Die Freibäder und das liebe Geld

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Panoramabad Mitterfels (Fotoquelle: mitterfels-online.de)

Sie sind wichtig für Einheimische und Touristen, belasten aber die Gemeindekassen

 

Straubing-Bogen. Acht Freibäder im Landkreis zählt der neue Urlaubskatalog auf, der bei der Tourismusversammlung (wir berichteten) vorgestellt wurde. Dass der Betrieb der Bäder die betreffenden Gemeinden eine Stange Geld kostet, darauf wies in der Versammlung der Mitterfelser Bürgermeister Heinrich Stenzel hin – und fragte Landrat Josef Laumer, ob nicht der Landkreis den betreffenden Gemeinden finanziell unter die Arme greifen könnte. Genutzt würden die Anlagen schließlich von allen Landkreisbürgern.

„Wenn ein solcher Antrag kommt, können wir im neuen Kreistag gerne darüber reden“, sagt Landrat Laumer zu dem Ansinnen. „Persönlich halte ich die Aussicht auf Erfolg allerdings nicht für sehr vielversprechend.“ Es gebe Freizeiteinrichtungen überörtlichen Charakters schließlich auch in anderen Gemeinden, die dann ebenfalls den Wunsch nach einer Beteiligung des Landkreises äußern könnten.

Allerdings sind Freibäder nicht nur touristische Infrastruktur, sondern auch die Orte, an denen Kinder das Schwimmen lernen. „In einem Baggerweiher ist das zu gefährlich“, betont Stenzel, in dessen Gemeinde das Panoramabad Mitterfels liegt. „Die Wasserwacht bietet im Bad jeden Sommer Kurse an.“ Das Panoramabad verzeichnet Stenzels Worten zufolge jährlich ein Defizit in einer Größenordnung von 120 000 oder 130 000 Euro. Zwar sei es gut in Schuss, aber „es ist ein altes Bad“. Sollte ein Schaden am Becken auftreten, der bedingt, dass die gesamte Technik erneuert werden muss, „wird es problematisch“.

Der Weg zum Naturbad

Vor etwas mehr als zehn Jahren war einmal bereits eine mögliche Schließung des Bades Thema, damals „ist dann der Förderverein gegründet worden“. Unter anderem Vertreter von diesem haben sich kürzlich im Oberschneidinger Naturbad Information geholt. In der Gäubodengemeinde war die Lage vor wenigen Jahren desolat: Die Bäder in Oberschneiding und Reißing hätten saniert werden müssen, und das jährliche Defizit lag laut Bürgermeister Ewald Seifert für Oberschneiding bei 15 000 bis 20 000 Euro, für Reißing gar bei 20 000 bis 25 000 Euro, das habe die Gemeinde sich nicht leisten können.

Da die Bevölkerung das Reißinger Bad nicht aufgeben wollte, wird es heute von einem Verein in Eigenregie geführt, „die Gemeinde zahlt einen jährlichen Zuschuss von 2 000 Euro“. Aus dem Oberschneidinger Freibad wurde das heutige Naturbad; die Umwandlung gehe auf eine Idee der Bürger zurück, erzählt Seifert, der zudem voll des Lobes über den seitdem bestehenden Förderverein ist. Das Naturbad sei sehr viel umweltfreundlicher als ein herkömmliches – und das jährliche Defizit fürs Oberschneidinger Bad bewege sich jetzt zwischen 6 500 Euro, wie im guten Jahr 2013, und den 10 000 Euro, die nach der schlechten Saison heuer erwartet werden.

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Oberschneiding hat sich für ein Naturbad entschieden – hier bei der Eröffnung im Jahr 2010.

 

Ungechlort, ungeheizt

„Mit dem Chlor, das wir nicht mehr benötigen, fallen auch die 5 000 Euro im Jahr dafür weg“, erläutert der Bürgermeister zur Einsparung. Durch die Pumpen der biologischen Wasserreinigung sei zwar der Stromverbrauch gestiegen, dennoch lägen heute die Stromkosten sogar unter jenen des früheren Bades, denn eine eigene Photovoltaikanlage liefert Strom.

Das Wasser heizt sie nicht. „Unser Bad war immer schon unbeheizt“, sagt Seifert. Beklagt habe sich noch niemand. Und: „Besser ein unbeheiztes Bad als gar keines.“ – Heinrich Stenzel hat da andere Erfahrungen: „Liegen die Wassertemperaturen einmal bei nur 23 Grad, wird gleich geschimpft.“ Mitterfels bezieht die Wärme über ein Hackschnitzelwerk, eine Lösung, die man auch bei anderen Bädern im Landkreis antrifft.

Eines von diesen ist die „Laberrutsch’n“ in Geiselhöring, wo man im Jahr rund 40 000 Euro für Wärme ausgibt, das jährliche Defizit des Bades bewegt sich laut Kämmerer Hans Pfeffer in einer Höhe von 140 000 bis 160 000 Euro im Jahr. Er betont, dass das Bad eine freiwillige Aufgabe der Stadt ist „und Pflichtaufgaben vorgehen“, aber: „Das Bad war immer eine Einrichtung, die man aufrechterhalten will und die von den Bürgern gut angenommen wird.“

Becken nachts zudecken?

