Neuer Verein: Der Streit der Dialektpfleger

 

Bericht tz/München vom 13.12.2011

Konzell/München - Bayerns Dialektpfleger gehen auf Vereinsebene künftig getrennte Wege. Warum ein eigener "Bund Bairische Sprache" gegründet wurde:

Die Dialektpfleger in Bayern sind gespalten. Der "Förderverein Bairische Sprache und Dialekte" bekommt Konkurrenz vom neuen "Bund Bairische Sprache", den die Dialektologen Sepp Obermeier und Hans Triebel ("Tschüssfreie Zone") gegründet haben.

Bayerns Dialektpfleger gehen auf Vereinsebene künftig getrennte Wege. Die Vorstandschaft des Bezirksverbandes Niederbayern-Oberpfalz im "Förderverein Bairische Sprache und Dialekte" (FBSD) hat sich aus Unzufriedenheit mit der Vereinsarbeit selbstständig gemacht und mit dem "Bund Bairische Sprache" einen eigenen landesweit agierenden Verein gegründet. Damit werden künftig zwei Organisationen für die Belange der verschiedenen Dialekte in Bayern eintreten. Der FBSD bedauerte am Montag die Spaltung.

Der neue Vereinschef Sepp Obermeier begründete den Schritt mit anderen Schwerpunkten, die es im niederbayerisch-oberpfälzischen Sprachraum zu setzen gelte. "Akademiker und Jugendliche kann man auf der folkloristischen Ebene nicht zum Erhalt der Dialekte bewegen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Das muss auf der sprachwissenschaftlichen Schiene geschehen."

sprachwurzel_benediktDer in Konzell (Landkreis Straubing-Bogen) wohnende Obermeier ist schon lange unzufrieden mit der Arbeit des in München ansässigen Fördervereins. Er nannte in dem Zusammenhang Preisrätsel, bei denen der FBSD etwa auf dem Oktoberfest die Bedeutung von Dialektwörtern erraten lasse. Notwendig sei eine seriöse Strategie im Bemühen um die Erhaltung der Dialekte. Obermeier verleiht jedes Jahr eine Auszeichnung, die Sprachwurzel, an "hochgestellte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die bei offiziellen Anlässen Bairisch reden". Einer der Träger ist seit 2006 Papst Benedikt XVI.

Foto links: Groß war die Freude für die Delegation des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte, als Papst Benedikt XVI., seit 1997 selbst Mitglied des Fördervereins, bei einer Audienz am 11. Oktober 2006 die "Sprachwurzel" aus den Händen von Sepp Obermeier (Konzell) entgegennahm. Bei der Übergabe mit dabei: Prof. Dr. Ludwig Zehetner (Bildmitte), Hans Triebel (rechts) und Marc Giegerich. (Wir berichteten im "Mitterfelser Magazin 13/2007", Seite 20 ff, darüber. Red.)

triebelDer neue Dialektverein erhebt einen gesamtbayerischen Anspruch. Dies wird dadurch deutlich, dass als Obermeiers Stellvertreter die Galionsfigur in der bayerischen Dialektpflege schlechthin, Hans Triebel, fungiert. Triebel machte mit spektakulären Aktionen mehrfach von sich reden. So stellte er vor seinem Wirtshaus "Gotzinger Trommel" in Weyarn (Landkreis Miesbach) ein Schild mit der Aufschrift "Tschüssfreie Zone" auf, das Nachahmer in ganz Bayern fand. Triebel hat zudem beste Kontakte zu Dialektologen in Österreich.

Hans Triebel ist als Dialekt-Förderer bekannt.

Der Schlüssel für das Überleben der Dialekte in Bayern liegt nach Überzeugung des neugegründeten "Bundes Bairische Sprache" im vorschulischen Bereich. Obermeier fordert deshalb, die Zuständigkeit für die Kindergärten wieder vom Sozial- ins Kultusministerium zu holen. Dort sieht er mehr Verständnis für die Dialektpflege. "Unsere Kindergärten sind auf dem sprachwissenschaftlichen Stand von 1970. Da wird den Kindern der Dialekt ausgetrieben!", so Obermeier.

Der FBSD bedauerte die Spaltung. "Das tut mir unendlich leid", sagte der Zweite Vorsitzende, Siegfried Bradl. Nach einer Phase des Streits sei endlich Ruhe im Verein eingekehrt, erläuterte Bradl. Es sei aber leider nicht gelungen, Obermeier, den er sehr schätze, in die Vereinsarbeit einzubeziehen. "Es ist schade, wenn Fachleute nicht mehr im Boot sind."

Bradl äußerte Verständnis für die Kritik Obermeiers. "Wir waren zu münchenlastig und wollen davon weg." Auch sei der FBSD zu stark auf Veranstaltungen fixiert gewesen. "Gemeinsam sind wir stark", sei zwar sein Motto, erläuterte Bradl mit Blick auf die Vereinsarbeit, "aber Reisende soll man nicht aufhalten".   (dpa/tz)

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