeichnet. Jedes hat ein bestimmtes Hauptthema.
Vorstellung der Evangelisten in der Advent-Predigtreihe
In einer Predigtreihe an den vier Adventssonntagen möchte ich die vier Evangelisten ein wenig vorstellen und den jeweiligen Eigenheiten ihrer Evangelien nachgehen. Die christliche Ikonographie hat die unterschiedliche Charakteristik der vier Evangelien in den vier Evangelistensymbolen eingefangen. Sie gehen zurück auf zwei prophetische Visionen: im Buch des Propheten Ezechiel und in der Offenbarung des Johannes. In unserer Mitterfelser Kirche sind sie im Altarraum zu sehen: eine Menschengestalt als Symbol für Matthäus, der Löwe für Markus, für Lukas ein Stier oder Ochse, und der Adler für Johannes.
Attribute der Evangelisten, Karolingischer Buchmaler um 820 (Yorck-Projekt, wikimedia gemeinfrei) - Oben: Matthäus (links), Johannes - unten: Markus (links), Lukas - Vergrößern durch Anklicken
Matthäus-Evangelium: das längste mit einer großen Wirkungsgeschichte
Beginnen wir also mit Matthäus, der uns die kommenden Monate begleiten wird. Es ist das längste der vier Evangelien. Zugleich ist es das am häufigsten gelesene in der alten Kirche. Kein Text des Neuen Testaments ist häufiger ausgelegt und gepredigt worden. So hat das Matthäusevangelium eine große Wirkungsgeschichte gezeigt auf das kirchliche Leben: etwa bei der Entwicklung der evangelischen Räte – Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam - für das Ordensleben oder mit seinem großen missionarischen Impuls: „Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“
Das Evangelistensymbol des Matthäus ist ein Mensch. Denn ganz menschlich beginnt er sein Evangelium: mit dem Stammbaum Jesu. Damit zeigt er: Die Verkündigung über Jesus ist keine fromme Legende.
… verankert zwar im jüdischen Umfeld, aber mit scharfer Kritik Jesu an den Pharisäern
Nein, das Jesusgeschehen lässt sich historisch einordnen, ist Teil der langen Geschichte Israels mit seinem Gott. Darin ist Matthäus tief verwurzelt. Sein Evangelium ist ein ausgesprochen judenchristliches Evangelium. Er ist sehr gut vertraut mit der jüdischen Bibel – dem Alten Testament also – und mit dem jüdischen Lebensumfeld und seinen Traditionen und Gepflogenheiten. Immer wieder schimmert das bei Matthäus durch. Die Kehrseite dieser Verankerung in alttestamentlich jüdischer Theologie ist eine scharfe Kritik Jesu am pharisäisch geprägten Judentum seiner Zeit. In Orientierung am jüdischen Gesetz einerseits, aber auch in harter Auseinandersetzung Jesu mit dessen Auslegung durch die Pharisäer legt Matthäus dar, was christliche Gerechtigkeit ist. Der Leitgedanke des Matthäus dabei ist: Jesus, der Sohn Gottes, er verwirklicht die Gerechtigkeit Gottes.
… mit der Intention: Jesus erlöst sein Volk von den Sünden – wie es die Propheten verkündet hatten
Matthäus schreibt sein Evangelium in den Jahren zwischen 80 und 90 unserer Zeitrechnung, gut zehn Jahre, nachdem der Tempel in Jerusalem – das zentrale Symbol des Judentums – zerstört worden war, was zu einer großen Erschütterung innerhalb des jüdischen Glaubens geführt hatte. Mit seinem Evangelium will Matthäus aufweisen, dass Jesus die Erfüllung aller Verheißungen ist, die an Israel ergangen waren. Jesus wird deshalb von Matthäus als „Sohn Abrahams und Sohn Davids“ vorgestellt. Er ist der – wie es bei Matthäus heißt -, der „sein Volk von seinen Sünden erlöst.“ Gleichzeitig ist er der „Immanuel“, der „Gott mit uns“. Mehrfach erwähnt Matthäus deshalb ausdrücklich, dies oder das im Leben Jesu sei geschehen „gemäß der Schrift“ oder dass sich auf diese Weise erfüllte, „was beim Propheten (Jesaja) geschrieben steht.“ In Jesus ist Gottes Heil verwirklicht, das die Propheten verkündet hatten. In Jesus kommt das Wort der Schrift zur Fülle, ja: zur Er-füllung. Das will Matthäus aufweisen.
… die Grundbotschaft: Mit Jesus Christus ist die Königsherrschaft Gottes angebrochen.
Unter den Evangelisten ist Matthäus sozusagen der Lehrer. In großen einprägsamen Reden Jesu – wie zum Beispiel der Bergpredigt oder seiner großen Rede vom Weltgericht – trägt Matthäus die Grundbotschaft seines Evangeliums vor: die Frohe Botschaft von der Königsherrschaft Gottes, die in Jesus Christus angebrochen ist.