Nach Einsparmöglichkeiten werde stets gesucht. Pfeffer zufolge werden derzeit Informationen zur Möglichkeit einer nächtlichen Abdeckung der Becken eingeholt. „Wenn es August oder September ist, ist bei einer Beckentemperatur von 26 Grad der Verlust durch die kalten Nächte immens.“ In Mallersdorf-Pfaffenberg hat man das Thema Beckenabdeckung bereits diskutiert, sie jedoch verworfen, wie Bürgermeister Karl Wellenhofer mitteilt: „Die Anschaffung war uns zu teuer, und man muss die Abdeckung dann ja täglich auf- und abrollen.“

Teuer würde auch eine Komplettsanierung des großen Schwimmbeckens, Wellenhofer spricht von rund 1,2 Millionen Euro nach derzeitigem Stand. Solche Ausgaben will die Marktgemeinde sich noch sparen. Die Alternative war eine Sanierung nur des Beckenkopfes. Ein Teil wurde heuer schon erledigt, der zweite nächstes Jahr, „für 120 000 Euro“. Die jährlichen Ausgaben fürs Freibad lägen bei rund 280 000 Euro, „davon kommen knapp 30 Prozent wieder herein“, die fürs Hallenbad, denn Mallersdorf-Pfaffenberg gehört zu jenen Orten, die auch ein solches haben, „bei rund 136 000 Euro, da kommen etwa zehn Prozent zurück“.

Aufgeben wolle man die „attraktiven Einrichtungen“ dennoch nicht: „Die gehören zur Infrastruktur.“ Die Schwimmgemeinschaft betreibe erfolgreichen Leistungssport, und von weither kämen die Kinder zum Schwimmkurs, den der Abteilungsleiter – ein ausgebildeter Schwimmlehrer – gebe.

Jedes Jahr ein wenig ins Bad investiert wird auch in Haibach, „heuer zum Beispiel in eine neue Filteranlage“, wie Bürgermeister Fritz Schötz mitteilt. 30 000 bis 50 000 Euro betrage das Bad-Defizit im Jahr. Heuer sei der Sommer „nicht der Hit“ gewesen – aber die Eintrittsgelder deckten ohnehin nur „gerade mal die Stromkosten“.

Solarheizung fürs Wasser

Gut bewährt habe sich das Heizen des Wassers durch die Sonne. Seit einigen Jahren sei die Anlage dafür in Betrieb. Nach vielen kalten Tagen dauere der Temperaturanstieg zwar etwas länger, bei dauerhaftem Sonnenschein aber „mussten wir sogar schon kaltes Wasser zugeben, damit es nicht zu warm wird“. Eine Unterstützung vom Landkreis „wäre schön“ sagt Schötz zum Stenzel-Vorstoß, aber auch ohne eine solche gelte es, das Bad zu halten „solange es geht“. Es sei ein Pluspunkt für Bevölkerung wie Urlaubsgäste. „Und wir leben zum Teil ja vom Tourismus.“

Auf deutlich höhere Verluste als im Jahr 2013 fürs Freibad stellt sich wegen der Witterung auch Werkleiter Max Denk in Bogen ein. Zwischen „140 000 und 170 000 Euro jährlich im operativen Geschäft“ bewegten sich die Zahlen.

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So leer wie auf diesem Archivbild aus dem Jahr 2011 das Bogener Freibad dürften alle Bäder im Landkreis auch heuer oft gewesen sein.

 

Problem: Kälte und Wind

Bemerkmar mache sich in einer miesen Saison der Einbruch der Besucherzahlen – und ebenso das Wetter an sich: Bei kälteren Temperaturen müsse mehr Wärme bezogen werden, sei es windig, steige der Stromverbrauch: „Da gibt es mehr Fremdeintrag ins Wasser, und die Anlage fährt die Reinigungsleistung rauf.“ Der Strom für die Pumpen und Geräte sei generell „ein Brocken, der weh tut“. Die Energiepreise seien aufgrund von Steuern und staatlichen Abgaben in den letzten Jahren stark gestiegen.

Sicherheit geht vor

Die letzte Generalsanierung war 1999, derzeit werde ein Schwimmmeisteraufsichtsgebäude mit Sanitätsversorgungsraum gebaut. Reparaturen würden immer sofort erledigt, veraltete Teile vorausschauend ausgetauscht. „Lieber geben wir ein bisschen mehr für den laufenden Unterhalt aus und sparen uns damit erheblich höhere Kosten für Investitionen in der Zukunft.“ In Bogen sei das Bad ein Eigenbetrieb.

Steuerliche Vorteile könnten ausgenutzt werden, und auch im Vergleich mit Bädern ähnlicher Größe in anderen Landkreisen stehe es nicht schlecht da. Dennoch werde ständig überlegt, wo Kosten gedrückt werden könnten. Mit einer Ausnahme: „Bei den Personalkosten kann ein bestimmter Wert nicht unterschritten werden, denn dann ginge eine Einsparung auf Kosten der Sicherheit.“

Noch etliche kleine Bäder

Das achte Freibad, das der Urlaubskatalog 2015 aufführt, ist das Waldschwimmbad Schwarzach. – In Wahrheit ist der Landkreis jedoch sogar noch großzügiger mit Bädern bestückt, denn als der Urlaubskatalog gedruckt wurde, haben nicht von allen Gemeinden Meldungen vorgelegen. „Es gibt auch in Schambach, Straßkirchen, Hailing und Niederwinkling Freibäder“, sagt Tourismusreferentin Birgit von Byern. In Aholfing besteht noch ein Kinderbad.

Aus Seiten im Internet geht hervor, dass das Hailinger Freibad wie das Haibacher ein solarbeheiztes ist. Das Niederwinklinger Bad hingegen wirbt mit einer anderen Attraktion: Dort ist die Nutzung kostenlos.


Quelle: Andrea Prechtl, in: Bogener Zeitung vom 8. November 2014 (Anmerkung: Verspätete Veröffentlichung wegen der 14-tägigen Sperrfrist)

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