Kulturelles Leben
Winterlicher Glasgenuss von Neustadt an der Waldnaab bis Passau
Glasarche am Sommerweg zum Lusen
Stöbern und Staunen an der Glasstraße, der größten Freiluftgalerie in Deutschland
Alles aus Glas: Bäume und Blumen, die Tiere des Waldes und sakrale Kunst - im Bayerischen Wald und Oberpfälzer Wald bestaunen Millionen Besucher die außergewöhnlichen Glaskunstwerke. Die 250 Kilometer lange Glasstraße, die sich von Neustadt an der Waldnaab bis Passau erstreckt, gilt als die wichtigste Glasregion in Deutschland, größte Freiluftgalerie und als eine der schönsten Ferienstraßen des Landes. Im Winter und in der Vorweihnachtszeit lohnt sich ein Abstecher an die Glasstraße, die 1997 vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet wurde, besonders: Gläserne Kunstwerke, Glashütten und Sehenswürdigkeiten rund ums Glas üben gerade jetzt in der winterlichen Zeit eine besondere Faszination aus. Obendrein können Besucher in den kommenden Wochen bei vielen Aktionen und Veranstaltungen den Reiz des Rohstoffs erleben oder nach Geschenken aus Glas stöbern.
Traditionelles Handwerk: Glas ist hier seit über 700 Jahren daheim
Wenn Schnee liegt, schauen die Wiesen und Wälder entlang der Glasstraße aus, als wären sie mit einem dicken Pinsel weiß angemalt worden. Die Kunstwerke aus Glas, die im Schnee in allen Tönen schimmern, ziehen dann als kräftige Farbtupfer noch mehr Blicke auf sich als sonst. Gläserne Bäume, Blumen und Schmetterlinge sorgen im tiefsten Winter dafür, dass Vorfreude aufs nächste Frühjahr aufkommt. Die Glashütten mit den Öfen, in denen das Feuer lodert, wärmen Glasliebhaber nach ihrem Winterspaziergang – und erwärmen sie fürs Glashandwerk, das in der Region seit mehr als 700 Jahren daheim ist.
Glas ist so viel mehr als Glas. Es ist nicht nur Gebrauchsgegenstand, sondern auch gefragter Rohstoff für Techniker und Tüftler, Künstler und andere kreative Köpfe. Das erlebt man kaum irgendwo besser als an der Glasstraße. Wer zwischen Neustadt an der Waldnaab und Passau, der Stadt mit der weltgrößten Sammlung Böhmischen Glases, unterwegs ist, lernt Glas in all seinen Facetten kennen. Man sieht heißes, geschmolzenes Glas in den Schmelzöfen und frostsicheres, festes Glas im Freien. Mundgeblasene Glaskugeln oder hoch technisch gefertigte Trinkgläser. Traditionelles Glashandwerk und modernstes Glasdesign. Kleine Kunstwerke und meterhohe Skulpturen.
Moderne Glaskunst: Besucher entdecken die Arche und Wälder aus Glas
Nicht ohne Grund wird Frauenau „Gläsernes Herz des Bayerischen Waldes“ genannt. Bei einem Rundgang entdeckt man die Glasmanufaktur Poschinger, die seit mehr als 450 Jahren exklusive Objekte aus Glas fertigt, oder die Glashütte Eisch, in der innovative Weingläser entstehen, die rund um den Globus gefragt sind. Um von einem Glasspezialisten zum anderen zu kommen, durchquert man die Gläsernen Gärten, bestaunt hier mehr als 20 Skulpturen internationaler Glaskünstler oder lässt sich im Frauenauer Glasmuseum von Details rund ums Glashandwerk inspirieren. Vor dem Museum begeistert die Glasarche die Besucher. Sie ist ein Nachbau des Originals, das am Fuße des Lusen liegt und zu den Wahrzeichen der Glasstraße zählt. Dieses Schiff besteht aus 480 miteinander verbundenen Glasscheiben und wird von einer Hand aus Eichenholz gehalten. Künstler aus Deutschland und Tschechien arbeiteten an der knapp fünf Meter langen Glasarche. Sie symbolisiert wie wertvoll und schützenswert die Natur des Bayerischen Waldes ist.
Der Bayerische Wald ist das größte Waldgebiet in Mitteleuropa. Selbst hier findet man aber einen Wald wie den Gläsernen Wald in Weißenstein bei Regen kein zweites Mal: Besucher strecken die Köpfe, um die bis zu fünf Meter hohen Tannen, Fichten, Buchen, Kiefern und Espen zu bewundern, die hier auf 2000 Quadratmetern „wachsen“: Sie sind aus farbigem Flachglas. Das Sonnenlicht bricht sich auf bunten, kegelförmigen Baumkronen, kreisrunden Ästen, spitzen, zackigen Zweigen oder spiralartig gewundenen Stämmen. Ein faszinierender Anblick gerade im Winter, wenn das Glas mit einer dünnen Frostschicht überzogen ist.
