Geschichte von Mitterfels
2019: VG Mitterfels wird 42
2019 wird die VG Mitterfels bereits 42
1. Juli 1977: Erste freiwillige Verwaltungsgemeinschaft Niederbayerns - Bericht von der „Geburt“ und dem „Laufen Lernen“
1971 wurde mit der Möglichkeit, Verwaltungsgemeinschaften an Stelle von Einheitsgemeinden zu gründen, eine in Bayern neue Form des kommunalen Zusammenwirkens eingeführt ...
In der Regierungserklärung vom 25.01.1967 hatte der damalige Bayerische Ministerpräsident Dr. h. c. Alfons Goppel eine Reform der Verwaltung in Bayern angekündigt. Sie sollte effektiver sein und den Veränderungen der Zeit angepasst werden und trotzdem „bürgernah” sein. Eine Beratergruppe wurde mit der Ausarbeitung eines bayerischen Weges beauftragt. In einem Jahrzehnt sollte das Ziel erreicht sein. 1971 wurde mit der Möglichkeit , Verwaltungsgemeinschaften an Stelle von Einheitsgemeinden zu gründen, eine in Bayern neue Form des kommunalen Zusammenwirkens eingeführt, die den beteiligten Gemeinden sehr viel mehr Eigenleben ließ.
In diese Richtung bewegten sich auch die Gedanken der Gemeinderäte und Bürgermeister der Gemeinden Mitterfels, Haselbach, Ascha und Falkenfels, wobei durchaus verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen wurden. In Haselbach dachte man auch eine „Schiene” mit Mitterfels und Haibach an, Falkenfels und Wiesenfelden waren im Gespräch, in Ascha wurde eine „Kinsachachse” diskutiert, die aber scheiterte. So bewegte man sich schon 1974 in Gesprächen auf die Gründung einer Verwaltungsgemeinschaft in den Grenzen des Hauptschulverbandes zu. (1969 schon wurden im Rahmen der Hauptschulreform die Klassen 7 - 9 in der Schule Mitterfels zusammengeführt.) Am 21. Dezember 1974 wurde man sich in einer gemeinsamen Ausschusssitzung einig und man beauftragte die Bürgermeister zu Verhandlungen mit dem Landrat und der Regierung von Niederbayern. Am 11. Dezember 1975 beschlossen die Gemeinderäte der vier Gemeinden in einer gemeinsamen Sitzung die Gründung der VG und als Zeitpunkt des Inkrafttretens den 1. Juli 1977. In weiteren Sitzungen wurde eine Vielzahl von organisatorischen Fragen erörtert.
Von 121 Gemeinden des Landkreises verblieben nach der Gemeindegebietsreform noch 36, nämlich 12 Einheitsgemeinden und 24 Gemeinden in 8 Verwaltungsgemeinschaften.
Aufgabenverteilung
Die Gemeinden als solche blieben erhalten, behielten ihre Bürgermeister als Ansprechpartner für die Gemeindebürger, die sich nach wie vor mit Fragen und Problemen an ihr Gemeindeoberhaupt wenden konnten, behielten auch ihre Gemeinderäte, aber sie hatten keine eigene Verwaltung mehr. Die zentrale Geschäftsstelle sollte alle Aufgaben aus dem sogenannten übertragenen Wirkungskreis erfüllen, z. B. Standesamt, Einwohnermeldeamt, Pass- und Ausweiswesen, Haushaltsführung, Durchführung von Wahlen usw. Bei den einzelnen Gemeinden verblieben noch eine Reihe von Aufgaben und Verantwortlichkeiten, z. B. für den Haushaltsplan, für die Hebesätze, für die Aufgaben des eigenen Wirkungskreises (Straßenbau, Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, Feuerwehr, Friedhofswesen, Bauleitplanung u. a.). Der Schriftverkehr und die Verwaltung für alle Bereiche sollten zentral erledigt werden.
Jetzt muss „das Kind noch laufen lernen!”
Unter dieser Überschrift berichtete die Zeitung von der konstituierenden Sitzung am 1. Juli 1977. Sie fand statt am Ort der Verwaltung: im Schloss Mitterfels, dem ehemaligen Amtsgericht. Mitterfels und Haselbach durften - aufgeschlüsselt nach der Einwohnerzahl - je drei Vertreter in die Verbandsversammlung entsenden, Ascha und Falkenfels je zwei.
Dr. Voggenreiter, der Vertreter des Landrates Hafner, vertrat die Auffassung, dass diese erste VG sicher ein gutes „Muster” für andere noch zu bildende VG werde. Freilich werde es eine Zeit dauern, bis sich die Bevölkerung an die neue Form der Verwaltung gewöhnt habe. Den vier Bürgermeistern erwachse die Aufgabe, vermittelnd und verbindend zu wirken. Das Landratsamt, das schon als „Geburtshelfer” tätig war, werde alles daran setzen, dass das „Kind auch laufen lernt”.
