Mitterfels
"Was braucht es an 'Infrastruktur', damit Gott zu den Menschen unserer Tage kommen kann?" - Zum 2. Adventssonntag
Predigt am 2. Adventssonntag von Pfarrer P. Dominik Daschner OPRAEM, Pfarrgemeinschaft Mitterfels-Haselbach
Immer wenn man es eilig hat, wird irgendwo die Straße aufgerissen. Das nervt. Aber wenn die Wirtschaft florieren soll, dann braucht es eben eine entsprechende Infrastruktur. Dann braucht es Straßen, über die der Güterverkehr schnell und effektiv abgewickelt werden kann. Die Waren müssen schließlich an den Mann und an die Frau kommen. Und dazu braucht es ein gut ausgebautes und funktionierendes Straßennetz.
Was braucht Gott, um bei uns Menschen ankommen zu können? Das ist die zentrale Frage der Adventszeit. Eine sehr bedrängende Frage, scheint mir. Denn wenn ich in unsere Gesellschaft schaue, wenn ich mir vor allem die junge Generation anschaue, dann wird immer offensichtlicher, dass Gott und Religion bei diesen Menschen heute vielfach nicht mehr ankommt. Immer mehr Menschen sind einfach gleichgültig gegenüber Gott. Sie leben ein total diesseitiges, materialistisch ausgerichtetes Leben. Sie leben auch ohne Religion, ohne Glaube und Kirche ganz gut. Nicht zu glauben, scheint heute für viele tatsächlich normal zu sein. So wie jemand auf die Frage geantwortet hat, ob er denn religiös oder in einer Kirche sei – „Nein, normal halt“, so seine Antwort.
Wie kann Gott heute bei den Menschen ankommen? Was braucht es - im übertragenen Sinne - an Infrastruktur, damit Gott zu den Menschen unserer Tage kommen kann? Das ist die entscheidende Frage, mit der wir uns in der Kirche, in jeder Gemeinde auseinandersetzen müssen. Wie bringen wir den Glauben an den Mann und die Frau? Wie bringen wir Gott zu den Menschen?
Damals, vor gut 2000 Jahren, war es der Esel, durch den Gott sich - noch im Mutterleib Marias - auf den Weg gemacht hat, um in Betlehem geboren zu werden. Kein Zweifel, es hätte auch damals sicher bessere, schnellere, bequemere, vor allem auch repräsentativere Verkehrsmittel gegeben als ausgerechnet einen Esel. Trotzdem hat Gott gerade den Esel gewählt.
Krippenesel als Anschauungsobjekt bei der Predigt © ft
Das ist für mich ein sehr entlastender und tröstlicher Gedanke. Denn das bedeutet: Wenn wir uns in der Kirche als das Verkehrsmittel verstehen, durch das Gott heute bei den Menschen ankommen will - und genau das ist im Kern die zentrale Aufgabe von Kirche, dafür ist sie da -, wenn wir uns also als das Vehikel verstehen, durch das Gott zu den Menschen kommen will, dann müssen wir also nicht unbedingt das beste und modernste und perfekte Verkehrsmittel sein.
Gott braucht nicht den ICE, um bei den Menschen anzukommen. Ihm genügt ein einfacher Esel. Das bedeutet: Auch wenn sich die Kirche manchmal behäbig und scheinbar unbeweglich verhält, auch wenn sie in den Augen mancher Zeitgenossen manchmal störrisch und stur zu sein scheint und sich viel zu langsam bewegt wie ein Esel, sie ist genau das Vehikel, das Gott sich ausgewählt hat, um zu den Menschen zu gelangen. Es braucht nicht die modernsten Methoden, es braucht auch nicht ausgefeilte Pastoralpläne und Strategien. Es braucht einfach Menschen, die bereit sind, sich wie der Esel zur Verfügung zu stellen und den Herrn zu den Menschen zu tragen. So einfach ist das im Grunde.
Nichts anderes will Johannes der Täufer mit seiner Botschaft sagen: „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“ Auch hier geht es darum, eine Infrastruktur zu schaffen, damit Gott zu den Menschen kommen kann. Nur, wie geht das? Was können wir tun, damit er bei den Menschen unserer Tage ankommt?
Zunächst einmal: Wir müssen alles aus dem Weg räumen, was ihn hindert, bei uns anzukommen. Denn das ist nun einmal das Erste: dass er bei uns ankommen muss. Das bedeutet also: Wir müssen immer wieder selbst einen Zugang zu Gott suchen, müssen uns frei machen von dem, was uns so besetzt und gefangen nimmt, dass oft gar kein Raum mehr bleibt, wo Gott bei uns ankommen kann. Es gilt also in unserem Leben Zeiten und Räume freizuhalten für Gott, Zeiten für Gebet und Gottesdienst, Zeiten für die Begegnung und den Austausch mit Menschen, denen der Glaube und Gott wichtig sind. Dazu gehört auch, dass wir uns von all dem frei machen, was unser Herz blockiert und verschlossen macht: nämlich Schuld und Sünde, Egoismus und Selbstsucht, Kleinmut und gekränkte Eitelkeit und so weiter; dass wir umkehren und uns um ein Leben bemühen, das offen ist und empfänglich für Gottes Botschaft und damit auch offen und empfänglich für das, was die Menschen um uns herum bewegt. Darum geht es, wenn Johannes aufruft, dem Herrn einen Weg zu bahnen, die Schluchten aufzufüllen und die Berge abzutragen.
