Palmsonntag 2012 in der kath. Pfarrei Heilig Geist Mitterfels: Liturgie und Brauchtum

 

10_palmsonntag2012Der Palmsonntag,der letzte Sonntag vor Ostern, eröffnet die Karwoche und somit die wichtigste Woche des katholischen Kirchenjahres. Zu den Besonderheiten des Palmsonntags gehört die Palmprozession. Erfreulich, wie viele Mitglieder der kath. Pfarrgemeinde Heilig-Geist in Mitterfels wieder den Brauch aufleben lassen, an der Prozession mit Palmbüscherl teilzunehmen. Pfarrer P. Dominik weihte im Schulhof die Palmbuschen, die die Palmzweige symbolisieren, mit denen Jesus empfangen worden war. (Über diesen Brauch finden Sie einen eigenen Beitrag: [>>> Palmbuschen am Palmsonntag] Mit besonders schönen Palmbuschen nahmen die Erstkommunionkinder an der Palmprozession teil, die vom Schulhof zur Pfarrkirche führte (Foto).

 

>>> Hier finden Sie einige Bilder von der Palmweihe und der anschließenden Messfeier in der Pfarrkirche: [...zur Bildreihe]

 

14_palmsonntag2012Charakteristisch für die Liturgie am Palmsonntag ist die Einführung in die Karwoche mit der Leidensgeschichte. Pater Dominik ging in seiner kurzen Predigt darauf ein:

Liebe Schwestern und Brüder!

Viele, sehr unterschiedliche Personen bevölkern die Passionsgeschichte. Die Bibel malt dabei nicht schwarz-weiß – hier die Guten und dort die Bösen. Nein, da gibt es viele Grautöne. So wie das Leben und die Menschen nun einmal sind. Dadurch kommen uns diese Leute sehr nahe, werden sie in gewissem Sinn menschlicher.

Da sind allen voran die Jünger Jesu. Sie schlagen nicht einfach kopflos mit dem Schwert drein, sondern fragen nach Jesu Anweisungen. Sie haben schon viel von Jesu Botschaft ver­innerlicht. Und doch haben auch sie Schwierigkeiten, sich auf die Pas­sion Jesu einzulassen. Unter den Jün­gern ragt Petrus heraus. Mutig hat er Jesus als den Messias bekannt und ihm bedingungslose Treue versprochen. Doch dann leugnet er, Jesus zu kennen.

Nach Jesu Wort fragen, sich danach orientieren wollen und das als richtig Erkannte doch nicht durchhalten; Versprechen abgeben und dann, wenn es eng wird, einen Rückzieher machen – das kommt uns doch sehr bekannt vor. Doch wie Petrus bekommen auch wir die Möglichkeit, neu anzufangen.

Da ist Pilatus als eine markante Figur der Passionsgeschichte. Er will die Verantwortung für sein Tun von sich wegschieben. Er glaubt, seine Hände in Unschuld waschen zu können. Wie oft denken wir: Das geht mich nichts an!, und meinen, uns durchlavieren zu können ohne Stellung zu beziehen?

Da sind die beiden Schächer am Kreuz. Der eine hat seine Vorstellung vom Messias als mächtigem König Israels. Und darum reagiert er auf den Gekreuzigten nur mit Spott und Hohn. Wie sehr sind wir in unseren Vorstellungen von Gott festgelegt, und stehen uns diese vielleicht manchmal im Weg? Der andere dagegen wirft in einem letzten Anflug von Reue über sein verpfuschtes Leben seine ganze Hoffnung auf Jesus und bekommt von ihm eine großartige Verheißung zugesprochen: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Auch einem, der schuldig geworden ist, ist ein echtes Bekenntnis zu Jesus möglich. Auch für ihn ist Rettung möglich.

Liebe Schwestern und Brüder, all diese Personen der Passionsgeschichte, um nur einige he­rauszugreifen, all diese Personen sind Menschen wie du und ich, Identifikationsfiguren, in denen auch wir uns wiederfinden können. Was wir in diesen kommenden Tagen der Kar­woche feiern, sind keine Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Nein, da geht es um un­ser Menschsein, da kommen wir selbst drin vor: mit unseren Stärken und Schwächen, mit unseren Hoffnungen und Enttäuschungen, mit unserer Sehnsucht, mit der Größe und dem Elend unserer menschlichen und ganz persönlichen Existenz.

Lassen wir uns von den so verschiedenen Personen der Passions- und Osterberichte in diesen kommenden hohen Tagen unseres Glaubens an der Hand nehmen, damit wir selbst unseren Platz finden in dem Geschehen um Jesus. Vielleicht fragen wir uns in diesen Tagen: Wo wäre ich damals gestanden? Zu welcher Gruppe hätte ich mich zählen dürfen, zählen müssen? An welchem Platz wird Jesus mich an­treffen, von wo will er mich abholen; und wohin will er mich führen auf seinem Weg durch Kreuz und Tod zur Auferstehung?

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