Glossen, Realsatire & Co.
Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
Wer den Jahrband 22/2016 des Mitterfelser Magazins in die Hand nimmt, ist zunächst überrascht und wird dann neugierig: Das Titelbild zeigt eine einfache Bäuerin im bunten Kittelschurz, im Hintergrund an der Stallwand das Milchgeschirr, am linken Bildrand wie ein Schatten der Bauer. Was so fasziniert, ist das Gesicht der Zenz, wie sie dasteht, strahlend in ihrer selbstverständlichen Weiblichkeit. Dass sie ein Gewehr in der Hand trägt, macht neugierig. Das Bild und die dazugehörige Geschichte hat Birgit Mühlbauer, eine der Autorinnen des Magazins, geschrieben und ins Bild gesetzt.
Das Mitterfelser Magazin, herausgegeben vom Arbeitskreis (AK) Heimatgeschichte Mitterfels, ist ein anspruchsvolles Kulturmagazin mit heimatkundlichen, wissenschaftlichen, aber auch unterhaltsamen Beiträgen und einer Menge farbiger Bilder in hoher Qualität. Mit dem Untertitel „Gestern – heute – morgen“ bietet es 49 unterschiedliche Beiträge über das Geschehen in Mitterfels, den Nachbargemeinden und darüber hinaus, verfasst von 32 Autoren auf 172 Seiten. Dank Sponsoren und dank der ehrenamtlichen Autorenarbeit kommt das Heft ganz ohne Werbung aus. Hier muss Franz Tosch besonders erwähnt werden. Als Layouter hat er Texte, Bilder und Schriften meisterlich ins rechte Licht gerückt.
Einer der Schwerpunkte des neuen Heftes ist, aus aktuellem Anlass, das Thema Krieg, „Vertreibung und Migration – gestern und heute“. Hier hat Wolfgang Hammer einmal die Ursachen von Kriegen dargelegt und, als aktives Mitglied des Helferkreises Asyl in Mitterfels, zum anderen die Situation der Asylsuchenden beschrieben. Stellungnahmen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, ein Gedicht von Ahmad Almahmoud und viele aktuelle Bilder machen den Bericht so lebendig.
Im Magazin kommen aber auch deutsche Flüchtlinge zu Wort, die 1945 Kriegselend und Vertreibung erleiden mussten und in Mitterfels eine neue Heimat fanden wie die Mutter von Alois Kallus, die mit fünf Kindern flüchten musste.
Albert Dietl war der jüngste Bürgermeister in Bayern
Auf die Situation in den Mitterfelser Nachkriegsjahren geht Alois Bernkopf ein, und Albert Dietl und Franz Riepl schildern, wie tatkräftig drängende kommunale Probleme in den Nachkriegsjahren gelöst wurden. Der Mitterfelser Albert Dietl war 1947 jüngster Bürgermeister in Bayern. Anschaulich, weil reich bebildert, schildert Herbert Becker die Griechenlandbegeisterung der Bayern unter König Otto im 19. Jahrhundert und ihre Spuren.
Nicht nur für Mitterfelser interessant sind die „Mitterfelser Telefongeschichten“ von Günter Spießl, angefangen bei der Fernsprechhistorie über die „Fräuleins vom Amt“ in Mitterfels bis hin zur modernen digitalen Vermittlungstechnik. Immer sind die Heftbeiträge von kleinen Kuriositäten belebt wie in der Geschichte des Radlvereins: „Man konnte einen Kurs im Radfahren machen und es gab ein Verbot des Velocipedes für Cleriker“, erzählt Michael Westerholz.
Familie Holmer in Bernried um 1930: Ihr ganzer Stolz waren die Fahrräder für die beiden erwachsenen Söhne. (Foto: Sammlung Westerholz)
Auch die Gegenwart kommt nicht zu kurz: Berichtet wird über die renovierte Friedhofskirche, die Krippenausstellung im Burgmuseum, das Schulprojekt „Unsere Burg Mitterfels“ und die Renovierung der Bronzeplastik auf dem Haselbacher Kriegerdenkmal.
Edda Fendl erinnert an das Frauenschicksal von Karolina Simeth, und Susanne Liebl, Franz Wartner und Heribert Brands beschreiben die Entwicklung der Apotheke Sankt Georg. 25 Jahre Wohngemeinschaft Sankt Hildegard im alten Pfarrhof Haselbach, die Veränderung von Mitterfelser Ortsteilen (Herwig Hoinkes) und das Ende der 90-jährigen Mühlenära der Straubinger Hackermühle (Gertrud Graf) sind weitere Themen.
Martin Graf wirft einen Blick auf das Wetter und Claus-Bernhardt Weber thematisiert, dass Holz nicht nur zum Bauen und Heizen gut ist. Wie immer kommt auch der bayerische Dialekt nicht zu kurz: Uriges Bayerisch übersetzt Sigurd Gall ins Schriftdeutsche, und Reinhard Wittmann spürt dem galoppierenden Verfall der Dialekte nach. In diesem Zusammenhang tauchen noch einmal die Träger der „Bayerischen Sprachwurzel“ von Sepp Obermeier auf.
Ein Heft voll lebendiger Geschichte
Viele kleine „geschichtliche Kostbarkeiten“ sind außerdem zu finden: Gedichte von Birgit Mühlbauer und Josef Fendl, ein Bildersuchrätsel von Alex Kutzer, und Edda Fendl und Sigurd Gall erzählen von einem Entlassungszeugnis aus dem Jahr 1888 und von Einträgen in ein Gebet- und ein Kochbuch. An eine Grabplatte von Wolfgang Paur wird erinnert und an den Lichtmesstag. Dieses und noch viel mehr ist zu finden in diesem Heft voller lebendiger Geschichte. Es lohnt sich, in Ruhe im Mitterfelser Magazin zu schmökern und sich verzaubern zu lassen.
Das Magazin liegt in der Gemeindeverwaltung, in Mitterfelser Banken, bei Schreibwaren Stolz, bei der Raiffeisenbank Falkenfels, in der Buchhandlung Winkelmeier (Bogen) und im Antiquariat Stöcker (Straubing) auf und kann bei Alois Bernkopf, Pointstraße 7, Mitterfels, ebenfalls erworben werden. Infos unter ak-heimatgeschichte.mitterfels-online.de.
Quelle: Elisabeth Röhn
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