Glossen, Realsatire & Co.
AK Heimatgeschichte Mitterfels. Exkursion Burgruine Runding
Burgruine Runding heute - nach den Sanierungsmaßnahmen - Vergrößern durch Anklicken!
Mitterfels – Runding? Gibt es in der Geschichte der beiden Orte, der beiden Burgen eine Verbindung?
Exkursion Burg Runding - Geschichte - Fotostrecke
Ankündigung
Einen Grund für den Besuch des AK Heimatgeschichte aus Mitterfels am Freitag, 16. Juli 2021 in Runding?
Lassen wir Franz Wartner, den Autor der überarbeiteten Chronik Markt Mitterfels und „Doyen“ der Mitterfelser Heimatgeschichte, von der Beziehung dieser beiden Orte erzählen (Auszug aus seinem Vortrag zur 800-Jahr-Feier von Mitterfels 1995):
Liebe Heimatfreunde,
der Heimatgeschichte halber seid Ihr hierher ins Turmzimmer gekommen, unserer Pfarr- und Schulgeschichte halber. Und ich will sie Euch nun „wia a G'schicht“ erzähl'n; und nehm' Euch jetzt mit ins alte Kreuzkirchen, weil dort alles angefangen hat. Dass eine Pfarrgeschichte ausgerechnet bei einem Einödhof beginnt, hat seinen Grund. Zunächst: Ein Kirchlein ist beim Hof gestanden, und beides hat einer Edelfrau gehört: Adelheid von Runding.
Dann ein Zweites, Entscheidendes: ein Besitzwechsel in geistliche Hand! 1194 - vor 800 Jahren also schenkt Adelheid Hof und Kirche an das Kloster Oberalteich. Auch diese Schenkung braucht einen Grund, und den erfahren wir aus der Schenkungsurkunde: Adelheid verpflichtet das Kloster, in Kreuzkirchen an jedem Sonn- und Feiertag, auf ewige Zeiten, einen feierlichen Gottesdienst zu halten für ihr und ihrer Eltern Seelenheil! Aus solchem Grunde ist dem Kloster noch manch anderer Hof zugefallen! Nun waren bei Ausstellung der Urkunde auch Zeugen dabei, und so erfahren wir früheste Namen von Menschen unserer Heimat. Hauptzeuge war wohl Adelheids Bruder Berthold, als Ministeriale (Dienstmann) der Bogener Grafen Burghauptmann zu Mitterfels (auch ein Beweis, dass die Burg um diese Zeit schon bezogen war). Zeugen waren aber auch Bauern der Umgebung: Göswin von Kreuzkirchen, Marquard und Renold von Buchberg, Hiltpolt und Kuno von Straß(-hof) und die Brüder Heinrich und Marquard Schaeubing, von deren Geschlecht sich der Dorfname „Schaeubingsgrueb“, das heutige Scheibelsgrub, ableitet. …
Zur Geschichte:
Auf dem Schlossberg in Runding stand im Mittelalter die größte Burg des Bayerischen Waldes, sie wurde 1118 erstmals urkundlich erwähnt. Nachdem die Notthafft ihren überschuldeten Besitz 1829 aufgeben mussten, war die einst stolze Veste dem Verfall preisgegeben.
Schloss Runding nach einem Stich von Michael Wening von 1721 - Vergrößern durch Anklicken!
