Bairisch
Pfui Deife
Sepp Obermeier überreicht Luise Kinseher die "Sprachwurzel" 2012 © ft
Sepp Obermeier zum Tag der Muttersprache am 21. Februar 2016
Den Tag der Muttersprache trotz der Flüchtlingswelle zu thematisieren ist vertretbar, da seit drei Wochen auch die Protestwelle der BR-Hörer gegen die Verbannung des täglichen Volksmusikstünderls auf Bayern-1-Radio die Schlagzeilen beherrscht. Dabei ist das doch nur konsequent: Schon genau vor acht Jahren wurde in einer „Säuberungsaktion“ den 30 Laien-Moderatoren der Sendung auf einen Schlag gekündigt, weil sie – „pfui Deife“– Mundart gesprochen haben.
Damals konterte eine Funk-Hierarchin im Gespräch mit Brauchtumsverbänden meinen Vergleich vom „sprachlichen Einheitsrasen vom Großen Arber bis zum Wendelstein“ mit einem entlarvenden Argument: Wenn ein Autofahrer das Programm Bayern 1 suche und dann plötzlich auf diese Volksmusikmoderatoren stoße, dann könne er einen Kulturschock erleiden. Damit entledigte man sich eines Markenzeichens, das der ehemalige Intendant Prof. Albert Scharf prägnant so beschrieben hatte: „Ob man sich auf der Autobahn in Bayern befindet, muss man aus dem Autoradio sofort an der Sprache der Sprecher des Bayerischen Rundfunks erkennen!“
Aber sonderbar ist es schon: Jetzt geht der Aufschrei durch alle Leserbriefspalten, die sozialen Netzwerke und sogar drei Landtagsfraktionen protestieren vereint – als die Regionalmundarten in ihrer farbigen Vielfalt aus ihrem einzigen Programmrestplatz vertrieben wurden, war kein mediales „Lüfterl“ zu spüren. Dieser niederschmetternden Gleichgültigkeit, gegenüber dem innersten Kern heimatlicher Identität, nämlich der Muttersprache, muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Mitverursacher mit seinem Kulturauftrag endlich entgegenwirken. Auf einer Bandbreite von dialektal bis südlichem Hochdeutsch sollten die BR-Sprecher zu identifizieren sein. Durchgehende Spracherkennung als Markenzeichen statt „Do-bin-i-dahoam-Klischee-Spots“!
Dialektale Spannungsfelder gibt es aber auch anderswo. In diesen Tagen haben ausgerechnet Akademikereltern von Vorschulkindern in Regensburg unseren „Bund Bairische Sprache“ um Rat und Unterstützung gebeten, weil ihren daheim Dialekt sprechenden Kindern das noch zarte, liebevoll gehegte Pflänzlein Muttersprache an der Kindergartengarderobe rigoros ausgerissen wird.
Ein weiteres Alarmsignal kommt aus dem Landkreis Cham, einem vermeintlichen dialektalen Beharrungsgebiet. Eine Abiturientin am Robert-Schuman-Gymnasium ermittelte für ihre W-Seminararbeit in einem Kindergarten an der tschechischen Grenze noch 48 Prozent vorschulische Dialektsprecher, 35 Prozent fünf Kilometer vor Cham und in einer Kindertagesstätte in Cham selbst nur noch ganze sechs Prozent Kinder mit nordbairischer Sprachprägung! Mit diesem Tempo des Dialektverfalls kann nicht einmal der Klimawandel mithalten.
Sechs Jahre nach der höchst blamablen Aufnahme des Bairischen in den Weltatlas der bedrohten Sprachen durch die Unesco ist eine objektive Bestandsaufnahme als Handlungsgrundlage überfällig. Die aktuellen Prozentzahlen der Dialektsprecher in den bayerischen Kindergärten sind im Sprachentwicklungsfragebogen „SELDAK“ in jeder Einrichtung dokumentiert. Als Dienstherrin sollte Sozialministerin Emilia Müller sie endlich anfordern und herausgeben, was ihre Vorgängerin noch verweigert hatte. Man müsste zudem den Ministerpräsidenten an sein im Mai 2013 auf dem Landkreistag in Altötting gemachtes Versprechen erinnern, die Kindergärten wieder dem Zuständigkeitsbereich des Kultusministeriums zu unterstellen.
Sepp Obermeier
• Der Autor ist Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache e. V. Er lebt in Gossersdorf (Kreis Straubing-Bogen). Bekannt ist der Verein durch die Verleihung der „Bairischen Sprachwurzel“, einem Preis für vorbildliche Vertreter der Mundart, alljährlich auf dem Gäubodenvolksfest in Straubing. • Der Internationale Tag der Muttersprache ist ein von der Unesco ausgerufener Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“. Er wird seit dem Jahr 2000 jährlich am 21. Februar begangen.
Quelle: Sepp Obermeier
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