Kulturelles Leben
„Die erstaunliche Reise der Kreszentia Haberstroh“ - Autorenlesung Herbert Becker
Von Zeitreisen und anderen ungewöhnlichen Ereignissen
Begleitet von der Figur des „Eduard“ in moderner Kleidung und unterstützt vom Musiker Florian Murer stellte Herbert Becker sein neues Buch vor. (Foto: erö)
Das Titelblatt zeigt das Bild einer schönen, jungen Frau in dunkler Kleidung, wie sie um 1906 für Frauen üblich war. „Das war meine Großmutter“, erzählt Herbert Becker, der mit diesem Bild sein neues Buch „Die erstaunliche Reise der Kreszentia Haberstroh“ geschmückt hat. Vorgestellt wurde es im Burgstüberl des Museums in Mitterfels auf Einladung des AK Heimatgeschichte, des Burgmuseumsvereins und des Bayerischen Wald-Vereins Mitterfels.
Mit Musikstücken aus alter und moderner Zeit lockerte Musiker Florian Murer auf Akkordeon, Gitarre und Steirischer die Lesung auf und begann zünftig mit dem Lied zum Mitsingen „Mia san vom Woid dahoam“. Denn von einem armen Dorf im „Woid“ stammt auch die Zenzi, die Hauptperson des Stückes. Sie gehört zu den Ausgegrenzten im Dorf, ist als Hexe verschrien, schielt, hinkt, hat einen Sprachfehler und spricht mit den Schratzln, ihren guten Geistern tief in der Erde. Immerhin besitzt die Zenz einen kleinen Bauernhof. In diesem Dorf, wo der Pfarrer das Sagen hat und der Wirt gleichzeitig Bürgermeister ist, erscheint ein junger Mann, Eduard, in lockerer Kleidung und mit lockeren Gewohnheiten, der es sich gleich mit dem Pfarrer verdirbt. Eduard ist Wissenschaftler im München von 2018 und hat ein kosmisch-physikalisches Phänomen für eine Zeitreise in die Vergangenheit genutzt. Ihn faszinieren die Dörfler, der Wirt Simon, der gestrenge Pfarrer, der faule Wirtssohn Beni und natürlich Zenz, die einfach etwas Besonderes ist.
Eduards Reise in die Vergangenheit und seine Begegnung mit Zenzi haben Folgen, nicht nur für die junge Frau, die ihm nach München folgt und die Errungenschaften der modernen Zeit zu schätzen lernt. Dank moderner Medizin wird sie von ihren Gebrechen geheilt, ihre künstlerische Begabung wird entdeckt und gefördert, und zwischen den beiden jungen Menschen entwickelt sich eine große Zuneigung. Als Eduard beschließt, für immer in die „gute alte Zeit“ zurückzukehren, kommt er in Konflikt mit Kreszentia: Sie möchte im „neuen“ Leben bleiben, trotz aller düsteren Zukunftsprognosen. Diesen Konflikt löst der Autor intelligent und spannend durch den Epilog eines fiktiven Erzählers, der ebenfalls ein Zeitreisender war und die Geschichte aus einer neuen Perspektive erzählt.
Ein unterhaltsamer Abend im Burgstüberl mit einer ungewöhnlichen Geschichte zum Nachdenken und Träumen, mit heiterer Musik und einem anschließenden Gedankenaustausch am kalten Buffet. „Die erstaunliche Reise der Kreszentia Haberstroh“ ist seit Anfang September in allen Buchhandlungen erhältlich und kostet 13.90 Euro.
Quelle: Elisabeth Röhn/BOG Zeitung vom 14. September 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer Sperrfrist der Zeitung)
Vorberichte
Regionalkrimis gibt es viele, von Regional-Science-Fiction hat man eher selten gehört.
In der Geschichte von der erstaunlichen Reise der Kreszentia Haberstroh geht es um einen Mann, dem es gelingt, ein kosmisch-physikalisches Phänomen zu nutzen, um zwischen zwei Welten hin und her zu pendeln: dem Bayerischen Wald des frühen 20. Jahrhunderts und der Stadt München des Jahres 2018. In Walbach, einem Ort, der ungefähr dort zu verorten ist, wo heute Mitterfels liegt, trifft er Kreszentia Haberstroh. Bald stehen die beiden vor der Frage, welche der zwei Welten die lebenswertere ist ...
Die Autorenlesung am 8. September 2017 im Burgstüberl des Burgmuseums Mitterfels (19 Uhr) wird begleitet von dem Akkordeonisten Florian Murer, der die Zuhörer mit seiner Musik ebenfalls zwischen dem Althergebrachtem und der Moderne hin und her führen kann.