Und je mehr uns das gelingt, um so mehr kann Gott bei uns wirklich ankommen, eine umso größere Rolle spielt er in unserem Leben. Und wenn er bei uns angekommen ist, dann werden wir fast automatisch selbst zur Straße, auf der Gott auch zu anderen Menschen kommen will; dann werden wir zur Infrastruktur, zum Verkehrsmittel Gottes.
Da mag der eine dann eher einem ICE gleichen: charismatische Persönlichkeiten, die selbst so von der Liebe zu Gott durchglüht sind, dass sie andere einfach anstecken und Begeisterung für den Glauben wecken. Andere gleichen vielleicht eher dem Esel, indem sie treu und zuverlässig ihre Arbeit tun, geduldig und mit Ausdauer ihren Glauben leben, sich dienstbereit in ihrer Gemeinde engagieren. Es gibt eben verschiedene Verkehrsmittel. So wie jeder Mensch anders ist. Aber unser aller Berufung ist es, durch unser Leben Gott zu den Menschen zu bringen. Und je mehr uns das gelingt, um so mehr wird Advent werden - denn Advent bedeutet übersetzt „Ankunft“: Ankunft des Herrn!
BESINNUNG - GEDANKEN DES ESELS
Nicht dass ich unzufrieden wäre mit meinem Herrn. Im Vergleich mit anderen Eseln hab ich es noch ganz gut erwischt. Mein Herr, der Zimmermann, hält mich normalerweise ganz gut. Da kann ich mich nicht beschweren. Aber diese Reise ist doch eine Tortur. Zu dieser Jahreszeit von Nazaret nach Betlehem, durch das judäische Bergland. Das allein ist schon Zumutung genug. Aber nicht genug, setzt er auch noch diese Frau auf meinen Rücken, die noch nicht mal richtig seine Frau ist, aber schon hochschwanger. Na ja, geht mich ja nichts an, aber da haben sie sich in Nazaret schon ganz schön das Maul zerrissen, die Leute. Und ich muss es jetzt wieder ausbaden, muss also quasi zwei Menschen da durch die Gegend schleppen.
Ich will mich ja nicht beschweren. Wir Esel sind geduldig, mit uns kann man's ja machen. Aber hat der sich eigentlich mal überlegt, was er dieser Frau zumutet? So wie die aussieht, kann's im Grunde jeden Augenblick losgehen. Kann von Glück reden, wenn wir es noch bis Betlehem schaffen.
Und dabei weiß ich genau, was da los ist mit dieser Frau. Auf uns Esel achtet nämlich keiner, weil alle denken, wir sind dumm und einfältig und bekommen doch nichts mit. Deshalb war ich dabei, als dem Josef ein Engel erschienen ist und erklärt hat, was mit diesem Kind ist. Das ist nämlich kein gewöhnliches Kind. Dieses Kind kommt von Gott. Es ist Gottes Sohn, hat der Engel gesagt, der Messias, der Retter, der König. Ich hab's natürlich niemandem weitergesagt, aber ich bin schon ziemlich stolz, dass ich den König tragen darf! Ich, ein Esel! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Normalerweise reitet ein König auf einem stattlichen Pferd, und jetzt darf ich den König der Könige tragen!
Er ist noch gar nicht geboren, und doch hab ich ihn schon gern: weil er sich nicht zu schade ist, sich von einem kleinen Esel tragen zu lassen. Auch wenn ich mir hier fast den Herzkasperl abstrample, um nichts in der Welt würde ich jetzt mit einem anderen tauschen wollen. Gott ist sich nicht zu schade, sich von mir tragen zu lassen!
Was ich nicht verstehe, ist, dass wir Jerusalem links liegen lassen. Eigentlich müsste dieses Kind doch in Jerusalem, im Königspalast zur Welt kommen. Oder im Tempel, wenn es doch Gottes Sohn ist. Aber nein, er muss unbedingt nach Betlehem, in dieses Bauerndorf, wo es nichts gibt als ein paar Schafe und Hirten. So ganz verstehen tu ich das nicht. Aber wenn er sich von einem Esel tragen lässt, dann ist er sich offenbar auch nicht zu schade, in einem kleinen Nest zur Welt zu kommen. Schon eigenartig, was sich Gott dabei wohl denkt.
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