Mühlen an der Menach (21): Die Höllmühl

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Blick auf die Höllmühl von Osten her (1935): Die Straße hat noch keine Teerdecke; diese wurde einige Monate später aufgetragen. Vom gleichen Stand­ort aus ist die Höllmühl heute nicht mehr zu sehen, da hier wieder aufgeforstet ist.

Über mehrere Generationen in Privatbesitz

Höllmühl, das klingt schaurig, erinnert vielleicht an den Ort ewiger Ver­dammnis, lässt vor dem geistigen Au­ge Satan und seine Kumpane tanzen. Doch damit hat diese Mühle ...

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... nichts zu tun. Der Name leitet sich vom althochdeutschen Wort „helan" und vom mittelhochdeutschen Wort „hel­le" ab. Beide bedeuten „im Tal verborgen". Somit erklärt sich der Name Höllmühl als „die im tiefen Tal verborgene Mühle". Denkt man an die Entstehungszeit der Mühle vor einigen Jahrhunderten und an die damaligen Wegverhältnisse, so ergibt sich ei­ne sehr treffende Namensge­bung.

Planausschnitt von 1927: Die Straße von Mitterfels nach Steinburg existiert noch nicht. Der Mühlbach (Mühlfall) fließt bei der Mühle noch in einem offenen Bett. Der Name Hellwiese gibt einen Hinweis auf das mittel­hoch­deutsche Grundwort für den Ortsnamen.

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Abb. links: Das Nebenge­bäu­de steht heute noch. Es wurde - wie die Jahres­zahl am First sagt - 1728 erbaut. Über dem ehemaligen Schweine­stall befinden sich Wohnräume, die heute nicht mehr genutzt werden, früher aber als Austragswohnung dienten oder für "Inwohner" oder "Häusler" ein festes Dach über dem Kopf bedeuteten, wie die Pfarrmatrikeln von Haselbach belegen.

Geschichte
Unter den vielen Mühlen an der Me­­nach sticht die Höllmühl durch eine Besonderheit hervor. In der fast 400-jährigen urkundlich nachweisbaren Ge­schichte gibt es nur zwei Besitzer­familien: die Lang und die Hainz. Die erste bekannte schriftliche Er­wäh­nung des Ortes Höllmühl erfolgt 1660 in den Haselbacher Pfarr­ma­tri­keln anlässlich des Todes der damaligen Besitzerin der Mühle. Aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg (1618 - 1648) sind keine Aufzeich­nun­gen aus der Pfarrei mehr vorhanden. Auch in den Urkunden der Klöster Oberalteich und Windberg erscheint der Name nicht, auch wenn die jetzige Besitzerfamilie zu wissen glaubt - aus der mündlichen Überlieferung -, dass die Höllmühl einst im Besitz des Klosters Oberalteich war. Sie war mit Sicherheit nicht immer in Privatbesitz, denn vor 1803 (Säkula­risation!) gehörte jeglicher Haus- und Grundbesitz einem Lehensherren. Nur ist diesbezüglich bis jetzt kein schriftlicher Nachweis aufgetaucht.

Besonderes
Frau Franziska Piendl, geb. Hainz, von Kapflhof erzählt: Ich wuchs zusammen mit drei Brüdern in der Höllmühl auf. Jedes Jahr hatten wir zwei- oder dreimal Ärger mit dem Hoch­wasser. Wenn das Wasser aus dem Mühlbach - im Plan als Mühl­fall bezeichnet - über die Ablässe nicht abgeleitet werden konnte und der Wasserdruck auf das Mühlrad zu groß wurde, dann brachen infolge der zu raschen Drehungen die Kampen (siehe Magazin Nr. 4 - S. 27) am Kam­penrad ab; die Mühle stand dann einige Zeit still.

Sie ging auch nicht mehr bei extremem Niedrigwasser oder wenn bei einer Mühle am Oberlauf gestaut wurde. Durch die Errichtung des Mühl­baches - der Zeitpunkt ist nicht bekannt - wurde der Perlbach, wie die Einheimischen die Menach nennen - etwa 200 m weit (bis zum Steg an der Geisreibe) gestaut. Die gestaute Wassermenge überbrückte aber die Zeit nicht, bis sich wieder normaler Wasserstand im Bach einstellte.