Nach der Lesung sind die Gäste zu einem Imbiss und Getränken eingeladen.
Veranstalter: Arbeitskreis Heimatgeschichte Mitterfels, Burgmuseumsverein Mitterfels und Bayerischer Wald-Verein Mitterfels
Reise zwischen zwei Welten
Herbert Becker liest am kommenden Freitag aus seinem neuen Buch. „Die erstaunliche Reise der Kreszentia Haberstroh“, lautet dessen Titel.
Der Autor Herbert Becker ist in Mitterfels kein Unbekannter mehr. Vor zwei Jahren stellte er seinen Krimi „Blutwurz“ im Turmstüberl des Burgmuseums vor und hielt in diesem Jahr mit Wolfgang Hammer eine Autorenlesung zum Thema „Wandlungen“. Jetzt hat Herbert Becker mit „Die erstaunliche Reise der Kreszentia Haberstroh“ ein neues Buch herausgebracht und führt den Leser in zwei ganz unterschiedliche Welten. Gern hätte er dem Buch den Titel „Die hängenden Tage der Kreszentia“ gegeben, erzählt Becker. Zenzi träumt vom Reisen, aber sie hängt wie an einem Seil zwischen den Zeiten, erlebt die Gegensätze vom Leben in einem kleinen Waldlerdorf um 1906 und dem modernen Großstadtleben von München im Jahre 2018. 1906 war das Wort des Pfarrers Gesetz. Daneben prägten Mysterien, esoterisches Wissen und viele Ängste den Alltag. Ganz anders die Hektik in der modernen Großstadt, wo Religion kaum noch eine Rolle spielt, wo die Magie in starken Autos und Markenkleidung steckt und sich Mythen um Stars aus dem Showgeschäft ranken. Hier lebt der junge Eduard, der ein kosmisch-physikalisches Phänomen für eine Zeitreise in die Vergangenheit nutzt und im Waldlerdorf der Zenzi begegnet. Zenzi ist „behindert“, sie schielt, hinkt und ist als Hexe verschrien. Trotz oder gerade wegen dieser Einschränkungen ist sie ein offener, positiv gestimmter Mensch und macht in ihrer Zeitreise ins 20. Jahrhundert viele überraschende und für sie durchaus gute Erfahrungen.
Die Persönlichkeiten der beiden Hauptfiguren entwickeln sich, jeder weist auf die Vorteile der anderen Kultur hin. Aber auch die Nachteile werden deutlich: die Armut der Waldler im 20. Jahrhundert und ihre gesellschaftlichen Einschränkungen, demgegenüber die Unruhe, Verschwendung und Vergnügungssucht der modernen Zeit. Es bleibt die interessante Frage, auch für den Leser: Welche Welt ist die bessere? Die Figur der Kreszentia ist reine Erfindung, erzählt Becker.
Seine schöne Großmutter, deren Porträt das Titelbild schmückt, war nicht sein Vorbild. Inspiriert hat ihn ein altes Fotoalbum von Edda Fendl mit interessanten Bildern von Personen und Orten aus früherer Zeit. Hilfreich ist auch die Recherche in volkskundlichen Büchern über Rituale und Brauchtum gewesen. Die Geschichte war im Kopf praktisch schon fertig, als er zu schreiben begonnen hat. „Ein genussvolles, schnelles Schreiben“, erinnert sich Becker. Er geht gern auf gedankliche Zeitreisen in die Vergangenheit, in die Steinzeit oder die Zeit der Pharaonen, meint Becker. Aber „vorwärts“ hätte er eher Angst vor der Zukunft.
Natürlich gibt es eine Menge Lokalkolorit: München und Straubing kommen vor, in vielen Situationen erkennt sich der Leser wieder. Wie die Geschichte ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Am Freitag, 8. September, um 19 Uhr, stellt Becker sein Buch im Burgstüberl (Burgmuseum Mitterfels) der Öffentlichkeit vor. Herbert Becker wurde 1950 in Schwabmünchen geboren, wohnte viele Jahre in München und hat ein bewegtes Leben als Taxifahrer und Schauspieler, als Student der Nordamerikanischen Kulturgeschichte, als Übersetzer, internationaler Reiseleiter und freier Mitarbeiter des Westdeutschen und Bayerischen Rundfunks geführt. Heute lebt er in der Gemeinde Haibach und schreibt Bücher und Reiseführer. Das Buch „Die erstaunliche Reise der Kreszentia Haberstroh“ ist seit Anfang September in allen Buchhandlungen für 13,90 Euro erhältlich.
Quelle: Elisabeth Röhn/BOG Zeitung
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