Vortrag beim AK Heimatgeschichte Mitterfels: Der bayerische Klosterfrühling

Hausberger 2018 06 08 w

Prof. Dr. Hausberger bei seinem Vortrag.

Prof. Haus­ber­ger über das Wie­der­er­ste­hen der Klös­ter nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on

Es ist ein Glücksfall, wenn ein Historiker so lebendig und humorvoll über einen seiner Forschungsgegenstände referieren kann wie Prof. Dr. Karl Hausberger. Der frühere Ordinarius für Historische Theologie an der Universität Regensburg hielt am Freitagabend im katholischen Pfarrheim Mitterfels einen Vortrag über die Wiederherstellung der bayerischen Klosterlandschaft unter König Ludwig I. Dr. Hausberger nahm sein höchst interessiertes Publikum mit auf eine Reise durch ein Kapitel bayerischer Geschichte, das bis auf den heutigen Tag intensiv nachwirkt.

Im Jahre 1803 waren die Klöster im Kurfürstentum Bayern aufgehoben worden. Es dauerte indes nicht lange, bis sich diese einschneidende Maßnahme als verfehlt erwies: Die öffentliche Hand war vielen der Aufgaben im Bildungs- und Erziehungswesen, die bislang die Klöster wahrgenommen hatten, nicht gewachsen. Bald wurden Stimmen laut, die nach der Wiederbegründung der monastischen Tradition riefen. Doch weder der leitende Minister Maximilian Graf Montgelas noch König Max I. Joseph waren willens, auf diese Stimmen zu hören.

Ludwig Koenig Erst als im Oktober 1825 Ludwig I. den Thron bestieg, taten sich für die Klosterrestaurierung neue Perspektiven auf. Ludwig, ein ebenso gläubiger wie weltoffener Christ, sah in der Religion nicht zuletzt „das metaphysische Zentrum von Staat und Gesellschaft“. Bereits in seiner Thronrede deutete sich an, dass die Klosterrestauration in der königlichen Kultur- und Kirchenpolitik eine zentrale Rolle spielen sollte. Über die Widerstände, die ihm aus den Reihen der liberalen Minister und Beamten, aus dem Landtag und vonseiten der Presse entgegenschlugen, setzte sich der Monarch leichten Herzens hinweg. Probleme allerdings bereitete es ihm, geeignetes Personal zum Betrieb der Klöster zu finden. Die einstigen Konventualen hatten sich innerhalb von gut zwanzig Jahren an eine nicht-klösterliche Lebensführung gewöhnt und wollten diese nicht mehr aufgeben. Mit den wenigen, die bereit waren, sich wieder hinter Klostermauern zurückzuziehen, war das ins Auge gefasste Ziel, fünfzehn Benediktinerklöster einzurichten, nicht zu erreichen. So blieb es zunächst bei einer einzigen Neugründung, derjenigen des Klosters Metten.

Es dauerte ein paar Jahre, bis die Anfangsschwierigkeiten überwunden waren und Metten einen Aufschwung erlebte. Dann jedoch änderten sich die Verhältnisse rasch. In den 30er- und 40er-Jahren zeigte die Aufbauarbeit ihre Wirkung. Diese Arbeit wurde nicht zuletzt durch finanzielle Zuwendungen aus Ludwigs Privatkasse gefördert; mit seiner Unterstützung machte der König deutlich, wie sehr ihm die Erneuerung der Klosterlandschaft am Herzen lag.

Seine Bemühungen ließen das Kloster Scheyern wieder entstehen, und sie zogen eine ganze Reihe von Neugründungen nach sich: Die Abteien St. Stephan in Augsburg und St. Bonifaz in München, das Kloster Andechs und das Stift Schäftlarn im Isartal nahmen ihren Betrieb auf, ferner die Benediktinerinnenklöster Frauenwörth und Seligenthal. Weitere Frauengemeinschaften folgten: die Barmherzigen Schwestern, die Frauen vom Guten Hirten, die Armen Schulschwestern. Sie widmeten sich der Kranken- und Armenpflege, der Betreuung milieugeschädigter Mädchen und Frauen und der Erziehung der weiblichen Jugend. 1846 existierten in Bayern 58 Männer- und 74 Frauenklöster, die wichtige Funktionen in Gesellschaft und Kirche wahrnahmen. Die meisten erlebten in den folgenden Jahren eine ausgesprochene Blütezeit.

Damit – so schloss Dr. Hausberger seinen Vortrag – hat König Ludwig I. eine Leistung vollbracht, die weit über seinen Thronverzicht im Jahre 1848 hinauswirkte und die Grundlage für Entwicklungen schuf, die bis ins 20. Jahrhundert hineinreichten.

Herbert Becker (Beisitzer AK Heimatgeschichte Mitterfels e. V.)

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