Dieser Mühlbach wurde jedes Jahr geräumt. Das war für uns Kinder eine aufregende Angelegenheit, denn der Bach war sehr fischreich. Aus dem Mühl­bach wurden dann Forellen, Hechte und Aale geholt; bei einer Räumung betrug die „Ernte" einmal 40 Pfund. Krebse, die sich besonders unter Steinen aufhielten, holte ich mit der Hand heraus und verkaufte sie an eine Bekannte in Mitterfels; so kam ich zu Taschengeld. Der Bach war auch reich an Muscheln. Mein Vater hatte eine besondere Gabe. Er sah einer Muschel von außen an, ob sich im Inneren eine Perle befand. Obwohl verboten, öffneten wir natürlich solche Muscheln. Die Perlen wa­ren weiß oder rosa oder bräunlich. Eine besonders schöne Perle ließ sich mein Vater in Gold fassen und in ei-ne Krawattennadel einarbeiten. 1945 haben die Amerikaner diese Nadel ge­stohlen. Am Bach waren auch die Wasseramsel und der Eisvogel heimisch. Eine besondere Attraktion waren für uns Kinder die Fischottern, die sich in dem Graben in Richtung Uttendorf angesiedelt hatten.

Das Einzugsgebiet der Höllmühle umfasste zunächst einmal die umliegenden Ortschaften; es kamen aber auch Bauern aus Wiesenfelden, Fal­kenfels und Kogl zu uns. Die drei steilen Zufahrten aus Buchberg, Mitterfels und Uttendorf waren nicht nur im Winter gefährlich. Vor allem von der Buchberger Seite her gab es keine Ausweichmöglichkeiten.

Ehe das Wasser aus dem Mühlbach auf das oberschlächtige Wasserrad traf, durchlief es das sog. Bassin. In diesem Becken tummelten sich auch immer Aale. Das Wasserrad war frü­her aus Holz, später dann aus Eisen. Um 1920 wurde ein kleines E-Werk errichtet; es erzeugte Gleichstrom, der nur der Eigenversorgung diente. Auch stand ein Dieselmotor zur Ver­fügung. Dieser musste immer dann Dienst tun, wenn zu wenig Wasser im Bach war, wenn das Kampenrad re­pa­riert wurde oder wenn großes Hochwasser herrschte, denn dann wur­den im Mühlbach alle Ablässe geöffnet und das gesamte Wasser in den Bachlauf abgeleitet, um Beschä­di­gungen am Mühlrad zu vermeiden.

Ereignisse
Das genaue Datum weiß heute niemand mehr, aber es war nach 1900. Das Sägewerk, das viele Jahre Dienst getan hatte, wurde abgerissen. Es war an der Stelle gestanden, an der jetzt der Klärteich die Abwässer des Hau­ses reinigt.

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 Vor der Mühle um 1920 - Vergrößern durch Klick ins Foto!

Ein aufregender Tag war der 5. April 1921. Mein Vater war gerade mit Ab­brucharbeiten im alten Stall beschäftigt, da stieß er auf einen Tiegel. Als er ihn genauer untersuchte, fand er darin neben vielen kleinen Münzen auch 7 oder 8 große Taler. An diesem Tag wurde gerade auch der erste Sohn (Hans) geboren. Aus Freude da­rüber verschenkte mein Vater da­mals an 14 Leute, die ihm bei der Ar­beit halfen oder in der Nach­bar­schaft wohnten, alle kleinen Münzen. Jeder bekam etwa ein Pfund. Die Gesamt­zahl wurde gar nicht ermittelt; sie ergaben jedenfalls, wie später erzählt wurde, eine große Knödelschüssel voll.

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hoellm pers5bBewegung kam auch 1926 in die Mühle. Sie wurde auf den neuesten tech­nischen Stand gebracht durch den Einbau von drei Walzenstühlen (siehe Magazin Nr. 4, S. 44/45). Die Mühle durfte sich jetzt „Kunstmüh­le" nennen. Ein Mühlstein blieb allerdings noch in Betrieb. Mit ihm wurde der „Bruch" oder der „Schrot" produziert.