Um die Gebäudesteuer zu umgehen, ließ ein privater Besitzer die Dächer abnehmen. Wind, Wetter und der wild wuchernde Bewuchs zogen das Mauerwerk immer mehr in Mitleidenschaft. 1990 war der Zerfall so weit fortgeschritten, dass nur noch ein paar traurige Mauerreste aus dem Gestrüpp ragten. Um wenigstens diese als Keimzelle und Wahrzeichen von Runding der Nachwelt zu erhalten, brachte die Gemeinde 1993 ein Projekt zur Instandsetzung auf den Weg. Mit tatkräftiger Unterstützung des 1996 gegründeten Vereins der Burgfreunde versuchte man zu retten, was noch zu retten war. Auf Initiative des Vereins wurden die Sicherungsmaßnahmen ab 1999 begleitet von archäologischen Maßnahmen. In elf Grabungskampagnen unter Leitung des Bamberger Mittelalterarchäologen Dr. Bernhard Ernst wurde schließlich die 5.300 Quadratmeter große Hauptburg komplett freigelegt und instandgesetzt. Und so besitzt Runding heute die größte flächig freigelegte Burgruine in ganz Bayern. Als Archäologisches Freilichtmuseum stellt die Anlage seit 2012 ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Gäste dar. Darüber hinaus dient sie als Lernort für Schulklassen, Stätte der Begegnung und attraktive Kulisse für kulturelle Veranstaltungen. (Aus der Webseite der Burgfreunde Runding)
Mehr zur Geschichte und der Sanierung erfahren Sie auf der genannten Webseite (mit Klick auf:) Burgfreunde Runding (burgfreunde-runding.de)
INFO Exkursion:Burgruine Runding:
Freitag, 16. Juli, 15.00 Uhr, Abfahrt mit PKW ab Pfarrkirche Mitterfels in der Lindenstraße.
Wir besichtigen in Runding die in ihren Grundfesten sehr gut erhaltene Burg in der Cham-Further-Senke. Ein kurzer Abstecher ist dann auch noch geplant zur ehemaligen – in den 60er und 70er Jahren sehr populären Liederbühne „Robinson“ - die auch schon „Ruine“ ist. Der idyllische Blaubergsee ist gleich in der Nähe. Am Fluss Regen, in Chamerau, bietet sich dann eine Abendbrotzeit an.
Alles wird mit dem Auto erreicht.
Info und Begleitung: Martin Graf
P.S.: Wir fahren schon eine Stunde früher als bisher angekündigt, weil es im Biergarten am Regen am späteren Abend schwierig ist zu reservieren.
Exkursion Burg Runding (Archäologisches Freilichtmuseum) - Geschichte - Fotostrecke
Burg Runding. Zeitreise durch 800 Jahre
Jahrhunderte hindurch war Runding die größte und mächtigste Burg im Bayerischen Wald. Wo einst die alten Ritter hausten, edle Herren Hof hielten und ihren Besitz verwalteten, kann sich heute der Besucher auf eine spannende Zeitreise durch 800 Jahre begeben. Die als Freilichtmuseum gestaltete Burgruine gewährt Einblicke ins Leben auf einer mittelalterlichen Befestigungsanlage und in die Geschichte ihrer Besitzer. Beim Rundgang durch die weitläufige Anlage wird aber die bauliche Entwicklung nachvollziehbar: von der Gründung der Burg über den Ausbau zur Schlossanlage bis zum Verfall.
Archäologisches Freilichtmuseum Burg Runding (Quelle: Info-Tafel) - Vergrößern durch Anklicken!
Die Anfänge der Burg Runding reichen tausend Jahre zurück. Erbaut wurde sie von der weitverzweigten Familie der Runtinger, die erstmals um 1118/19 urkundlich erwähnt ist. Die Runtinger waren Dienstmannen der Markgrafen von Cham, ab 1204 der Wittelsbacher Herzöge. Sie gehörten sogar zur Reichsministerialität und stiegen in den Niederadel auf. Als sich zwei Zweige der Familie den Besitz teilten, wurde Runding zur Doppelburg mit zwei Wohntürmen und zwei Toranlagen.
Bestandsplan (Landesamt für Denkmalschutz) - Vergrößern durch Anklicken!
Finanzielle Schwierigkeiten zwangen die Runtinger im 14. Jahrhundert wiederholt zum Verkauf von Teilen der Burg. 1410 verkaufte Heinrich Runtinger schließlich sein Drittel an Herzog Johann III. von Niederbayern-Straubing-Holland, das dieser 1415 seinem Schatzmeister und Viztum (Stellvertreter) Heinrich II. Nothafft Wernberg übertrug. Der vermögende Angehörige der aus dem Egerland stammenden Familie hatte 1413 schon die anderen Anteile erworben. Er und seine Nachfahren bauten die Burg Runding zu einem prächtigen Schloss aus. Das Blatt wendete sich, als sich die Nothafft den gegen den Herzog gerichteten Adelsbünden anschlossen. Unter Heinrich VI. begann auch wegen zahlreicher nicht beglichener Darlehen an die Pfälzer Wittelsbacher der finanzielle Abstieg. 1549 erwarb Ludwig VII. von Eyb Schloss Runding für 34.000 Gulden.
