Mitterfels im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741 - 1745) - Die Bevölkerung: gequält, gemartert, ausgeraubt

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So kam es, dass die Bauern im Wald noch ein Winterquartier des Feindes hinnehmen mussten, das letzte, aber auch das schlimmste von allen. Der Winter wurde bitter kalt. Etwa 5.000 Soldaten des österreichischen Generals Bärenklau lagerten im Bayerischen Wald; in Mitterfels und in der näheren Umgebung waren es die Husaren des Obersten Zapari. Auch Husaren des Regiments Nadast trafen ein. Überle hatte, mit dem Gerichtsschreiber, das Schloss im Oktober wieder verlassen. Also verteilte wieder der Oberschreiber Petzer die Quartiere, möglichst gleichmäßig auf die Höfe der Hofmarken und die landgerichtlichen Bauern. Die österreichischen Fouriere und Unteroffiziere brachten in diesem letzten Winter die Verpflegungsgelder selber ein, was für die Bauern ein Vielfaches an Drang und Bedrückung bedeutete. Sehr oft haben auch die Husaren die angesetzten Verpflegungsgelder gar nicht in Anspruch genommen, sondern gleich die Lebensmittel bei den Bauern geholt. Die Quälereien und Martern waren in diesem Winter daher noch häufiger und grausamer als vorher. Überle erklärte später, dieser letzte Kriegswinter hätte den Bauern "den letzten Herzensstoß" versetzt.

Am 20. Januar 1745 starb Karl Albrecht, der unglückliche Wittelsbacher Kaiser. Die Österreicher besetzten nochmals fast das ganze Land, dann schloss der neue Kurfürst Max Joseph, der Sohn des Verstorbenen, Friede mit Maria Theresia. Er gab alle Ansprüche auf die Kaiserkrone und auf österreichisches Land auf. Der Krieg war zu Ende; aber die Rückstände mussten noch bezahlt werden: im Landgericht Mitterfels betrugen sie 45.000 Gulden. Was die Bauern in diesen Jahren ausstanden, schildern wieder so recht die Bittgesuche, die nach dem Krieg an die Hofkammer in München abgingen. Einige seien angeführt. Hans Omasmayr von Wiesing, Michael Sperl von Dachsberg, Andre Wünttermayr von Haselbach, Georg Englmayr zu Mieding, Hans Preböck von Kohlham, Stephan Pachmayr und Heinrich Heigl von Denkzell schildern ihre wirtschaftliche Lage so:

Es ist unmöglich zu beschreiben, was wir an der Landstraße gelegenen Untertanen von Freund und Feind, besonders aber von den französischen Auxiliar(hilfs)völkern, die das Mitterfelser Schloss besetzten, erdulden mussten. Die Armeen zogen zur zweimaligen Belagerung von Straubing von Böhmen heraus und wieder retour, kampierten etliche Tage um Mitterfels herum, verlangten Quartier, Vorspann, Reitpferde und bei Nacht Botendienste. Alles Großvieh, die Gänse und das Hühnervieh wurden uns mit Gewalt abgenommen, auch das Getreide im Stadel oder auf dem Kornboden, auch wenn es noch so gut versteckt war, samt Heu und anderer Fütterung. Ja selbst die Frucht auf dem Feld, das Gras auf den Wiesen wurde abgemäht. Die Felder können aus Mangel an Samen und Menath (Zugvieh) kaum mehr angebaut werden. Wir waren im Krieg ärmer als die Soldaten und bettelten von ihnen Kommissbrot. Jetzt aber können wir vorläufig keine Abgaben und keinen Schmalzdienst leisten. "Wir müssen unsere eigenen Suppen ohne Schmalz essen. Das Winter- und Sommergetreide hat so umgeschlagen, dass wir nit bis Lichtmessen die hechst bedürfftige Speis, zu Verkauf aber keinen Vierling haben. Dann derfen wir nichts anders tun als sambt Weib und Kindern unsre ganz eingefahlenen und zum Teil auch durch den Feindt ruinierten Bauernhitten verlassen."

Georg Englmayr von Miething und Hans Preböck von Kohlham schulden ihre Abgaben an Korn, Hafer, Geldgilt, an Scharwerksgeld und Schmalzdienst schon seit vier Jahren. Sie geben an, dass sie bis auf den letzten Heller ausgesaugt und verschuldet sind und dass ihr ganzes "dermaliges" Vermögen nicht "erklecklich" (ausreichend) wäre, diese Rückstände zu bezahlen. Sie könnten es erst, wenn sie wieder zu Kräften gekommen seien, wieder Menath und Nutzvieh hätten. Als "fast gandtmäßige Untertanen" bitten sie fußfällig, ihnen die Abgaben der letzten vier Jahre zu erlassen. Überle ließ durch zwei vereidigte Schätzleute, den Hans Holzer von Hinterholzen und VeitFränkl vom Rosenhof, im Beisein des Gerichtsamtmanns die Städel und Getreidekästen der beiden Gesuchsteller visitieren. Sie fanden beim Hans Preböck nur vier Vierlinge Weizen, fünf Schäffel Korn und vier Schäffel Hafer. In Mieding war ein Vorrat von fünf Schäffel Korn und sechs Vierling Hafer. Dazu schrieb Überle: "Dieser Vorrat reicht nur noch kurze Zeit zum genießen, für den Getreidedienst ist nit das geringste übrig." Er schilderte in seinem Gutachten die Not der Bittsteller als besonders groß, nachdem sie nahe bei der Haselbacher und der Konzeller Landstraße gelegen seien, auf der die vielen Märsche vor sich gingen. Dabei hätten sie ihr ganzes Zugvieh eingebüßt. Auch der Rentmeister Pistoricci in Straubing befürwortete das Gesuch; aus einer Bleistiftanmerkung am Rande des Schriftstücks ist zu ersehen, dass die bisherigen Ausstände nachgelassen wurden, dass aber die heurige Schuld nach und nach bezahlt werden musste.

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Votivtafel der Mitterfelser Pflegskomissärin Maria Josepha Yberle zur Rettung in den Kriegsjahren 1742 bis 1744

"Dise Tafl hat machen lassen die wohl Edl und gestrenge Frau Maria Josepha Yberlin Pflegscommissarin in Mitterfelß, zu Ehrn und danckbahrkeit Maria hilf und deren 14 hl. Nothhelfer vor deren Mächtigen Vorbitt bey Gott alß durch welche sye u. die ihrige in denen letzthin vorgewesten verderblichen Kriegsjahren de a. di. 1742/1743/ et 1744 in dreymahlig genommenen Flucht auß Leib-Lebens-Feuer-und-Verlustes-gefahren Hab u. Guetts wunderbahrlich errettet u. erhalten worden."

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