Ein weiteres aufregendes Ereignis war der Straßenbau 1933/35 von Mit­terfels nach Steinburg. In unserem Wohnhaus, das 1911 errichtet worden war, wurde die Bauleitung untergebracht. Der Bauleiter schlief auch wäh­­rend der ganzen Bauzeit in unseren Haus. Mit ihm kam das Telefon in unser Haus. Nach Fertigstellung der Straße und dem Abzug der Bau­leitung blieb das Telefon zurück. Die Nummer 10 zeigt, dass wir damals zu den ersten Telefonbesitzern in Mit­terfels gehörten. Der Schotter für die Straße wurde nur wenige Meter nach der Höllmühl - also bachabwärts - gebrochen. Etwa 50 m vor dem in­zwi­schen aufgelassenen „Waldbad" erinnern neben dem Bach eine Erd­ram­pe und ein Betonklotz an die eins­tige Verladestelle des Schotters. Ei­ne große Felsnase wurde dort Meter für Meter gesprengt. Der so entstandene freie Platz bot sich dann direkt an, um darauf das „Waldbad" zu er­rich­ten.

Gleichzeitig mit dem Straßenbau musste der Mühlbach jetzt unter der neuen Straße durchgeleitet werden. Nach diesem unterirdischen Verlauf trat er - auch heute noch - auf der anderen Straßenseite noch einmal auf etwa zwei Meter an die Oberfläche, um hier eine Reinigungsmöglichkeit zu haben, dann verschwand der Bach - auch heute noch - in einer Rohr­leitung, die ihn zum Mühlrad führte, das jetzt nicht mehr existiert. In unseren Tagen treibt er nur noch das neue E-Werk, das 1980 mit einer Francis-Turbine ausgestattet wurde. Bei Laub­fall muss diese Turbine jeden Tag ge­säubert werden. Auch Schlamm und Fische verstopfen zu­weilen den Zu­lauf.

Große Unruhe in den Hof und die Mühle brachte 1936 dann der Bau des „Waldbades". Dazu musste der Weg neben dem Bach hergerichtet wer­den. Nach dem Krieg hatte das Bad einen großen Zulauf; der Ver­kehr durch die Höllmühl nahm unerträgliche Formen an, denn das Hof­gelände wurde vielfach als Parkplatz benutzt. Durch die Erschütterungen der Fahrzeuge wurde eine Mauer des Stalles so stark beschädigt, dass eige­ne Stützmauern errichtet werden muss­ten. In einem langwierigen Pro­zess - er dauerte 15 Jahre - musste erst festgestellt werden, dass hier kein öffentliches Fahrtrecht vorhanden ist.

hoellm abrissUnsere Mühle blieb vom großen Mühlensterben in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht verschont. So wurde der Müh­len­be­trieb 1968/69 eingestellt. Da die zur Mühle gehörende Landwirtschaft kein ausreichendes Einkommen si­cher­te, fuhr die Frau des Müh­len­be­sitzers, meine Schwägerin Melanie Hainz, jeden Tag nach Straubing und arbeitete dort als Verkäuferin.

1998 wurde der Teil des Gebäu­des, in dem die Mühle untergebracht war, abgerissen. Die Mühle erstreckte sich über 4 Stockwer­ke; die oberen drei sind hier noch deutlich erkennbar. Im "Keller" befand sich der Antriebs­mecha­nis­mus mit dem Kampenrad und den Zahn­rädern, die die Kraft des Wassers umsetzten. (Foto: S. Gall)

Klima
Die Lage der Höllmühl, in einem von allen Seiten umschlossenen Tal­kessel, erzeugt ein eigenes Klima. Dies beginnt mit dem geringeren Sonnenschein, bedingt durch den Hö­henzug südlich der Mühle. In der Frü­he wird es später „Tag" und am Abend eher „Nacht". Im Talkessel bilden sich , besonders im Herbst und im Frühjahr, oft Nebel, die sich nur sehr langsam auflösen, da auch kein Lufthauch sie vertreibt, denn im Tal herrscht weitgehend Windstille. Wenn im Frühjahr ringsum bereits der Schnee geschmolzen ist, liegt er bei der Höllmühl immer noch. Obst­bäu­me gedeihen hier nicht. Wir hatten nur einen Apfelbaum, und der stand weit oberhalb der Mühle am Süd­hang. Um der Kälte zu entfliehen, entstand das neue Wohnhaus des jetzigen Besitzers der Höllmühle (An­ton Hainz) oberhalb des früheren Sta­dels, in dem jetzt eine Schreinerei un­ter­gebracht ist.

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