… Inhalt: Jesu Kindheitsgeschichte, sein Reden und Wirken, sein Leiden, Tod und Auferstehung
Nach einem kurzen einführenden Teil mit der Kindheitsgeschichte – die Episode mit den Sterndeutern an der Krippe bietet dabei nur er -, mit dem Auftreten Johannes des Täufers, der Taufe Jesu und seiner Versuchung in der Wüste, nach dieser Einführung entfaltet Matthäus im Hauptteil seines Evangeliums breit das Reden und Wirken Jesu. Mit der Erzählung vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung Jesu beschließt er dann sein Evangelium. Jesu Auferweckung durch Gott bestätigt ihn als den gottgesandten Messias. Als Auferstandener wird er zur Herrschaft über die ganze Schöpfung ermächtigt. Als solcher vermittelt er uns Gottes Heil, wenn wir ihm mit unserem Leben folgen. Das bezeugt uns Matthäus mit seiner Schrift.
… das große Thema: Nachfolge Christi – ein herausfordernder Weg
Denn das große Thema des Matthäus – wie auch von Markus und Lukas - ist die Nachfolge Christi. Er will mit seinem Evangelium darlegen, wie Jesus-Nachfolge in nachösterlicher Zeit aussehen kann. Was kennzeichnet konsequentes Christsein? Als seine Besonderheit arbeitet Matthäus dabei eine Spannung heraus, die das Thema „Nachfolge Jesu“ bei ihm kennzeichnet. Er weiß einerseits um den Kleinglauben der Jünger, die sich zwar ganz auf Jesus einlassen wollen, aber es mit doch immer wieder mit der Angst zu tun bekommen, wenn sie auf ihren eigenen Weg schauen. Er weiß aber auch, dass Jesus sie hält, wenn sie dann nach ihm rufen. Andererseits will er im Wissen um diese Schwäche der Jünger die Ansprüche Jesu dennoch nicht herunterschrauben, denn es gilt für Matthäus, als Jünger Jesu den Willen Gottes zu erfüllen. Nachfolge Jesu bleibt deshalb ein herausfordernder Weg.
… Aufzeigen konkreter Lebenspraxis am Beispiel von Gleichnissen
Wie lässt sich christlicher Glaube dann leben? Dazu bietet Matthäus uns eine große Zahl von Gleichnissen Jesu, die auf die konkrete Lebens- und Glaubenspraxis zielen. Ein besonderes Merkmal des Matthäus dabei liegt in der großen Anschaulichkeit seiner Darstellung. So will der Evangelist eindrücklich und einladend zur Lebensnachfolge Jesu in der Gemeinschaft der Christen anspornen.
Mit seinem Evangelium liefert Matthäus sozusagen ein Handbuch des Christseins in Form einer Jesuserzählung. In dieses Handbuch wollen wir uns im kommenden Lesejahr Sonntag für Sonntag vertiefen.
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- Neues Mitterfelser Magazin erscheint im Juni
- Burgmuseum Mitterfels. Das Alte erhalte und Neues gestalte
- Burgmuseum Mitterfels. Der Kampf gegen den Verfall
- Mitterfels. Gelöbnisfeier für ein glimpfliches Ende des Zweiten Weltkriegs
- Sonderausstellung Kreismuseum. Beitrag der Vereine …
- Mitterfelser Magazin 4/1998 online im Originalformat
- "Der Johanni"
- Im Mitterfelser Rundschreiben von 1948 gestöbert
- Romanik – dargestellt an Bau- und Kunstwerken unserer Gegend
- Kirchengrabung in der Pfarrkirche St. Jakobus in Haselbach 1985-1991
- Oberalteich. Sepp Obermeier referierte über die Bairische Sprache
- Der Sprachpreis "Die Bairische Sprachwurzel" ging 2023 an die philosophische Instanz Bayerns: GERHARD POLT
- Nachlese zur Klosterführung Windberg …
- Hommage an Heinz Theuerjahr, den Meister der Reduktion
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Jahresprogramm 2023
- Wald-Verein Mitterfels. Jahresprogramm 2023
- Burgtheater Mitterfels 2023: „Zum Sterben schön“
- Mitterfels. Musikalischer Probelauf für das Musical „Zum Sterben schön“
- Beim Ferienprogramm den Wald spüren
- Angespannte Borkenkäfersituation im Nationalpark-Randbereich …
- Ferienregion holt sich Landesgartenschau-Eindrücke
Meist gelesen
- Unser "Bayerwald-Bockerl" erlebte seinen 100. Geburtstag nicht
- Vor 27 Jahren: Restaurierung der einstigen Kastensölde in Mitterfels abgeschlossen
- Markterhebung - 50 Jahre Markt Mitterfels
- Menschen aus unserem Raum, die Geschichte schrieben (1): Johann Kaspar Thürriegel
- Mühlen an der Menach (08): Wasserkraftnutzung in Kleinmenach und an den Nebenflüssen (in Groß- und Kleinwieden und Aign)
- Begegnung mit Menschen (6). Drei Wandgemälde in der Volksschule Mitterfels von Willi Ulfig
- Mühlen an der Menach (21): Die Höllmühl
- Dakemma, Bäxn, Moar ....
