Niederbayerische Donau soll Weltkulturerbe werden

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Beim Blick vom Bogenberg erkennt man nicht nur die Schönheit der niederbayerischen Donau, sondern auch die alte Eisenbahnbrücke. Sie bereitet Bürgermeister Franz Schedlbauer bei einer Ernennung zum Weltkulturerbe Sorgen. (Fotos: sei)

Natur und Kultur rund um den Bogenberg – Informationsfahrt

 

Bogen. „Sonnendurchglühte Südhänge, aromatischer Duft über Trockenrasen, eine nie erwartete Fülle seltener Tier- und Pflanzenarten...“ – so wild-romantisch beschreibt der Wissenschaftler Dr. Heinrich Vollrath Anfang der 1970er Jahre den Bogenberg. Ebenfalls überzeugt von der Natur des Berges und der Region darum herum ist der Bayerische Heimattag. Deshalb wollen die darin vereinten Verbände gemeinsam mit den Verantwortlichen der Region die Aufnahme der niederbayerischen Donau als Weltkultur- und Weltnaturerbe bei der Unesco vorantreiben.

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Alexander Straub, Landratsamt Straubing-Bogen, Kreisheimatpfleger Hans Neueder, Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty, Franz Schedlbauer, Bürgermeister von Bogen, Landrat Josef Laumer, Gerhard Tausche, Verband Bayerischer Geschichtsvereine, Martin Wölzmüller, Bayerischer Landesverein für Heimatpflege, und Dieter Scherf, Bund Naturschutz, diskutierten über die Bewerbung zum „Welterbe der Natur und Kultur“.

Um sich vor Ort von der Schönheit der Donau zwischen Straubing und Bogen zu überzeugen, trafen sich gestern Vertreter verschiedener Vereine sowie Politiker zu einer Informationsfahrt. Im Mittelpunkt sollten dabei die Natur und die Kultur am Fluss entlang stehen. Deshalb ging es für die Gruppe zunächst zum ehemaligen Benediktinerkloster in Oberalteich.

donau-kulturerbe2 013 bog ztg 00 300415 wKreisheimatpfleger Hans Neueder fasste kurz die Geschichte des Klosters zusammen. Besonders interessant sei, dass die Donau natürlich schon immer durch mögliches Hochwasser eine Gefahr für die Bürger darstellte. Deshalb leiteten die Benediktiner von Oberalteich die Donau im 14. Jahrhundert um. „Das hat natürlich nicht viel gebracht, das Kloster war auch danach noch von Hochwassern betroffen“, erklärte Neueder. Besonders beeindruckend war für die Teilnehmer die zum Kloster zugehörige Kirche „Peter und Paul“. Auch hier spielt die Donau eine zentrale Rolle, sie ist auf einem Deckenfresko dargestellt.

Das Deckenfresko der auch sonst herrlich geschmückten Klosterkirche sorgte bei den Teilnehmern der Informationsfahrt für viel Kopfverrenken.

Weitere kulturell bedeutende Aspekte lassen sich auf dem Bogenberg finden. Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty klärte über die Geschichte des Berges und seine mögliche Besiedlung auf. Vor allem Wall- und Grabensysteme lassen sich bereits der Bronzezeit zuordnen. 2012 habe man außerdem bei Ausgrabungen neben der Kirche einen Friedhof aus dem Frühmittelalter gefunden. „Da es sich bei den rund 42 Bestatteten hauptsächlich um Männer handelte, gehen wir davon aus, dass es hier ein Kloster gab.“ Eine Tatsache, die Kreisheimatpfleger Neueder mit historischen Fakten untermauerte. Schließlich sei bekannt gewesen, dass irgendwo im „Donaugau“ ein Urkloster auf einem Berg existierte. Die Funde bei den Ausgrabungen ließen deshalb kaum Zweifel zu, dass es sich bei dem Berg im Donaugau um den Bogenberg handeln müsse.

Dass der „Heilige Berg Niederbayerns“ aber nicht nur archäologisch und historisch wertvoll ist, sondern auch eine besondere Pflanzen- und Tiervielfalt bietet, machte Alexander Straub vom Landratsamt deutlich.

Bewerbung bis 2018 einreichen

Bemerkenswert sei dabei, dass es auf dem relativ kleinen Gebiet eine „multikulti“-Artenvielfalt gebe. „Man findet hier – auch durch die Geschichte bedingt – Pflanzen der verschiedensten Herkunftsländer.“ So fühlen sich submediterrane Sonnenröschen auf dem Bogenberg genauso wohl wie die Alpen-Wucherblume. All diese Besonderheiten tragen ihren Teil in der Region dazu bei, dass der Verband bayerischer Geschichtsvereine, der Bayerische Landesverein für Heimatpflege und der Bund Naturschutz die Donau zwischen Regensburg und Passau bei der Unesco als Weltkulturerbe in das Rennen zu schicken.

Ein erster Antrag der eigens eingerichteten Arbeitsgemeinschaft ist seit dem Entschluss 2005 bereits gescheitert. „Für die Tentativliste 2018 wollen wir aber einen neuen, überarbeiteten Antrag einreichen“, erklärte Dieter Scher vom Bund Naturschutz Bayern. Landrat Josef Laumer sicherte ihm für dieses Vorhaben seine volle Unterstützung zu. „Dabei ist es vor allem wichtig, ein Bewusstsein bei den Bürgern für unsere schöne Region zu erreichen“, sagte Laumer. Schließlich sei es ein gemeinsames Ziel, die geliebte Heimat zu erhalten.

Bogens Bürgermeister Franz Schedlbauer hingegen sieht die Bewerbung um den Titel als „Natur- und Kulturlandschaft niederbayerische Donau“ noch kritisch.

Wichtige Belange dürfen nicht beeinträchtigt werden

„Ich unterstütze eine Bewerbung mit vollem Einsatz, wenn sichergestellt ist, dass wichtige Belange wie der Ausbau des Hochwasserschutzes und der Erhalt der Bahnverbindung nach Bogen nicht darunter leiden müssen.“ Schließlich müsse in erster Linie den Menschen, die entlang an der Donau leben, Sicherheit geboten werden. Dafür, so die einstimmige Meinung des Heimattages, müsse nur auf die Formulierung der Bewerbung geachtet werden. Wenn beispielsweise die Eisenbahnbrücke nicht ausdrücklich als Teil des Kulturerbes erwähnt wird, sollte eine Veränderung oder ein Neubau der Brücke das Prädikat Weltkulturerbe – wenn es denn einmal erworben ist – nicht gefährden. Außerdem, so Martin Wölzmüller vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass mit dem Titel „Welterbe“ auch die Qualität der nötigen Maßnahmen steige.

 


 

Quelle: - sei -, in: Bogener Zeitung vom 30. April 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)

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