In Riedlhütte begegnet man beim Spaziergang Tieren des Waldes, die selbst im Schnee keine Spuren hinterlassen. Gläserne Hirsche und Rehe, Füchse und Eulen leben im Wald-Glas-Garten der Glashütte Köck. Auch hier sind die Fichten, Tannen und Buchen natürlich aus Glas beziehungsweise aus mehr als 1000 Glasscheiben, die von Hand gefertigt wurden. Frühjahrsgefühle kommen unter dem gut fünf Meter hohen gläsernen Maibaum der Familie Köck auf, genau wie im Glasdorf Weinfurtner in Arnbruck, wenn man zwischen filigranen Glasobjekten herumspaziert oder im Skulpturengarten die Kunstwerke am Rand des Sees bewundert. In Bodenmais lassen sich etwa eine Million Besucher pro Jahr im Joska-Glasparadies von der Magie des Glases verzaubern. Sie schauen zu, wie die Glasfachleute schleifen, gravieren und bemalen, können selbst zur Glasmacherpfeife greifen oder durch die „Ausstellung for Winners“ schlendern, in der die bekannten Kristalltrophäen zu sehen sind, die bei Joska für die Formel 1, den Ski-Weltcup und andere Veranstaltungen entworfen und gefertigt werden. Im Advent geht im Glasparadies der Weihnachtsbaum auf Zeitreise, auch den größten gläsernen Weihnachtsbaum der Welt kann man bestaunen. In der Joska-Waldglashütte im Ortskern von Bodenmais erfahren Glasliebhaber bei den Glashüttenerzählungen in den Adventswochen Interessantes rund ums Glas und seine Geschichte. Schaurig-schön wird´s am 29. Dezember beim Perchtentreiben im Joska Glasgarten.
In der Glashütte Alte Kirche in Lohberg fertigt Künstler Hubert Hödl ausschließlich Unikate am Herz der Glashütte, dem Ofen mit seiner glühenden Glasschmelze. Überfanggläser, Vasen in Faden- oder Graltechnik, Fantasiefiguren und geschliffenes Glas entstehen in kräftigen Farben und außergewöhnlichen Formen.
Glas fängt das Licht
Sogar die Glocke im Turm und die Wände der Kapelle, die in Zwiesel an der Angerstraße steht, sind aus Glas. Wenn die Sonne scheint, leuchtet die Kapelle, denn sie besteht aus 131 gläsernen Kacheln, die in der Glasfachschule Zwiesel angefertigt wurden. Die höchste Kristallglaspyramide der Welt der Zwiesel Kristallglas AG zeigt, wie schwer und filigran zugleich Glas sein kann: Sie ist mehr als acht Meter hoch, wiegt über elf Tonnen – und besteht aus knapp 94 000 Kristallgläsern. Vor allem ein Abendspaziergang zur beleuchteten Kristallglaspyramide lohnt sich. Innere Ruhe finden Gläubige, wenn sie in Zwiesel beim Gläsernen Kreuzweg von Station zu Station gehen und vor den Kunstwerken aus Spezialglas beten, die auf Granit- oder Gneisfindlinge montiert sind.
Eine ganze Scheune in Rauhbühl bei Viechtach machte Künstler Rudolf Schmid zum weithin bekannten Kunstwerk aus Glas: Die Fenster und Flächen der Gläsernen Scheune erzählen auf über 200 Quadratmetern die Geschichten des Propheten Mühlhiasl, des Räuber Heigl und anderer berühmter Waidler.
Ungewöhnlicher Winterzauber: Weihnachtsmarkt auf Höhe der Baumkronen
Gedanklich in die Vergangenheit reist man auch in Sankt Englmar, einem der ältesten Glashüttenstandorte des Bayerischen Waldes. Das Bergdorf und die Region um Predigtstuhl, Pröller und Hirschenstein kann man von den Winterwanderwegen aus gut erkunden. Nicht entgehen lassen sollte man sich hier das „Winter-Wald-Wunder“ am Waldwipfelweg. An den vier Adventswochenenden öffnen hier beim Weihnachtsmarkt die Buden entlang des 30 Meter hohen Waldwipfelwegs, über den man direkt durch die Baumkronen spaziert.
Die kostenlose Glasstraßenkarte ist erhältlich beim Tourismusverband Ostbayern, Im Gewerbepark D 04, 93059 Regensburg, Tel. 0941 58539-0, www.die-glasstrasse.de
Quelle: Pressemitteilung Ostbayern Tourismus vom 10. November 2015
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