- Mühlen an der Menach (05): So wurde in Frommried (und auch in anderen Mühlen) aus Getreide Mehl
- Erinnerungen an einen "Bahnhof" besonderer Art: Haltepunkt Wiespoint
- Mühlen an der Menach (04): Frommried, eine der ältesten Mühlen
- Impressum
- Mühlen an der Menach (11): Die Mühle in Recksberg
- Das alte Dorf im Wandel
- Mühlen an der Menach (03): Ein Perlbach namens Menach
- Die Kettenreaktion
- Ortskernsanierung in Mitterfels (Stand 1995)
- Sparkasse Mitterfels - 10 Jahre älter als bisher bekannt
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- 2021: VG Mitterfels wurde 44
- Mühlen an der Menach (07): Die Hadermühl
- Es begann in Kreuzkirchen
- Eine Bücherei entsteht
- Begegnung mit Menschen (1). Erinnerungen an Balbina Gall - Hebamme von Mitterfels
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Das ehemalige Benediktinerkloster Oberaltaich - seine Bedeutung für unseren Raum
- Schloss Falkenfels als Flüchtlingslager
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Wandern auf kurfürstlichen Spuren
- Mühlen an der Menach (01) - Vorstellung der Themenreihe
- Kirchengrabung in Haselbach mit Fund romanischer Wandziegelplatten im Jahre 1990
- Datenschutzerklärung
- Mühlen an der Menach (02): Wasserkraftnutzung an der Menach
- Widder an den Thurmloch-Wassern
- Hausnummern - Spiegelbild für Dorf und Gemeinde
- Ergebnis der Bundestagswahl 2017 in der VG Mitterfels
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Jahreshauptversammlung 2017 mit Exkursion
- Mühlen an der Menach (19): Die Ziermühl
- Erinnerungen eines Landarztes
- Sind wirklich die Falken die Namensgeber von Falkenfels?
- Über den Mitterfelser Dorfbrunnen
- Qualifikation zur bayerischen Meisterschaft im Seifenkistenrennen 1950 in Mitterfels
- Sie waren Lehrbuben auf Schloss Falkenfels
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Das neue Mitterfelser Magazin 21/2015
- Neues Mitterfelser Magazin 19/2013 erschienen
- Mühlen an der Menach (25): Die "Wartnersäge" bei den Bachwiesen
- Zentrales Gemeindearchiv: Altes Kulturgut besser nutzen
- Zur Ortskernsanierung (1995): Begegnung mit Stuttgarter Studenten
Meist gelesen - Jahresliste
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Burgmuseumsverein Mitterfels. Objekt des Monats Oktober 2016 . . . und frühere Objekte
- History of Mitterfels
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins
- Bayerische Landesausstellung 2016 in Aldersbach. Bier in Bayern
- Der Haselbacher Totentanz
- Kalenderblatt
- Mitterfels. Theaterspiel und Menü im Gasthaus „Zur Post“
- Landesausstellung "Bier in Bayern" in Alders- bach
- Club Cervisia Bogen. Bogen: Startschuss für D‘Artagnans Tochter und die drei Musketiere
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Führung Friedhof St. Peter in Straubing
- Landkreis Straubing-Bogen. Hans Neueder gibt nach 25 Jahren sein Amt als Kreisheimatpfleger auf
- Windberger Theater-Compagnie. „Lokalbahn“ - Rollen mit Herz und Seele gespielt
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
- Jahresversammlung 2016 des AK Heimatgeschichte Mitterfels mit Exkursion nach Elisabethszell
- Schwarzach. KiS-Gründer Wolfgang Folger übergibt Amt des Vorsitzenden an Sascha Edenhofer
Meist gelesen - Monatsliste
- Neues aus unseren Gemeinden
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (53)
- Mitterfelser Magazin 4/1998 online im Originalformat
- Mitterfels. Gelöbnisfeier für ein glimpfliches Ende des Zweiten Weltkriegs
- "Der Johanni"
- Mitterfelser Magazin 29/2023 - Eine Publikation des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Im Mitterfelser Rundschreiben von 1948 gestöbert
- Burgtheater Mitterfels 2023: „Zum Sterben schön“
- Romanik – dargestellt an Bau- und Kunstwerken unserer Gegend
- Kirchengrabung in der Pfarrkirche St. Jakobus in Haselbach 1985-1991
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Jahresprogramm 2023
- Wald-Verein Mitterfels. Jahresprogramm 2023
- Burgmuseum Mitterfels öffnet an Ostern
- Nachlese zur Klosterführung Windberg …
- Geschichte der KSK Falkenfels
- Mühlenmuseum Haibach öffnet
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- AK Heimatgeschichte Mitterfels: Führung Mühlenmuseum Haibach ...
- In der Metallhaut der Rittersleut’
- Hommage an Heinz Theuerjahr, den Meister der Reduktion