Zeichnung von Philipp Wehner, 1750 - Vergrößern durch Anklicken!
Kolorierter Stahlstich von J. G. F. Poppel, 1846 - Vergrößern durch Anklicken!
Das fränkische Geschlecht konnte sich aber nur 70 Jahre halten: Durch Heirat und Kauf kamen 1629 die Nothafft an ihren alten Familienbesitz. Der Wiedererwerb stand allerdings unter keinem guten Stern, denn der Dreißigjährige Krieg forderte seinen Tribut. Unter der Last der Schulden vermachte Johann Heinrich Franz Emanuel 1730 Runding dem Deutschen Orden, ehe 1759 das Reichskammergericht Josef Anton Cajetan Nothafft von Weißenstein aus der freiherrlichen Linie das Erbe der gräflichen Nothafft zusprach.
Ihm folgte sein Neffe Maximilian Cajetan. Mit dessen Söhnen Wilhelm Cajetan und Carl Philipp Franz de Paula endete die mehr als 400 Jahre währende Zeit der Nothafft in Runding. Letzterer musste den mit 294.259 Gulden belasteten Besitz 1829 an den Staat verkaufen, der ihn seinerseits 1832 an den Münchner Hofbankier Jakob von Hirsch weiterveräußerte. Das Interesse des Spekulanten galt einzig den Ländereien, das Schloss ließ er verfallen. Von seinen Erben übernahm 1858 die Familie des Schlossbauern Schätz eine Halbruine. Um die Gebäudesteuer zu umgehen, ließ der neue Eigentümer die Dächer abtragen. Die einstürzenden Mauern dienten den Dorfbewohnern fortan als Baumateriallager, der Verfall war nicht mehr aufzuhalten. Nach 1919 mehrfach wechselnde Besitzer und zwei gescheiterte Wiederaufbauversuche taten ein Übriges. Seit 1934 befindet sich die Ruine im Eigentum der Familie Amberger.
Ersten Erhaltungsmaßnahmen 1958 folgte ab 1993 unter Trägerschaft der Gemeinde Runding, ab 1996 unterstützt durch den Verein der Burgfreunde Runding e.V., die Sicherung und Sanierung der verbliebenen Mauern vor allem auf der vom Bewuchs befreiten Hauptburg. Von 1999 bis 2011 wurden die Sanierungsmaßnahmen von archäologischen Grabungen begleitet: Unter der Leitung des Bamberger Mittelalterarchäologen Dr. Bernhard Ernst wurde die Hauptburg vollständig freigelegt.
Mit gut 5.000 Quadratmetern ist Runding heute die größte flächig freigelegte Burgruine in ganz Bayern. Auf dem einheitlich wiederhergestellten Laufniveau der letzten Nutzung um 1830 kann der Besucher das Gelände auf eigene Faust erkunden. Orientierung beim Rundgang bietet die anschauliche Beschilderung der einzelnen Gebäudeteile. Neben Angaben zur Baugeschichte und zur früheren Nutzung enthalten die Info-Tafeln auch Grabungsbefunde, Hinweise zu den begleitenden Funden, Rekonstruktionszeichnungen und historische Abbildungen. Mit etwas Fantasie kann so vor den Augen des Betrachters das einstige Schloss in seiner alten Pracht wiedererstehen.
Blick auf Wohnturm und Palas (Foto: ft) - Vergrößern durch Anklicken!
Als Archäologisches Freilichtmuseum ist die Burgruine Runding seit 2012 eine viel besuchte Attraktion, Stätte der Begegnung sowie Schauplatz geselliger und kultureller Veranstaltungen.
Fotostrecke "Exkursion Burg Runding" (Bildarchiv Herwig Hoinkes und Franz Tosch)
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