Alois Mandl 1. Vorsitzender der VG
Bei der anschließend durchgeführten Wahl wurde Bürgermeister Alois Mandl (Haselbach) mit sieben Stimmen 1. Vorsitzender der neu gegründeten VG. Sein Gegenkandidat Bürgermeister Walter Uekermann (Mitterfels) erhielt drei Stimmen. Stellvertreter wurde nach einer Stichwahl Bürgermeister Josef Prommersberger (Ascha).
Während der anschließenden Sitzung trafen noch telefonisch die besten Wünsche der Regierung von Niederbayern ein.
In den Monaten danach „lernte das Kind dann das Laufen”. Die vielen Befürchtungen, die Mitgliedsgemeinden würden an eigenem Bestand verlieren, haben sich nicht bewahrheitet. Sie haben nach wie vor ihre uneingeschränkte Selbständigkeit und treffen ihre Entscheidung in den Gemeindegremien. Für die laufenden Arbeiten steht dem Bürgermeister eine gut organisierte Verwaltung zur Verfügung, so dass er sich mehr als früher seinen eigentlichen Aufgaben zuwenden kann.
In jeder Ehe wird es Probleme geben, eine „Ehe zu viert” (siehe Kommentar von Fritz Röhn) ist sicher nicht einfacher, die Partner neigen zu Koalitionen, die nicht immer in sachlichen Argumenten gründen. Trotzdem hat kein Partner je die „Ehe” verlassen wollen, wie das bei den durch Zwang zustande gekommenen Einheitsgemeinden durchaus vorkam.
Nach den Kommunalwahlen 1978, bei denen Bürgermeister und 1. VG-Vorsitzender Alois Mandl nicht mehr kandidierte, wurde der neugewählte Mitterfelser Bürgermeister Werner Lang Gemeinschaftsvorsitzender. 24 Jahre lang prägte er entscheidend dieses kommunale Selbstverwaltungsgremium mit.
Foto: Der Vertreter des Landratsamtes Dr. Voggenreiter gratuliert Alois Mandl zur Wahl zum 1. Vorsitzenden der VH Mitterfels. Im Vordergrund Oberinspektor Mages.
Eine Ehe zu viert
... Vier Gemeinden sind eine Ehe eingegangen, die sich von üblichen Ehen darin unterscheidet: Sie wird nicht mit Flitterwochen, sondern mit Problemen beginnen. Welche Kraft und Umsicht, Fingerspitzengefühl und Takt nötig sein werden, um diese Probleme zu meistern, kann sich jedermann ausrechnen. Geduld und guter Wille, Verdrängung von Ressentiments, die eventuell in der langen Anlaufzeit aufgekommen sein mögen, die absolute Bereitschaft zum gegenseitigen Verstehen und zur sachbezogenen Zusammenarbeit bei den offiziellen Vertretern der Verbandsversammlung, aber auch in den Gemeindegremien, werden die Voraussetzung sein, unter denen ein Gelingen des Werkes garantiert werden kann. “Mitterfels ist ein Muster”, heißt es, und man will und soll sich auch bemühen, dass es ein gutes Muster wird. Denn an der Entwicklung dieser ersten Verwaltungsgemeinschaft werden sich viele andere, noch kommende in Niederbayern orientieren. Die Verantwortlichen sollten sich also dessen bewusst sein, dass sie Pionierarbeit leisten.
Eine große Sache hat ihren Anfang genommen. Umso bedauerlicher ist zu vermerken, dass die Mitglieder der Verbandsversammlung in Mitterfels gestern - Regierungsdirektor Dr. Voggenreiter und die Amtsräte Franzke und Heitzer ausgenommen - ganz unter sich waren. Sicher hätte die Anwesenheit des Landrats dieses Landkreises, in dem Niederbayerns erste VG in Kraft trat, aber auch eines Vertreters der Regierung von Niederbayern als äußeres Zeichen dafür gewertet werden können, dass hier der Anfang einer neuen Form kommunaler Verwaltung gemacht wurde, wie er bislang noch nicht dagewesen ist. Wir sind jedenfalls der Meinung, dass diese Premiere bedeutungsvoller war als die Eröffnung einer neuen Gemeindeverbindungsstraße oder eines Volksfestes.
Fritz Röhn, Kommentar in der Bogener Zeitung
>>> Statistik wird noch weiter ergänzt!
Quelle: Franz Tosch, in: Mitterfelser Magazin 8/2002 - Aktualisierung und Neugestaltung für das Internet am 4. Juli 2012
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